Xi Jinping studieren, nicht den Papst

Der neue Bischof von Shanghai bringt das Evangelium – der KPCh, nicht von Jesus


Shen Bin wurde von der Kommunistischen Partei Chinas als Bischof eingesetzt und als solcher an die Spitze der Diözese Shanghai gestellt. Papst Franziskus stimmte nachträglich zu. Shen Bin behauptet, in der Volksrepublik herrsche Religionsfreiheit, doch er selbst orientiert sich mehr an der Partei als an Rom.
Shen Bin wurde von der Kommunistischen Partei Chinas als Bischof eingesetzt und als solcher an die Spitze der Diözese Shanghai gestellt. Papst Franziskus stimmte nachträglich zu. Shen Bin behauptet, in der Volksrepublik herrsche Religionsfreiheit, doch er selbst orientiert sich mehr an der Partei als an Rom.

He Yuyan von Bet­ter Win­ter leg­te die jüng­ste Ana­ly­se zur pre­kä­ren Lage der Kir­che in der Volks­re­pu­blik Chi­na vor. Papst Fran­zis­kus wer­te­te Chi­ne­sisch soeben auf. Ab kom­men­dem Mitt­woch wer­den die Gruß­wor­te und die Papst­ka­te­che­se auch auf chi­ne­sisch vor­ge­tra­gen. Doch den römi­schen Vor­lei­stun­gen ste­hen kei­ne annä­hernd gleich­wer­ti­gen Initia­ti­ven der kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­ber in Peking gegen­über. Hier die Ana­ly­se, die neue Zwei­fel an der Ost­po­li­tik von Papst Fran­zis­kus nährt:

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Von He Yuyan

Die Geschich­te um die Ernen­nung von Bischof Joseph Shen Bin zum Bischof der wich­ti­gen katho­li­schen Diö­ze­se Shang­hai ende­te offi­zi­ell am 15. Juli 2023.

Am 4. April 2023 wur­de Bischof Shen Bin, bis dahin Bischof von Hai­men, von der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas (PCh) als neu­er Bischof von Shang­hai ein­ge­setzt. Der Vati­kan erklär­te offi­zi­ell, daß „der Hei­li­ge Stuhl erst am Mor­gen der Ein­set­zung aus den Medi­en davon erfuhr“.

Der Text des Abkom­mens zwi­schen dem Vati­kan und Chi­na von 2018, das 2020, 2022 und nun 2024 um vier Jah­re ver­län­gert wur­de, ist geheim. Er regelt die Ver­wal­tung der katho­li­schen Diö­ze­sen und die Ernen­nung von Bischö­fen. Die Bischö­fe wer­den von der KPCh aus­ge­wählt, soll­ten aber offi­zi­ell vom Vati­kan ernannt wer­den. Shen Bin wur­de jedoch ohne Ernen­nung durch den Vati­kan zum Bischof von Shang­hai ernannt.

Am 15. Juli gab der Hei­li­ge Stuhl bekannt, daß Papst Fran­zis­kus Shen Bin zum Bischof von Schang­hai ernannt und ihn damit von Hai­men ver­setzt hat. Bemer­kens­wert ist, daß Shen Bin bereits drei Mona­te zuvor von der KPCh ein­ge­setzt wor­den war. Der Vati­kan erklär­te, er habe „eine kano­ni­sche Unre­gel­mä­ßig­keit“ zum „grö­ße­ren Wohl der Diö­ze­se“ korrigiert.

Man war sehr neu­gie­rig dar­auf, wel­che Art von pasto­ra­len Pro­gram­men Bischof Shen Bin in Shang­hai umset­zen wür­de, nach­dem er die päpst­li­che Geneh­mi­gung unter solch eigen­ar­ti­gen Umstän­den erhal­ten hat­te. Und tat­säch­lich hielt sich der Bischof zu Hau­se meh­re­re Mona­te lang zurück, wäh­rend er am 22. Mai 2024 nach Rom rei­ste, um auf einer Kon­fe­renz, an der auch der vati­ka­ni­sche Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin teil­nahm, eine Rede zu hal­ten, in der er ver­kün­de­te, daß in Chi­na Reli­gi­ons­frei­heit herrsche.

Was sei­ne Diö­ze­se Shang­hai betrifft, so kon­zen­trier­ten sich die Erwar­tun­gen auf das vom 4. bis 6. Novem­ber 2024 orga­ni­sier­te „Semi­nar über die Sini­sie­rung der Reli­gi­on in Shang­hai“. Es wur­de erwar­tet, daß Bischof Shen Bin sei­ne pasto­ra­len Plä­ne für die Diö­ze­se bekannt­ge­ben wür­de, zumal die Ver­an­stal­tung unmit­tel­bar nach der Syn­ode im Vati­kan im Okto­ber statt­fand, einem wich­ti­gen katho­li­schen Ereig­nis, an dem zwei „offi­zi­el­le“ chi­ne­si­sche katho­li­sche Bischö­fe teilnahmen.

Semi­nar über die Sini­sie­rung der Reli­gi­on in Shang­hai vom 4. bis 6. Novem­ber 2024

Katho­li­ken, die an dem Semi­nar teil­ge­nom­men haben, berich­te­ten Bit­ter Win­ter, daß der Bischof weder über die Vati­kan-Syn­ode noch über Papst Fran­zis­kus und sei­ne jüng­sten Doku­men­te gespro­chen hat. Im Gegen­teil, er kon­zen­trier­te sich auf die „Sini­sie­rung“, was, wie jetzt klar ist, nicht die Anpas­sung der Reli­gi­on an die chi­ne­si­schen Bräu­che, son­dern an die Ideo­lo­gie der KPCh bedeu­tet. Ein Opti­mist könn­te ein­wen­den, daß Bischof Shen Bin den Shang­hai­er Katho­li­ken nicht aus­drück­lich gesagt hat, sie soll­ten nicht auf die Leh­ren des Pap­stes hören, die den Vor­stel­lun­gen der KPCh in zen­tra­len Fra­gen wie Abtrei­bung und der Rol­le der Reli­gi­on in der Gesell­schaft ent­ge­gen­ste­hen. Aber für einen Bischof, der den Papst und sei­ne Doku­men­te bei solch fei­er­li­chen Anläs­sen igno­riert, ist das gleich­be­deu­tend mit einer Ableh­nung derselben.

Um dies zu ver­deut­li­chen, ermu­tig­te die Kon­fe­renz den Kle­rus von Shang­hai, die Doku­men­te der „drit­ten Ple­nar­sit­zung des 20. Zen­tral­ko­mi­tees der KPCh“ und „die Gedan­ken des Gene­ral­se­kre­tärs Xi Jin­ping zur Sini­sie­rung der Reli­gi­on“ zu stu­die­ren und durch Lai­en­ver­samm­lun­gen und Pre­dig­ten zu ver­brei­ten (auch hier wur­den die Doku­men­te des Vati­kans und die Enzy­kli­ken des Pap­stes nicht erwähnt).

Der Bischof beton­te auch die Not­wen­dig­keit einer enge­ren Zusam­men­ar­beit mit der Zen­tral­ab­tei­lung Ver­ei­nig­te Arbeits­front [der KPCh], die für die Kon­trol­le und Über­wa­chung der „offi­zi­el­len“ Reli­gi­on in Chi­na zustän­dig ist.

Tat­säch­lich nah­men Yin Du, Direk­tor der Abtei­lung für eth­ni­sche und reli­giö­se Ange­le­gen­hei­ten des regio­na­len Zweigs der Zen­tral­ab­tei­lung Ver­ei­nig­te Arbeits­front, und Gu Wei­dong, Direk­tor der Abtei­lung für katho­li­sche Ange­le­gen­hei­ten des regio­na­len Büros für eth­ni­sche und reli­giö­se Ange­le­gen­hei­ten, an der gesam­ten Ver­an­stal­tung teil.

Bischof Shen Bin ver­spricht, den Katho­li­ken in Shang­hai die gute Nach­richt des Evan­ge­li­ums zu brin­gen. Aber es ist das Evan­ge­li­um von Xi Jinping.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​Bitter Win­ter (Screen­shots)

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