Neokardinal „beunruhigt“ wegen der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus

Demokratie in Gefahr


Kardinal Jaime Spengler: Die Wiederwahl von Donald Trump "beunruhigt".
Kardinal Jaime Spengler: Die Wiederwahl von Donald Trump "beunruhigt".

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag erhob Papst Fran­zis­kus die gro­ße Schar von 21 Kir­chen­män­nern in den Kar­di­nals­rang. Er kre­ierte mit einem Schlag mehr Kar­di­nä­le, als die Welt­kir­che bis Ende des 16. Jahr­hun­derts ins­ge­samt hat­te. Einer der neu­en Pur­pur­trä­ger erwies San­ta Mar­ta gleich sei­ne Dank­bar­keit und warf sich in den Kampf­mo­dus – gegen Donald Trump.

Erst seit 1586 gibt es mehr als 20 Kar­di­nä­le in der Kir­che. Bis dahin war deren Zahl meist deut­lich nied­ri­ger. Papst Six­tus V. erhöh­te sie auf 28, um in ihren Auf­ga­ben und ihrer geo­gra­phi­schen Ver­tei­lung die uni­ver­sel­le Dimen­si­on der Kir­che bes­ser widerzuspiegeln.

Papst Paul VI. führ­te schließ­lich 1970 eine Höchst­gren­ze von 120 Papst­wäh­lern ein, die in einem Kon­kla­ve wahl­be­rech­tigt sind. Sei­ne Nach­fol­ger bekräf­tig­ten die­se Ober­gren­ze, auch Papst Fran­zis­kus. Doch Fran­zis­kus wäre nicht Fran­zis­kus, wenn er in der Pra­xis nicht etwas ande­res täte, als von ihm for­mal bestä­tigt wird. So ver­fügt die Welt­kir­che seit dem 7. Dezem­ber erst­mals über 140 Papst­wäh­ler. Der ein­zi­ge erkenn­ba­re Grund für die­se Über­be­set­zung liegt in der Ent­schlos­sen­heit von Fran­zis­kus, der das Ende sei­nes Pon­ti­fi­kats nahen sieht, sei­nen Kurs zu verewigen.

Einer der neu­en Kar­di­nä­le ist Jai­me Speng­ler, ein Deutsch­bra­si­lia­ner, wie Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes einer war. Hum­mes gehör­te zu den Kir­chen­für­sten, die aktiv das Pon­ti­fi­kat von Bene­dikt XVI. hin­ter­trie­ben hat­ten. Er soll es gewe­sen sein, der Berg­o­glio, dem erwähl­ten Papst, ein­flü­ster­te, sich Fran­zis­kus zu nen­nen. Die Agen­da von Kar­di­nal Hum­mes war lupen­rein modernistisch.

Die Vor­fah­ren von Kar­di­nal Jai­me Speng­ler stam­men aus der Pfalz und dem Huns­rück. Der Fran­zis­ka­ner wur­de von Fran­zis­kus 2013 zum Erz­bi­schof von Por­to Aleg­re ernannt. Seit 2023 ist er auch Vor­sit­zen­der der Bra­si­lia­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Die Bra­si­lia­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz ist die größ­te der Welt, aber auch eine der schlech­te­sten, da von der mar­xi­sti­schen Befrei­ungs­theo­lo­gie durch­tränkt und stark politisiert.

Und genau das zeigt sich auch bei Kar­di­nal Speng­ler. Kaum mit Pur­pur umklei­det, hielt der Kar­di­nal eine Pres­se­kon­fe­renz zur Vor­stel­lung einer Kam­pa­gne zur „Sen­si­bi­li­sie­rung für den Tod von Akti­vi­sten in Latein­ame­ri­ka“. Bei die­ser Gele­gen­heit äußer­te sich Speng­ler „besorgt“ über die bevor­ste­hen­de Rück­kehr von Donald Trump in das Wei­ße Haus. Der Vati­kan star­tet eine Kam­pa­gne zur Sen­si­bi­li­sie­rung für den Tod von „Akti­vi­sten“? Was für Akti­vi­sten? Nicht für ver­folg­te Chri­sten? Nicht für getö­te­te Prie­ster, Ordens­leu­te, Laienmitarbeiter?

Speng­ler ist seit 2023 auch Vor­sit­zen­der der Kon­fe­renz der Bischö­fe von Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik (CELAM), kurz­um, er ist inner­halb der kirch­li­chen Hier­ar­chie ein außer­or­dent­lich ein­fluß­rei­cher Mann. Papst Fran­zis­kus zeich­net für das Abschluß­do­ku­ment der 5. CELAM-Kon­fe­renz 2007 in Apa­re­ci­da ver­ant­wort­lich, das sein Ghost­wri­ter Vic­tor Manu­el Fernán­dez, heu­te Kar­di­nal­prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, ver­faßt hat­te. Für Fran­zis­kus scheint die­ses Doku­ment und sei­ne Annah­me durch die CELAM ein Schlüs­sel­er­eig­nis sei­nes Leben zu sein, des­sen Bedeu­tung sich aller­dings aus dem Inhalt des Doku­ments nicht erschließt. Eben­so wenig brach­te es für die Kir­che in Latein­ame­ri­ka, die unter dem zwei­fa­chen Druck nord­ame­ri­ka­ni­scher Frei­kir­chen und tra­di­tio­nel­ler Kir­chen­fein­de wie Sozia­li­sten aller Rich­tun­gen und Frei­mau­rer steht, erkenn­ba­re Erfolge.

„Wir wer­den in die­ser zwei­ten Amts­zeit sehen“, sag­te Kar­di­nal Speng­ler als mah­nen­der Zukunfts­augur, daß der Wahl­sieg Trumps etwas sei, das „beun­ru­higt“ auf­grund des­sen, was man in Trumps erster Wahl­zeit erlebt habe.

Was mein­te er kon­kret damit?

In sei­ner Rede beton­te der neue Kar­di­nal, daß „die Zukunft unse­rer Gesell­schaft von unse­ren Wah­len abhängt“ und daß die Demo­kra­tie im Westen „in einer Kri­se steckt“. Im Klar­text sieht San­ta Mar­ta die Demo­kra­tie in der Kri­se, weil Donald Trump die Wah­len gewon­nen hat. Die­ses ein­sei­ti­ge Framing kommt einem bekannt vor: Der uner­wünsch­te Kon­kur­rent wird ein­fach aus­ge­grenzt und die Demo­kra­tie von einer bestimm­ten Rich­tung, kon­kret der glo­ba­li­stisch-lin­ken Alli­anz, usur­piert. Das Spiel ist hoch­ge­fähr­lich, denn es bie­tet in sei­ner inne­ren Dia­lek­tik die Mög­lich­keit, zum angeb­li­chen „Schutz der Demo­kra­tie“, den Geg­ner durch unlau­te­re Mit­tel zu behin­dern, zu bekämp­fen, aus­zu­schal­ten und letzt­lich selbst die Per­ver­si­on dik­ta­to­ri­scher Maß­nah­men ein­zu­set­zen, um die miß­ver­stan­de­ne Demo­kra­tie zu sichern. Ähn­li­che Aus­sa­gen hört man der­zeit in zahl­rei­chen west­li­chen Staa­ten. Sie sind tat­säch­lich beun­ru­hi­gend, nicht der Wahl­sieg von Donald Trump oder ande­rer demo­kra­ti­scher Kräf­te. In Mol­da­wi­en an der Außen­gren­ze von EU und NATO scheint gera­de ein kal­ter Putsch durch­ge­führt wor­den zu sein. In Geor­gi­en wur­de ein sol­cher ver­sucht. In Rumä­ni­en ist er gera­de im Gan­ge. Rumä­ni­en ist aller­dings ein EU- und NATO-Land. Wenn inner­halb der EU ein Putsch von oben mög­lich ist, dann soll­ten alle Warn­zei­chen auf rot ste­hen, zumal selbst der Papst, der aus sei­nen poli­ti­schen Sym­pa­thien nie ein Hehl mach­te, die­se Per­ver­si­on anti­de­mo­kra­ti­scher Maß­nah­men „im Namen der Demo­kra­tie“ gut­zu­hei­ßen scheint.

Die Demo­kra­tie scheint der­zeit wirk­lich in Gefahr zu sein, mehr als vie­le viel­leicht den­ken. Aber die Gefahr droht von jenen, die aus Angst vor dem Macht­ver­lust „Hal­tet den Dieb“ schreien.

An der Anti-Trump-Aus­rich­tung, die Papst Fran­zis­kus der Kir­che bereits im Vor­wahl­kampf 2016 ver­ord­ne­te, wird jeden­falls eisern fest­ge­hal­ten, wie durch die­se vati­ka­ni­sche Pres­se­kon­fe­renz deut­lich wur­de. Bereits die vom vati­ka­ni­schen Pres­se­amt vom Podi­um aus an Kar­di­nal Speng­ler gerich­te­te Fra­ge läßt dies­be­züg­lich kei­nen Spiel­raum. Die Erfah­run­gen aus der ersten Amts­zeit von Trump sei­en „wenig posi­tiv“ gewe­sen, da des­sen Poli­tik „vie­len Wer­ten und Prin­zi­pi­en die­ser Kam­pa­gne wider­spricht“, ließ der Ver­tre­ter des Pres­se­am­tes wissen.

Die Ori­gi­nal­aus­sa­gen, Fra­ge wie Ant­wort, fin­den sich im Video ab Minu­te 56:29.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Youtube/​Vatican News (Screen­shot)

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