
Ein Kommentar von Ambrosius
Die Abschaffung des Bargeldes steht auf dem Plan. Doch was hat das mit dem Mailänder Dom zu tun? Unternehmen wir eine kleine punktuelle Reise durch das Labyrinth unserer Zeit.
Dazu gehört als Gebot der Stunde, sich bewusst zu machen, dass Bargeld Freiheit bedeutet. Nicht nur als schönes Ideal, sondern ganz konkret und existentiell. Das leuchtet schnell ein, wenn man die Sache durchdenkt.
Geld ist Privateigentum. Doch das gilt nur mehr eingeschränkt, sobald man über kein allgemein einsetzbares Zahlungsmittel verfügt, das man physisch selbst in der Hand hält und die Verfügungsgewalt darüber besitzt.
In der Corona-Zeit erlebten Maßnahmenkritiker, auch Ärzte, was es bedeutet, wenn einem die Banken von einem Tag auf den anderen die Konten kündigten. Das Spiel einiger Banken, Kunden, deren Meinung dem Mainstream gerade nicht gefällt (weil Corona, weil Ukraine, weil Israel, weil Migration, weil Klimawandel…), die Konten zu schließen oder die Konto-Öffnung zu verweigern, hat seither nicht aufgehört, sondern sich vielmehr ausgeweitet.
Es ist noch nicht so lange her, da wurden Lohn oder Gehalt in bar ausgezahlt, dann mittels Scheck und schließlich nur mehr auf ein Bankkonto, weil der Staat jeden Bürger zwingt, ein Lohn- oder Gehaltskonto zu haben. Hat er es nicht, gibt es keinen Lohn und kein Gehalt mehr. Wozu? Um die Geldflüsse zu kontrollieren.
Alles geschieht unter dem „hübschen“, in Wirklichkeit hanebüchenen, ja skandalösen Vorwand von Gesetzen zur Terrorismus- und Korruptionsbekämpfung. Beides trifft für 99,9 Prozent der Bürger nicht zu und schon gar nicht die Masse des „kleinen Mannes“. Wozu also das Ganze? Noch einmal. Um Kontrolle auszuüben.
Der Staat verschaffte den Banken (faktisch) alle Bürger als Zwangskunden und verlangt dafür von den Banken eine Überwachung der Bürger. Mithilfe von eigenen Computerprogrammen kontrollieren die Banken im Auftrag des Staates jede Geldbewegung. Sie überwachen nicht nur die Herkunft des Geldes, sondern auch den Abfluss. Wer ein Gehaltskonto hat, aber monatlich auch Bareinzahlungen vornimmt, macht sich verdächtig. Wer Geld von seinem Konto abhebt, von dem will die Bank wissen, wofür er das Geld ausgibt. Die Antworten müssen „plausibel“ sein, um sich keinem Verdacht auszusetzen. Der Staat hat seine Bürger unter einen Generalverdacht gestellt.
Jede Bank hat ihre App, die Ein- und Ausgänge in hübschen Diagrammen anzeigt. Wie praktisch! Der Bürger freut sich vielleicht darüber, denn er sieht, wie er sein Geld ausgegeben hat: Auto, Haus, Freizeit… Diese Funktion ist allerdings nicht für die Kontoinhaber gedacht, sondern Teil des weit umfangreicheren Überwachungssystems durch die Banken. Sie will sehen, weil der Staat es von ihr verlangt, wie die Bürger ihr Geld verwenden. Gibt es „Auffälligkeiten“, klingelt der Alarm.
Gibt es kein Bargeld mehr, ist es aus mit lustig, denn dann genügt ein Knopfdruck und der Bankomat spuckt kein Geld mehr aus, mit der Kreditkarte kann nichts mehr gekauft werden und das Bankkonto ist gesperrt. Die Zeit seit Corona zeigt, dass diese Eventualität keineswegs absurd ist. Im Gegenteil.
Das bargeldlose Bezahlen ist natürlich eine praktische Sache, doch man begibt sich in Abhängigkeiten, die zur Falle werden können. Solange Bargeld und bargeldloses Bezahlen parallel verfügbar sind, gibt es keine Probleme. Doch genau das will man schrittweise und mit immer größerem Nachdruck abschaffen. In der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich gibt es jeweils nur eine von je fünf im Parlament vertretenen Parteien, die sich ausdrücklich zur Beibehaltung des Bargelds bekennt. Das sollte alarmieren.
Die Beseitigung des Bargeldes ist gefährlich. Sehr gefährlich, sogar potenziell bedrohlich. Warum aber will der Staat seine Bürger gefährden? Weil dem Bestreben ein falsches Staatsverständnis zugrunde liegt.
Das Grundproblem ist das Überschreiten der Kompetenzen durch den Staat. Der Staat hat im Namen und Auftrag der Bürger die öffentliche Ordnung zu gewährleisten, aber nicht seine Bürger zu überwachen. Er ist in seiner Existenz nur der notwendige und logische Ausdruck des Gemeinwesens. Er ist kein Selbstzweck und auch keine losgelöste Autorität, wenngleich er Exklusivrechte wahrnimmt. Trotzdem hat er seine eigenen Bürger, den wahren Souverän, unter keinen Generalverdacht zu stellen mit der Begründung, den letzten Cent an zu leistender Steuer kassieren zu können.
Selbst dann nicht, wenn dem keine streckenweise irrwitzige Ausgabenpolitik der öffentlichen Hand gegenüberstehen würde. Heute aber kann man eine doppelte verkehrte Entwicklung feststellen, indem der Staat die Bürger knebelt, damit Politiker eine irrwitzige Ausgabenpolitik betreiben können. Sowohl der Generalverdächtigung als auch der Knebelung und der irrwitzigen Ausgabenpolitik sind klare Grenzen zu setzen. Dem Staat sind klare Grenzen zu setzen. Das Bargeld ist eine solche Grenze. Sogar ein starker Damm. Ein Schutzwall der persönlichen Freiheit gegen jede Übergriffigkeit des Staates.
Das Denken des allgegenwärtigen Staates entspringt dem Sozialismus. Angeblich rechte Regime, die solche Tendenzen zeigten, lieferten dadurch nur den Beweis, dass sie darin in Wirklichkeit sozialistisch waren. Es ist kein Zufall, dass das Sozialkreditsystem im kommunistischen China erfunden und vorexerziert wird. Und es offenbart, wie massiv der Sozialismus, wenn auch getarnt, heute im Westen lebendig ist, wenn Obrigkeiten über ähnliche Systeme nachdenken und darauf hinarbeiten.
So viel Staat wie nötig, so wenig Staat wie möglich. Diese Grundregel scheint heute unter Bergen von Bürokratie, verstecktem Sozialismus und Politiker-Allmachtsphantasien begraben worden zu sein. Das EU-Parlament ist seit seiner ersten Direktwahl 1979 ein Prototyp des etatistischen Denkens und damit letztlich eine Fehlkonstruktion. Wobei insgesamt die Frage berechtigt ist, was an Gutem, Sinnvollem, Wertvollem, Vernünftigem das EU-Parlament bisher erbracht hat.
Die kirchliche Soziallehre vertritt keine Staats-Anbetung, geschweige denn sieht sie im Staat das Allheilmittel, wie dies die Sozialisten tun. Im Gegenteil.
Und doch fördert auch die Kirche das Überhandnehmen des Staates durch die Abschaffung des Bargeldes, denn, ja, im Kleinen beginnt es.
Ein Beispiel: Wer den Mailänder Dom besuchen will, braucht eine Eintrittskarte. Die soll, so die Zugangsordnung, online erworben werden. Insgesamt soll, wie es explizit heißt, „jede Form der Bargeldzahlung so gering als möglich“ gehalten werden. Noch kann man eine Eintrittskarte auch an einem Schalter in Domnähe erwerben. Die Schlange ist meist sehr lange. Nicht etwa, weil das Schalterpersonal, das bis vor kurzem den Publikumsandrang bei Massenveranstaltungen problemlos bewältigte, der Sache nicht mehr gewachsen wäre, sondern deshalb, weil – absichtlich – nur ein Schalter geöffnet ist. Das ist der Wink mit der Rute, dass man die Karte gefälligst im Internet kaufen soll.
Der nächste Schritt wird die völlige Abschaffung des Verkaufsschalters sein. Die Dombauhütte will schließlich Personalkosten sparen. Wenn Käufer für das bargeldlose Zahlen geködert werden, weil es doch „praktisch“ ist, so werden Verkäufer damit geködert, dass sie sich Personalkosten sparen. Und das ist eine gigantische Verlockung. Der Weg von der Freiheit in die Unfreiheit ist mit Bequemlichkeit und Vorteilsdenken gepflastert.
Wer den Mailänder Dom besuchen will, eines der altehrwürdigsten Gotteshäuser der Welt, wird zugleich ganz weltlich im Sinne der aktuellen Groß-Agenda „erzogen“, auf Bargeld zu verzichten und auf bargeldlose Zahlungen umzusteigen. So wird die große Zielvorgabe von oben nach unten durchgereicht.
Apropos: Wenn Sie den Mailänder Dom besuchen möchten, sollten Sie Ihrem Hausverstand folgend noch andere Bestimmungen der Zugangsordnung überlesen. Darin steht auch, dass der Zutritt verboten ist, wenn man Fieber oder ähnliche Symptome hat. Kein Scherz. Darum: Lassen Sie sich nicht erwischen.
Die Corona-Zeit lässt grüßen – und die passt ja perfekt zum Ziel der Bargeldabschaffung.
Wie schön und ungezwungen war doch die Zeit, als Kranke in die Kirchen durften, Menschen uneingeschränktes Privateigentum besaßen und wirkliche Verfügungsgewalt über sich und ihr Eigentum hatten.
Bild: Mailänder Dombauhütte/duomomilano.it (Screenshot)
Meine örtliche Sparkasse schickte mir die Tage postalisch eine Aufforderung, den erhöhten Kontoführungsgebühren zuzustimmen. Wie die neuen Gebühren aussehen und welche AGB-Änderungen anfallen, könne ich in meinem elektronischen Postfach nachsehen.
Ich besitze kein elektronisches Postfach, bezahle immer in bar und benutze kein Onlinebanking. Da ohne meine Zustimmung mein Konto ab 1. Januar 2025 gesperrt wird, ist es juristisch heikel, mir noch nicht einmal die neuen Bedingungen zuzusenden.
Nun. Die Sache ist natürlich begründet. „Wir haben die Gebühren seit 2021 trotz gestiegener Kosten konstant gehalten“. Aha.
Seit 2021 wurden 3 von 4 Filialen in meiner Nähe stillgelegt. Inklusive meiner Heimatfiliale. In der verbliebenen Filiale sind 4 Schalter installiert, von denen 2 unvernetzte Attrappen sind. Während die Kunden Schlange stehen, sitzen die Mitarbeiter herum. Es gibt ja keine Schalter zum bedienen. Außerdem ist der Diskkontsatz stark gestiegen, was nicht an den Kunden weitergegeben wird.