Wurde der Autor der Franziskus-kritischen Denkschrift Demos 2 ausgeforscht?

Papstkritik aus dem Kardinalskollegium


Die beiden Demos-Denkschriften sollen bei Papst Franziskus zu Wutausbrüchen geführt haben, wie der Karikaturist der Zeitung "Il Tempo" darstellt (Bild). Die vatikanische Gendarmerie soll dem Autor von Demos 2 auf der Spur sein.
Die beiden Demos-Denkschriften sollen bei Papst Franziskus zu Wutausbrüchen geführt haben, wie der Karikaturist der Zeitung "Il Tempo" darstellt (Bild). Die vatikanische Gendarmerie soll dem Autor von Demos 2 auf der Spur sein.

Vor bald einem Jahr wur­de das Doku­ment Demos 2 bekannt, in dem das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus als desa­strös bewer­tet wur­de und in den höhe­ren Rän­gen der Kir­che für erheb­li­che Auf­re­gung sorg­te. Die Iden­ti­tät des Autors oder der Autoren konn­te bis­her nicht geklärt wer­den. In San­ta Mar­ta war man so erzürnt, daß die Poli­zei des Vati­kans mit der Jagd auf den oder die Urhe­ber beauf­tragt wur­de. Nun soll der vati­ka­ni­schen Gen­dar­me­rie ein Ermitt­lungs­durch­bruch gelun­gen sein.

Die erste Demos-Denkschrift

Die Sache mit den Demos-Doku­men­ten ist gefin­kelt. 2022 war auf dem Blog des Vati­ka­ni­sten San­dro Magi­ster erst­mals eine aus­führ­li­che Denk­schrift ver­öf­fent­licht wor­den, die das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat einer ver­nich­ten­den Ana­ly­se unter­zog und mit Demos (das Volk) unter­zeich­net war. Damit woll­te der Autor sagen, daß er für vie­le spricht. Und der Inhalt sei­ner Denk­schrift hat­te es ohne­hin in sich.

Papst Fran­zis­kus wird dar­in die akti­ve Ver­fol­gung der Tra­di­tio­na­li­sten und der kon­tem­pla­ti­ven Klö­ster, die Unter­mi­nie­rung der Rechts­staat­lich­keit und ein bevor­zugt poli­ti­sches Agie­ren vor­ge­wor­fen, aber gegen ihn auch ein ziem­lich unver­hüll­ter Häre­sie­vor­wurf erho­ben. Die päpst­li­che Auto­ri­tät befin­de sich unter Fran­zis­kus im frei­en Fall, er las­se es an dok­tri­nä­rer Klar­heit feh­len, schaf­fe Ver­wir­rung selbst zu grund­sätz­li­chen Fra­gen des Glau­bens und der Moral und för­de­re schis­ma­ti­sche Ten­den­zen. Das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus wird zusam­men­fas­send als „Kata­stro­phe“ bezeichnet.

Die Adres­sa­ten des Doku­ments waren die Kardinäle.

Sofort begann eine Hexen­jagd, wobei von Anfang an ange­nom­men wur­de, daß es sich beim Autor um einen Kar­di­nal han­delt, der durch das Pseud­onym die Auf­merk­sam­keit auf den Inhalt der Denk­schrift len­ken woll­te und nicht auf die Person.

Kurz nach dem Tod des austra­li­schen Kar­di­nal Geor­ge Pell ent­hüll­te der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster Anfang 2023, daß Pell „Demos“ war und die Denk­schrift ver­faßt hatte.

Die zweite Demos-Denkschrift

Dann tauch­te Ende Febru­ar 2024, zwei Jah­re nach der ersten Denk­schrift, eine zwei­te auf, die wie­der­um mit Demos unter­zeich­net ist. Die Über­schrift der ersten Denk­schrift lau­tet: „Der Vati­kan von heu­te“, die der zwei­ten: „Der Vati­kan von mor­gen“. Dar­in wird mit Blick auf das näch­ste Kon­kla­ve deut­lich geäu­ßert, daß die Zukunft der Kir­che eine ande­re sein müs­se als jene, die das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus hervorbringt.

Sie­ben Prio­ri­tä­ten wer­den genannt, um durch eine ent­schie­de­ne Kurs­kor­rek­tur das Boot des Petrus wie­der auf Kurs zu brin­gen. An die erste Stel­le stell­te der Autor die Wie­der­her­stel­lung der Klar­heit in der Leh­re. Es sei unum­gäng­lich, ent­schlos­sen die grund­le­gen­den Wahr­hei­ten des katho­li­schen Glau­bens wie­der zu bekräf­ti­gen. Die Kir­che brau­che kei­ne Syn­oda­li­tät, aber die Wie­der­her­stel­lung der Kol­le­gia­li­tät, indem das auto­ri­tä­re, zen­tra­li­sti­sche Regime, das von Fran­zis­kus eta­bliert wur­de, abge­baut und die bischöf­li­che Juris­dik­ti­on wie­der respek­tiert werde.

Eben­so wird Trans­pa­renz bei den Finan­zen gefor­dert und bei Kar­di­nals­er­nen­nun­gen eine bes­se­re Aus­wahl und Vor­be­rei­tung der Kan­di­da­ten ange­mahnt. Zu die­sem The­ma gibt es inzwi­schen auch die Inter­net­sei­te The Col­lege of Car­di­nals Report von Edward Pen­tin (EWTN, Natio­nal Catho­lic Regi­ster), die in San­ta Mar­ta zu neu­en Wut­aus­brü­chen geführt haben soll.

Auch bedür­fe es wie­der einer kla­ren christ­li­chen Anthro­po­lo­gie, die von Ideo­lo­gien wie der Gen­der-Ideo­lo­gie und dem Trans­hu­ma­nis­mus gerei­nigt wer­den müsse.

Die Denk­schrift wur­de in fünf Spra­chen ver­brei­tet. Wie­der­um war das Kar­di­nals­kol­le­gi­um der Adressat.

Fest stand, daß Kar­di­nal Pell nicht der Autor der zwei­ten Demos-Denk­schrift sein konn­te, die sich auch in der Spra­che von der ersten unter­schei­det, obwohl die Stoß­rich­tung einer ver­nich­ten­den Kri­tik am Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus die­sel­be ist. Aller­dings wur­de erneut ange­nom­men, daß ein Kar­di­nal der Autor sein könnte.

Fran­zis­kus soll wütend gewe­sen sein. Die vati­ka­ni­sche Gen­dar­me­rie wur­de ange­wie­sen, Ermitt­lun­gen auf­zu­neh­men, um den Urhe­ber aufzuspüren.

Nun heißt es, die Poli­zei des Kir­chen­staa­tes sei fün­dig gewor­den. Die Jagd sei zu Ende. Die vati­ka­ni­sche Gen­dar­me­rie habe den anony­men Kar­di­nal, nen­nen wir ihn „Demos 2“, aus­fin­dig gemacht und identifiziert.

Die vati­ka­ni­schen Ermitt­lun­gen zie­len dar­auf ab, das für Fran­zis­kus unan­ge­neh­me Kapi­tel zu schlie­ßen. Immer­hin nimmt die inner­kirch­li­che Kri­tik an sei­nem Pon­ti­fi­kat nicht ab, son­dern zu. 

Offen­bar wol­len Fran­zis­kus und sein Hof­staat auch eine drit­te Demos-Denk­schrift ver­hin­dern, indem sie den Autor der zwei­ten Denk­schrift ent­tar­nen und bloß­stel­len. Die­se Ver­mu­tung äußer­te gestern zumin­dest Lui­gi Bisigna­ni, der Chef­ko­lum­nist der römi­schen Tages­zei­tung Il Tem­po.

Für die näch­ste Zeit wer­den also Ent­hül­lun­gen erwar­tet.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Il Tem­po (Screen­shot)

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