„Es wird Überraschungen geben“

Ein neues Buch von Papst Franziskus


Vorstellung des Buches "Viva la poesia" von Papst Franziskus durch Andrea Monda (Osservatore Romano), Kardinal Tucho Fernández, Maria Grazia Calandrone und Pater Antonio Spadaro SJ (v. l.).
Vorstellung des Buches "Viva la poesia" von Papst Franziskus durch Andrea Monda (Osservatore Romano), Kardinal Tucho Fernández, Maria Grazia Calandrone und Pater Antonio Spadaro SJ (v. l.).

Zum Früh­lings­be­ginn wur­de am 21. März in Rom ein neu­es Buch von Papst Fran­zis­kus vor­ge­stellt, des­sen Titel bereits auf den eigent­li­chen Autor ver­weist, der auch per­sön­lich anwe­send war: Kar­di­nal Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez, der Prä­fekt des römi­schen Glau­bens­dik­aste­ri­ums und – guar­da caso (welch ein Zufall), wie man in Rom sagt – seit Jahr­zehn­ten Berg­o­gli­os Ghost­wri­ter.

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Fran­zis­kus befin­det sich bereits den 37. Tag im Kran­ken­haus. Die Ärz­te ent­hal­ten sich der Pro­gno­se. Solan­ge das Kir­chen­ober­haupt aber noch lebt, könn­ten Dekre­te und ande­re Ent­schei­dun­gen aller Art unter­zeich­net wer­den, not­falls mit soge­nann­ten Auto­pen, also Unter­schrif­ten­au­to­ma­ten, wie dies offen­bar in der letz­ten Zügen von Joe Bidens Amts­zeit als US-Prä­si­dent der Fall gewe­sen sein soll.

Gestern wur­de im Palaz­zo del Com­men­da­to­re im Ospe­da­le San­to Spi­ri­to nahe dem Vati­kan, dem älte­sten, seit 1350 Jah­ren durch­ge­hend ope­ra­ti­ven Kran­ken­haus der Welt, ein neu­es Fran­zis­kus-Buch prä­sen­tiert. Die Vor­stel­lung erfolg­te durch den Jesui­ten Pater Anto­nio Spa­da­ro, der vie­le Jah­re ein enger Ver­trau­ter von Fran­zis­kus als Chef­re­dak­teur der wich­tig­sten Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà Cat­to­li­ca war. 2023 ernann­te ihn Papst Fran­zis­kus zum Unter­se­kre­tär des römi­schen Dik­aste­ri­ums für Kul­tur und Bil­dung.

Das neue Buch von Fran­zis­kus über die Lyrik

Das Buch trägt den Titel „Viva la poe­sia“, „Ein Hoch auf die Poe­sie“, „Es lebe das Gedicht“. Als Autor wird Papst Fran­zis­kus aus­ge­wie­sen, Her­aus­ge­ber ist P. Spa­da­ro und die Prä­sen­ta­ti­on erfolg­te durch ein Gespräch Spa­da­ros mit Kar­di­nal Tucho Fernán­dez – zu wel­chem der Titel wesent­lich bes­ser paßt – und der Dich­te­rin und Schrift­stel­le­rin Maria Gra­zia Calan­dro­ne, Fina­li­stin des 77. Stre­ga-Prei­ses. Durch die Vor­stel­lung führ­te Andrea Mon­da, der Chef­re­dak­teur des Osser­va­to­re Roma­no.

Von Pater Spa­da­ro stammt die Ein­füh­rung zum „exi­sten­ti­el­len Ver­hält­nis von Papst Fran­zis­kus und der Lite­ra­tur“. Kar­di­nal Fernán­dez sag­te: „Eines der The­men, die mich an Jor­ge Berg­o­glio gebun­den haben, seit ich mit ihm zu spre­chen begon­nen habe, war die Vor­lie­be für die Lek­tü­re und die Wert­schät­zung der Poesie“.

Der Kar­di­nal und Ghost­wri­ter bot nicht nur inter­es­san­te Ein­blicke, son­dern auch einen Hin­weis auf die tat­säch­li­che Autorenschaft:

„Ich weiß, daß in eini­gen schwie­ri­gen Momen­ten im Leben von Berg­o­glio, wie es auch die­ser ver­gan­ge­ne Monat gewe­sen sein wird, wie ich anneh­me, die Poe­sie eine Oase war, ein Licht, das sich in der Fin­ster­nis ent­zün­det – in ver­schie­de­nen Momen­ten sei­nes lan­gen Lebens. Das glei­che ist auch mir geschehen.“

Der Kar­di­nal zitier­te dann aus dem Fran­zis­kus-Text des Buches, den er als „Rea­lis­mus“ bezeich­ne­te, der imstan­de sei „die Wun­den des mensch­li­chen Her­zens zu berühren“: 

„Wenn wir nicht ein­mal im Gebet die Ruhe der See­le fin­den kön­nen – wenn nicht ein­mal im Gebet! –, kann uns ein gutes Buch zumin­dest hel­fen, den Sturm zu über­dau­ern. Und viel­leicht hilft uns die­se Lek­tü­re, neue inne­re Räu­me zu öffnen.“

Fran­zis­kus, so Tucho Fernán­dez, lege sein beson­de­res Schwer­ge­wicht auf die „sozia­len Poe­ten“. So bezeich­ne er jene Sozi­al­be­we­gun­gen, die sich für die sozia­len Rech­te ein­set­zen als „sozia­le Poeten“.

Am Ran­de der Buch­prä­sen­ta­ti­on sprach Kar­di­nal Fernán­dez, der eng­ste Ver­trau­te von Fran­zis­kus, mit Jour­na­li­sten und wur­de dabei auch nach dem Gesund­heits­zu­stand des Pap­stes und des­sen mög­li­cher Rück­kehr nach San­ta Mar­ta in den Vati­kan gefragt. Die­ser gab eini­ge kryp­ti­sche Ant­wor­ten und sagte:

„Es wird Über­ra­schun­gen geben.“

Auf die Fra­ge, ob Fran­zis­kus zurück­tre­ten könn­te, ver­nein­te dies der argen­ti­ni­sche Kar­di­nal mit den Wor­ten: „Ich glau­be nicht, nein.“ Wört­lich sag­te Tucho Fernán­dez zudem:

„Der Papst ist ein Mann der Über­ra­schun­gen, und er wird in die­sem Monat sicher­lich vie­le Din­ge gelernt haben, die ihm aus dem Hut sprin­gen wer­den, obwohl er weiß, daß dies eine sehr gro­ße Anstren­gung für ihn bedeu­ten wird, ein schwie­ri­ger Moment, weiß ich, daß es für die Kir­che und die Welt frucht­bar sein wird.“

Bezüg­lich des Gesund­heits­zu­stan­des des Pap­stes ver­blüff­te der Kar­di­nal die Anwe­sen­den, indem er sei­ne Hoff­nung zum Aus­druck brach­te, daß Fran­zis­kus sich erho­len könn­te, „weil es ihm kör­per­lich wirk­lich sehr gut geht“. Er füg­te hinzu:

„Jetzt brau­chen wir eine Reha­bi­li­ta­ti­ons­maß­nah­me, denn nach einer lan­gen Zeit mit hoher Sau­er­stoff­zu­fuhr trock­net der Husten aus und man muß das Spre­chen fast neu erlernen“.

Das Spre­chen ermü­de Fran­zis­kus sehr schnell, so der Kardinal.

Fran­zis­kus möch­te ger­ne auf Ostern in den Vati­kan zurück­keh­ren, doch die Ärz­te wür­den ihn nicht ent­las­sen. Dazu sag­te Tucho Fernández:

„Er hat sei­ne Art zu leben, er will alles geben und die weni­ge Zeit, die ihm noch bleibt, will er nut­zen, ‚nicht um sich zu kurieren‘.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Youtube/​ASL Roma 1 (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Wer in der Kir­che etwas “ aus dem Hut zau­bert“ oder dies auch nur so benennt, hat kei­nen Glau­ben und wohl oben­drein ver­ges­sen, dass nur Chri­stus der Herr der Kir­che ist. Fer­nan­dez wie Fran­zis­kus sind damit ent­tarnt – nicht zum ersten Mal.

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