Liegt der Papst im Sterben? Nein, er arbeitet!

Der Papst vom Ende der Welt geht auf das Ende seines Pontifikats zu


Römische Murales, Wandmalereien verschiedener Künstler, die Papst Franziskus zeigen
Römische Murales, Wandmalereien verschiedener Künstler, die Papst Franziskus zeigen

Von Mastro Titta*

Lebt Berg­o­glio, ist er tot, liegt er im Ster­ben, erholt er sich? Spielt das eine Rol­le? 265 sind vor ihm gestor­ben, was soll­te das also sein. Jedes Ende ist von einem selt­sa­men Schmerz und einer noch selt­sa­me­ren Erleich­te­rung beglei­tet: Man über­lebt das Gute wie das Schlech­te, und hier liegt die Erleich­te­rung, in der inne­ren Unge­wiß­heit, das eine oder das ande­re zu sein, und hier liegt auch der Schmerz ange­sichts eines jeden Endes, das uns aus die­sem Grund auch zutiefst berührt. Viel­mehr: Je mehr ein Leben ver­geu­det wird, desto mehr beun­ru­higt und kränkt es uns und läßt uns um unser eige­nes fürch­ten. Ob Berg­o­glio lebt oder stirbt, ist vor allem ihm egal. Wie das?

Wenn man durch die Chro­ni­ken sei­nes Kran­ken­haus­auf­ent­halts blät­tert – es geht ihm bes­ser, er hängt an einem Beatmungs­ge­rät, er hat ein Nie­ren­ver­sa­gen, aber nur ein leich­tes, er springt über Zäu­ne wie ein Kind, sei­ne Lage ist kri­tisch, aber nicht ernst –, gibt es eine immer wie­der­keh­ren­de Aus­sa­ge: Der Papst „arbei­tet“. Er hat in sei­nem Zim­mer auf der Inten­siv­sta­ti­on gear­bei­tet. Er arbei­tet, er ist am Arbei­ten. Er arbei­tet wie eine Droh­ne, wie eine Sol­da­ten­amei­se, wie ein Ska­ra­bä­us. Er liegt unbe­weg­lich im Bett, im Koma, viel­leicht tot, aber er arbeitet.

Dabei han­delt es sich nicht bloß um eine jour­na­li­sti­sche Ent­schei­dung, son­dern viel­mehr um einen unge­sun­den Wunsch, die robo­ter­haf­te Inti­mi­tät von Jor­ge Mario zu ent­hül­len. Es ist all­ge­mein bekannt, daß Berg­o­glio seit dem Fall von Kon­stan­ti­no­pel kei­nen Urlaub mehr gemacht hat. Er betet nicht, er medi­tiert nicht, er schreibt nicht (das machen ande­re für ihn, und zwar schlecht), er trifft nicht, die er tref­fen soll­te, er zele­briert nicht, aber er arbei­tet wie ein Getrie­be­ner. In wel­chem Sin­ne? Indem er was genau tut? Sicher­lich hat er sich in den letz­ten zwölf Jah­ren durch sein Papst­sein nicht die Kno­chen abge­rackert und sich mit Schwie­len bedeckt. Was also dann?

Im christ­li­chen Leben gibt es zwei Räu­me, die Gott schlecht­hin gewid­met sind: die Ruhe – der Urlaub, auch der vom Thron – und die Krank­heit. Es sind die Momen­te, in denen das Leben sich vom Han­deln löst und sich im Sein wie­der­fin­det oder in des­sen Abwe­sen­heit ver­sinkt. Ruhe und Krank­heit sind der mysti­sche Ort, an dem man manch­mal schmerz­haf­te, in gewis­ser Wei­se unbarm­her­zi­ge Ent­deckun­gen macht (zumin­dest in mei­nem Fall): Man ist oft klein­lich und leer, nutz­los und ein biß­chen dumm. Ein biß­chen sehr dumm. Im Akti­vis­mus gerät man leicht in die Ver­su­chung, sich für mehr zu hal­ten, als man ist. Mehr und besser.

Berg­o­glio ruht nicht, macht kei­nen Urlaub, im Ange­sicht des Todes „arbei­tet“ er. Wenn es stimmt, daß der Sab­bat für den Men­schen da ist und nicht der Mensch für den Sab­bat, dann ist die hart­näcki­ge Ver­leug­nung des Sab­ba­ti­kums – im Chri­sten­tum ist er der Tag des Todes im vol­len Sin­ne, der abgrund­tie­fe des Chri­stus – in der rich­ti­gen Per­spek­ti­ve betrach­tet erschreckend. So wie Mar­tha ihre Schwe­ster Maria tadelt, weil sie zu den Füßen Jesu aus­ruht, so tadelt der Müßig­gän­ger von San­ta Mar­ta sich selbst, weil er zu Füßen Jesu steht. Zum Teu­fel: Bei all den Schwuch­teln, Migran­ten und Armen da draußen.

Wäh­rend der Papst, der vom Ende der Welt kam, auf das Ende des Pap­stes zusteu­ert und das unaus­sprech­li­che Spiel der Kon­kla­ve-Buch­ma­cher beginnt, mit der damit zusam­men­hän­gen­den Schar von Kar­di­nä­len in wach­sa­mer Erwar­tung, ertränkt Berg­o­glio sein eige­nes tief­stes und wahr­haf­tig­stes Mensch­sein in Arbeit. Die einer Hand­voll Erde, die von Gott weg­ge­bla­sen wird…

*Mastro Tit­ta, er Roma­no de Roma (Ein Römer aus Rom), Pseud­onym nach Gio­van­ni Bat­ti­sta Bug­at­ti, der von 1796 bis 1864 Scharf­rich­ter des Kir­chen­staa­tes war.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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4 Kommentare

  1. Am 24.02. dach­te ich an den Papst und plötz­lich war der Tod im Raum. Wer beim Ster­ben schon­mal dabei war, kennt das Gefühl die­ser kal­ten Erbar­mungs­lo­sig­keit, die einem einen Schau­er über den Rücken lau­fen läßt. Es war am 24.02. um 16:17 Uhr. Ich glau­be nie­man­dem ein Wort, der behaup­tet, der Papst sei am Leben.

  2. Natür­lich liegt der Papst nicht im Ster­ben. Die Bul­le­tins ver­kün­den als Copy and Paste täg­lich das Glei­che und daher wohl kaum glaub­wür­dig. Berg­o­glio ent­lohnt dem Vati­kan und ver­fasst in der Kli­nik unge­hin­dert und ohne abge­lenkt zu wer­den sein näch­sten Doku­men­te, The­men sind Ehe, Homo­se­xua­li­tät und Prie­ster­tum, damit er sei­ne „Reform“ kom­plett unum­kehr­bar durchdrückt.

  3. Das ist ein bös­ar­ti­ger Bei­trag. Ich bin Tra­di­tio­na­list und mag Fran­zis­kus über­haupt nicht. Aber sowas geht nicht!

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