
Von Mastro Titta*
Lebt Bergoglio, ist er tot, liegt er im Sterben, erholt er sich? Spielt das eine Rolle? 265 sind vor ihm gestorben, was sollte das also sein. Jedes Ende ist von einem seltsamen Schmerz und einer noch seltsameren Erleichterung begleitet: Man überlebt das Gute wie das Schlechte, und hier liegt die Erleichterung, in der inneren Ungewißheit, das eine oder das andere zu sein, und hier liegt auch der Schmerz angesichts eines jeden Endes, das uns aus diesem Grund auch zutiefst berührt. Vielmehr: Je mehr ein Leben vergeudet wird, desto mehr beunruhigt und kränkt es uns und läßt uns um unser eigenes fürchten. Ob Bergoglio lebt oder stirbt, ist vor allem ihm egal. Wie das?
Wenn man durch die Chroniken seines Krankenhausaufenthalts blättert – es geht ihm besser, er hängt an einem Beatmungsgerät, er hat ein Nierenversagen, aber nur ein leichtes, er springt über Zäune wie ein Kind, seine Lage ist kritisch, aber nicht ernst –, gibt es eine immer wiederkehrende Aussage: Der Papst „arbeitet“. Er hat in seinem Zimmer auf der Intensivstation gearbeitet. Er arbeitet, er ist am Arbeiten. Er arbeitet wie eine Drohne, wie eine Soldatenameise, wie ein Skarabäus. Er liegt unbeweglich im Bett, im Koma, vielleicht tot, aber er arbeitet.
Dabei handelt es sich nicht bloß um eine journalistische Entscheidung, sondern vielmehr um einen ungesunden Wunsch, die roboterhafte Intimität von Jorge Mario zu enthüllen. Es ist allgemein bekannt, daß Bergoglio seit dem Fall von Konstantinopel keinen Urlaub mehr gemacht hat. Er betet nicht, er meditiert nicht, er schreibt nicht (das machen andere für ihn, und zwar schlecht), er trifft nicht, die er treffen sollte, er zelebriert nicht, aber er arbeitet wie ein Getriebener. In welchem Sinne? Indem er was genau tut? Sicherlich hat er sich in den letzten zwölf Jahren durch sein Papstsein nicht die Knochen abgerackert und sich mit Schwielen bedeckt. Was also dann?
Im christlichen Leben gibt es zwei Räume, die Gott schlechthin gewidmet sind: die Ruhe – der Urlaub, auch der vom Thron – und die Krankheit. Es sind die Momente, in denen das Leben sich vom Handeln löst und sich im Sein wiederfindet oder in dessen Abwesenheit versinkt. Ruhe und Krankheit sind der mystische Ort, an dem man manchmal schmerzhafte, in gewisser Weise unbarmherzige Entdeckungen macht (zumindest in meinem Fall): Man ist oft kleinlich und leer, nutzlos und ein bißchen dumm. Ein bißchen sehr dumm. Im Aktivismus gerät man leicht in die Versuchung, sich für mehr zu halten, als man ist. Mehr und besser.
Bergoglio ruht nicht, macht keinen Urlaub, im Angesicht des Todes „arbeitet“ er. Wenn es stimmt, daß der Sabbat für den Menschen da ist und nicht der Mensch für den Sabbat, dann ist die hartnäckige Verleugnung des Sabbatikums – im Christentum ist er der Tag des Todes im vollen Sinne, der abgrundtiefe des Christus – in der richtigen Perspektive betrachtet erschreckend. So wie Martha ihre Schwester Maria tadelt, weil sie zu den Füßen Jesu ausruht, so tadelt der Müßiggänger von Santa Marta sich selbst, weil er zu Füßen Jesu steht. Zum Teufel: Bei all den Schwuchteln, Migranten und Armen da draußen.
Während der Papst, der vom Ende der Welt kam, auf das Ende des Papstes zusteuert und das unaussprechliche Spiel der Konklave-Buchmacher beginnt, mit der damit zusammenhängenden Schar von Kardinälen in wachsamer Erwartung, ertränkt Bergoglio sein eigenes tiefstes und wahrhaftigstes Menschsein in Arbeit. Die einer Handvoll Erde, die von Gott weggeblasen wird…
*Mastro Titta, er Romano de Roma (Ein Römer aus Rom), Pseudonym nach Giovanni Battista Bugatti, der von 1796 bis 1864 Scharfrichter des Kirchenstaates war.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Am 24.02. dachte ich an den Papst und plötzlich war der Tod im Raum. Wer beim Sterben schonmal dabei war, kennt das Gefühl dieser kalten Erbarmungslosigkeit, die einem einen Schauer über den Rücken laufen läßt. Es war am 24.02. um 16:17 Uhr. Ich glaube niemandem ein Wort, der behauptet, der Papst sei am Leben.
Natürlich liegt der Papst nicht im Sterben. Die Bulletins verkünden als Copy and Paste täglich das Gleiche und daher wohl kaum glaubwürdig. Bergoglio entlohnt dem Vatikan und verfasst in der Klinik ungehindert und ohne abgelenkt zu werden sein nächsten Dokumente, Themen sind Ehe, Homosexualität und Priestertum, damit er seine „Reform“ komplett unumkehrbar durchdrückt.
Mein einziger Kommentar lautet:
Totgesagte Menschen leben länger
Das ist ein bösartiger Beitrag. Ich bin Traditionalist und mag Franziskus überhaupt nicht. Aber sowas geht nicht!