
Von Caminante Wanderer*
Don Vetusto, ein Leser des Blogs, schickte mir die folgende „Karte“ der Kardinäle, die ein mehr als interessantes graphisches Instrument zum Verständnis des Konklaves ist. Ich stimme nicht mit allen Zuordnungen überein, die er vornimmt, aber es ist sicherlich ein nützliches Instrument.
Operatio sequitur esse, sagt der philosophische Grundsatz. Das Handeln folgt dem Sein; wie man ist, so handelt man, und so sind die Früchte dessen, was man gesät hat. Der Samen eines Birnbaums wird unweigerlich einen anderen Birnbaum hervorbringen und niemals eine Nelke. Papst Franziskus hat sich während seines Pontifikats der Aussaat von Chaos gewidmet, dem „Durcheinander“, das er in einer bereits angeschlagenen Kirche angerichtet hat. Es war daher nicht nur vorhersehbar, sondern auch notwendig, daß das Konklave, das auf seinen Tod folgte, ebenso chaotisch sein würde wie sein Pontifikat. Und das ist es, was wir sehen und was die Kardinäle erleben.
Wenn wir unsere Wünsche, unser Wunschdenken, das ich so gerne habe, beiseite lassen, wenn wir versuchen, grob realistisch zu sein und uns auf die zuverlässigsten Medien in Rom stützen (ich hebe unter anderem The Pillar hervor), können wir sagen, daß die Progressiven genauso desorientiert sind wie die Konservativen. Und so mancher Trost ist der Trost der Narren…, doch die Situation ist nun einmal so, nämlich festgefahren. Die Favoriten haben ihre Obergrenze erreicht:
- Pietro Parolin wird nicht mehr als fünfzig Stimmen bekommen. Die Konservativen sind nicht bereit, sie ihm für Zugeständnisse zu gegeben, von denen sie wissen, daß er sie niemals einhalten würde.
- Luis Antonio Tagle kommt nicht über vierzig Stimmen hinaus und Peter Erdö nicht über dreißig. Das ist die Realität, über die sich mehr oder weniger alle einig sind. Folglich wird der nächste Papst ein Konsenskandidat sein, d. h. ein gemäßigter, der entweder mehr nach links oder rechts tendiert, was wir sehen werden, oder der sich in einer Schwankung befindet, die es nicht erlaubt, seine Neigungen mit Sicherheit zu bestimmen.
Die Versuchsballons, die zur Profilierung eines Kandidaten gestartet wurden, sind systematisch zerplatzt:
- José Tolentino Calaça de Mendonça steht Franziskus und Tucho [Victor Manuel Fernández].… zu nahe;
- Robert Prevost, der von den Progressiven wie ein Zugeständnis an die Mäßigung präsentiert wurde, hat seine Karriere verloren, als Fälle bekannt wurden, daß Mißbrauchs-Priester während seiner Laufbahn gedeckt wurden. Dieser Makel verhindert, daß er eine Chance hat.
- Der aus Marseille stammende Jean-Marc Aveline hat bessere Chancen: Er ist zwar in umstrittenen Fragen wie der Migration ein Bergoglianer, aber in der Lehre ist er orthodoxer, als man denkt, und interessanterweise ein Beschützer der traditionellen Messe: Er selbst hat sie bei mehreren Gelegenheiten zelebriert, auch nach Traditionis custodes. Er könnte Stimmen aus verschiedenen Spektren erhalten, wenn auch vielleicht nicht dem äußersten, aber vielleicht genug, um 89 Stimmen zu erreichen. Zudem – und das ist nur eine persönliche Anmerkung – ist er ein Pied noir, und das macht ihn sympathischer als den durchschnittlichen Franzosen.
Natürlich sind das nicht die einzigen Namen, und sie werden es auch nicht bleiben.
- Dominique Mamberti zum Beispiel wird erwähnt, der eine sehr akzeptable Option wäre – und daher schwerlich von den Progressivsten akzeptiert werden könnte – und der Name von Pierbattista Pizzaballa schwebt durch die Korridore, obwohl viele seine Jugend fürchten, aber, sollte sich das Konklave zu lange hinziehen, würde man seinen Namen sicherlich auf den Wahlzettel setzen.
Fazit? Mehr denn je weiß niemand, wer gewählt werden wird. Und damit meine ich nicht, wie ein frommer Neokonservativer sagen würde, daß derjenige gewählt wird, den der Heilige Geist will. Aber der Auserwählte wird zweifellos derjenige sein, den Gott zum Wohle seiner Kirche zuläßt, selbst auf eine Art und Weise, die unserem armen menschlichen Verstand höchst unergründlich ist.
Viele von uns Katholiken haben zwölf Jahre in der Wüste verbracht, die manchmal sehr trocken war, und es ist natürlich, daß wir uns wünschen, eine Oase zu erreichen und ein wenig auszuruhen, aber es ist nicht an uns, diesen Moment zu bestimmen. Zum Ausruhen ist das ewige Leben da.
Aber es geht hier nicht um eine persönliche Frage der Ruhe oder um unser Leiden. Es geht um das Leiden der Kirche, der Braut des Lammes, das schmerzt und für dessen Verhinderung wir kämpfen, kurz gesagt, für den Triumph der Wahrheit unseres Herrn. Aber, wie wir wissen, hängt der Triumph nicht von uns ab, sondern von Ihm. Es geht nicht darum, wie Petrus zu sein und jedem Tempelwächter des Hohenpriesters, der unseren Weg kreuzt, die Ohren abzuschneiden, denn das macht keinen Sinn. Der Herr verfügt über alle Mittel, damit die Kirche in der Welt wieder leuchten kann und damit Sein Stellvertreter ein heiliger Mann und kein Unruhestifter ist. Ihm kommt also diese Aufgabe zu, uns in diesen Tagen das Gebet.
*Caminante Wanderer, argentinischer Blogger und Philosoph

Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Caminante Wanderer