Prof. Ivan Poljaković leistet, angetrieben von der ihm geschenkten Erkenntnis und getragen vom innigen Glauben und treuer Anhänglichkeit gegenüber der heiligen Kirche, einen maßgeblichen Beitrag zur internationalen Großen Debatte, ob Franziskus der rechtmäßige Papst ist. Prof. Poljaković mußte dafür viel Kritik einstecken, auch Anfeindungen blieben ihm nicht erspart. Mehr als die Angriffe fällt jedoch das Schweigen auf, jene Angst, das Tabu zu brechen, weshalb man erst gar nicht darüber reden dürfe, und mehr noch die Angst vielleicht vor dem, was dabei herauskommen könnte, was die zwingende Schlußfolgerung sein könnte. Der Beitrag von Prof. Poljaković ist von großem Ernst getragen. Es fehlt ihm jede Form der billigen, fruchtlosen Polemik, von der diese Debatte teilweise erstickt zu werden drohte. Sie ist aber nicht verstummt, weil ihr eine schwerwiegende und überaus ernste Frage zugrundeliegt. Hier der neue Beitrag von Prof. Poljaković. Ihnen das Urteil.
Was nicht vernünftig ist, kann nicht katholisch sein
Von Ivan Poljaković*
Auf der deutschen Website Summorum Pontificum erschien eine Rezension meines Aufsatzes über die Große Debatte unter dem Titel: „Ist der Papst Papst? Und wenn nicht – wer wie was dann?“1 Der Autor dieses Textes, Michael Charlier, erkennt zwar die gewisse Qualität meines Schreibens zum Thema des Pontifikats von Jorge Borgoglio an, kommt jedoch zu dem Schluss, dass dies alles letztendlich „wenig relevant“ sei. In diesem Aufsatz werden wir uns mit seinen (Gegen-)Argumenten auseinandersetzen.
Glaube und Vernunft
Papst Benedikt XVI. betonte die außerordentliche Bedeutung der Apologetik im 21. Jahrhundert, deren Ziel es sei, „die Wahrheit der christlichen Offenbarung, die Harmonie von Glauben und Vernunft zu bestätigen“.2 Tatsächlich kann es keinen Gegensatz oder Konflikt zwischen Glauben und Vernunft geben (vgl. Dei Filius, 4).3 Das ist katholische Doktrin. Keine Weltanschauung, kein philosophisches System oder Glaubenssystem fördert den Vorrang der Vernunft so sehr wie der Katholizismus. Schließlich lehrt uns die Kirche, dass die Vernunft eine der Gaben des Heiligen Geistes ist (KKK 1831), und „die Klugheit befähigt die praktische Vernunft in allen Umständen das wahre Gut zu erkennen und die rechten Mittel zu wählen, um es auszuführen“ (KKK 1835). Darüber hinaus wurde der Mensch (im Gegensatz zu anderen Geschöpfen) nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen, was sich vor allem in der Unsterblichkeit seiner Seele, dem Besitz von Vernunft und Willen widerspiegelt (vgl. Summa Theologiae, I, 93).4
Heute geben leider viele Katholiken unter dem Einfluss des Säkularismus den Gefühlen Vorrang vor der Vernunft, was völlig falsch und seinem Wesen nach antikatholisch ist. Der katholische Glaube basiert auf der offenbarten Wahrheit des Glaubens (Doktrin), der Vernunft und der Logik. Doktrin, Vernunft und Logik müssen im Einklang sein, sie dürfen einander nicht widersprechen, denn Gott, der die materielle Welt erschaffen und uns den Glauben offenbart hat, ist die vollkommene Vernunft, die vollkommene Ratio. Er kann keine Widersprüche in sich haben. Deshalb kann im katholischen Glauben nichts unvernünftig sein.5 Man kann zum Beispiel nicht an die Heilige Dreifaltigkeit glauben und gleichzeitig sagen, dass Jesus nicht Gott ist (keine Logik), oder sich katholisch nennen und gleichzeitig sagen, dass alle Religionen zu Gott führen (Widerspruch zwischen Doktrin und Vernunft).6 Im Katholizismus stehen Glaube, Vernunft und Logik immer in absoluter Harmonie.
Deshalb können wir sagen, dass der katholische Glaube der rationalste Glaube der Welt ist. Der Atheismus ist die irrationalste Religion, denn im Atheismus wird die Vernunft völlig ausgeschlossen, wenn es um die übernatürliche Welt geht. Atheisten glauben, dass die übernatürliche Welt nicht existiert, obwohl um uns herum Tausende übernatürlicher Phänomene auftreten, von denen viele gut dokumentiert sind. Atheisten wollen nicht darüber nachdenken, obwohl es überall um sie herum unbestreitbare Beweise für übernatürliche Phänomene gibt; sie stecken den Kopf in den Sand, um nicht das zu sehen, was sie nicht sehen wollen. Sie verhalten sich unvernünftig.
Den Kopf in den Sand stecken
Leider verhalten sich heute viele Katholiken unvernünftig, wenn es um die Diskussion um die Gültigkeit des heutigen Pontifikats geht. Sie verhalten sich wie Atheisten und stecken den Kopf in den Sand, weil sie die Realität nicht sehen wollen, nur weil sie unerwünscht ist. Zu meinem Erstaunen kommt ein solches Verhalten sogar bei einigen Katholiken vor, die sich voll und ganz der Tradition und dem Bekenntnis des wahren Glaubens verschrieben haben, den wir von den Aposteln erhalten haben. Summorum Pontificum, „ein nichtkommerzielles publizistisches Angebot einer lockeren Gruppe von Freunden und Förderern der ‚außerordentlichen Form‘ des lateinischen Ritus“, zeigt bereits mit dem Titel des oben genannten Textes „Ist der Papst Papst? Und wenn nicht – wer wie was dann?“ eine eher unseriöse Herangehensweise an das Thema, und das ist kein unseriöses Thema, im Gegenteil. Denn in der Debatte geht es nicht darum, ob der Papst Papst ist oder ob das Huhn ein Huhn ist, sondern darum, ob Bergoglio der Papst ist. Im Wesentlichen vermittelt der Autor, Michael Charlier, die in meinem Aufsatz über die Große Debatte dargelegten Thesen, überspringt aber die Argumente, die ihm nicht passen, oder ich lasse die Möglichkeit zu, dass er sie einfach nicht gelesen hat, und behauptet pauschal:
„Wo diese Befugnis [des unvollkommenen Konzils] kirchenrechtlich geregelt ist, verrät Poljaković allerdings nicht – es würde ihm auch schwer fallen, denn der vom Konzil von Konstanz in seiner Praxis vertretene und dann auch durch entsprechende Canones bekräftigte traditionsfremde ‚Konziliarismus‘, der ein Konzil über den Papst stellte, wurde bereits hundert Jahre nach Konstanz vom 5. Laterankonzil ausdrücklich verworfen. Seitdem gilt (wieder) unangefochten der Grundsatz ‚Papa a nemine iudicatur‘ – der Papst kann von niemandem gerichtet werden.
Und aus genau diesem Grund halten wir die an sich durchaus scharfsinnige und lesenswerte Abhandlung von Poljaković sowie die ganze aktuelle Diskussion über Franziskus’ Verlust des Papstamtes für wenig relevant: Es gibt nach Tradition und Verfassung der römischen Kirche schlichtweg keine Instanz, die den Inhaber des Papstamtes für seines Amtes verlustig erklären könnte. Wir können einzeln oder als Gruppe, mit oder ohne Bischöfe und Kardinäle, befinden, was wir wollen: Es geht nicht.“7
Und am Ende kommt der Autor zu dem Schluss: „Franziskus bleibt der Papst – aber indem er das Lehramt pervertiert, verliert er den Anspruch auf den Gehorsam der Gläubigen und lädt eine Verantwortung auf sich, bei deren Abrechnung der Herr, dessen getreuer Verwalter er sein soll, ihm gnädig sein möge. Das kann ihm kein Kirchenrat, keine Synode und kein ‚unvollständiges Konzil‘ abnehmen“.8
Die Position des Autors ist also im Wesentlichen die gleiche wie die von John Salza (analysiert in der Großen Debatte), dass niemand den Papst absetzen kann, egal welche Grausamkeiten dieser Papst lehrte. Buchstäblich bleibt der Papst Papst, auch wenn er ein Satanist ist, denn niemand kann über den Papst richten. Der Autor hat die Argumente, die ich zur Widerlegung eines solchen Standpunkts vorgebracht habe, nicht widerlegt, er hat sie einfach verschwiegen. Gleich am Anfang des dritten Standpunktes der Großen Debatte habe ich einen Link zum Aufsatz Dubium gesetzt, in dem ich ausführlich erläutert habe, was „der Papst kann von niemandem gerichtet werden“ bedeutet und wie es im Laufe der Kirchengeschichte verstanden wurde. Zu keinem Zeitpunkt habe ich den Konziliarismus unterstützt. Ein unvollkommenes Konzil bedeutet nicht ein Konzil, das über dem Papst steht (Konziliarismus) oder das nicht vom Papst einberufen wurde oder bei dem der Papst nicht anwesend ist. Die ersten acht Konzile der Kirche wurden nicht vom Papst (sondern vom Kaiser) einberufen, bei zwei dieser acht Konzile war der Papst nicht einmal anwesend.9 Ein unvollkommenes Konzil ist ein Konzil, in dem keine Dogmen verabschiedet werden können (im Gegensatz zu einem vollkommenen Konzil). Wenn das vollkommene Konzil nicht immer vom Papst einberufen wurde, dann kann ein unvollkommenes Konzil wohl auch von jemand anderem als dem Papst einberufen werden. Dabei geht es nur um einen Punkt: ob der derzeitige Inhaber des Heiligen Stuhls ein Ketzer ist, und wenn ja, den Heiligen Stuhl für vakant zu erklären.10 Außerdem habe ich in diesem Aufsatz ausführlich dargelegt, dass alle Kirchenlehrer der Meinung sind, dass ein ketzerischer Papst abgesetzt werden kann, und habe auch die Kirchenkanones und das ordentliche Lehramt der Kirche aufgeführt. Alle Quellen sind sich einig: Ein ketzerischer Papst kann abgesetzt werden.
Kehren wir nun zur Harmonie von Vernunft und Glauben im Katholizismus zurück. Das erste, was wir feststellen müssen, ist, dass es sich hierbei um einen Präzedenzfall handelt. Kein Papst hat jemals offen Häresie gelehrt. Ich glaube, dass der oben genannte Autor dieser Aussage zustimmt, da er selbst schreibt, dass „Franziskus das Lehramt pervertiert“. Dies ist ein sehr wichtiger Ausgangspunkt, denn es bedeutet, dass wir uns in einer Situation befinden, in der wir keine vergangenen Fälle oder, wenn Sie so wollen, Traditionen haben, auf die wir uns beziehen oder auf die wir uns verlassen könnten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es für solche Situationen keine prinzipielle Doktrin gibt. Und vergessen wir nicht: Jede Doktrin in der katholischen Kirche muss vernünftig sein, sonst ist sie nicht katholisch. Nun, lasst uns der Reihe nach vorgehen.
Er kann nicht das Oberhaupt dessen sein, dessen Mitglied er nicht ist
Erstens: Wenn Bergoglio nicht den katholischen Glauben lehrt, was sowohl John Salza als auch Michael Charlier zugeben, dann lehrt er offensichtlich einen anderen, was mit anderen Worten bedeutet, dass er kein Katholik ist. Wenn er kein Katholik ist, ist er kein Mitglied der Kirche, wenn er kein Mitglied der Kirche ist, kann er auch nicht deren Oberhaupt sein. Darin sind sich alle Kirchenlehrer einig, was auch Johannes von Sankt Thomas (+1644), einer der angesehensten Theologieprofessoren seiner Zeit, bestätigt.11 Bei dieser Gelegenheit wiederholen wir die Worte des hl. Robert Bellarmin, des Kirchenlehrers (+1621):
„Dieses Prinzip ist das sicherste. Ein Nichtchrist kann auf keinen Fall Papst sein, wie Cajetan selbst zugibt (loc. cit., Kap. 26). Der Grund dafür ist, dass er nicht das Oberhaupt dessen sein kann, dessen Mitglied er nicht ist; nun ist derjenige, der kein Christ ist, kein Mitglied der Kirche, und ein offensichtlicher Häretiker ist kein Christ, wie der heilige Cyprian (Lib. 4, Epist. 2), der heilige Athanasius (Contra Arianos, Serm. 2), der heilige Augustinus (Lib. de gratia Christi, Kap. 20), der heilige Hieronymus (contra Luciferianos) und viele andere klar lehren; daher kann ein offensichtlicher Häretiker kein Papst sein.“12
Somit haben wir eine klare Position aller Kirchenlehrer, die Position eines der ersten Kirchenkanones, die Position des ordentlichen Lehramts der Kirche (näheres siehe Dubium und Anmerkung Nr. 11). Alle sind sich einig, dass ein ketzerischer Papst abgesetzt werden kann. Die Position, dass jemand, der kein Katholik ist, Papst sein kann, wird weder durch Vernunft, Logik noch Doktrin unterstützt,13 und ich habe ausführlich über die Absurdität einer solchen Position in der Großen Debatte geschrieben. Entscheidend ist hier: Es ist vernünftig und logisch, dass jemand, der kein Katholik ist, kein Papst sein kann. Sie können nicht einmal Präsident eines Tennisclubs sein, wenn Sie nicht zuerst Mitglied desselben sind. Es ist etwas Selbstverständliches, etwas, das vernünftig und logisch ist. Deshalb kann jemand, der kein Katholik ist, kein Papst sein. Wir haben diesbezüglich einen Konsens in Bezug auf Vernunft, Logik und Lehramt der Kirche. Dieses Argument gegen das aktuelle Pontifikat kann nur widerlegt werden, wenn jemand nachweisen kann, dass Bergoglio ein Katholik ist, was J. Salza eher erfolglos versucht und was M. Charlier gar nicht erst versucht, weil ihm klar ist, dass Bergoglio kein Katholik ist.
Katholiken sind de facto nicht in Gemeinschaft mit Bergoglio
Zweitens: Der Autor plädiert für die Unbestreitbarkeit des Pontifikats Bergoglios und fordert gleichzeitig den Ungehorsam gegenüber Papst Franziskus: „Franziskus bleibt der Papst – aber indem er das Lehramt pervertiert, verliert er den Anspruch auf den Gehorsam der Gläubigen.“14 Wann in der Kirchengeschichte riefen Katholiken zum Ungehorsam gegenüber dem Papst auf? Niemals. Sie taten es nicht, weil Katholiken immer in Gemeinschaft mit dem Papst sein und bleiben müssen. Was bedeutet es, mit dem Papst in Gemeinschaft zu sein? Dies bedeutet in erster Linie, sich zu demselben Glauben zu bekennen, den wir von den Aposteln erhalten hatten. In diesem Fall sind die Katholiken objektiv und de facto nicht in Gemeinschaft mit Bergoglio, und zwar aus dem einfachen Grund, weil er den katholischen Glauben nicht lehrt. Wenn wir de facto nicht mit Bergoglio in Gemeinschaft sind, wie können wir dann darauf bestehen, dass er Papst bleibt? Das ist völlig unvernünftig. Es ist so, als ob man sich vehement gegen die Agenda einer Partei ausspricht und doch für dieselbe Partei stimmen würde oder als ob man glaubt, dass Jesus Gott ist und doch sich freiwillig der Gerichtsbarkeit von jemandem unterwerfen würde, der das Gegenteil behauptet: dass Jesus kein Gott ist. Darüber hinaus versprach Jesus dem hl. Petrus und seinen Nachfolgern die Beharrlichkeit im Glauben: „Der Satan ist hinter euch her, und Gott hat ihm erlaubt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber ich habe für dich gebetet, dass du den Glauben nicht verlierst“ (Lk 22,31–32). Darüber hinaus gibt Jesus dem hl. Petrus die Aufgabe, seine Brüder im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32). Wie wird Bergoglio jemanden im Glauben stärken, wenn er selbst ungläubig ist?! Bergoglio genießt diesen besonderen Schutz Christi nicht, was ziemlich offensichtlich ist. Deshalb betrachtet ihn nicht einmal Christus als Papst. Um Missverständnisse zu vermeiden: Jesus schützt den Papst nicht vor der Sünde, sondern nur vor der Häresie. Wir hatten schlechte Päpste, das müssen wir zugeben, aber sie waren alle Katholiken, d. h. sie waren rechtgläubig. Daher ist es vernünftig, logisch und doktrinär richtig, jemandem das Papsttum zu verweigern, der Häresie lehrt. Denn der „Papst“, der Häresie lehrt, hat sich bereits selbst aus der Kirche exkommuniziert, wie Johannes von Sankt Thomas und alle Kirchenlehrer begründen.15
Gott wird unvernünftige Gebete nicht erhören
Drittens: Bei vielen frommen Katholiken ist es zur Mode geworden, für die Bekehrung von Papst Franziskus zu beten. Zahlreiche Einzelpersonen, Vereine, Geistliche und Laien beten und halten sogar Novenen für die Bekehrung von Papst Franziskus ab. Wenn Sie dafür beten, dass jemand zum katholischen Glauben konvertiert, dann ist er kein Katholik, und wenn er kein Katholik ist, kann er nicht Papst sein. Daher können Sie nicht darum beten, dass der Papst zum katholischen Glauben konvertiert. Das ist ein Oxymoron. Es wäre, als ob mein Nachbar Joseph beschließen würde, eine Frau zu werden, weibliche Hormone einnehmen, zum „Miss Universe“-Wettbewerb gehen und ich zu Gott beten würde, dass „Josephine“ die schönste Frau der Welt würde. Oder als würde man Gott bitten, eine Katze in eine Maus zu verwandeln. Für Gott sind alle Dinge möglich, aber Gott ist vollkommene Ratio, der vollkommene Ordnung geschaffen hat und nicht gegen die geschaffene Ordnung handeln wird. Solche Gebete sind unvernünftig und missfallen Gott. Wir sollten beten, dass den Bischöfen die Augen geöffnet werden und dass Gott ihnen Kraft und Mut schenkt, um den Usurpator davon abzuhalten, den heiligen Glauben und das Papsttum weiter zu zerstören. Darüber hinaus können wir für die Bekehrung von Jorge M. Bergoglio, um die Erlösung seiner Seele beten, und Gott freut sich über jedes Gebet für die Rückkehr der verlorenen Schafe. Dies steht im Einklang mit Vernunft, Logik und Glauben.
Unvernünftige Frömmigkeit
Viertens: Nur weil sich die Kirche zum ersten Mal in dieser Situation befindet, heißt das nicht, dass wir nichts tun sollten, es bedeutet nicht, dass wir mit gefalteten Händen warten sollten. Ja, Gott hat diese Krise zugelassen, aber er hat auch andere in der Geschichte der Kirche zugelassen. Als Arius die Göttlichkeit Jesu leugnete, war es auch das erste Mal, und es nahm viel Schwung, aber die Bischöfe warteten nicht darauf, dass Gott auf die Erde kommt, um das Problem zu lösen, sondern ließen sich vom Heiligen Geist inspirieren, insbesondere der hl. Athanasius, und sie kämpften für den Glauben. Die Einstellung, dass wir darauf warten sollten, dass Gott die Probleme in der Kirche persönlich löst, ist identisch mit der Geschichte des Ertrinkenden, der Gott um Rettung anflehte. Ein Schiff kam vorbei, und der Ertrinkende wollte das Schiff nicht betreten, ein anderes kam, ein drittes, der Ertrinkende verweigerte die Hilfe der Matrosen und ertrank. Als er vor Gott stand, fragte er: „Gott, warum hast du mich nicht gerettet, als ich dich so inständig anflehte“, und Gott sagte ihm: „Ich habe dir drei Schiffe geschickt, und du hast jede meiner Hilfe abgelehnt“. Das ist falsche Frömmigkeit, es ist unvernünftige Frömmigkeit. Die Einstellung, man solle einfach beten und nichts tun, ist nur eine Ausrede für Feigheit! „Bis zum Tod setz dich ein für die Wahrheit, dann wird der Herr für dich kämpfen“ (Sir 4,28). In dieser Situation untätig zuzusehen, ist unvernünftig, unlogisch und nicht doktrinär.
Der Sohn des Verderbens
Fünftens: Der Autor stellt richtig im einleitenden Teil fest, dass in vielen europäischen Ländern (im Gegensatz zu Nord- und Südamerika) die Gültigkeit des Pontifikats des „Papstes der Überraschungen“ kaum diskutiert wird, da, wie er sagt, ein Teil der Katholiken, Laien und Geistliche, nicht einmal Wert auf Glauben und Einheit legen, denn jeder von ihnen hat ohnehin seinen eigenen Glauben. Allerdings, „der andere Teil hält sich betroffen beiseite, weil ihm die Einheit mit dem Bischof von Rom und Nachfolger Petri als ein wesentliches Element der Glaubenstradition gilt und sie den Riß, der die Kirche spaltet, geradezu auch durch die eigene Seele gehend empfinden. Anerkennung des Papstes von Rom als Statthalter Christi auf Erden und dementsprechend Folgsamkeit gegenüber seinem Lehramt sind geradezu in ihrem genetischen Bauplan verankert – und ein Papst, der seine Lehren, Handlungen und Gesten in vielen Punkten direkt gegen dieses Lehramt der Tradition stellt, ist in diesem Bauplan nicht vorgesehen. Aus guten Gründen nicht.“16 Das unterschreibe ich sofort. Ein solcher Papst ist nicht vorgesehen, weil dies gegen die katholische Doktrin verstößt und vom sensus fidei nicht unterstützt wird. Was ich nicht verstehe, ist, warum man auf etwas insistieren sollte, was nicht im genetischen Bauplan der Katholiken verankert ist, was nicht katholisch ist, was nicht sensus fidei ist, was nicht vernünftig ist.
Es ist absolut unvernünftig und ich würde sagen arrogant, uns über Christus zu stellen und zu denken, wir seien schlauer als Gott. Aber genau das tut Bergoglio, wenn er in der Enzyklika Amoris Laetitia (297) schreibt: „Niemand darf auf ewig verurteilt werden, denn das ist nicht die Logik des Evangeliums!“17 Also, er glaubt, es besser zu wissen als Jesus, und stellt sich damit über Gott, der sagt: „Dann wird er sich denen an seiner linken Seite zuwenden und sagen: ‚Geht mir aus den Augen, ihr Verfluchten, ins ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!‘… Und sie werden der ewigen Strafe ausgeliefert sein. Aber die Gottes Willen getan haben, erwartet unvergängliches Leben.“ (Mt 25,41–46; vgl. Offb 14,9–11; Mt 18,18; Mk 9,43; Jud 1,7; usw.). Bergoglio verhält sich wie der Sohn des Verderbens: „Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt“ (2 Thess 2,3–4). Es ist völlig antikatholisch (nicht in unserem genetischen Bauplan verankert), unvernünftig und unlogisch, das Pontifikat eines Mannes zu verteidigen, der den Sohn des Verderbens verkörpert (siehe Dubium für weitere Einzelheiten).
Abschluss
Alle Katholiken und insbesondere der Papst müssen demütig sein und müssen abnehmen, damit Christus im vollen Licht strahlen kann (vgl. Joh 3,30). Deshalb sollten wir auch in dieser Diskussion demütig sein und diejenigen zu Wort kommen lassen, die klüger, würdiger und heiliger sind als wir, und die Kirchenlehrer sind es ganz gewiss. Sie sollten in den Vordergrund treten, nicht unsere persönlichen Einstellungen, damit Christus und seine Kirche wieder aufstrahlen können. Es ist sicherlich unvernünftig und ich würde sagen arrogant, und Arroganz entsteht aus Unvernünftigkeit, sich vorzustellen, dass wir klüger sind als diejenigen, die die heilige Kirche auf das Podest der Kirchenlehrer erhoben hat. Zu ihrer Zeit diskutierten sie den hypothetischen Fall eines ketzerischen Papstes und kamen zu einem einstimmigen Beschluss. Es gibt viele Heilige, aber es gibt nur 37 Kirchenlehrer.18 In zweitausend Jahren nur 37 Kirchenlehrer! Ist ihre Meinung nicht maßgeblicher als unsere? Ist es nicht unvernünftig und vor allem arrogant, sich über sie alle zu stellen? Sie kamen zu der Schlussfolgerung, dass ein Ketzer kein Papst sein könne, nicht weil sie sich auf ihre Gefühle verließen, obwohl sie sicherlich eine tiefe Liebe für den Papst ihrer Zeit hegten, sondern weil sie sich auf Glauben und Vernunft verließen, und es war ihnen völlig klar, was nicht vernünftig ist, kann nicht katholisch sein. Deshalb hatten sie keine Zweifel: Jemand, der kein Katholik ist, kann kein Papst sein.
*Ivan Poljaković, geboren 1956 in Subotica, studierte Anglistik und Germanistik an den Universitäten Innsbruck, Cambridge, Zagreb, Rostock und Auckland, wo er mehrere Jahre lebte und an einer katholischen Schule unterrichtete, er ist ausgebildeter Religionslehrer und war bis 2021 Assistenzprofessor und Leiter des Fremdsprachenzentrums an der Universität Zadar.
Bild: MiL
1 https://www.summorum-pontificum.de/cont_articles/24/m12/11_papst-amtsverlust.html (28.12.2024)
2 Die Dringlichkeit einer neuen Apologetik für die Kirche im 21. Jahrhundert (27.12.2024)
3 Dogmatische Konstitution „Dei Filius“ | Inters.org (27.12.2024)
4 SUMMA THEOLOGIAE: Das Ende oder die Dauer der Produktion des Menschen (Prima Pars, Q. 93) (27.12.2024)
5 Manche Glaubenswahrheiten mögen für uns unverständlich sein, weil wir begrenzte Menschen sind, aber das bedeutet nicht, dass sie unvernünftig sind.
6 Der Glaube steht über der Vernunft, weil er von Gott offenbart wird (Dei Filius, 4), und die Vernunft kann, da sie durch die Erbsünde beschädigt ist, zu falschen Schlussfolgerungen führen, wenn sie sich nicht auf den Glauben verlässt, der höher ist (Humani generis, 2–3).
7 Siehe Anmerkung Nr. 1.
8 Ibid.
9 Was macht ein zukünftiger Papst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil? – Pater Peregrino (28. 12. 2024)
Pater Hesse: Warum Katholiken möglicherweise daran zweifeln, ob das Zweite Vatikanische Konzil ein gültiges Konzil war, Min. 3.5 (28.12.2024)
10 Weitere Einzelheiten zum unvollkommenen Konzil und zur Absetzung eines häretischen Papstes finden Sie unter: The Remnant Newspaper – Kann die Kirche einen ketzerischen Papst absetzen? (29.12.2024)
11 Wahrer oder falscher Papst: Johannes von St. Thomas OP: Vollständige Abhandlung über den Amtsverlustes eines häretischen Papstes (29.12.2024)
12 Bellarmine, De Romano Pontifice , Bd. 2, Kap. 30. Über den Papst von Rom (archive.org) (29.12.2024); In lateinisch: De Romano Pontifice.pdf (29.12.2024)
13 Die Lehre, dass ein Ketzer kein Papst sein kann, ist sehr klar und eindeutig, obwohl die Einzelheiten des Vorgehens in einem solchen Fall nicht ausgearbeitet wurden, was verständlich ist, da bisher keine Notwendigkeit dafür bestand. Das Gleiche gilt für alle Dogmen, die im Prinzip von Anfang an klar waren, aber oft erst bei Bedarf definiert wurden.
14 Siehe Anmerkung Nr. 1.
15 Siehe Anmerkung Nr. 11. Johannes von Sankt Thomas erklärt sehr klar und in völliger Übereinstimmung mit Glauben und Vernunft die Gültigkeit und Legitimität der Einberufung eines unvollkommenen Konzils im Falle eines ketzerischen Papstes, was nichts mit Konziliarismus zu tun hat.
16 Siehe Anmerkung Nr. 1
17 https://www.vatican.va/content/francesco/en/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20160319_amoris-laetitia.html (29.12.2024)
18 Liste der Kirchenlehrer Britannica (29.12.2024)
Wenn Bergolio nicht Papst ist, weil ein Nicht-Katholik nicht Papst sein kann, muß er auch nicht erst abgesetzt werden, sondern das Urteil eines Konzils ist dann eine sog. „deklaratorische Sentenz“. Damit löst sich auch das Problem, daß ein Konzil nicht über den Papst richten kann, in Luft auf.
Die Essays von Michael Charlier gehören zum Feinsinnigsten und Klügsten, was auf katholischen Blogs gibt. Ich lese jeden seiner Texte mit Freude und Gewinn und war noch nie enttäuscht. Seiner Position möchte ich mich ausdrücklich anschließen, übrigens auch aus dem Grund, weil der Sedisvakantismus eine Einbahnstraße ist und uns überhaupt nicht weiterhilft. Fakt ist: Franziskus ist Papst. Vermutlich ist er der schlechteste Papst, den die Geschichte jemals gesehen hat, und ganz sicher ist er ein despotischer und obendrein häretischer Papst, der der Kirche Christi Gewalt antut. Oder wie sollte man es sonst nennen, wenn ein Papst anti-katholische Lehren verkündet, die alleinige Erlösung durch Christus öffentlich leugnet und nahezu ausschließlich Häretiker in höchste Ämter befördert? – Gott wir ihn dafür richten, dass er das Angesicht der Kirche so fürchterlich entstellt hat; dessen dürfen wir sicher sein. Die entscheidende Frage ist aber eine ganz andere, nämlich die: Wie gehen wir mit alldem um? – Wir können diesen Papst nicht absetzten. Aber wir müssen das bleiben, was er nicht ist: katholisch. Und wir dürfen seinen falschen Lehren auf keinen Fall auf dem Leim gehen und sie uns zu eigen machen. Ja, Franziskus ist Papst, aber wir müssen diesem Papst widerstehen, wo es nötig ist. Und vor allem müssen wir dies mutig und aufrecht bekennen, wo immer es geht. Nach dem Ende dieses Pontifikats wird es – vermutlich – noch schlimmer weitergehen, dafür hat Franziskus gesorgt. Der Anti-Christ wird immer mehr in der Kirche regieren und er wird schließlich auch auf dem Thron des Papstes sitzen. Das tut er teilweise ja jetzt schon. Mit anderen Worten: Die Frage, ob Franziskus (noch) Papst ist, ist eine akademische und auch eine unlösbare. Wir brauchen dagegen Lösungen für unser persönliches (katholisches) Leben. Und diese Lösung kann nur darin bestehen a) dem Glauben treu zu bleiben und b) dem pseudo-katholischen Neu-Kirchentum dieses Papstes und seiner Leute den Kampf anzusagen, und diesen Kampf auch unerschrocken zu führen. Letztlich existieren Franziskus und seine Kreaturen doch nur dadurch, dass wir alle sie finanzieren. Und genau damit muss zuerst Schluss sein. Bitte spenden Sie nichts mehr an an „franziskanische“ Einrichtungen und zahlen Sie vor allem auch keine Kirchensteuer mehr. Das ist die wirksamste Form des Protests, darf aber nicht die einzige sein! Leider – und dies zeigt auch dieser Artikel ‑ist das rechtgläubige Lager, d.h. die wahre Kirche, so uneins, dass die Neu-Kirchler leichtes Spiel mit uns haben. Und auch das muss sich ändern. Dringend! Übrigens auch das gefällt mir an den Texten von Charlier: Sie sind souverän und unaufgeregt und man merkt ihnen an, dass sie jemand schreibt, der fest, aber unaufdringlich in der wahren Kirche verankert ist. Großartig!
Da fallen mir für viele Jahrhunderte Gegenbeispiele ein.
„Ich glaube, weil es absurd ist !“ – dann wäre ich im 1. Semester von der Uni geflogen.
Ich verweise dazu auf die Logos-Theologie nach Justin dem Märtyrer und dem Heiligen Irenaeus von Lyon, der diese von ihm übernahm und weiterentwickelte, aber auch auf Philo(n) von Alexandrien als jüdischen Theologen und Clemens von Alexandrien als einstigen (!) katholischen Heiligen.
Ich sehe die Auseinandersetzung mit dem Pontifikat als einen Prozess. Es geht in die richtige Richtung. Jeder hat zwanglos die Möglichkeit, sich eine Meinung zu bilden.
In dieser Endzeit wird eines immer klarer. Es ist ein persönliches Gericht jedes einzelnen Menschen. Das sagt uns die Bibel an verschiedenen Stellen. Auch das Gleichnis zweier, die in einem Bett liegen, aber nur einer wird mitgenommen, zeigt das.
Das Gegenteil von einem persönlichen Gericht, wäre eine Apokalypse, in der wir uns auf die eigene Familie, die Lehrer in der Schule, Experten oder Freunde verlassen könnten. Damit wäre die persönliche Eigenverantwortung eingeschränkt.
Als die unantastbarste Institution ist auch die katholische Kirche weggefallen. Es gibt nicht mehr „die Kirche“ und das Verweilen in ihr ist nicht mehr der Weg zum Seelenheil. Verweilen im Gottesdienst, in den Gemeinden, Lesen der Publikationen wäre ein Verweilen. Wie einfach wäre die Apokalypse innerhalb einer solchen Instituion. Es ist aber nicht so und es ist aus der Bibel folgerichtig, daß diese Realität so gewollt ist.
Noch mehr. Uns liegt ein genauer Fahrplan vor. Wenn ich im Januar 2025 behaupten würde, Johannes kündigt in seiner Offenbarung nicht die Zerstörung Roms an, wäre das eine Kühnheit. Johannes kündigt die Zerstörung der Hure Babylon, die Purpur und Scharlach trägt, an.
Schon im Buch Genesis steht die Geschichte von Sodom und Gomorra. Sodom, die Stadt mit der organisierten Homosexualität. Verlaßt sie und dreht euch nicht um, wenn das Gericht an ihr vollzogen wird, ist die Warnung.
Rom, der Vatikan, ist gefallen. Die wahre Kirche ist weiter da, klarer und stärker als zuvor. Aber es sind nur wenige und der Katholik muß sich auf die Suche begeben, um sie zu finden.
Würde nun der falsche Prophet tatsächlich da sein, dann steht sein Wirken auch im Heilsplan Gottes. Nehmen wir an, Menschen würden den vorausgesagten falschen Propheten stürzen. Das wäre eine große Sünde. Wenn nicht alles so eintritt, wie Gott es angekündigt hat, stände Gott als Lügner da.
Wir können davon ausgehen, daß ich nicht der einzige bin, der diese Ansicht hat. Wer so denkt, handelt vorsichtig und läßt allen die Freiheit, ihre Konsequenzen selbst zu entscheiden.
100% d’accord dem Vorredner „Besucher“!
Aber, vergessen wir nicht, was in Apk. 13,3 geschrieben steht:
==> die Todeswunde des ersten Tieres (in Kap. 16,19,20 als „Falscher Prophet“ konkretisiert), und seine wundersame Heilung.
Und ja, es muss/wird alles geschehen, was geschrieben steht!
… ich hoffe und bete nur, dass die Drahtzieher weder aus der „Tradi-Truppe“ kommen, noch es ihnen in die Schuhe geschoben werden kann.
… ein „False-Flag-Attack“ kann natürlich nie ausgeschlossen werden, leider.
Danke!
Sie wissen nicht, wie selten diese Position ist, Herr Poljakovic, und sie ist die einzig sinnvolle!
Die Gegenpositionen handeln sich tausend Probleme ein und kehren sie unter den Tisch.
Da tut es echt gut, einmal die Wahrheit zu hören. Danke!