
Papst Franziskus glaubt, daß jetzt nicht der Zeitpunkt ist, den Frauendiakonat auf der derzeit stattfindenden Synodalitätssynode in Rom zu diskutieren. Dies teilte Kardinal Victor Manuel Fernández, der Präfekt des Glaubensdikasteriums und engster Vertrauter von Franziskus, den Synodalen am Montag mit.
„Wir wissen, daß der Heilige Vater zum Ausdruck gebracht hat, daß die Frage des Frauendiakonats zu diesem Zeitpunkt noch nicht reif ist, und er hat darum gebeten, daß wir uns jetzt nicht mit dieser Möglichkeit beschäftigen“, sagte Fernández in einem Brief, dessen Inhalt auf einer Pressekonferenz der Synode vom Präfekten des Kommunikationsdikasteriums Paolo Ruffini vorgestellt wurde.
Der Hintergrund: Einige Synodenteilnehmer, speziell der Gruppe 5 („Der ‚Ort‘ der synodalen Kirche in Mission“), hatten sich darüber beklagt, daß das Glaubensdikasterium den Vorschlägen zum Frauendiakonat kein Gehör schenke. Glaubenspräfekt Fernández ließ daher Papst Franziskus ein Machtwort sprechen. Als dessen Sprecher ließ „Tucho“ Fernández gestern schriftlich den Synodalen mitteilen, daß Franziskus keine Diskussion über den Frauendiakonat wünscht. Er hat dies mit dem einschränkenden Zusatz ergänzt, daß dies nur für den „jetzigen Zeitpunkt“ gelte. Die Tür bleibt also offen, um sie derzeit zu schließen. Die Verfechter der Frauenordination wird das nicht beruhigen. Der Kirche insgesamt wird durch Papst Franziskus und seinen Adlatus Tucho Fernández allerdings eine weitere Hypothek für die Zukunft aufgelastet.
Noch ein Entgegenkommen hat der Glaubenspräfekt im Angebot. Um die Beschwerden gegen seine Behörde auszuräumen, lädt er für den kommenden Donnerstag zu einem Treffen mit den Verfechtern des Frauendiakonats.
Im Klartext: Die Tür zur Frauenordination bleibt zu, aber mit dem ebenso unnötigen wie typisch bergoglianischen Probabilismus, daß dies für jetzt und heute gilt, aber morgen vielleicht nicht mehr gelten müsse. Diese Taktik wendet er gegenüber dem Frauendiakonat seit seinem Amtsantritt an. Er weckt gegenüber den Verfechtern Hoffnungen, die er nicht zu erfüllen gedenkt. So setzte er bereits zwei Studienkommissionen ein, um in jahrelanger Arbeit zu untersuchen, was längst untersucht und geklärt ist. Franziskus erklärte 2016 den Sinn und Zweck dieser Taktik auch ganz offen: Ein kluger Mann habe ihm nämlich einmal gesagt, daß man lästige Dinge auf die lange Bank schieben solle, indem man eine Kommission einsetzt.
Die von Franziskus selbst gewollte einseitige Zusammensetzung der Synodalitätssynode führte dazu, daß es eine nicht unerhebliche Gruppe von Synodalen gibt, die das Weihesakrament aufbrechen wollen, um die Frauenordination durchzusetzen. Das solle eine „inklusivere“ und „partizipativere“ Kirche schaffen.
Franziskus gibt, auch das ist für sein Pontifikat bezeichnend, keine klare theologische Antwort darauf, sondern beschränkt sich auf ziemlich inhaltslose Hinweise wie den, daß der Frauendiakonat „nicht die wichtigste Antwort für die Frauen heute“ sei.
Die Ergebnisse der beiden Studienkommissionen, die Franziskus einsetzte, wurden übrigens bis heute nicht veröffentlicht. Die Internationale Theologenkommission hatte bereits Anfang des Jahrtausends im Auftrag von Johannes Paul II. und unter der Leitung von Joseph Kardinal Ratzinger eine klare Antwort gegeben, die von Kardinal Gerhard Müller, seinem Nachfolger als Glaubenspräfekt, 2013 unmißverständlich wiederholt wurde, als er sagte, daß es für Diakoninnen keine Grundlage und für Diakonissen keinen Bedarf gibt. Doch heute ist nicht mehr Müller oberster Glaubenswächter an der Römischen Kurie, sondern Tucho Fernández.
Nun heißt es lediglich kryptisch, die „Teilschlußfolgerungen“ der Studienkommission würden „zu gegebener Zeit“ veröffentlicht werden. Die Kommission soll jedenfalls ihre Arbeit fortsetzen. Franziskus will die Frage weiterhin auf die lange Bank schieben, weil er nicht willens scheint, eine klare theologische und dogmatisch verbindliche Antwort zu geben, wie sie Johannes Paul II. 1994 mit Ordinatio sacerdotalis gab, als er klarstellte, daß es kein Frauenpriestertum geben kann und wird, diese Tür also dogmatisch zu ist.
Hinter den Kulissen läßt Franziskus, ohne sich in irgendeiner Weise festgelegt zu haben, an „innovativen“ Formen basteln und sich diese vorschlagen. Bereits 2016 hatte Kardinal Walter Kasper, der päpstliche Referenztheologe, erklärt, es sei nicht möglich, den männlichen Diakonat einfach auf die Frau zu übertragen. Man müsse „innovativ“ nach einem neuen Amt suchen. Vor allem die Amazonassynode sollte die Tür zu „neuen“ Formen aufstoßen, was Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben, wenn auch möglichst verschlüsselt, getan hat.
So schreibt Tucho Fernández in seinem nunmehrigen Brief:
„Der Heilige Vater ist sehr besorgt über die Rolle der Frauen in der Kirche und hat schon vor der Synode das Dikasterium für die Glaubenslehre gebeten, die Möglichkeit einer Entwicklung in diesem Bereich zu untersuchen, ohne sich dabei auf die Weihe zu konzentrieren.“
Kardinal Fernández schreibt zum päpstlichen Schlußstrich, daß „wir nicht in eine andere Richtung arbeiten können, aber ich muß sagen, daß ich damit einverstanden bin“. Zudem ergänzt er, daß „das Nachdenken über den Diakonat für einige wenige Frauen nicht die Frage der Millionen von Frauen in der Kirche löst“, denn „die Forderung nach der Weihe von Diakoninnen ist heute nicht die wichtigste Antwort zur Förderung der Frauen“.
Bereits zum Beginn Synodalitätssynode hatte der Synodensondersekretär P. Giacomo Costa SJ betont, daß „es nicht an der Zeit ist, eine Entscheidung“ über den Frauendiakonat zu treffen. Allerdings warf auch er ein Bonbon hin, indem er hinzufügte, „es ist aber gut, daß das Thema eingehend untersucht wird“. Genau das aber war schon längst geschehen, lange bevor das Pontifikat von Franziskus begonnen hatte. Es ist gerade dessen Unentschlossenheit geschuldet, daß das längst erledigte Thema wieder auf die Tagesordnung kam, indem er je nach Gesprächspartner unterschiedliche Signale aussandte. Auf Franziskus geht es schließlich zurück, daß 2017 die römische Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica das Thema neu aufwärmte. Die Zeitschrift unterliegt der päpstlichen Zensur. Nichts erscheint dort, was nicht von Santa Marta oder dem Staatssekretariat gewollt ist.
Tenor der päpstlichen Adlaten, ob Fernández oder Costa, ist, daß es für Papst Franziskus derzeit wichtigere „andere Themen zu erforschen und zu lösen gibt“.
Nathalie Becquart, Ordensfrau der französischen Xavière-Schwestern und Untergeneralsekretärin der Synodenversammlung, sprang zur Seite, indem sie betonte, daß es „ein großer Unterschied ist, wo wir am Anfang waren und wo wir jetzt sind“, was die „Rolle der Frau“ in der Kirche betreffe. Interessanterweise können gläubige Katholiken mit dieser Frage kaum etwas anfangen. Sie ist ein Produkt der feministischen Theologie, die aus der 68er-Revolte hervorgegangen ist und von praktizierenden Katholiken als künstlich wahrgenommen wird.
Inzwischen befindet sich die Synodalitätssynode in der letzten Phase der Vollversammlung. Sie wird am kommenden Sonntag abgeschlossen. Obwohl noch fälschlich von einer Bischofssynode die Rede ist, handelt es sich nicht mehr um eine solche. Papst Franziskus änderte die Synodenregeln und erlaubte auch Laien und Frauen die Teilnahme. Damit ist die Synode zwar eine Versammlung, aber eben keine mehr, die kanonisch irgendeine Relevanz für die Kirche hat.
Das gestern vorgelegte Schreiben von Kardinal Fernández weist zahlreiche Defekte auf, die bezeichnend für das derzeitige Pontifikat sind, etwa das abgewandelte Hegelsche Prinzip, „die Realität ist der Idee überlegen“, die der engste Vertraute von Papst Franziskus bekräftigt. Zumindest gemischte Gefühle bewirkt auch der von Fernández wiederholte und seit dem Pontifikat von Franziskus multiplizierte Rekurs auf den Heiligen Geist. Neuerungen werden mit dem Heiligen Geist gerechtfertigt, was allerdings den Beigeschmack eines Totschlaginstruments hat, denn dem Glaubenspräfekten und sogar dem Papst könnte man widersprechen, dem Heiligen Geist aber nicht.
Hier nun der Wortlaut des Schreibens von Kardinal Tucho Fernández, das von Kommunikationspräfekt Paolo Ruffini gestern den anwesenden Journalisten verlesen wurde:
Mitteilung von Kardinal Víctor Manuel Fernández auf der XIII. Generalkongregation der Synode
Montag, 21. Oktober 2024, vormittags
Ich möchte klarstellen, daß die Gruppe 5 vom Sekretär für doktrinäre Angelegenheiten des Dikasteriums für die Glaubenslehre koordiniert wird. Letzten Freitag mußte er sich einem medizinischen Eingriff unterziehen und hat an seiner Stelle zwei sehr fähige Auditoren vorgeschlagen, um die Vorschläge entgegenzunehmen. Später erfuhr ich, daß einige meine Anwesenheit erwarteten, und ich bot ein Treffen am Donnerstag um 16.30 Uhr an.
Wir wissen, daß der Heilige Vater zum Ausdruck gebracht hat, daß die Frage des Frauendiakonats zum jetzigen Zeitpunkt nicht reif ist, und er hat darum gebeten, daß wir diese Möglichkeit jetzt nicht diskutieren. Die Studienkommission zu diesem Thema ist zu Teilergebnissen gekommen, die wir zu gegebener Zeit veröffentlichen werden, aber sie wird ihre Arbeit fortsetzen.
Andererseits ist der Heilige Vater sehr besorgt über die Rolle der Frauen in der Kirche, und er hat das Dikasterium für die Glaubenslehre schon vor dem Ersuchen der Synode gebeten, die Entwicklungsmöglichkeiten zu erforschen, ohne sich auf die Weihefrage zu konzentrieren. Wir können nicht in eine andere Richtung arbeiten, aber ich muß sagen, daß ich voll und ganz zustimme. Warum?
Weil das Nachdenken über den Diakonat für einige Frauen nicht die Frage der Millionen von Frauen in der Kirche löst. Andererseits haben wir einige Schritte noch nicht unternommen, die wir stattdessen unternehmen könnten. Ich möchte nur einige Beispiele nennen:
1) Als das neue Amt des Katecheten geschaffen wurde, sandte das Dikasterium für den Gottesdienst ein Schreiben an die Bischofskonferenzen. Darin werden zwei verschiedene Möglichkeiten der Ausgestaltung des Amtes vorgeschlagen. Die eine bezog sich auf die Ausrichtung der Katechese. Der zweite Vorschlag bezog sich auf das, was der Papst in Querida Amazonia über die Katechetinnen gesagt hatte, die in Abwesenheit von Priestern die Gemeinden unterstützen, Frauen, die an der Spitze stehen, die Gemeinden leiten und verschiedene Funktionen ausüben. Die Bischofskonferenzen könnten diesen zweiten Weg begrüßen, aber nur sehr wenige haben dies getan. Dieser Vorschlag war möglich, weil der Papst in seinen Dokumenten erklärt hatte, daß die priesterliche Macht, die mit den Sakramenten verbunden ist, nicht notwendigerweise als Macht oder Autorität ausgedrückt wird, und daß es Formen der Autorität gibt, die nicht die heilige Ordnung erfordern. Diese Texte sind jedoch nicht umgesetzt worden.
2) Das Akolythenamt für Frauen wird in der Tat nur in einem kleinen Prozentsatz der Diözesen gewährt, und oft sind es die Priester, die dem Bischof keine Frauen für dieses Amt vorschlagen wollen.
3) Der Diakonat für Männer: In wie vielen Diözesen der Welt wurden sie zugelassen? Und wie oft werden sie dort, wo sie zugelassen wurden, nur zu Meßdienern geweiht?
Diese wenigen Beispiele machen deutlich, daß die überstürzte Forderung nach der Weihe von Diakoninnen heute nicht die wichtigste Antwort auf die Frage nach der Förderung von Frauen ist.
Um zum Nachdenken anzuregen, habe ich darum gebeten, meinem Dikasterium Zeugnisse von Frauen zukommen zu lassen, die wirklich an der Spitze von Gemeinschaften stehen oder wichtige Autoritätsfunktionen ausüben. Nicht weil sie den Gemeinschaften aufgezwungen wurden, auch nicht als Ergebnis einer Studie, sondern weil sie diese Autorität unter dem Impuls des Geistes als Antwort auf ein Bedürfnis des Volkes erworben haben. Die Realität ist der Idee überlegen. Das ist die Linie der Arbeit in dieser Phase. Ich bitte vor allem die weiblichen Mitglieder dieser Synode, uns zu helfen, verschiedene Vorschläge zu möglichen Wegen für die Beteiligung von Frauen an der Leitung der Kirche zu erhalten, zu formulieren und an das Dikasterium zu senden, die wir in ihrem Kontext hören können. In diesem Sinne freuen wir uns auf Vorschläge und Überlegungen.
Am Donnerstag werde ich also Ideen zur Rolle der Frau in der Kirche hören. Denjenigen, die sich große Sorgen um die Verfahren und Namen gemacht haben, werde ich am Donnerstag die Namen nennen, damit sie mit dieser Arbeit in Verbindung gebracht werden können.
Für diejenigen, die davon überzeugt sind, daß die Frage des Frauendiakonats vertieft werden muß, hat der Heilige Vater bestätigt, daß die Kommission unter dem Vorsitz von Kardinal Giuseppe Petrocchi weiterhin tätig sein wird, ungeachtet dessen, was gesagt wurde. Die Mitglieder der Synode, die dies wünschen – entweder einzeln oder als Gruppe – können dieser Kommission Überlegungen, Vorschläge, Artikel oder Bedenken zu diesem Thema übermitteln. Kardinal Petrocchi hat mir bestätigt, daß die Arbeit in den kommenden Monaten wieder aufgenommen wird und daß man das eingehende Material analysieren wird.
Freunde, ich bin überzeugt, daß wir Schritt für Schritt vorankommen und zu sehr konkreten Dingen kommen können, damit man versteht, daß es nichts in der Natur der Frauen gibt, was sie daran hindert, sehr wichtige Positionen in der Leitung der Kirche einzunehmen. Was wirklich vom Heiligen Geist kommt, kann nicht aufgehalten werden.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Media (Screenshot)
Ich wüsste nicht, dass Franziskus jemals für irgendetwas eine solide theologische oder philsophische Begründung abgeliefert hätte. Er verwechselt Glaube und Theologie mit seinen persönlichen Vorstellungen und auch – man muss es leider sagen – mit seiner eher defizitären Bildung. Dass auf eine geistige und geistliche Lichtgestalt wie Benedikt XVI. keine zweiter großer Papst folgen würde, war natürlich von vorne herein klar, aber dass es einer sein würde, dem es nun wirklich an allem gebricht, Glaube wie Bildung, das hätte man wohl nicht gedacht. Mir fällt zur diesem Pontifikat nur noch eines ein: Es ist eine Farce und diese „Synode“ spiegelt genau das.