
Von Wolfram Schrems*
Zum sechsundzwanzigsten Mal wurde seitens des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich am heurigen 17. Jänner der sogenannte „Tag des Judentums“ begangen. Auch dieses Ereignis ist sinnbildlich für die Apostasie der postkonziliaren Ära: Die Protagonisten der Veranstaltung aus den Reihen der „Kirchen“ verwerfen den christlichen Glauben.
Zu dem ganzen erwartbaren Wortwust, der anläßlich der diversen Veranstaltungen produziert wurde, soll hier keine umfassende Analyse erfolgen.
Lediglich zwei skandalöse, im Vorfeld des 17. Jänner getätigte Aussagen seien hier beleuchtet. Sie hängen innerlich eng zusammen und versinnbildlichen den Abfall vom Christentum im kirchlichen Apparat. Dabei wird immer radikaler vorgegangen, wie an der zweiten der betreffenden Aussagen erkennbar ist.
Die lügenden Evangelisten
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der in der letzten Zeit durch seine Zustimmung zu den Absurditäten und Blasphemien („Crowning“, „They Call Me Mama“, „Umstellung“, „Die neue Familie“) im Linzer Mariendom aufgefallen ist, ist in der österreichischen Bischofskonferenz für den „Dialog mit dem Judentum“ zuständig.
In dieser Eigenschaft äußerte er sich letzthin. Die Seite des Medienreferates der Österreichischen Bischofskonferenz katholisch.at berichtete am 8. Jänner:
„Die Tradition jüdischen Lernens würden [gemäß Bischof Scheuer] auch die Evangelien überliefern. Sie würden von Gesprächen Jesu mit Pharisäern und Schriftgelehrten um die rechte Auslegung der Heiligen Weisung, der Tora vom Sinai, erzählen. Scheuer: ‚In ihrer bisweilen polemischen Tendenz spiegeln diese Diskussionen die angespannte Situation der frühen (jüdischen!) Gemeinden der Jesus-Anhängerschaft zum Ende des 1. Jahrhunderts; verstärkt noch in späteren Zeiten durch eine bewusst antijüdische Auslegung in der Kirche.‘“
Bischof Scheuer impliziert damit, daß die Evangelisten gelogen hätten und daß somit die Kirche lügenhafte Texte als Wort Gottes ausgebe. Nach seiner Auffassung hätten die Evangelisten nicht die Auseinandersetzung Jesu mit den jüdischen Autoritäten dargestellt, sondern eine – offenbar grundlose „polemische Tendenz“ – in die Zeit Jesu zurückprojiziert. Die „angespannte Situation“ der angeblich „jüdischen Gemeinden der Jesus-Anhängerschaft“ (wie der Bischof faktenwidrig die um die Jahrhundertwende immerhin schon etwa siebzig Jahre alte, multinationale und allgemeine, bereits vom fünften Papst regierte Katholische Kirche bezeichnet) ist nach Scheuer damit völlig unverständlich.
Ist die Feindschaft der Pharisäer, Sadduzäer und Herodianer gegen Jesus nur eine späte Erfindung? Warum hätten die jüdischen Autoritäten vom verhaßten römischen Landpfleger die Kreuzigung Jesu verlangen sollen, wenn die „Polemik“ ohnehin erst siebzig Jahre später eintritt? Warum versteckten sich die Jünger hinter verschlossenen Türen?
Denkt man weiter, muß man konsequenterweise zu einer Bezweiflung der gesamten Historizität Jesu gelangen.
Lügt fernerhin die Apostelgeschichte über die Steinigung des Stephanus und die Verschwörungen gegen Paulus? Log Paulus, als er den Thessalonichern schrieb:
„Denn, Brüder, ihr seid den Gemeinden Gottes in Judäa gleich geworden, die sich zu Christus Jesus bekennen. Ihr habt von euren Mitbürgern das Gleiche erlitten wie jene von den Juden. Diese haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen; sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer Sünden voll. Aber der ganze Zorn ist schon über sie gekommen“ (1 Thess 2,14ff)?
Scheuer versagt hier nicht nur als Hirte seiner Herde sondern auch als akademischer Theologe, denn die einige Jahrzehnte in Mode gewesene Spätdatierung der Evangelien (und der Apostelgeschichte), meist verbunden mit der Behauptung, diese würden nicht über tatsächlich stattgefundene Vorgänge berichten, ist längst widerlegt.
Laut Katholisch.at sagte Bischof Scheuer weiter:
„Heute erkennen man hingegen: Auch die jüdische Diskussion bemühe sich um eine lebensnahe Auslegung des Sabbats, auch die rabbinische Auslegung kenne Nächsten- und Feindesliebe. Bisweilen könne man das aber bis heute immer noch nicht würdigen, sondern meine, Jesus hätte mit einer neuen Lehre das Judentum überboten, so Scheuer. Nachsatz: ‚Diese Ansicht ist klar zurückzuweisen.‘“ (Fehler im Original)
Warum dann die Kreuzigung Jesu? Warum die Polemik der jüdischen Autoritäten gegen die junge Kirche? Warum die Ausstoßung der Christen aus der Synagoge und die Verwerfung der Septuaginta durch die Rabbiner auf der Synode von Jamnia? Warum die Verwünschung der „Nazarener“ (nozrim) im „Achtzehngebet“? Wenn man sich doch eh einig ist?
Hätten die Juden in ihrer Mehrzahl zur Zeit Jesu an die schon erfolgte Offenbarung geglaubt, hätten sich die Ereignisse wohl anders entwickelt. Aber Jesus selbst sagt, daß die Juden an Moses nicht glaubten:
„Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben?“ (Joh 5,46f)
Für Bischof Scheuer ist diese Evangelienstelle aber vermutlich auch nur eine Rückprojektion einer längst schon „antijüdisch“ gewordenen Kirche und bestimmt nicht authentisch.
Dann bleibt aber vom Evangelium nichts übrig.
Es wird aber noch absurder:
Die Rehabilitation der Pharisäer
Der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit Prof. Martin Jäggle, einst Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Wiener Universität, verwies laut Katholisch.at auf der Website der Wochenzeitung Die Furche doch tatsächlich, „u.a. auf die christlichen Stereotypen zu den Pharisäern.“
Aha. Die Evangelisten haben sich also auch nach Professor Jäggle geirrt:
„Die Verunglimpfung der Pharisäer sei gleichbedeutend mit einer Verunglimpfung der Juden. Es brauche deshalb einen ‚Prozess der Entgiftung und des Neuaufbaus‘ für einen neuen, differenzierten und wertschätzenden Zugang zu den Pharisäern.“
An diesem Unsinn wird die radikale Zurückweisung des überlieferten Glaubens in aller Klarheit deutlich. Auch Professor Jäggle hat sich offenbar von der Gültigkeit der Evangelien verabschiedet, denen er seine eigene Autorität entgegensetzt.
„…damit die Sehenden blind werden“ – willentliche Blindheit
Im Johannesevangelium heißt es im Zusammenhang mit der Heilung des Blindgeborenen und der Weigerung der Augenzeugen, an Jesus Christus zu glauben:
„Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden“ (Joh 9,39).
Wer sich der Evidenz willentlich verschließt, wird blind.
Jesus klagt die Pharisäer und Schriftgelehrten mehrfach ausdrücklich als „blind“ an (Mt 23,16ff).
Die die Synagoge repräsentierende Frauenfigur wird in der christlichen Kunst daher konsequenterweise mit einer Augenbinde dargestellt. Paulus sagt bekanntlich, daß die nicht an Jesus glaubenden Juden das Alte Testament nicht verstehen:
„Doch ihr Denken wurde verhärtet. Denn bis zum heutigen Tag liegt die gleiche Hülle auf dem alten Bund, wenn daraus vorgelesen wird; sie wird nicht aufgedeckt, weil sie in Christus beseitigt wird. Bis heute liegt die Hülle auf ihrem Herzen, wenn Mose vorgelesen wird“ (2 Kor 3,14f).
Natürlich wird man gegenüber Bischof Scheuer nicht mit dem Wortlaut des Neuen Testaments argumentieren können, weil dieser Wortlaut für ihn ja erst siebzig Jahre nach den behaupteten Ereignissen geschrieben wurde und den zeitgenössischen Stand der Dinge in die Lebenszeit Jesu zurückprojiziert. Bischof Scheuer setzt hier seine eigene, faktenwidrige und sinnlose Interpretation über den Glauben der Kirche.
So wie sich Professor Jäggle ausdrückt, wird auch er dem Wortlaut des Johannesevangeliums und des zweiten Korintherbriefes offensichtlich keine normative Autorität zuerkennen.
Beide, Vertreter der Amtskirche und der akademischen Theologie, ziehen die Blindheit vor.
Resümee
Was die österreichischen Bischöfe und Theologen dazu bringt, die Hl. Schrift in ihrer Glaubwürdigkeit und Gültigkeit zu untergraben, wissen wir nicht. Klar ist, daß sie damit den Glauben der noch verbliebenen Gläubigen zerstören. Es wäre ehrlicher, sie würden ihre Ämter zurücklegen.
Es wäre auch ehrlicher, von den verbliebenen Gläubigen für die Zerstörung des Glaubens keinen Kirchenbeitrag mehr zu verlangen, der bekanntlich in Linz besonders energisch eingetrieben wird.
Die Hirten und Theologen verweigern den Weg zum Heil denen, die dessen bedürfen. Selbstverständlich sind auch die Juden zum Neuen Bund berufen. Die sechzehn Juden, die den „Honig aus dem Felsen“ gefunden haben, legen dafür Zeugnis ab. Sie werden sich über die selbstgewählte Blindheit der Kirchenführer nur wundern können. Katholiken jüdischer und heidnischer Abstammung gleichermaßen werden ihnen in ihren Irrtümern nicht folgen.
Es wäre eine schöne Fügung, wenn ausgerechnet ein hebräischer Katholik den verblendeten Kirchenführern und Theologen die Augen öffnen könnte.
*Wolfram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro-Lifer, steht unaufrichtigen „Dialogen“ kritisch gegenüber.
Bild: Katholisch.at (Screenshot)
„Warum die Verwünschung der „Nazarener“ (nozrim) im „Achtzehngebet“?“
Wo kann man sich dazu näher informieren?
es ist bedauerlich dass offenbar der christliche Antijudaismus in den Traditionalisten Kreisen neue Nahrung erh#lt
das beschmutzt den Kampf für die katholische Tradition
@Thomas Kovacs:
Dazu empfehle ich das Buch des jüdisch-israelischen Prof. Israel Shahak „Jüdische Geschichte, Jüdische Religion. Der Einfluss von 3000 Jahren“.
Die „Theologie“, die deutsche unf österreichische Bischöfe vertreten, ist so wetterwendisch – um nicht [be-]Scheuert“- zu sagen, dass sie sich selbst absurdisiert. Wer kann das alles noch ernstnehmen? Und insgeheim siehst sich Scheuer bereits auf dem Stuhl des Wiener Erzbischofs, wie so viele von diesen apostatischen Herren. Karriere ist für sie die Hauptsache. Der Glaube hat ausgedient.
2 Tessaloniker 2,10: „Sie gehen verloren, weil sie sich der Liebe zur Wahrheit verschlossen haben, durch die sie gerettet werden sollten. Darum lässt Gott sie der Macht des Irrtums verfallen, sodass sie der Lüge glauben; denn alle müssen gerichtet werden, die nicht der Wahrheit geglaubt, sondern die Ungerechtigkeit geliebt haben.“
Das erleben wir gerade und es ist für den gläubigen Christen schmerzhaft, dabei zuzusehen, wie die Repräsentanten des Christentums verfallen.
Wolfgang Schrems schreibt: „Selbstverständlich sind auch die Juden zum Neuen Bund berufen.“
Ebenso ist es für die messianischen Juden schmerzhaft, dem Verfall zuzuschauen.
Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die den Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Sie schauen vergeblich nach Europa, wo niemand zu finden ist, der das Christentum repräsentiert. Der Orient schaut auf das Abendland. Das Abendland mit seiner katholischen Kirche war einmal stark. Es war ein Licht, das man auf einen Leuchter stellt, damit alle das Licht sehen können. Grossartige Kathedralen zeugen davon. Eine Art übernatürlicher Sehnsucht nach Europa liegt als Nachhall der Vergangenheit in den Herzen derer, die suchen. Stattdessen steigt in den USA ein diktatorischer Machthaber auf, der eine säkularisierte Form des Abendlandes repräsentiert. Das wahre Abendland wäre hier zu finden gewesen. Viele haben darum gekämpft, es zu erhalten. Wenige kämpfen noch heute.
Meiner Überzeugung nach ist kein Einsatz für das christliche Abendland verloren. Alles trägt dazu bei, die Welt aufzubauen, die Gott uns in seinem Sohn versprochen hat.
Ich empfehle zum talmudischen Judentum und Talmudismus und Zionismus die Bücher des jüdisch-israelischen Prof. Israel Shahak.
Da empfehle ich aber lieber den Kommentar zum Jüdischen Neuen Testament von David Harold Stern.
Zu Lebzeiten hat er den Glauben an den Messias Jesus Christus angenommen und sich taufen lassen.
https://www.scm-shop.de/das-juedische-neue-testament-7522455.html
Hat Prof. Israel Sharak das auch?
@Markus Schellewald:
Nein, aber seine Ausführungen als Jude über das talmudische Judentum und den babylonischen Talmud und Talmudismus decken sich mit den Warnungen zahlreicher christlich-katholischer Heiliger und Kirchenlehrer vor dem babylonischen Talmud und talmudischen Judentum…!
Siehe das Buch des jüdisch-israelischen Prof. Israel Shahak „Jüdische Geschichte, Jüdische Religion. Der Einfluss von 3000 Jahren“.