
„Ich hoffe inständig, daß die Kirche den Lehren Jesu folgt“, das ist der Wunsch, den Kardinal Joseph Zen Ze-kiun zu seinem 93. Geburtstag äußerte und damit ein bezeichnendes Bild von der aktuellen Lage der Kirche zeichnet.
Der emeritierte Bischof von Hongkong ist die graue Eminenz der katholischen Untergrundkirche in der Volksrepublik China. Heute begeht er seinen 93. Geburtstag. Im Mai 2022 wurde er, trotz seines hohen Alters, von der Polizei unter einem Vorwand verhaftet, um ihn und die Opposition einzuschüchtern. Um an der Totenmesse für Benedikt XVI. teilnehmen zu können, bedurfte er einer behördlichen Sondererlaubnis.
Kardinal Zen entstammt einer alten katholischen Familie Shanghais. 1961 wurde der Salesianer in Turin zum Priester geweiht. 1964 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Von 2002 bis 2009 stand er, ernannt von Papst Johannes Paul II., an der Spitze der Diözese Hongkong, der einzigen Diözese Festlandchinas, die nicht ganz dem kommunistischen Regime in Peking unterworfen ist. Allerdings arbeitet die totalitär regierende Kommunistische Partei Chinas (KPCh) mit Nachdruck daran, auch Hongkong vollends zu unterwerfen. Kardinal Zen wurde durch seine Unerschrockenheit zur Stimme für die verfolgte Kirche.
Der Kardinal warnte den Vatikan wiederholt, sich mit den kommunistischen Machthabern in Peking einzulassen. Zudem warf er vor allem dem derzeitigen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als wichtigstem Berater des Papstes in dieser Sache vor, die chinesische Untergrundkirche den Kommunisten ausgeliefert zu haben. Dafür wurde Kardinal Zen von Papst Franziskus fünf Jahre lang nicht mehr in Audienz empfangen, um die Gespräche mit Peking vom purpurnen Mahner aus Hongkong nicht „stören“ zu lassen.
Der Kardinal äußerte sich nicht nur zu Fragen der Kirche in China, sondern nahm wiederholt zu Fragen der Weltkirche Stellung. Er schloß sich den Dubia an, die Franziskus zu umstrittenen Initiativen vorgelegt wurden, aber unbeantwortet geblieben sind. Kardinal Zen erhob auch seine Stimme, um gegen die Neuregelung der Zelebrationen im Petersdom zu protestieren. Eine Folge der Neuregelung ist, daß die Zelebration des überlieferten Ritus aus dem Petersdom verbannt wurde; eine andere, daß alle Priester des Novus Ordo zur Konzelebration gezwungen werden. Nach der ihm im Zuge der Trauerfeierlichkeiten für Benedikt XVI. gewährten Audienz übte der chinesische Kardinal Kritik am regierenden Papst.
Auf X (vormals Twitter) veröffentlichte der Kardinal einige Fotos von der kleinen Geburtstagsfeier, die ihm zu Ehren von Mitarbeitern ausgerichtet wurde. Dazu schreibt der Kardinal:
„Seit meiner schweren Krankheit im vergangenen Jahr war jeder Tag, der vergangen ist, ein Geschenk Gottes, und ich bin ihm zutiefst dankbar. Ich danke auch allen für die Glück- und Segenswünsche, die diesem 93jährigen zuteil geworden sind.
In diesem Jahr bete ich besonders für jene, die im Krieg und unter Naturkatastrophen leiden, für die Verstorbenen und für diejenigen, die in Not leben. Mögen alle Menschen den Frieden erfahren, den Gott schenkt. Ich hoffe auch inständig, daß die Kirche der Lehre Jesu folgen wird. Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erden Friede den Menschen guten Willens.“
Chinas Untergrundkatholiken beten für „ihren“ Kardinal und wünschen ihm ein langes Leben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: X (Screenshot)
Zen wäre ein guter Papst gewesen, den der Teufel zu verhindern wusste? Oder China? – Oder beide?