Urbi et Orbi – und eine fünfte Heilige Pforte

Das Heilige Jahr ist eröffnet. Bis zum 5. Januar werden alle fünf Heiligen Pforten geöffnet


Papst Franziskus am Christtag mit strenger Miene auf der Mittelloggia des Petersdoms
Papst Franziskus am Christtag mit strenger Miene auf der Mittelloggia des Petersdoms

Am Christ­tag trat Papst Fran­zis­kus auf die Segens­log­gia des Peters­doms, um sei­ne Weih­nachts­bot­schaft zu ver­kün­den und den Segen Urbi et Orbi zu ertei­len. Bei sei­nem ersten Auf­tritt als Kar­di­nal­pro­to­dia­kon gab der fran­zö­si­sche Kar­di­nal Domi­ni­que Mam­ber­ti die Ein­lei­tung mit einer klei­nen Ände­rung der For­mel bekannt.

Auf der Segens­log­gia, der Mit­tel­log­gia an der Fas­sa­de des Peters­doms, zeigt sich auch das erste Mal ein neu erwähl­ter Papst den Römern und der gan­zen Welt. 

Die Ände­rung der Ein­lei­tungs­for­mel mag in erster Linie nur für die Medi­en­ver­tre­ter von Inter­es­se sein, den­noch sei es ver­merkt. Bis vor kur­zem wur­de dar­in von den „neu­en Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln“ gespro­chen, nun aber heißt es: „und ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel“. Die „neu­en Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel“, etwa soge­nann­te sozia­le Netz­wer­ke im Inter­net, sind inzwi­schen eben nicht mehr so ganz neu, son­dern fester Bestand­teil des All­tags geworden.

Der Hei­li­ge Vater Fran­zis­kus gewähr­te allen auf dem Peters­platz anwe­sen­den Gläu­bi­gen und den­je­ni­gen, die sei­nen Segen über Radio, Fern­se­hen und eben „ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel“ emp­fan­gen, den voll­kom­me­nen Ablaß in der von der Kir­che fest­ge­leg­ten Form.

„Beten wir zum all­mäch­ti­gen Gott, daß der Papst noch lan­ge an der Spit­ze der Kir­che steht und der Kir­che in der gan­zen Welt Frie­den und Ein­heit schenkt“, so der Kardinalprotodiakon.

Papst Fran­zis­kus konn­te dann die Segens­for­mel nur mit einer Art Wür­gen aus­spre­chen, was auf sei­ne Erkäl­tung ver­wei­sen wür­de, von der er selbst kurz vor dem Vier­ten Advents­sonn­tag gespro­chen hat­te. Aller­dings konn­te er damals und auch seit­her pro­blem­los spre­chen. Ins­ge­samt zeig­te sich Fran­zis­kus mit ziem­lich stren­ger Miene.

Hier der voll­stän­di­ge Wort­laut der bedeu­tend­sten Segens­for­mel der Welt:

Sanc­ti Apo­sto­li Petrus et Pau­lus, de quo­rum pote­sta­te et auc­to­ri­ta­te con­fi­di­mus, ipsi inter­ces­sant pro nobis ad Domi­num.
Pre­ci­bus et meri­tis bea­tæ Mariae sem­per Vir­gi­nis, bea­ti Michae­lis Arch­an­ge­li, bea­ti Ioan­nis Bap­ti­stæ et sanc­torum Apo­sto­lorum Petri et Pau­li et omni­um Sanc­torum mise­rea­tur vestri omni­po­tens Deus et dimis­sis omni­bus pec­ca­tis vestris, per­du­cat vos
Indul­gen­ti­am, abso­lu­tio­nem et remis­sio­nem omni­um pec­ca­torum vestrorum, spa­ti­um verae et fruc­tuo­sae pæni­ten­tiæ, cor sem­per pæni­tens et emen­da­tio­nem vitae, gra­ti­am et con­su­la­tio­nem sanc­ti Spi­ri­tus et fina­lem per­se­ver­an­ti­am in bonis ope­ri­bus, tri­buat vobis et bene­dic­tio Dei omni­po­ten­tis: Patris et Filii et Spi­ri­tus Sanc­ti des­cen­dat super vos et maneat sem­per. Amen.

Die Prä­fek­tur des Päpst­li­chen Hau­ses mel­de­te eine Betei­li­gung von 30.000 Per­so­nen auf dem Petersplatz.

Die Prä­fek­tur des Päpst­li­chen Hau­ses ist seit 2023, seit Papst Fran­zis­kus Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein unsanft aus Rom ent­fern­te, ohne Lei­tung. Die Stel­le des Prä­fek­ten ist seit­her vakant.

Fran­zis­kus gestern beim Durch­schrei­ten der Hei­li­gen Pfor­te im römi­schen Gefäng­nis Rebibbia

Gestern, am Gedenk­tag des Pro­to­mär­ty­rers Ste­pha­nus, eröff­ne­te Fran­zis­kus eine spe­zi­el­le Hei­li­ge Pfor­te. In die­sem ordent­li­chen Hei­li­gen Jahr 2025 gibt es, anders als im außer­or­dent­li­chen Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit 2016, nur die vier tra­di­tio­nel­len Hei­li­gen Pfor­ten an den vier Patri­ar­chal­ba­si­li­ken in Rom
– mit einer Aus­nah­me: Es gibt noch eine fünf­te Hei­li­ge Pfor­te, die Fran­zis­kus im römi­schen Unter­su­chungs­ge­fäng­nis Rebibbia ein­rich­ten ließ und die gestern von ihm geöff­net wurde. 

Damit möch­te er sei­ne Ver­bun­den­heit und Nähe zu den Gefan­ge­nen aus­drücken, wie er dies bevor­zugt an den Grün­don­ners­ta­gen tut, aller­dings auf ziem­lich umstrit­te­ne Art und Wei­se, indem er die so bedeu­ten­de Lit­ur­gie jenes Tages für sei­ne Diö­ze­se und die Welt unsicht­bar macht.

Es muß, jen­seits der Geste, auch gesagt wer­den, daß die Hei­li­ge Pfor­te im Gefäng­nis von Rebibbia den Gefan­ge­nen in allen ande­ren Gefäng­nis­sen nicht hilft. Die Hei­li­gen Pfor­ten an den Papst­ba­si­li­ken gibt es auch nur in Rom, aber die Gläu­bi­gen aus aller Welt kön­nen theo­re­tisch und sol­len die­se auf­su­chen. Die Gefan­ge­nen ande­rer Gefäng­nis­se kön­nen nicht um Ver­le­gung in die Haft­an­stalt von Rebibbia ansu­chen. Es bleibt ist also eine net­te Geste, die mehr das Licht auf Fran­zis­kus len­ken soll als auf die laut World Pri­son Report rund elf Mil­lio­nen Gefan­ge­nen die­ser Welt, davon allein 2,1 Mil­lio­nen – und damit die weit­aus größ­te Zahl – in den USA und etwa 1,6 Mil­lio­nen in der Volks­re­pu­blik China.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Hof­fen wir, dass Berg­o­glio nicht mehr lan­ge an der Spit­ze der Kir­che steht und ein glau­bens­treu­er, tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ner Papst nachfolgt.

    • Ihr erster Wunsch ist nicht ganz unrea­li­stisch, Ihr zwei­ter hin­ge­gen schon. Nun, für Gott ist alles mög­lich, wie wir wis­sen. Aber kann nach Berg­o­glio so etwas wie die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on über­haupt weiterbestehen?

  2. Dar­um, dass Fran­zis­kus noch lan­ge an der Spit­ze der Kir­che steht, kann ich wirk­lich nicht beten – und dafür ver­zich­te ich gern auch auf die­sen Ablass. In mei­ner Kind­heit war es üblich, dass am Christ­tag alle vor dem Fern­se­her auf den Knien lagen und bete­ten, wäh­rend der Papst im Fern­se­hen seg­ne­te (JP II Anfang der 80-iger Jah­re). Inzwi­schen macht das nie­mand mehr und „urbi et orbi“ sieht sich nie­mand mehr an. Soweit zu den „Segens­wir­kun­gen“ von Fran­zis­kus in mei­nem unmit­tel­ba­ren Umfeld – und sicher nicht nur da.

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