Zuletzt spendete 1769 kein Papst am Ostersonntag den Segen Urbi et Orbi

Triduum Sacrum


Johannes Paul II. spendete, schwer krank, am Ostersonntag, dem 27. März 2005, noch den Segen Urbi et Orbi.
Johannes Paul II. spendete, schwer krank, am Ostersonntag, dem 27. März 2005, noch den Segen Urbi et Orbi.

Ita­lie­ni­sche Medi­en berich­te­ten, daß Papst Fran­zis­kus im Tri­du­um Pascha­le, der hei­li­gen Lit­ur­gie vom Grün­don­ners­tag bis zum Oster­sonn­tag, von ver­schie­de­nen Kar­di­nä­len ver­tre­ten wird. Dabei sticht her­vor, daß Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin den Segen Urbi et Orbi spen­den soll. Das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt reagier­te dar­auf mit einem Dementi.

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Die römi­sche Tages­zei­tung Il Tem­po hat­te den Auf­takt gemacht und gestern in einem aus­führ­li­chen Arti­kel geschrie­ben, daß „Paro­lin den Papst für die Oster-Riten ersetzt“. Die eigent­li­che Schlag­zei­le fin­det sich jedoch im Untertitel: 

„Erst­mals in der Geschich­te wird der Staats­se­kre­tär den Segen Urbi et Orbi spenden.“

Gemeint ist, daß ver­schie­de­ne Kar­di­nä­le vom Palm­sonn­tag bis zum Oster­sonn­tag den Papst bei den Zele­bra­tio­nen ver­tre­ten wer­den. Am Palm­sonn­tag wird Kar­di­nal Leo­nar­do Sand­ri, der Sub­de­kan des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums, zele­brie­ren, die Chri­sam­mes­se Kar­di­nal Bald­as­sa­re Rei­na, die Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie Kar­di­nal Mau­ro Gam­bet­ti, die Kar­frei­tags­lit­ur­gie Kar­di­nal Ange­lo De Dona­tis, die Via Cru­cis beim Kolos­se­um Kar­di­nal Rei­na, die Oster­nacht Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin und das Oster­fest Kar­di­nal Gio­van­ni Bat­ti­sta Re, der Dekan des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums. Den Segen Urbi et Orbi soll jedoch Kar­di­nal Paro­lin spen­den. Dafür gibt es kei­nen Präzedenzfall.

Die­sel­be Zei­tung schrieb gleich­zei­tig, daß die Ärz­te sich wei­ter­hin jeder Pro­gno­se ent­hal­ten, was den Gesund­heits­zu­stand von Fran­zis­kus und damit sei­ne mög­li­che Rück­kehr nach San­ta Mar­ta betrifft.

Das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt reagier­te prompt und demen­tier­te den Bericht: Die „bei­den Infek­tio­nen, an denen der Hei­li­ge Vater lei­det, sind in den ver­gan­ge­nen Tagen unter Kon­trol­le“ gebracht wor­den. Der Papst habe „kein Fie­ber und die Blut­wer­te sind sta­bil“. The­ra­pie und Phy­sio­the­ra­pie wür­den fort­ge­setzt. Das näch­ste ärzt­li­che Bul­le­tin wer­de vor­aus­sicht­lich am kom­men­den Mon­tag veröffentlicht.

„Über die Riten der Kar­wo­che ist noch kei­ne Ent­schei­dung getrof­fen wor­den. Was die mög­li­che Ent­las­sung aus dem Kran­ken­haus anbe­langt, so wird betont, daß die­se nicht unmit­tel­bar bevorsteht.“

Die­ses Demen­ti fach­te Spe­ku­la­tio­nen neu an, ob dar­in eine Bestä­ti­gung zu sehen sei, daß Fran­zis­kus die Ambi­tio­nen sei­nes Staats­se­kre­tärs, den Stuhl Petri zu bestei­gen, brem­sen will.

Eini­ge Anmer­kun­gen dazu: Erstens stell­te das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt unter Beweis, daß man imstan­de ist, zeit­na­he zu demen­tie­ren, was in den ver­gan­ge­nen zwölf Jah­ren in wich­ti­gen Momen­ten die­ses Pon­ti­fi­kats nicht gemacht wur­de, beson­ders in jenen, die für gro­ße Ver­wir­rung sorg­ten, etwa die Scal­fa­ri-Ver­öf­fent­li­chun­gen nach des­sen Gesprä­chen mit Fran­zis­kus. Zwei­tens will das Pres­se­amt vor allem die Hand­lungs­fä­hig­keit von Fran­zis­kus unter­strei­chen, wor­auf die vati­ka­ni­schen Medi­en­stel­len seit der Ein­lie­fe­rung von Fran­zis­kus in das Kran­ken­haus vor 34 Tagen mit Nach­druck bedacht sind. Drit­tens sug­ge­riert das Demen­ti, zumin­dest auf den ersten Blick, daß Fran­zis­kus selbst das Oster­tri­du­um zele­brie­ren könn­te, doch Fran­zis­kus zele­briert schon lan­ge kein öffent­li­ches Meß­op­fer mehr. Die letz­te Papst­mes­se am Oster­sonn­tag fei­er­te er vor zwei Jah­ren im April 2023. Bereits zuvor hat­te Fran­zis­kus 2020 wegen der Pseu­do­pan­de­mie Covid-19 alle hl. Mes­sen unter­sagt, auch die Zele­bra­tio­nen der Kar- und Oster­wo­che, um damit radi­ka­le Maß­nah­men der Staa­ten durch das fal­sche Nar­ra­tiv einer „neu­en Pest“ zu unter­stüt­zen. Im ver­gan­ge­nen Jahr „stand er der Zele­bra­ti­on vor“, ohne Zele­brant zu sein, jene selt­sa­me neue Sprach­re­ge­lung, die unter Ver­weis auf die Kon­ze­le­bra­ti­on ein­ge­führt wur­de. Vier­tens: Unklar ist also, ob Fran­zis­kus erst­mals in sei­nem Pon­ti­fi­kat nicht an den Oster­fei­er­lich­kei­ten teil­neh­men und wer den Segen Urbi et Orbi spen­den wird.

In der Ver­gan­gen­heit war es zuletzt 2005, daß der Papst am Oster­sonn­tag, damals am 27. März, nicht selbst zele­brie­ren konn­te. Johan­nes Paul II. war bereits so schwer krank, daß er sich ver­tre­ten las­sen muß­te. Den Segen Urbi et Orbi spen­de­te er vom Fen­ster des päpst­li­chen Appar­te­ments im Apo­sto­li­schen Palast, aber noch per­sön­lich. Er ver­starb weni­ge Tage spä­ter, am 2. April. Zele­brant auf dem Peters­platz war am Oster­sonn­tag nicht der Kar­di­nal­de­kan Joseph Ratz­in­ger, son­dern Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Ange­lo Sodano.

Man muß bis ins Jahr 1769 zurück­ge­hen, um ein Oster­fest zu fin­den, an dem der Stuhl Petri vakant war und daher kein Papst den Segen Urbi et Orbi spen­den konn­te. Cle­mens XIII. war am 2. Febru­ar ver­stor­ben. Das Kon­kla­ve zog sich drei Mona­te hin, weil die bour­bo­ni­schen Staa­ten (Frank­reich, Nea­pel, Spa­ni­en) mas­si­ven Druck aus­üb­ten, den Jesui­ten­or­den auf­zu­lö­sen, sodaß erst nach dem 185. Wahl­gang am 19. Mai mit Cle­mens XIV. ein neu­er Papst gewählt wer­den konn­te. Das erklärt auch, war­um im Vati­kan jemand auf ein Demen­ti drängte.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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2 Kommentare

  1. Johan­nes Paul II spen­de­te den Segen „urbi et orbi“ am 27. März 2005 „wort­los“ vom Fen­ster sei­ner Woh­nung aus, nicht von der Mit­tel­log­gia des Petersdomes.

    • Dan­ke für den Hin­weis, wie auch das ver­öf­fent­lich­te Bild zeigt. Die Stel­le wur­de korrigiert.

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