
In Argentinien kam es dieser Tage zu einer Polemik, die trotz der Entfernung des lateinamerikanischen Landes auch für Europa von Interesse ist. Zum einen, weil das Thema uns genau so betrifft wie Argentinien und jedes andere Land der Welt, zum anderen, weil Argentinien die Heimat von Papst Franziskus ist und der Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität des Landes im Mittelpunkt der Polemik steht und die bergoglianische Führung der Argentinischen Bischofskonferenz wohl maßgeblich in den Verlauf der Polemik involviert ist.
Der Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien (UCA), Miguel Ángel Schiavone, Arzt, Gesundheitsökonom und Laie, hielt am 25. März, der in Argentinien als Tag des ungeborenen Kindes begangen wird, bei einer offiziellen Veranstaltung des Senats des argentinischen Parlaments eine Rede, in der er auf den demographischen Winter aufmerksam machte, der im 21. Jahrhundert über Argentinien hereingebrochen ist. Als Grund dafür nannte er unter anderem, daß die Frauen in der Arbeitswelt Karriere machen oder aus ökonomischen Gründen in diese hineingepreßt wurden und daß sie sich zu sehr sportlichen und anderen Freizeitaktivitäten widmen würden. Die Eingliederung von Frauen in die Arbeitswelt nannte er einen demographischen „Mißerfolg“. Die Folge war ein empörter Aufschrei der feministischen Linken. Die breite Öffentlichkeit bekam von der ganzen Sache kaum etwas mit, was die Sache nicht besser, sondern schlimmer macht, denn der Rektor erhielt keine Unterstützung durch die Universitätsgremien und die für die Universität zuständige Argentinische Bischofskonferenz. Schließlich ruderte Schiavone zurück und entschuldigte sich drei Tage später für seine Aussage. Nun erhielt der Rektor erleichterten Zuspruch von den Bischöfen. Daraus folgt, daß die politische Linke gar keinen großen öffentlichen Aufstand mehr inszenieren muß, weil Teile der Kirche geistig so korrumpiert sind, daß sie der linken Position zuneigen und von sich aus den nötigen Druck auf „Abweichler“ aufbauen und diese disziplinieren.
Das Beispiel zeigt auch, wie entscheidend der Erfolg von Staatspräsident Javier Milei für die Zukunft des Landes ist. Es ist bekannt, daß die Mainstream-Vertreter in Politik und Medien nur darauf lauern, ihn stürzen zu sehen. Gelingt es Milei, die Armut weiterhin so erfolgreich zu reduzieren wie in seinem ersten Amtsjahr und den Lebensstandard der Menschen zu heben? Wird eine solche Entwicklung aber ausreichen, um die Frauen und Paare anzuhalten, mehr Kinder zur Welt zu bringen bzw. zu zeugen?
Ein Blick in die Volksrepublik China läßt Zweifel aufkommen. Dort wurde vom totalitären Regime zur Verhinderung einer angeblichen „Überbevölkerung“ 1979 die Ein-Kind-Politik eingeführt und drakonisch durchgesetzt. Eine Generation später, 2015, beendete das Regime diese Politik, weil sie eingestehen mußte, daß der von oben erzwungene Geburtenmangel zu einer rapiden und massiven Überalterung führt. Das Regime begann die Paare anzuhalten, zwei oder drei Kinder zu bekommen. Zehn Jahre später zeigt sich jedoch, daß die umerzogenen Frauen (und Männer) trotz geänderter Regierungspolitik keine Kinder mehr bekommen wollen. Das sind die Defizite und Grenzen eines totalitären Regimes, das alles, selbst die Geburten, staatsdirigistisch zu lenken versucht. Offensichtlich muß eine Geburtenförderung also mit einem echten familienfreundlichen Klima, aber auch echter Freiheit einhergehen.
Doch zurück zu Argentinien und der aktuellen Polemik, mit der sich der argentinische Blogger und Philosoph Caminante Wanderer befaßt:
Die Entschuldigung des Rektors der Päpstlichen Katholischen Universität und die Zufriedenheit der Progressiven
Von Caminante Wanderer*
Der Walzer von Dr. Miguel Ángel Schiavone, Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität Argentiniens (UCA), blieb ziemlich unbemerkt, abgesehen vom Gegacker des agonisierenden progressiven Journalismus. Unter diesem Link können Sie nachlesen, was passiert ist und einige Überlegungen verdient.
Ich glaube nicht, daß es angebracht ist, über das Verhalten von Dr. Schiavone zu urteilen. Es ist sehr einfach zu sagen, daß er „ein Feigling ist“, wie es bereits gesagt wurde. Die Wahrheit ist, daß ein Feigling nicht gesagt hätte, was er im Senat gesagt hat. Und ich glaube nicht, daß seine Entschuldigung für diese Äußerungen ohne weiteres der Feigheit zugeschrieben werden kann; ich würde der Zurückhaltung eine Chance geben. Das Amt, das er innehat, unterliegt nicht nur dem Druck, sondern auch den Anweisungen der Kommission der Bischofskonferenz für die UCA, der derzeit unter anderem Msgr. Jorge García Cuerva (Erzbischof von Buenos Aires) und Msgr. Marcelo Colombo (Erzbischof von Mendoza) angehören. Weil ich mit der Art und Weise vertraut bin, in der sich diese mittelmäßigen Subjekte bewegen, und es mich nicht überraschen würde, wenn Kardinal Tucho Fernández sich ihnen als ehemaliger Rektor der UCA angeschlossen hat, wage ich zu behaupten, daß sie es waren, die von Schiavone die Entschuldigung verlangt haben. Einige werden sagen: „Er hätte nicht zustimmen dürfen, sie zu unterzeichnen, selbst wenn dies seinen Rücktritt zur Folge hätte“. So einfach ist das nicht; hier ist Vorsicht geboten, und ich ziehe es vor, jemandem zu vertrauen bis zum Beweis des Gegenteils. Es ist nicht leicht, sich den unfairen Cliquen zu widersetzen.
Was darüber hinaus auffällt, ist der „Mangel an Konsequenz“, wie man heute sagt, in der Entschuldigungsnote. Ich meine damit nicht die Entschuldigung für etwas, das er für einen Fehler hält oder halten mußte. Jeder Mensch kann einen Fehler machen, und es gehört zum guten Ton, sich zu entschuldigen. Was ich wirklich ernst finde, ist der Ausdruck „Ich entschuldige mich bei allen Frauen“, und zwar in zweifacher Hinsicht.
Die erste ist logischer Natur: Sich bei „Frauen“ zu entschuldigen ist so, als würde man sich bei der Menschheit entschuldigen, oder bei den Eskimos oder Neandertalern. Die Vergebung setzt eine persönliche Beziehung voraus: der Gekränkte, der schließlich verzeiht, und der Täter, der sich entschuldigt. In jedem Fall kann sie sich auf eine bestimmte und spezifische Gruppe beziehen, die im gemeinsamen Einvernehmen Vergebung gewährt. Aber wie können „die Frauen“ vergeben? Das ist unmöglich, daher ist es vor allem demagogisch. Es ist einfach eine Inszenierung, die nichts anderes bewirkt, als dem, der sich entschuldigt, das Gesicht zu waschen, wenn es schmutzig war, ohne daß es für ihn große Konsequenzen hat.
Zu Schiavones Verteidigung muß gesagt werden, daß es Johannes Paul II. war, der in der Kirche mit einer solchen Dummheit begann, als es ihm in den Sinn kam, links und rechts um Vergebung zu bitten, um sich bei der „korrekt“ denkenden Presse gut darzustellen, und dann folgte Franziskus, der den Amazonas und die kanadischen Indianer um Vergebung bat. Interessant ist besonders dieser letzte Fall, denn Bergoglio demütigte und besudelte ad frustram den Namen von Tausenden von Priestern und Ordensfrauen, die in Kanada ihr Leben für das Evangelium gaben, denn die Sünden, für die er sich entschuldigte, hat es nie gegeben, wie wir vor kurzem erfuhren.
Andererseits macht die Entschuldigung bei „den Frauen“ zahllose Frauen unsichtbar oder, schlimmer noch, demütigt sie, jene, die den angeblichen Fehler Schiavones freudig verkörperten und in ihrem Leben verkörpern. Er entschuldigte sich für die Behauptung, daß die Berufstätigkeit und die sportlichen Aktivitäten der Frauen zu weniger Kindern geführt haben, weil diese beiden Aktivitäten die Zeit und das Geld verbrauchen, die für den Nachwuchs nötig wären. Viele Frauen habe sich nämlich für ersteres entschieden. Meine Mutter, meine Tanten und meine Großmütter, bis hin zur zehnten Generation, dachten nie daran, „zu arbeiten“, geschweige denn „Sport zu treiben“. Sie widmeten sich der Erziehung ihrer Kinder, der Ausbildung und der Aufrechterhaltung eines patriarchalischen Heims (sagen wir es der Einfachheit halber so, um die Bourgeois zu ärgern). Und sie waren immer sehr glücklich und erfüllt in diesem Leben. Außerdem habe ich viele, viele junge Freunde, deren Frauen trotz Studium und Hochschulabschluß glücklich in demselben Beruf tätig sind (denn um einen solchen handelt es sich), in dem schon meine Großmütter tätig waren, und sie danken Gott, daß sie nicht jeden Tag in einer Bank oder einem Krankenhaus arbeiten müssen. Und sie sind Frauen. Es sind die Frauen, die Dr. Schiavone in seiner Vergebungsbitte nicht berücksichtigt hat, und sie wurden gedemütigt, denn es ist leicht zu schlußfolgern, daß es für Frauen sehr gut ist, zu arbeiten und ins Fitnesstudio zu gehen, daß es aber sehr schlecht ist, wenn sie sich ihrem Haus voller Kinder widmen.
Aber das Schlimmste ist, daß Dr. Schiavone und mit ihm die Hierarchie der argentinischen Kirche, die nichts zu seiner Verteidigung gesagt hat, um Vergebung für etwas bittet, das nicht nur gut, sondern auch offensichtlich ist. Das heißt, er bittet um Vergebung für die Realität. Das ist so, als würde man um Vergebung bitten, weil die Sonne scheint oder weil das Wasser naß ist.
Die westliche Welt befindet sich in einer sehr ernsten Situation, die vor allem in Europa zu beobachten ist: Frauen bekommen keine Kinder mehr, um stattdessen „Arbeit zu finden“ und sich dem Sport und der Freizeit zu widmen. Gleichzeitig kommt es seit Jahrzehnten zur konstanten Einwanderung muslimischer Frauen aus Afrika und Asien. Und sie haben Kinder. Das Ergebnis ist, daß Städte wie Paris und London bald muslimisch sein werden. Dieses Video (falls Sie bei Instagram sind) ist schockierend. Es handelt sich ohne Umschweife um eine neue barbarische Invasion. Die Römer, die sehr ruhig und bequem waren, haben nicht bemerkt, daß sie überfallen wurden. Dann war es zu spät, und ohne die irischen Mönche hätten Frankreich und Deutschland nie zum christlichen Glauben zurückgefunden.
Aber schauen Sie sich an, was in Argentinien passiert. Es ist eine empirische Tatsache, daß viele öffentliche Schulen in diesem Land begonnen haben, ihre Türen oder ihre ersten Klassen zu schließen, was allmählich zu ihrem Aussterben führen wird. Und der Grund dafür ist, daß sie keine Schüler haben. Es gibt nicht genug Kinder in den Städten, um das Angebot zu sichern. Und die harten Daten, die vor einigen Wochen bekannt wurden, sind sehr beunruhigend. Im Jahr 2014 gab es in Argentinien 777.012 Geburten, während diese Zahl bis 2022 auf 495.295 sank, was einem Rückgang von 36 Prozent in nur acht Jahren entspricht. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Gesamtfruchtbarkeitsrate (TFR) wider. In der autonomen Stadt Buenos Aires beispielsweise sank die TFR von 1,86 Kindern pro Frau im Jahr 2006 auf 1,09 im Jahr 2023 und damit auf den niedrigsten Stand in der Geschichte der Stadt. Auf nationaler Ebene wird die Zahl der Geburten im Jahr 2023 auf etwa 460.902 geschätzt, was einen Rückgang von 7 Prozent gegenüber 2022 und einen Rückgang von mehr als 40 Prozent gegenüber 2014 bedeutet.
Ist uns klar, was das bedeutet? In nur zehn Jahren sind die Geburten um 40 Prozent zurückgegangen. Und das ist nicht nur die sehr konkrete Vorankündigung des Untergangs eines Landes, eine Formulierung, die manche vielleicht noch romantisch finden mögen, sondern es stellt ein sehr ernstes wirtschaftliches Problem dar: Wer wird in zwanzig Jahren die Renten bezahlen? Wie wird das Gesundheitssystem finanziert werden? Es ist eine ganz einfache mathematische Rechnung: Eine kleine Masse von Beitragszahlern kann unmöglich eine große Masse von älteren Menschen im Ruhestand finanzieren.
Angesichts dieser äußerst ernsten Situation gibt es nur eine Lösung: Die Familien müssen ermutigt werden, Kinder zu bekommen, und zwar viele Kinder, und dazu ist es notwendig, die „Eingliederung in die Arbeitswelt“ und die „Ausübung von Sport“ durch Frauen nicht mehr zu fördern, die jenseits der pathologischen Selbstwahrnehmung die einzigen sind, die Kinder zur Welt bringen können. Und das ist es, was Miguel Ángel Schiavone im Senat gesagt hat und wofür er sich entschuldigen mußte, obwohl das, was er gesagt hatte, dem gesunden Menschenverstand entspricht.
Ich möchte klarstellen, daß die Anzahl der Kinder der einzelnen Frau eine Frage der Vernunft ist. Vor allem möchte ich aber auch klarstellen, daß ich der Meinung bin, daß Familien viele Kinder haben sollten – auch wenn wir Erwachsenen ihr Weinen und Schreien während der Messe ertragen müssen – und zwar aus ganz anderen Gründen als den oben genannten. Große Familien sind die beste Umgebung, um Glauben, Kultur, Moral und Traditionen weiterzugeben. Sie sind auch die einzige Möglichkeit, die demografische, kulturelle und geistige Kontinuität angesichts des Niedergangs der westlichen Zivilisation zu gewährleisten.
*Caminante Wanderer, argentinischer Blogger und Philosoph
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Senado Argentina (Screenshot)
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