Der Blogger Investigatore Biblico (Biblischer Ermittler) deckt zweifelhafte Stellen oder offenkundige Fälschungen in modernen Bibelübersetzungen auf, insbesondere in der neuen Übersetzung der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), die auch in der Liturgie verwendet wird. Hier sein Hinweis Nr. 290, der nicht nur den italienischen Sprachraum betrifft.
Die CEI-Bibel und seltsame Auslassungen: Was ist aus dem Neuen Bund geworden?
Der Fall Mk 14,24
Ich setze mein Studium der Fehler und Auslassungen in den Bibelübersetzungen der Italienischen Bischofskonferenz von 1974 und 2008 fort. Mein Leben dem Wort Gottes zu widmen, ist eine Aufgabe, die ich mit Engagement und Beständigkeit annehme, indem ich täglich zum Herrn bete, daß er mich in dieser für mich wichtigen Forschung erleuchtet und leitet.
Bei meiner jüngsten Analyse bin ich auf eine weitere, meiner Meinung nach bemerkenswerte Auslassung gestoßen, denn sie betrifft die Worte der eucharistischen Konsekration. Diese Verse sind von grundlegender Bedeutung, da sie die Worte zitieren, die Jesus beim Letzten Abendmahl gesprochen hat, dieselben Worte, die jeder katholische Priester bei der Wandlung wiederholt. Jede Auslassung oder Änderung in diesem Zusammenhang scheint mir in jeder Hinsicht unangebracht.
Hier ist der zu prüfende Fall:
Bibelübersetzung der CEI 1974 und 2008: „Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“ (Mk 14,24).
- Vulgata: „Et ait illis: Hic est sanguis meus Novi Testamenti, qui pro multis effundetur“.
- Martini: „Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Neuen Testaments, das für viele vergossen werden soll.“
- Ricciotti: „Und er sprach zu ihnen: Dies ist mein Blut des Neuen Testaments, das für viele vergossen werden wird.“
Zum Vergleich die deutsche Einheitsübersetzung (1980): „Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“.
Wie man sieht, lassen die Übersetzungen der Bischofskonferenz den Begriff „neu“ weg, der in anderen Versionen, wie der Vulgata und den Übersetzungen von Martini und Ricciotti, vorkommt. Der „Neue Bund“, der auf dem Blut Christi beruht, unterscheidet sich vom „Alten Bund“. Warum also diese Auslassung? Ist dies vielleicht ein Versuch, eine ökumenische oder interreligiöse Auslegung zu begünstigen?
Es ist hervorzuheben, daß mehrere neutestamentliche Handschriften die Formulierung „καινὴς διαθήκης“ (Neuer Bund) wiedergeben, was mit Lukas 22,20 und 1 Korinther 11,25 übereinstimmt.
Das Adjektiv „καινὴς“ (neu) ist bedeutungsschwer: Es ist nicht nur beschreibend, sondern weist auf eine tiefgreifende und endgültige Erneuerung hin. Der Neue Bund beruht im Gegensatz zum mosaischen nicht auf rituellen Opfern, sondern auf dem einzigartigen Opfer Christi, der sein Blut für die universale Erlösung gibt.
Das Weglassen des Wortes „neu“ könnte die theologische Bedeutung von Markus 14,24 verwässern. Ohne dieses Adjektiv könnte man fälschlicherweise annehmen, daß Jesus von einer einfachen Fortsetzung des mosaischen Bundes spricht, während das Neue Testament die radikale Neuheit, die durch das Opfer Christi eingeführt wurde, stark hervorhebt.
Die von der Bischofskonferenz gewählte Übersetzung mag vielleicht auf alten Handschriften beruhen, die nur den Begriff „Bund“ ohne das Adjektiv „neu“ erwähnen. Es könnte sich aber auch um eine bloße Vereinfachung handeln, um den Text zu straffen oder flüssiger zu machen. Diese Entscheidung birgt jedoch die Gefahr, die Botschaft des Evangeliums zu verdunkeln: die Erfüllung der prophetischen Verheißungen und die radikale Verwandlung, die durch Christus bewirkt wird.
Der Neue Bund erinnert an die Prophezeiung des Jeremia (Jer 31,31–34), die einen Bund ankündigt, der nicht auf steinerne Tafeln geschrieben, sondern in die Herzen eingeprägt ist. Dieser Bund steht für eine innigere und tiefere Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Die Wiedereinsetzung des Adjektivs „neu“ in Markus 14,24 ist nicht nur eine Frage der philologischen Präzision, sondern ermöglicht ein besseres Verständnis der theologischen Bedeutung des Textes, indem sie die von Gott versprochene und in Jesus verwirklichte Erneuerung hervorhebt.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Begriff „Neuer Bund“ von entscheidender Bedeutung ist, um die radikale Veränderung zu erfassen, die durch das Opfer Christi bewirkt wurde. Wird er gestrichen, wie in den Bibelübersetzung der Italienischen Bischofskonferenz (CEI 1974 und CEI 2008), kann dies das Verständnis der durch Jesus bewirkten grundlegenden Erneuerung schwächen. Die Wiederaufnahme dieses Wortes in den Text ist geboten und würde nicht nur die ursprüngliche Bedeutung herausheben, sondern auch die Universalität und Tiefe des von Christus angebotenen Heils unterstreichen.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL