
Zum Frühlingsbeginn wurde am 21. März in Rom ein neues Buch von Papst Franziskus vorgestellt, dessen Titel bereits auf den eigentlichen Autor verweist, der auch persönlich anwesend war: Kardinal Victor Manuel „Tucho“ Fernández, der Präfekt des römischen Glaubensdikasteriums und – guarda caso (welch ein Zufall), wie man in Rom sagt – seit Jahrzehnten Bergoglios Ghostwriter.
Franziskus befindet sich bereits den 37. Tag im Krankenhaus. Die Ärzte enthalten sich der Prognose. Solange das Kirchenoberhaupt aber noch lebt, könnten Dekrete und andere Entscheidungen aller Art unterzeichnet werden, notfalls mit sogenannten Autopen, also Unterschriftenautomaten, wie dies offenbar in der letzten Zügen von Joe Bidens Amtszeit als US-Präsident der Fall gewesen sein soll.
Gestern wurde im Palazzo del Commendatore im Ospedale Santo Spirito nahe dem Vatikan, dem ältesten, seit 1350 Jahren durchgehend operativen Krankenhaus der Welt, ein neues Franziskus-Buch präsentiert. Die Vorstellung erfolgte durch den Jesuiten Pater Antonio Spadaro, der viele Jahre ein enger Vertrauter von Franziskus als Chefredakteur der wichtigsten Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica war. 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Untersekretär des römischen Dikasteriums für Kultur und Bildung.

Das Buch trägt den Titel „Viva la poesia“, „Ein Hoch auf die Poesie“, „Es lebe das Gedicht“. Als Autor wird Papst Franziskus ausgewiesen, Herausgeber ist P. Spadaro und die Präsentation erfolgte durch ein Gespräch Spadaros mit Kardinal Tucho Fernández – zu welchem der Titel wesentlich besser paßt – und der Dichterin und Schriftstellerin Maria Grazia Calandrone, Finalistin des 77. Strega-Preises. Durch die Vorstellung führte Andrea Monda, der Chefredakteur des Osservatore Romano.
Von Pater Spadaro stammt die Einführung zum „existentiellen Verhältnis von Papst Franziskus und der Literatur“. Kardinal Fernández sagte: „Eines der Themen, die mich an Jorge Bergoglio gebunden haben, seit ich mit ihm zu sprechen begonnen habe, war die Vorliebe für die Lektüre und die Wertschätzung der Poesie“.
Der Kardinal und Ghostwriter bot nicht nur interessante Einblicke, sondern auch einen Hinweis auf die tatsächliche Autorenschaft:
„Ich weiß, daß in einigen schwierigen Momenten im Leben von Bergoglio, wie es auch dieser vergangene Monat gewesen sein wird, wie ich annehme, die Poesie eine Oase war, ein Licht, das sich in der Finsternis entzündet – in verschiedenen Momenten seines langen Lebens. Das gleiche ist auch mir geschehen.“
Der Kardinal zitierte dann aus dem Franziskus-Text des Buches, den er als „Realismus“ bezeichnete, der imstande sei „die Wunden des menschlichen Herzens zu berühren“:
„Wenn wir nicht einmal im Gebet die Ruhe der Seele finden können – wenn nicht einmal im Gebet! –, kann uns ein gutes Buch zumindest helfen, den Sturm zu überdauern. Und vielleicht hilft uns diese Lektüre, neue innere Räume zu öffnen.“
Franziskus, so Tucho Fernández, lege sein besonderes Schwergewicht auf die „sozialen Poeten“. So bezeichne er jene Sozialbewegungen, die sich für die sozialen Rechte einsetzen als „soziale Poeten“.
Am Rande der Buchpräsentation sprach Kardinal Fernández, der engste Vertraute von Franziskus, mit Journalisten und wurde dabei auch nach dem Gesundheitszustand des Papstes und dessen möglicher Rückkehr nach Santa Marta in den Vatikan gefragt. Dieser gab einige kryptische Antworten und sagte:
„Es wird Überraschungen geben.“
Auf die Frage, ob Franziskus zurücktreten könnte, verneinte dies der argentinische Kardinal mit den Worten: „Ich glaube nicht, nein.“ Wörtlich sagte Tucho Fernández zudem:
„Der Papst ist ein Mann der Überraschungen, und er wird in diesem Monat sicherlich viele Dinge gelernt haben, die ihm aus dem Hut springen werden, obwohl er weiß, daß dies eine sehr große Anstrengung für ihn bedeuten wird, ein schwieriger Moment, weiß ich, daß es für die Kirche und die Welt fruchtbar sein wird.“
Bezüglich des Gesundheitszustandes des Papstes verblüffte der Kardinal die Anwesenden, indem er seine Hoffnung zum Ausdruck brachte, daß Franziskus sich erholen könnte, „weil es ihm körperlich wirklich sehr gut geht“. Er fügte hinzu:
„Jetzt brauchen wir eine Rehabilitationsmaßnahme, denn nach einer langen Zeit mit hoher Sauerstoffzufuhr trocknet der Husten aus und man muß das Sprechen fast neu erlernen“.
Das Sprechen ermüde Franziskus sehr schnell, so der Kardinal.
Franziskus möchte gerne auf Ostern in den Vatikan zurückkehren, doch die Ärzte würden ihn nicht entlassen. Dazu sagte Tucho Fernández:
„Er hat seine Art zu leben, er will alles geben und die wenige Zeit, die ihm noch bleibt, will er nutzen, ‚nicht um sich zu kurieren‘.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/ASL Roma 1 (Screenshot)
Wer in der Kirche etwas “ aus dem Hut zaubert“ oder dies auch nur so benennt, hat keinen Glauben und wohl obendrein vergessen, dass nur Christus der Herr der Kirche ist. Fernandez wie Franziskus sind damit enttarnt – nicht zum ersten Mal.