Am heutigen Vormittag empfing Papst Franziskus eine internationale Jains-Delegation. Gemeint sind Anhänger des Jainismus, einer indischen Religion, die zeitgleich und in enger Verbindung mit dem Buddhismus entstanden ist. Wie der Buddhismus ist auch der Jainismus transtheistisch und stellt über die Götter eine unpersönliche, transzendente, überweltliche Wahrheit. Bei der Begegnung kam es zu einem Tabubruch.
Franziskus kündigte der Besuchergruppe an, daß Kardinal Miguel Ayuso Guixot, der Präfekt des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, im Sterben liegt. In Rom sucht man seither nach einem vergleichbaren Vorfall, wurde bisher aber nicht fündig.
Die Rede ist von „Taktlosigkeit“, die soweit geht, daß auch dieser Teil seiner Ansprache auf der Internetseite des Heiligen Stuhls veröffentlicht wurde. Andere loben, daß Franziskus „direkt“ spreche und ja zum Gebet für den kranken Kardinal aufgerufen hat.
Die offiziellen kirchlichen Medien, auch im deutschen Sprachraum, griffen die Nachricht auf und berichteten sie immerhin mit dem Hinweis, Franziskus habe einen „überraschende“ Aussage getätigt.
Guixot, ein Comboni-Missionar, war 2019 von Franziskus zum Vorsitzenden des Päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog ernannt worden, der 2021 zum Dikasterium für den interreligiösen Dialog umgebaut wurde.
Die Arbeit Guixots wird erst beurteilt werden können, wenn das ganze Ausmaß der Verheerung des interreligiösen Dialogs unter Franziskus einer Prüfung unterzogen und aufgearbeitet sein wird.
Kardinal Guixot nahm im Februar 2023 in Vertretung von Franziskus an der Eröffnung des Abrahamic Family House in Abu Dhabi teil, jener großen Anlage mit drei gleichen kubischen Gebäuden, von denen eines eine Moschee, ein anderes eine Kirche und wieder ein anderes eine Synagoge beherbergt. Suggeriert soll damit werden, daß Christentum, Islam und Judentum gleichermaßen „abrahamitische“ Religionen sind und daher eine „Familie“ bilden. Papst Franziskus unterstützt das Projekt mit Nachdruck.
Spötter stellten fest, daß die Inschriften am Eingang des Komplexes in drei Sprachen gehalten sind: „auf hebräisch, der heiligen Sprache der Juden, auf arabisch, der heiligen Sprache der Moslems, und … auf englisch, der offenbar heiligen Sprache der Christen“.
Kardinal Guixot verteidigte das 2019 von Franziskus in Abu Dhabi unterzeichnete Dokument über die universelle Brüderlichkeit in der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica. In diesem Artikel war sein Hauptbestreben, den Nachweis zu erbringen, daß die Abu-Dhabi-Aktivitäten von Franziskus, das genannte Dokument, aber auch das Abrahamitische Haus, auf das Zweite Vatikanische Konzil zurückgeht und dessen Umsetzung ist. Der rote Faden, so der Kardinal, führe dabei über das Weltgebetstreffen für den Frieden in Assisi am 27. Oktober 1986. Gemeint ist jenes umstrittene Treffen, das zu Kirchenschändungen führte. Kritik sprechen von einem der schlimmsten Greuel der Kirchengeschichte.
Franziskus rief zum Gebet für den Purpurträger auf, dem wir uns anschließen.
[Update:] Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Requiescat in pace.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Wozu noch viele Worte machen: Die Päpste seit (und mit) Paul VI. legen die mehrdeutigen Texte des II. Vatikanischen Konzils aus, was ihr gutes Recht ist. Doch gerade ihre Auslegungen beweisen klar, dass das letzte Konzil ein Bruch mit der gesamten Lehrtradition der letzten 2.000 Jahre ist und alle daraus hervorgegangenen Veränderungen nur für die Mülltonne sind.