Die Heiligkeit der Kirche und die Skandale in ihr Innerem

Großmütige Herzen vertrauen auf den endgültigen Triumph der Kirche


Von Rober­to de Mattei*

Wie Theo­lo­gen erklä­ren, ist die von Jesus Chri­stus gegrün­de­te Kir­che das Reich Got­tes in die­ser Welt, die Erfül­lung der Erlö­sung, die Voll­endung des Wer­kes des Hei­li­gen Gei­stes, die herr­lich­ste Mani­fe­sta­ti­on der Hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit. Die Ver­herr­li­chung der Hei­li­gen Drei­fal­tig­keit ist das letz­te Ziel der Kir­che und der gesam­ten Schöp­fung. Die Hei­lig­keit des einen und drei­fal­ti­gen Got­tes ist der Grund für die Hei­lig­keit der Kir­che, die von Natur aus hei­lig, rein und unbe­fleckt ist, auch wenn sie aus Sün­dern besteht. Die­se Hei­lig­keit wird von ihren Glie­dern bezeugt. Wie groß auch immer die Ver­dor­ben­heit inner­halb der Kir­che sein mag, es wird immer eine aus­rei­chen­de Zahl von Hei­li­gen geben, die den wah­ren Glau­ben bewah­ren und ein Leben der Voll­kom­men­heit füh­ren. Die Hei­lig­keit des mysti­schen Lei­bes ver­langt nicht, daß alle sei­ne Glie­der Hei­li­ge sind, aber daß es Hei­li­ge gibt und daß ihre Hei­lig­keit als Frucht der Grund­sät­ze und Regeln der Hei­lig­keit erscheint, die Chri­stus der Kir­che anver­traut hat (Kon­rad Alger­mis­sen: Christ­li­che Sek­ten und Kir­che Chri­sti, 1928, zitiert nach der ital. Aus­ga­be La Chie­sa e le chie­se, S. 3–15).

Lei­der ist die­se über­na­tür­li­che Dimen­si­on der Kir­che nicht nur den­je­ni­gen fremd, die sie bekämp­fen, son­dern manch­mal auch jenen, die sie ver­tei­di­gen. Die Kir­che hat­te schon immer ihre Kri­ti­ker und ihre Ver­tei­di­ger, aber heu­te besteht die Gefahr, daß selbst die letz­te­ren sie wie ein Unter­neh­men oder eine poli­ti­sche Bewe­gung betrachten.

Papst Fran­zis­kus zum Bei­spiel erscheint oft eher als poli­ti­scher Füh­rer denn als Nach­fol­ger Petri. Aber jen­seits der frag­wür­di­gen Aus­übung sei­ner Regie­rungs­ge­walt und der Dar­stel­lung in den Medi­en bleibt er der recht­mä­ßi­ge Stell­ver­tre­ter Chri­sti, der 266. Papst der katho­li­schen Kirche.

Legi­ti­me Nach­fol­ger der Apo­stel sind die Kar­di­nä­le, die ihn umge­ben und denen es obliegt, sei­nen Nach­fol­ger zu wäh­len. Die Kon­tro­ver­sen um die Per­son des amtie­ren­den Pap­stes erstrecken sich jedoch auch auf das Hei­li­ge Kol­le­gi­um, und zwar auf­grund der Irr­tü­mer, zu denen sich eini­ge Kar­di­nä­le öffent­lich beken­nen, und der mora­li­schen Skan­da­le, in die eini­ge von ihnen – zu Recht oder zu Unrecht – ver­wickelt sind. Skan­da­le und Irr­tü­mer haben das Leben der Kir­che seit ihren Anfän­gen beglei­tet, und die Kir­che hat in ihrem Inne­ren kirch­li­che Gerich­te ein­ge­rich­tet, die die Anschul­di­gun­gen über­prü­fen und die Schul­di­gen mit den gebüh­ren­den kirch­li­chen Stra­fen bele­gen kön­nen. Eine besorg­nis­er­re­gen­de neue Tat­sa­che ist, daß Ver­ur­tei­lun­gen und Frei­sprü­che jetzt in den Medi­en ver­kün­det wer­den, bevor sie in den kirch­li­chen Gerichts­sä­len ver­kün­det wer­den, wodurch die Tra­di­ti­on der Dis­kre­ti­on und der Gerech­tig­keit, die die inter­ne Arbeits­wei­se der Kir­che immer gekenn­zeich­net hat, umge­sto­ßen wird.

In den ver­gan­ge­nen Tagen hat die inter­na­tio­na­le Pres­se den Fall des perua­ni­schen Kar­di­nals Juan Luis Cipria­ni Thor­ne, eme­ri­tier­ter Erz­bi­schof von Lima, in den Vor­der­grund gerückt. Laut der Rekon­struk­ti­on des Fal­les durch die spa­ni­sche Tages­zei­tung El País am 25. Janu­ar und der anschlie­ßen­den Inter­ven­ti­on des Kar­di­nals sowie einer Erklä­rung des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes hat der Hei­li­ge Stuhl Maß­nah­men ergrif­fen, die sei­ne öffent­li­chen Akti­vi­tä­ten, sei­nen Wohn­sitz und die Ver­wen­dung der Kar­di­nals­in­si­gni­en ein­schrän­ken. Der Grund dafür ist, daß der Papst offen­bar der Mei­nung ist, daß er sich schwe­rer mora­li­scher Ver­ge­hen schul­dig gemacht hat, und ihn straf­recht­lich sank­tio­niert hat, ohne daß jemand die Bewei­se kennt, auf denen die­se Sank­tio­nen beru­hen. Kar­di­nal Cipria­ni hat sei­ne Unschuld beteu­ert und gegen die Nicht­ein­hal­tung der Rechts­nor­men pro­te­stiert. Wie Kar­di­nal Cipria­ni hat auch der perua­ni­sche Erz­bi­schof José Anto­nio Egu­ren, der in die jüng­sten Ereig­nis­sen invol­viert war, die zur Unter­drückung des Soda­li­ti­um Chri­stia­nae Vitae führ­ten, ange­pran­gert, daß er einem Pro­zeß unter­wor­fen wur­de, bei dem sei­ne Rech­te nicht respek­tiert wur­den, was dar­auf hin­deu­tet, daß der Hei­li­ge Stuhl auf juri­sti­scher Ebe­ne mit Prak­ti­ken vor­geht, die der Kir­che Chri­sti unwür­dig sind.

Es besteht die Gefahr, daß die mora­li­schen Miß­stän­de, die die­sen Prä­la­ten vor­ge­wor­fen wer­den, von eben­so schwer­wie­gen­den recht­li­chen Miß­stän­den über­la­gert wer­den. Dies kann einen Nebel der Unsi­cher­heit um die zahl­rei­chen Skan­da­le auf­kom­men las­sen, die das Kar­di­nals­kol­le­gi­um in den ver­gan­ge­nen Jah­ren des Pon­ti­fi­kats betrof­fen haben, begin­nend mit dem Fall des US-Kar­di­nals Theo­do­re McCar­ri­ck, der im Febru­ar 2019 von Papst Fran­zis­kus wegen des sexu­el­len Miß­brauchs, in den er ver­wickelt war, aus dem Kle­ri­ker­stand ent­las­sen wurde.

Einen Monat spä­ter, im März 2019, muß­te der eme­ri­tier­te Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le Ricar­do Ezza­ti And­rel­lo, der 2014 von Papst Berg­o­glio selbst zum Kar­di­nal ernannt wor­den war, als Erz­bi­schof zurück­tre­ten, weil er Vor­wür­fe des sexu­el­len Miß­brauchs von Min­der­jäh­ri­gen ver­tuscht hat­te. In den­sel­ben Tagen wur­de in Frank­reich Kar­di­nal Phil­ip­pe Bar­ba­rin zu einer sechs­mo­na­ti­gen Haft­stra­fe auf Bewäh­rung ver­ur­teilt, weil er den sexu­el­len Miß­brauch durch einen Prie­ster in sei­ner Diö­ze­se nicht gemel­det hat­te. Obwohl die Ver­ur­tei­lung in der Beru­fung im Janu­ar 2020 auf­ge­ho­ben wur­de, reich­te Bar­ba­rin sei­nen Rück­tritt als Erz­bi­schof von Lyon ein, den Papst Fran­zis­kus im März 2020 annahm.

Am 24. Sep­tem­ber 2020 akzep­tier­te Papst Fran­zis­kus den Ver­zicht von Kar­di­nal Becciu auf die „mit dem Kar­di­na­lat ver­bun­de­nen Rech­te“, ein­schließ­lich des Rechts, an einem künf­ti­gen Kon­kla­ve teil­zu­neh­men. Becciu war in einen Skan­dal um Immo­bi­li­en­in­ve­sti­tio­nen in Lon­don ver­wickelt. Er hat immer sei­ne Unschuld beteu­ert, aber im Dezem­ber 2023 ver­ur­teil­te ihn ein vati­ka­ni­sches Gericht, das aus­schließ­lich aus Lai­en­rich­tern bestand, zu fünf Jah­ren und sechs Mona­ten Haft und dem lebens­lan­gen Aus­schluß von öffent­li­chen Ämtern auf­grund von Wirt­schafts­de­lik­ten, dar­un­ter Ver­un­treu­ung, Geld­wä­sche, Betrug, Erpres­sung und Amts­miß­brauch. Der Fall von Kar­di­nal Óscar Rodrí­guez Mara­dia­ga, Erz­bi­schof von Tegu­ci­gal­pa und Koor­di­na­tor des Kar­di­nals­rats, der den Papst in der Lei­tung der Kir­che bera­ten soll, scheint hin­ge­gen kei­ne straf­recht­li­chen Fol­gen zu haben. 2017 stand der hon­du­ra­ni­sche Kar­di­nal im Mit­tel­punkt von Vor­wür­fen finan­zi­el­ler Miß­wirt­schaft, ein­schließ­lich der Ent­ge­gen­nah­me gro­ßer Geld­sum­men von der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Hon­du­ras, deren Kanz­ler er war, aber er trat erst 2023, im Alter von 81 Jah­ren, als Erz­bi­schof der Diö­ze­se zurück.

Dok­tri­nä­re und mora­li­sche Skan­da­le durch­zie­hen inzwi­schen den gesam­ten sozia­len Kör­per der Kir­che und ent­stel­len ihr Image. Wer sich in den Kir­chen­ge­mein­den auf­hält, kennt die trau­ri­ge Situa­ti­on, in der sich vie­le von ihnen befin­den. Das Bild zeigt oppor­tu­ni­sti­sche und fei­ge Pfar­rer; geschäfts­tüch­ti­ge Bischö­fe, die von Theo­lo­gie und Kir­chen­recht kei­ne Ahnung haben; Ordens­obe­re, die sich mehr um das Orga­ni­sie­ren von Lob­bys in ihren Kon­gre­ga­tio­nen küm­mern als um das Wohl der Gläu­bi­gen; Ordens­män­ner und ‑frau­en, die der Kir­che untreu gewor­den sind und ihr Ordens­ge­lüb­de mit Füßen tre­ten. Ganz zu schwei­gen vom Ver­fall der Kir­chen­ge­bäu­de, wenn sie nicht durch kräf­ti­ge staat­li­che oder euro­päi­sche Bei­trä­ge unter­stützt wer­den, aber am auf­fäl­lig­sten ist die Schlam­pig­keit und Gleich­gül­tig­keit, mit der das hei­li­ge Meß­op­fer gefei­ert wird, das sich nicht nur in der Form, son­dern auch im Geist immer wei­ter von dem apo­sto­li­schen entfernt.

Ist das ein Grund, alles in einen Topf zu wer­fen und die sicht­ba­re Kir­che mit Ver­ach­tung über Bord zu wer­fen? Das ist nicht das, was die Got­tes­mut­ter tun wür­de, die am Fuße des Kreu­zes ihre Lie­be zum ver­wun­de­ten Leib unse­res Herrn ver­dop­pelt hat. Die Kir­che auf Erden ist Chri­stus selbst, der auf mysti­sche Wei­se wei­ter­lebt. Die Geschich­te der Kir­che spie­gelt sein Leben wider. Das gan­ze Leben des Got­tes­soh­nes war ein Kreuz­weg, und so ist es auch das Leben der Kir­che durch die unru­hi­gen Ereig­nis­se der Geschich­te. Und wie im Leben Jesu auf den Kar­frei­tag der tri­um­pha­le Oster­sonn­tag folg­te, so wer­den die Glie­der der Kir­che eines Tages an ihrer Ver­herr­li­chung teil­ha­ben. Des­halb sag­te Jesus zu sei­nen Jün­gern: „Wer jedoch bis zum Ende stand­haft bleibt, der wird geret­tet“ (Mat­thä­us 24,13–14).

Die Wun­den, die der Kir­che von ihren inne­ren Glie­dern zuge­fügt wer­den, müs­sen daher unse­re Beharr­lich­keit und unser Ver­trau­en in die Unfehl­bar­keit der Kir­che näh­ren. Je mehr sie gede­mü­tigt wird, desto mehr muß unser Wunsch wach­sen, sie zu erhö­hen und zu verherrlichen.

Groß­mü­ti­ge Her­zen ver­trau­en auf den end­gül­ti­gen Tri­umph der Kir­che, die dazu bestimmt ist, hei­lig und unbe­fleckt zu leuch­ten, nicht nur am Ende der Zeit, son­dern in einer geschicht­li­chen Zukunft, die die Vor­se­hung sicher nach ihren geheim­nis­vol­len Plä­nen ver­wirk­li­chen wird.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.

Bücher von Prof. Rober­to de Mat­tei in deut­scher Über­set­zung und die Bücher von Mar­tin Mose­bach kön­nen Sie bei unse­rer Part­ner­buch­hand­lung beziehen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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2 Kommentare

  1. In der Tat ist die Hei­lig­keit der Kir­che die eine Sei­te der Medail­le, die ihrer unwür­di­gen Die­ner die ande­re. Ich möch­te zugleich davor war­nen, die Hei­lig­keit der Kir­che in dem Sin­ne zu idea­li­sie­ren, dass sie zu einem Eska­pis­mus aus der ver­hee­ren­den Gegen­wart wird. Der Nie­der­gang der Kir­che hat mit Papst Fran­zis­kus erst begon­nen und sein Nach­fol­ger wird die­ses schreck­li­che Erbe fort­set­zen. Wir tre­ten offen­sicht­lich in die End­pha­se der Kir­chen­ge­schich­te ein, in der wohl auch die Nach­fol­ger des Petrus gesiebt wer­den wie der Wei­zen, und in der wir mit sol­chen zu tun haben wer­den, die den Ver­rat des Petrus wie­der­ho­len. Inmit­ten die­ses Sturms ist es wich­tig an der Hei­li­gen Kir­che fest­zu­hal­ten, auch wenn sie uns bereits zu ent­schwin­den scheint. Wir sind nicht (!!) katho­lisch, wenn wir blin­de und tau­be Unter­ta­nen irgend­ei­nes Pap­stes oder eines Bischofs sind und ihnen fol­gen, wohin sie nur wol­len, son­dern wir sind nur dann (!!) katho­lisch, wenn wir mit den Glau­ben der Kir­che über­ein­stim­men. Und genau das gilt auch für jeden Papst und für jeden Bischof und eben nicht (!!) umge­kehrt! Der Papst ist nicht der katho­li­sche Glau­be, son­dern er ist der Garant des katho­li­schen Glau­bens. Und wenn er das nicht mehr ist – wie Fran­zis­kus – dann ist er eben ein Papst, der ver­sagt hat und der der strei­ten­den Kir­che, d.h. der Kir­che auf Erden, ein gewal­ti­ges Eigen­tor ver­passt hat.

  2. Mat­tei hat oft Momen­te, in denen er vor Klar­heit und Erkennt­nis strahlt. Hier aber läßt er sei­nen Weit­blick von allen Illu­sio­nen, die die Römi­sche Kir­che in ihrem Selbst­ver­ständ­nis hat, trüben. 

    Schon im Vor­wort hinkt es: „Wie groß auch immer die Ver­dor­ben­heit inner­halb der Kir­che sein mag, es wird immer eine aus­rei­chen­de Zahl von Hei­li­gen geben, die den wah­ren Glau­ben bewah­ren und ein Leben der Voll­kom­men­heit füh­ren. Die Hei­lig­keit des mysti­schen Lei­bes ver­langt nicht, daß alle sei­ne Glie­der Hei­li­ge sind…“
    Im sakra­len Raum ist ent­we­der Gott prä­sent oder der Sohn der Ver­dor­ben­heit. Gott läßt sich nicht beflecken. 

    Es ist und bleibt frag­wür­dig, daß Rom sei­ne Recht­fer­ti­gung in der Aus­sa­ge sucht: „Du bist der Fels, auf den ich mei­ne Kir­che bau­en wer­de.“ Die­se Wor­te wen­den sich nicht an Rom, son­dern an Petrus. Sie wer­den gespro­chen vom Logos Christus. 

    Dann gibt es das gött­li­che Recht oder Natur­recht. Es ist von Gott gege­ben am Sinai und fest­ge­hal­ten im alten Testa­ment. Alles dar­über hin­aus ist posi­ti­ves Recht, gege­ben von Men­schen. So urtei­len die vati­ka­ni­schen Gerichts­bar­kei­ten in Din­gen, die aus­schließ­lich den Ver­wal­tungs­ap­pa­rat und die sozia­len Bege­ben­hei­ten der Kir­che betref­fen. Die­se Din­ge sind rein posi­ti­ves Recht. Nichts dar­an ist von der Drei­fal­tig­keit gege­ben. Alles hat einen vor­über­ge­hen­den Cha­rak­ter. Nur Got­tes Gesetz ist unwandelbar. 

    Mat­tei fin­det das Resul­tat der ver­schie­de­nen Miß­stän­de: Ein „Nebel der Unsi­cher­heit“. Er meint abschlie­ßend: „Groß­mü­ti­ge Her­zen ver­trau­en auf den end­gül­ti­gen Tri­umph der Kir­che“. Bei­des Aus­drücke, mit denen Mat­tei die feh­len­de Klar­heit sei­ner Betrach­tung umschreibt. 

    Schau­en wir bei Johan­nes nach. Sei­ne Apo­ka­lyp­se legt den Schwer­punkt auf das Gericht an der Kirche. 

    Offb 12,1: „Dann erschien ein gro­ßes Zei­chen am Him­mel: eine Frau, mit der Son­ne beklei­det; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Ster­nen auf ihrem Haupt. Sie war schwan­ger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.“ 

    Offb 17,4: „Dort sah ich eine Frau auf einem schar­lach­ro­ten Tier sit­zen, das über und über mit got­tes­lä­ster­li­chen Namen beschrie­ben war und sie­ben Köp­fe und zehn Hör­ner hat­te. Die Frau war in Pur­pur und Schar­lach geklei­det und mit Gold, Edel­stei­nen und Per­len geschmückt. Sie hielt einen gol­de­nen Becher in der Hand, der mit dem abscheu­li­chen Schmutz ihrer Hure­rei gefüllt war.“ 

    Es gibt also zwei Frau­en im Gericht. 

    Die eine sitzt in Pur­pur und Schar­lach geklei­det auf dem schar­lach­ro­ten Tier und hält den gol­de­nen Becher mit Schmutz in der Hand. Die­se Frau ist Rom. Dort sitzt ein wei­bisch agie­ren­des Kol­lek­tiv auf dem Rücken der pur­pur­nen Kar­di­nä­le. Der gol­de­ne Becher in der Hand ist der Meß­kelch. Die­se Frau, die­ses Weib, ist die Kir­che. Die Bischö­fe und Kar­di­nä­le sind die ein­zig voll geschäfts­fä­hi­gen Mit­glie­der der Kir­chen­hier­ar­chie. Sie tra­gen Pur­pur und Schar­lach. Sie und nicht die Prie­ster und Dia­ko­ne stel­len die Kir­che dar, die hier gemeint ist. Die Frau, die Hure, die römi­sche Kir­che, wird an einem ein­zi­gen Tag gerich­tet. „Ver­laßt die Stadt, damit ihr nicht mit­schul­dig wird“, warnt uns Johannes. 

    Dann ist da die ande­re Frau. Sie hat Attri­bu­te der Hei­lig­keit. Sie ist es, die Geburts­we­hen erlei­det. Es ist sicher anzu­neh­men, daß die­se Frau eben­so ein Kol­lek­tiv dar­stellt wie die schmut­zi­ge purpurne/​scharlachrote. Wür­de Johan­nes Äpfel mit Bir­nen ver­glei­chen? Ein Kol­lek­tiv mit einer einzelnen?
    Es gibt gro­ße Zei­chen am Him­mel, wenn wir die in Geburts­we­hen ste­hen­de Frau sehen. Das heißt, sie kann aus welt­li­cher Sicht harm­los aus­se­hen, aber sie leuch­tet auf der himm­li­schen Ebe­ne. Der Him­mel ist die Vor­stu­fe zur mate­ri­el­len Mani­fe­sta­ti­on, was schon Ari­sto­te­les in sei­ner Ideen­leh­re vor­aus­setzt. Das, was die gebä­ren­de Frau dar­stellt, wird erst noch kom­men. Es ist aber schon himm­lisch deter­mi­niert. Wel­che Freu­de! Wie ist die Frau deter­mi­niert? Durch alles was am Him­mel geschieht. Die Gesamt­heit der Ster­ne und Pla­ne­ten arbei­tet an der Ver­wirk­li­chung! Der gan­ze gegen­wär­ti­ge Him­mel ist ihre Krone! 

    Nun wird die­se Frau ver­folgt von der Kraft des Tie­res, die sich inner­halb des schar­lach­ro­ten Tie­res der ande­ren Frau befin­det. Es ist der Dra­che, von dem die­se Kraft aus­geht. Die hei­li­ge Frau flieht in die Wüste, wo sie eine gewis­se Zeit genährt wird. Sie bekommt gött­li­che Nah­rung. Hoff­nung, Zuver­sicht, Gleich­mut, unsag­ba­re Freu­de, auch alles, was zum Leben nötig ist. Da die Frau ein Kol­lek­tiv ist, wer­den alle ihre Indi­vi­du­en an ihren Rück­zugs­or­ten gött­lich gestärkt. Die Ver­fol­gung der Indi­vi­du­en hin­ge­gen wird auf die­ser Web­sei­te aus­führ­lich thematisiert. 

    Zwei Frau­en, eine ist die wah­re Kir­che. Sie wird der Fels sein. 

    Jesa­ja 61,4: „Dann bau­en sie die uralten Trüm­mer­stät­ten wie­der auf und rich­ten die Rui­nen ihrer Vor­fah­ren wie­der her. Die ver­öde­ten Städ­te erbau­en sie neu, die Rui­nen ver­gan­ge­ner Gene­ra­tio­nen. Frem­de ste­hen bereit und füh­ren eure Her­den auf die Wei­de, Frem­de sind eure Bau­ern und Win­zer. Ihr alle aber wer­det «Prie­ster des Herrn» genannt, man sagt zu euch «Die­ner unse­res Got­tes». Was die Völ­ker besit­zen, wer­det ihr genie­ßen, mit ihrem Reich­tum könnt ihr euch brü­sten. Dop­pel­te Schan­de muss­ten sie ertra­gen, sie wur­den ange­spuckt und ver­höhnt; dar­um erhal­ten sie dop­pel­ten Besitz in ihrem Land, ewi­ge Freu­de wird ihnen zuteil. Denn ich, der Herr, lie­be das Recht, ich has­se Ver­bre­chen und Raub. Ich bin treu und gebe ihnen den Lohn, ich schlie­ße mit ihnen einen ewi­gen Bund. Ihre Nach­kom­men wer­den bei allen Natio­nen bekannt sein und ihre Kin­der in allen Völ­kern. Jeder, der sie sieht, wird erken­nen: Das sind die Nach­kom­men, die der Herr geseg­net hat.“

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