Glaubensdikasterium distanziert sich von Maria Valtorta

Privatoffenbarungen


Maria Valtorta schrieb von 1943 bis 1953 rund 15.000 Seiten an Visionen über das Leben Jesu nieder, die ihr laut ihren Angaben von Jesus offenbart wurden.
Maria Valtorta schrieb von 1943 bis 1953 rund 15.000 Seiten an Visionen über das Leben Jesu nieder, die ihr laut ihren Angaben von Jesus offenbart wurden.

Das römi­sche Glau­bens­dik­aste­ri­um unter der Lei­tung von Kar­di­nal Vic­tor Manu­el Fernán­dez ver­öf­fent­lich­te heu­te eine „Mit­tei­lung bezüg­lich der Schrif­ten von Maria Val­t­or­ta“. Maria Val­t­or­ta (1897–1961) war eine ita­lie­ni­sche Mysti­ke­rin, die das zehn­bän­di­ge Werk „Das Evan­ge­li­um, wie es mir offen­bart wur­de“ her­aus­gab, das 1956 erst­mals voll­stän­dig ver­öf­fent­licht wurde.

Anzei­ge

Maria Val­t­or­ta wur­de in Caser­ta bei Nea­pel gebo­ren. Ihre Eltern stamm­ten aus der Lom­bar­dei. Ihr Vater war Berufs­sol­dat bei der ita­lie­ni­schen Kaval­le­rie, wes­halb die Fami­lie mit dem Regi­ment des Vaters mehr­fach den Wohn­ort wech­sel­te. Die Mut­ter war Fran­zö­sisch­leh­re­rin. Im Ersten Welt­krieg mel­de­te sich die 20jährige Maria frei­wil­lig zum Dienst als Laza­rett­schwe­ster und pfleg­te 18 Mona­te ver­wun­de­te Sol­da­ten, da ihr Vater selbst Sol­dat war. 1920 wur­de sie Opfer einer bru­ta­len sozia­li­sti­schen Aggres­si­on. Mit einer Eisen­stan­ge wur­de sie schwer ver­letzt und dabei ihre Wir­bel­säu­le beschä­digt. Ihr Angrei­fer rief dabei: „Nie­der mit den Her­ren und den Mili­tärs“. Maria litt seit­her an star­ken Schmer­zen und Läh­mungs­er­schei­nun­gen. 1925 leg­te sie, beein­druckt von der Lebens­be­schrei­bung der hei­li­gen The­re­se von Lisieux, ein Gelüb­de als Süh­ne­see­le ab. Ein Gelüb­de, das sie seit­her täg­lich erneu­ert. In der Hoff­nung, daß die Meer­luft der Toch­ter gut täte, ließ sich die Fami­lie nach der Pen­sio­nie­rung des Vaters in Viar­eggio in der Tos­ka­na nieder.

Val­t­or­ta als Laza­rett­schwe­ster im Ersten Weltkrieg

Ab 1934 war sie von der Hüf­te abwärts gelähmt und bis an ihr Lebens­en­de, 28 Jah­re lang, als Pfle­ge­fall an das Bett gefes­selt. 1943 wur­de sie Ter­tia­rin des Ser­vi­ten­or­dens. Am Kar­frei­tag 1943, so ihre Anga­ben, hör­te sie als inne­re Stim­me Jesus, der ihr in Schau­un­gen in den kom­men­den zehn Jah­ren bis 1953 sein irdi­sches Leben offen­bar­te. Die­se inne­re Stim­me bewog sie, die­se Schau­un­gen nie­der­zu­schrei­ben, die am Ende rund 15.000 Sei­ten umfaß­ten. Zunächst wei­ger­te sie sich, ihre Nie­der­schrif­ten ver­öf­fent­li­chen zu las­sen. 1947 konn­te sie ihr Beicht­va­ter, der Ser­vi­ten­pa­ter Romu­al­do Miglio­ri­ni, der seit 1942 ihr geist­li­cher Füh­rer war, über­zeu­gen, einer Druck­le­gung zuzu­stim­men. Ihre bis dahin erfolg­ten Schau­un­gen wur­den 1948 in vier Bän­den ohne Nen­nung ihres Namen veröffentlicht.

Im sel­ben Jahr wur­de Pater Miglio­ri­ni und eini­gen Mit­brü­dern in der Sache eine Audi­enz bei Papst Pius XII. gewährt, der der Publi­ka­ti­on posi­tiv gegen­über­stand. Den­noch ver­lang­te das Hei­li­ge Offi­zi­um (das heu­ti­ge Glau­bens­dik­aste­ri­um) von den Ser­vi­ten, das Buch nicht wei­ter zu ver­öf­fent­li­chen. Die vier­bän­di­ge Erst­aus­ga­be wur­de sogar auf den Index der ver­bo­te­nen Bücher gesetzt, weil ihr das kirch­li­che Impri­matur (Druck­erlaub­nis) fehlte.

Mit dem Abschluß der Schau­un­gen im Jahr 1953 wur­de das voll­stän­di­ge Werk 1956 in zehn Bän­den und erst­mals unter Nen­nung von Maria Val­t­or­ta als Autorin her­aus­ge­ge­ben. Der Bischof von Tra­pa­ni hat­te dazu ein vor­läu­fi­ges Impri­matur erteilt unter der Bedin­gung, daß die Ver­öf­fent­li­chung nicht als „kirch­li­ches Doku­ment“ bewor­ben wird. 

Das unter Val­t­or­tas Namen ver­öf­fent­lich­te Werk wur­de von der Kir­che nie offi­zi­ell aner­kannt, aber auch nie ver­ur­teilt, wenn­gleich es eini­ge kri­ti­sche Stim­men gab. Der Osser­va­to­re Roma­no ver­öf­fent­lich­te am 6. Janu­ar 1960 auf der Titel­sei­te einen anony­men Kom­men­tar, in dem das Werk Val­t­or­tas als „schlech­te roman­haf­te“ Dar­stel­lung abqua­li­fi­ziert wurde. 

Seit ihrem 37. Lebens­jahr war sie an das Bett gefesselt

Kar­di­nal Joseph Ratz­in­ger rief 1985 in einer Ant­wort an Kar­di­nal Giu­sep­pe Siri jedoch die Ver­ur­tei­lung der vier­bän­di­gen anony­men Erst­aus­ga­be und den nega­ti­ven Arti­kel im Osser­va­to­re Roma­no in Erin­ne­rung. Ratz­in­ger beton­te dabei, daß die Ver­ur­tei­lung sei­ner­zeit „nicht leicht­fer­tig“ getrof­fen wor­den sei und von der Ver­brei­tung abge­ra­ten wur­de, um „Scha­den abzu­wen­den, die die­se Ver­öf­fent­li­chung unter unacht­sa­men Gläu­bi­gen her­vor­ru­fen hät­te können“.

Maria Val­t­or­ta starb 1961 in Viar­eggio und wur­de auf dem dor­ti­gen Fried­hof begra­ben. 1971 wur­de ihre sterb­li­chen Über­re­ste geho­ben und im Locu­lus ihrer Eltern bei­gesetzt. 1973 erfolg­te ihre erneu­te Exhu­mie­rung und pri­vi­le­gier­te Umbet­tung in die Ser­vi­ten­kir­che San­tis­si­ma Annun­zia­ta in Flo­renz. Es gab wie­der­holt Bemü­hun­gen um ein Selig­spre­chungs­ver­fah­ren. Ein sol­ches wur­de von der Kir­che aber bis­her nicht eingeleitet.

Nun erklär­te das Glau­bens­dik­aste­ri­um, 69 Jah­re nach der Erst­ver­öf­fent­li­chung der voll­stän­di­gen Val­t­or­ta-Aus­ga­be in einer heu­te ver­öf­fent­lich­ten Mit­tei­lung:

Zu den Schrif­ten von Maria Val­t­or­ta

Der Hei­li­ge Stuhl erhält häu­fig Anfra­gen von Kle­ri­kern und Lai­en mit der Bit­te um Klä­rung der Hal­tung der Kir­che zu den Schrif­ten Maria Val­t­or­tas, wie z. B. dem Werk „Der Gott­mensch“ [„Il poe­ma del uomo-Dio“] das heu­te unter dem Titel „Das Evan­ge­li­um, wie es mir offen­bart wur­de“ bekannt ist, und ande­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen.
In die­sem Zusam­men­hang wird erneut dar­auf hin­ge­wie­sen, daß die angeb­li­chen „Visio­nen“, „Offen­ba­run­gen“ und „Mit­tei­lun­gen“, die in Maria Val­t­or­tas Schrif­ten ent­hal­ten sind oder ihr zuge­schrie­ben wer­den, nicht als über­na­tür­li­chen Ursprungs betrach­tet wer­den kön­nen, son­dern ein­fach als lite­ra­ri­sche For­men, die die Autorin benutzt hat, um das Leben Jesu Chri­sti auf ihre Wei­se zu erzäh­len.
In ihrer lan­gen Tra­di­ti­on akzep­tiert die Kir­che die apo­kry­phen Evan­ge­li­en und ande­re ähn­li­che Tex­te nicht als nor­ma­tiv, da sie deren gött­li­che Inspi­ra­ti­on nicht aner­kennt, unter Bezug­nah­me auf die siche­re Les­art der inspi­rier­ten Evangelien.

Das Glau­bens­dik­aste­ri­um macht sich eine kri­ti­sche Beur­tei­lung der Schau­un­gen zu eigen, bzw. bekräf­tigt die­se auf der Linie von 1959 und 1985. Kon­kret wer­den dabei meh­re­re Aspek­te als pro­ble­ma­tisch gesehen:

  • Maria Val­t­or­ta beschreibt in ihren Schrif­ten vie­le Details über das Leben Jesu, sei­ne Fami­lie, sei­ne Jün­ger und ver­schie­de­ne Ereig­nis­se aus dem Evan­ge­li­um, die in den bibli­schen Tex­ten nicht aus­drück­lich erwähnt wer­den. Die­se Visio­nen ent­hal­ten vie­le zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen, die von der Kir­che als nicht authen­tisch oder als spe­ku­la­tiv ange­se­hen wer­den. Es gibt Beden­ken, daß die­se Ergän­zun­gen zu einer Ver­zer­rung des bibli­schen Tex­tes füh­ren könnten.
  • Val­t­or­ta selbst glaub­te, daß ihre Visio­nen und Schrif­ten von Gott inspi­riert waren. Sie ver­stand ihre Erfah­run­gen als eine mysti­sche Offen­ba­rung, ähn­lich der von Hei­li­gen und Mysti­kern. Eini­ge Kir­chen­ver­tre­ter stell­ten die­se gött­li­cher Her­kunft jedoch in Fra­ge: Ver­schie­de­ne Details wei­chen von der offi­zi­el­len kirch­li­chen Leh­re ab, da sie nicht in den kano­ni­schen Schrif­ten der Bibel belegt sind.
  • Val­t­or­ta gibt in ihren Schrif­ten der Rol­le der Jung­frau Maria und der Hei­li­gen eine her­aus­ra­gen­de Bedeu­tung. Ins­be­son­de­re Maria wird als eine zen­tra­le Figur im Heils­ge­sche­hen und im Leben Jesu dar­ge­stellt, was von eini­gen Theo­lo­gen als Über­trei­bung oder nicht mit der kirch­li­chen Leh­re ver­ein­bar betrach­tet wird.
  • Eini­ge ihrer Dar­stel­lun­gen von bibli­schen Ereig­nis­sen, wie zum Bei­spiel die Begeg­nun­gen zwi­schen Jesus und den Jün­gern oder Details der Pas­si­on, wei­chen von den bibli­schen Erzäh­lun­gen ab. Das führt zu Beden­ken, daß ihre Schau­un­gen und Schrif­ten theo­lo­gisch nicht ganz kor­rekt sind oder sogar zu Miß­ver­ständ­nis­sen füh­ren könnten.
  • Die Kir­che ist grund­sätz­lich zurück­hal­tend, wenn es um Visio­nen und mysti­sche Erleb­nis­se geht. Schrif­ten wie jene von Maria Val­t­or­ta sind kei­ne offi­zi­el­len Leh­ren und kön­nen von den Gläu­bi­gen nicht als dog­ma­tisch ange­se­hen wer­den. Ein Teil der Kri­tik bezieht sich dar­auf, daß sol­che Schrif­ten von eini­gen Gläu­bi­gen als gleich­wer­tig mit der Hei­li­gen Schrift betrach­tet wer­den könn­ten, was als pro­ble­ma­tisch gese­hen wird.

Die Mit­tei­lung des Glau­bens­dik­aste­ri­ums ent­hält kein Lese­ver­bot. Es wird nicht ein­mal davon abge­ra­ten. Es wird jedoch ein­ge­schärft, daß die­se Schrif­ten kei­nen über­na­tür­li­chen Cha­rak­ter bean­spru­chen kön­nen, son­dern als lite­ra­ri­sches Werk zu lesen sind, das von Maria Val­t­or­ta als Autorin mit lite­ra­ri­scher Frei­heit nie­der­ge­schrie­ben wurde.

Das Erbe und die Autoren­rech­te ver­wal­tet seit 2010 eine eigens dafür gegrün­de­te Stif­tung, in der sich sowohl die Autoren­rech­te von Maria Val­t­or­ta als auch die Ver­le­ger­rech­te von Miche­le Pisa­ni befin­den, mit dem Val­t­or­ta 1952 den Ver­trag für die Her­aus­ga­be ihrer voll­stän­di­gen Schau­un­gen unter­zeich­net hat­te. Die Stif­tung wur­de von Miche­le Pisa­nis Sohn Emi­lio Pisa­ni ins Leben geru­fen, der sich seit 1985 um die Pfle­ge des Andenkens, die Ver­öf­fent­li­chung der Schrif­ten und das Erbe Val­t­or­tas küm­mert. Die Stif­tung ist durch Erb­schaft auch Eigen­tü­me­rin des Hau­ses der Fami­lie Val­t­or­ta, in dem Maria die 28 Jah­re ihrer Bett­läg­rig­keit ver­bracht hat­te. Es wur­de reno­viert und ist heu­te als Muse­um und Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum öffent­lich zugänglich.

Im deut­schen Sprach­raum sorgt der Par­vis-Ver­lag für die Druck­le­gung und Ver­brei­tung von Maria Val­t­or­tas Schrif­ten. Der Schwei­zer Ver­lag mit Sitz in Haute­ville im Kan­ton Frei­burg gab zuletzt 2022 Neu­aus­ga­ben meh­re­rer Bän­de der ins­ge­samt zwölf­bän­di­gen deut­schen Gesamt­aus­ga­be von „Der Gott­mensch“ her­aus.

Maria Val­t­or­ta, auf­ge­bahrt nach ihrem Tod am 12. Okto­ber 1961 in Viareggio

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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4 Kommentare

  1. Das Glau­bens­dik­aste­ri­um irrt lei­der. Wenn man die 12 Bän­de vom Gott­men­schen liest, kann man abso­lut kei­nen Wider­spruch zu den Evan­ge­li­en und Schrif­ten der Apo­stel erken­nen. Die Evan­ge­li­en sind eine not­wen­di­ge Kurz­fas­sung des Heils­ge­sche­hens. Das heißt aber nicht, daß dort alles haar­klein geschil­dert wäre wie es sich in Wahr­heit abge­spielt hat. Wenn der Evan­ge­list Johan­nes am Schluß sei­nes Evan­ge­li­ums schreibt, daß die gan­ze Welt die Bücher nicht fas­sen könn­te, die geschrie­ben wer­den müß­ten, um das Leben des Hei­lands und alle Umstän­de zu erfas­sen und detail­liert auf­zu­zeich­nen, dann kann man sich in etwa vor­stel­len, was da alles äußer­lich wie auch im Innern der Per­so­nen abge­lau­fen ist. Maria Val­t­or­ta hat vom Herrn alles gehört und gese­hen, was sie im Gehor­sam nie­der­ge­schrie­ben hat. Das kann sich kei­ner erfinden.
    Natür­lich, die Pha­ri­sä­er und Schrift­ge­lehr­ten kom­men nicht gut weg, denn sie waren mehr­heit­lich abgrund­tief böse und die­se Tat­sa­che bspw. stört die Pha­ri­sä­er der heu­ti­gen Kir­che in Rom doch sehr. Und vie­les ande­re stört die­se ungläu­bi­gen Patro­ne offen­kun­dig auch; sie stö­ren sich an Jesus Christus.
    Der hei­lig­mä­ßi­ge Papst Pius XII. hat­te die Schrif­ten Val­t­or­tas gele­sen und für gut und ver­brei­tungs­wür­dig ein­ge­stuft- auch der hl. Pater Pio; und auch die­se bei­den her­aus­ra­gen­den Hei­li­gen sind im heu­ti­gen Rom bekannt­lich nicht wohl gelitten.

  2. „Glau­bens­dik­aste­ri­um distan­ziert sich von Maria Val­t­or­ta“- das war nicht anders zu erwar­ten: zu fromm!

    Wer auch nur ein ein­zi­ges Kapi­tel aus dem Werk Val­t­or­tas: „Der Gott­mensch – Leben und Lei­den unse­res Herrn Jesus Chri­stus“ gele­sen hat, wird die­se Distan­zie­rung ver­ste­hen, ist die­se Jesus­dar­stel­lung doch ein­fach zu fromm. Wenn dann in dem Buch gar noch Papst Pius XII und der hl. Pad­re Pio als Befür­wor­ter ihrer Schrif­ten ange­führt wer­den, wenn Papst Pius XII gar so zitiert wird: „Ver­öf­fent­licht die­ses Werk, so wie es ist.Wer es liest,wird verstehen.“,dann sind das ja schon Grün­de genug,den Wer­ken die­ser Mysti­ke­rin eine ableh­nen­de Hal­tung ein­zu­neh­men. Pater Pio und die­ser Pius Papst sind eben dem links­li­be­ra­len Katho­li­zis­mus inak­zep­ta­ble Personen.

    Kath info offen­bart uns nun die Grün­de für die­se Distan­zie­rung am 7.3.2025. Die da ange­führ­ten Grün­de zeich­nen sich nun aber durch solch eine Dürf­tig­keit aus, daß man nun eher sich ani­miert sieht, end­lich dies Gesamt­werk zu lesen!

    „Maria Val­t­or­ta beschreibt in ihren Schrif­ten vie­le Details über das Leben Jesu, sei­ne Fami­lie, sei­ne Jün­ger und ver­schie­de­ne Ereig­nis­se aus dem Evan­ge­li­um, die in den bibli­schen Tex­ten nicht aus­drück­lich erwähnt wer­den.“ Woher wenn nicht aus dem Proto­e­van­ge­li­um des Jako­bus wis­sen wir, daß die Mut­ter Mariae Anna hieß? Im Neu­en Testa­ment wird die Mut­ter Mariae nie erwähnt! Müs­sen wir also nun auf die hl. Anna ver­zich­ten und müs­sen wir dann nicht auf dies Detail im Leben Mariae, daß sie leib­lich in den Him­mel auf­ge­nom­men wor­den ist, auch ver­zich­ten, da das auch in der Bibel nicht bezeugt ist? Für die Katho­li­sche Kir­che galt und gilt immer noch, daß die Tra­di­ti­on neben der Hl.Schrift das Fun­da­ment der Theo­lo­gie bilden!

    Außer­dem wäre zu fra­gen, wel­ches Gewicht denn dann die­se Details haben, etwa die Land­schafts­schil­de­rung oder die Aus­sa­gen über das Aus­se­hen der Per­so­nen? Im Neu­en Testa­ment fin­den wir kei­ne ein­zi­ge Beschrei­bung Jesu – sind des­halb alle Jesus­bil­der ille­gi­tim? Und seit dem Jesus uns durch die hl. Faus­ty­na sein Ange­sicht offen­bart hat, soll das nun ver­wor­fen wer­den, weil sein Ange­sicht nicht im Neu­en Testa­ment bezeugt ist?

    Dann heißt es: „Val­t­or­ta selbst glaub­te, daß ihre Visio­nen und Schrif­ten von Gott inspi­riert waren. Sie ver­stand ihre Erfah­run­gen als eine mysti­sche Offen­ba­rung, ähn­lich der von Hei­li­gen und Mysti­kern. Eini­ge Kir­chen­ver­tre­ter stell­ten die­se gött­li­cher Her­kunft jedoch in Fra­ge: Ver­schie­de­ne Details wei­chen von der offi­zi­el­len kirch­li­chen Leh­re ab, da sie nicht in den kano­ni­schen Schrif­ten der Bibel belegt sind.“ Also muß nun doch Mariae Him­mel­fahrt aus der Glau­bens­leh­re der Kir­che gestri­chen wer­den! Es muß hier unmiß­ver­ständ­lich gesagt wer­den, daß die Behaup­tung, daß eine Leh­re nur wahr sei, wenn sie aus der Bibel beleg­bar sei, ein rein pro­te­stan­ti­sches Dog­ma ist!

    „Val­t­or­ta gibt in ihren Schrif­ten der Rol­le der Jung­frau Maria und der Hei­li­gen eine her­aus­ra­gen­de Bedeu­tung. Ins­be­son­de­re Maria wird als eine zen­tra­le Figur im Heils­ge­sche­hen und im Leben Jesu dar­ge­stellt, was von eini­gen Theo­lo­gen als Über­trei­bung oder nicht mit der kirch­li­chen Leh­re ver­ein­bar betrach­tet wird.“

    Das ist unschwer erkenn­bar der Haupt­grund der Abnei­gung gegen das Werk Val­t­or­tas! Seit dem 2.Vaticanum ver­sucht die Kir­che sich dem Pro­te­stan­tis­mus anzu­äh­neln und des­we­gen ver­sucht sie, isb die in der Volks­fröm­mig­keit ver­an­ker­te Mari­en­fröm­mig­keit zurück­zu­drän­gen. Es ist zwar wohl nur ein Gerücht, mir gelang es bis heu­te nicht, es zu veri­fi­zie­ren, daß zur Ableh­nung von Prie­ster­amts­be­wer­bern es aus­rei­che bei eini­gen Prie­ster­se­mi­na­ren, wenn sie dem Regens sag­ten, daß sie täg­lich den Rosen­kranz bete­ten. Die zeit­ge­nös­si­sche pro­te­stan­ti­sche Theo­lo­gie war chri­sto­zen­tri­stisch ori­en­tiert, isb durch die Wirk­macht des refor­mier­ten Theo­lo­gen Karl Barth, er ver­warf gar jeg­li­che Art einer natür­li­chen Got­tes­er­kennt­nis, weil es die nur in und durch Jesus Chri­stus geben könn­te und da woll­ten katho­li­schen Theo­lo­gen nicht abseits­ste­hen und for­der­ten so eine Ent­ma­ria­ni­sie­rung der Kirche.

    Der „Gott­mensch“ von Maria Val­t­or­ta ist nun die beste Medi­zin gegen solch einem pro­te­stan­ti­schen Christozentrismus.Die Theo­lo­gen, die hier die Mario­lo­gie die­ses Wer­kes kri­ti­sie­ren, dürf­ten in der Theo­lo­gie Luthers und Karl Barths wohl mehr behei­ma­tet sein als in der Katho­li­schen Kir­che, zu der immer auch die Volks­fröm­mig­keit dazu­ge­hör­te und dazugehört.Eine ein­fa­che Fra­ge: Gibt es eine katho­li­sche Kir­che ohne einen Mari­en­al­tar, an dem selbst in so glau­bens­schwa­chen Zei­ten wie der unse­ri­gen nicht Ker­zen für die Got­tes­mut­ter bren­nen, vor denen nicht gebe­tet wird?Und dann suche man bit­te in der Kir­che eine Chri­stus geweih­ten Altar, an dem die Gläu­bi­gen Ker­zen ent­zün­den und da beten!

    Nein, Vol­tar­tas Werk wird in from­men Krei­sen gern gele­sen und des­halb von Zeit­geistheo­lo­gen ver­wor­fen. Ob es wirk­lich sich eines über­na­tür­li­chen Ursprun­ges ver­dankt, das kann ich weder beja­hen noch ver­nei­nen, aber gewiß ist der „Gott­mensch“ von Val­t­or­ta eine wun­der­ba­re Quel­le für das Glau­bens­le­ben jedes Christen!

    • Sie schrei­ben: „Es muß hier unmiß­ver­ständ­lich gesagt wer­den, daß die Behaup­tung, daß eine Leh­re nur wahr sei, wenn sie aus der Bibel beleg­bar sei, ein rein pro­te­stan­ti­sches Dog­ma ist!“ 

      Die Bibel belegt oft sehr ver­schlüs­selt. Wenn bei der Him­mel­fahrt Mari­ens ein schein­ba­rer Wider­spruch auf­taucht, ist das kein Grund, die Prio­ri­tät der Bibel anzu­zwei­feln. Im alten Testa­ment wur­de der Sohn Got­tes so ver­steckt gehal­ten, daß er vor der Erfül­lung kaum erkenn­bar war. Im neu­en Testa­ment ist das ähn­lich mit der Got­tes­mut­ter. Es muß­te erst die Zeit kom­men, in der Maria offen­bar wird. Nachbiblisch. 

      Apg 3,17: „Nun, Brü­der, ich weiß, ihr habt aus Unwis­sen­heit gehan­delt, eben­so wie eure Füh­rer. […] Also kehrt um und tut Buße.“ So spricht Petrus auf dem Tempelberg. 

      Die­se Stel­le ist Beleg für die Unwis­sen­heit, die sogar die gelehr­ten Juden über den Got­tes­ohn hat­ten. Bestes Bei­spiel dafür ist Paulus. 

      Die Got­tes­mut­ter tritt ledig­lich auf der Hoch­zeit zu Kana macht­voll auf. Jesus sagt, mei­ne Zeit ist noch nicht gekom­men. Dann sagt Maria „Tut, was er sagt.“ Damit über­stimmt sie den Got­tes­sohn und er beginnt unmit­tel­bar sein öffent­li­ches Wirken. 

      Die eigent­li­che Offen­ba­rung der Got­tes­mut­ter geschieht ver­stärkt seit etwa 200 Jah­ren. Meist Kin­der haben Erschei­nun­gen der Mit­erlö­se­rin. Sie kann nur Mit­erlö­se­rin sein, weil sie aus dem Him­mel wirkt. Und sie ist im Him­mel, weil sie auf­ge­fah­ren ist. 

      Der katho­li­schen Kir­che gefällt das nicht, weil es das „extra eccle­si­am nulla salus“ auf­hebt. Es gibt die Mit­erlö­se­rin, die kei­ne Ver­mitt­lung durch die Kir­che braucht. Das Got­tes­volk lei­det unter der abweh­ren­den Hal­tung, die Rom gegen­über nach­bi­bli­scher Offen­ba­rung ein­ge­nom­men hat. Ver­schließt es doch unse­re Her­zen. Pius XII hat glück­li­cher­wei­se das Dilem­ma der Him­mel­fahrt mit einem Unfehl­bar­keits­dog­ma aufgehoben. 

      Ich bin über­zeugt, der Wider­spruch zwi­schen Val­t­or­ta und der Leh­re von der Him­mel­fahrt wird sich auf­lö­sen und dann wird man auch die bibli­schen Hin­wei­se dazu verstehen.

  3. Inter­es­sant, daß die Redak­ti­on die Posi­ti­on des dama­li­gen Kar­di­nals Ratz­in­ger ver­wirft. Das zeigt, wie stark das Erwa­chen des Got­tes­vol­kes ist. Pater Pio soll die­se Schrift emp­foh­len haben. 

    Val­t­or­ta ist mei­nes Erach­tens für das Dik­aste­ri­um eher neben­säch­lich. Wer vom Got­tes­volk liest schon 6000 Sei­ten. In 6000 Sei­ten läßt sich kei­ne Kern­aus­sa­ge fin­den. Val­t­or­ta tritt mit ihrer Per­son als Ver­fas­se­rin sehr weit zurück. Ich habe das Gefühl, es geht um etwas Grund­le­gen­de­res. Es geht um die über­sinn­li­che Wahr­neh­mung. Sie wol­len das Got­tes­volk von der über­sinn­li­chen Wahr­neh­mung abbringen. 

    „Das Gedicht des Men­schen­got­tes“, so der alte Titel, ist der aus­führ­lich­ste Bericht von über­sinn­li­cher Wahr­neh­mung, der auf uns gekom­men ist. Val­t­or­ta wech­selt zwi­schen ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven. Mal beschreibt sie, was sie visio­när gese­hen hat. Dann schreibt sie die direk­ten bil­der­lo­sen Ein­ge­bun­gen in Wort­form. Dann gibt es ein Rin­gen um die Auten­zi­tät der Visio­nen in Wech­sel­wir­kung zu den ein­ge­ge­ben Worten. 

    „Ich zei­ge Euch, in wel­che Rich­tung ihr schau­en sollt und ihr könnt dann selbst schau­en“, ertönt es liebevoll. 

    Wie wird ein Laie Prie­ster? Er wird aus­ge­bil­det. Didak­tisch an der Uni­ver­si­tät, damit er repro­du­zier­ba­res Wis­sen erhält. Lit­ur­gisch wird er im Prie­ster­se­mi­nar an die Hand genom­men. Die „Älte­ren“ zei­gen ihm die Rich­tung, in die er schau­en soll. Es über­trägt sich beim Schau­en in die­sel­be Rich­tung kein Lehr­in­halt. Was über­tra­gen wird, sind die Gefüh­le, Bil­der UND über­sinn­li­chen Wahr­neh­mun­gen. Der Dia­kon am Altar mit der Hand an der Gewan­dung sei­nes Bischofs ist ein über­sinn­li­cher Schüler. 

    Der uner­meß­li­che Schatz des Gedich­tes vom Men­schen­got­te liegt dar­in, sich von Maria Val­t­or­ta an die Hand neh­men zu las­sen, wäh­rend sie in Schau­un­gen das bibli­sche Gesche­hen nach­er­lebt. Die Ein­drücke, die eigent­lich nur Wor­te des Tex­tes sind, wer­den dann zu mehr. Sie wer­den nicht nur leben­dig. Was dann pas­siert, geht über Leben­dig­keit hin­aus. Mit der nöti­gen Demut schau­en wir dann sel­ber die blau­en Augen des Zacha­ri­as. Viel­leicht rie­chen wir sogar den Duft der Obst­blü­te. In einem lich­ten Momen­te neh­men wir dann viel­leicht unschein­bar neue Din­ge wahr, die gar nicht im Text stehen. 

    So ent­hält das Buch die Anlei­tung, über­sinn­li­che Wahr­neh­mung zu veri­fi­zie­ren. Und die dabei ent­wickel­ten Fähig­kei­ten kön­nen eben­so beim Lesen der Bibel wei­ter­ver­wen­det werden. 

    Wir, das Got­tes­volk sind mitt­ler­wei­le soweit ent­wickelt, daß wir die außer­or­dent­li­che Schön­heit des alten Ritus von der Pro­pha­ni­tät des neu­en Ritus unter­schei­den kön­nen. Dazu brau­chen wir kei­ne Fach­leu­te mehr, die es uns erklä­ren. Wir sehen und spü­ren es sel­ber. Das II. Vati­ka­num fand noch in völ­li­ger Dun­kel­heit mit blin­den und tau­ben Teil­neh­mern statt. Es wur­de jahr­zehn­te­lang mit aka­de­mi­scher Igno­ranz von Blin­den erör­tert. Die wah­re Kir­che der Gegen­wart, die Jung­frau der Apo­ka­lyp­se, sieht und erkennt selbst. 

    Ob man im Gebäu­de der ehe­ma­li­gen Inqui­si­ti­on die Flut­wel­le des Erken­nens und der Wahr­heit spürt, die sich da aufbaut?

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