Der neue Vorsitzende der Päpstlichen Kinderschutzkommission und das große Homo-Tabu

Beiläufig gab Papst Franziskus die Ersetzung von Kardinal O'Malley bekannt


Bischof Ali Herrera dürfte als Nachfolger von Kardinal O'Malley neuer Vorsitzender der Päpstlichen Kinderschutzkommission werden. Wird auch er die bergoglianischen Tabus aufrechterhalten?
Bischof Ali Herrera dürfte als Nachfolger von Kardinal O'Malley neuer Vorsitzender der Päpstlichen Kinderschutzkommission werden. Wird auch er die bergoglianischen Tabus aufrechterhalten?

(Rom) Papst Fran­zis­kus kehr­te gestern von sei­ner Apo­sto­li­schen Rei­se nach Luxem­burg und Bel­gi­en zurück. Auf dem Rück­flug fand wie gewohnt eine flie­gen­de Pres­se­kon­fe­renz statt. Bei die­ser ent­hüll­te er, was wohl kaum ein Ver­spre­cher war, daß er Kar­di­nal Sean Patrick O’Malley als Vor­sit­zen­den der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on, die mit dem sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dal befaßt ist, ablö­sen wird und wen er zu des­sen Nach­fol­ger machen will.

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Vom 26. bis 29. Sep­tem­ber besuch­te Fran­zis­kus das mosel­frän­ki­sche Luxem­burg und anschlie­ßend auch das benach­bar­te Bel­gi­en. Dort wur­de genau dar­auf geach­tet, daß Fran­zis­kus alle drei Lan­des­tei­le besucht, um in dem Land mit sei­ner eth­nisch labi­len Situa­ti­on kei­ner Sei­te Anlaß zum Anstoß zu geben. Er besuch­te also die zwei­spra­chi­ge Haupt­stadt­re­gi­on Brüs­sel und dann die renom­mier­te Katho­li­sche Uni­ver­si­tät Löwen (Katho­lie­ke Uni­ver­si­teit Leu­ven) im nie­der­län­disch­spra­chi­gen Flan­dern und anschlie­ßend auch die nach der 1968 erfolg­ten eth­ni­schen Tren­nung gegrün­de­te Neue Katho­li­sche Uni­ver­si­tät Löwen (Uni­ver­si­té catho­li­que de Lou­vain) im fran­zö­sisch­spra­chi­gen Wallonien.

Auf dem Rück­flug stell­te sich Fran­zis­kus den Fra­gen der wie immer mit ihm im Flug­zeug mit­rei­sen­den Jour­na­li­sten, die hand­ver­le­se­nen Zugang erhal­ten. Zur Erin­ne­rung: In der Zeit der Coro­na-Pseu­do­pan­de­mie durf­ten nur Jour­na­li­sten mit­flie­gen, die dop­pelt und drei­fach die expe­ri­men­tel­le mRNA-Sprit­ze erhal­ten hat­ten. Der Rest wur­de ausgesperrt.

Für die Pres­se­kon­fe­renz wird vor­ab sowohl bestimmt, wer eine Fra­ge und wel­che Fra­ge jemand stel­len darf.

Kar­di­nal O’Malley

Beim gest­ri­gen Rück­flug ent­hüll­te Fran­zis­kus, daß er Kar­di­nal Sean Patrick O’Malley als Vor­sit­zen­den der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on erset­zen wird. Der US-ame­ri­ka­ni­sche Kapu­zi­ner O’Malley war 1984 zum Bischof geweiht wor­den. Er lei­te­te meh­re­re US-ame­ri­ka­ni­sche Bis­tü­mer, bis ihn Johan­nes Paul II. 2003 zum Erz­bi­schof von Bos­ton, einer histo­risch bedeu­ten­den Diö­ze­se in den USA, ernann­te. 2013 berief ihn Papst Fran­zis­kus als Ver­tre­ter Nord­ame­ri­kas in den vom argen­ti­ni­schen Papst errich­te­ten C9-Kar­di­nals­rat und ernann­te ihn 2014 zum Vor­sit­zen­den der eben­falls neu­ge­schaf­fe­nen Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on, um auf den sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dal in der Kir­che zu reagie­ren und den Schutz von Kin­dern und Jugend­li­chen im kirch­li­chen Raum sicherzustellen.

Kar­di­nal O’Malley mel­de­te sich in der Ver­gan­gen­heit zwar mehr­fach mit eini­ger­ma­ßen kri­ti­schen Anmer­kun­gen zu Wort, füg­te sich letzt­lich jedoch dem ins­ge­samt recht zwei­fel­haf­ten, vor allem selek­ti­ven Umgang von Fran­zis­kus mit tat­säch­li­chen oder muß­maß­li­chen Miß­brauchs­tä­tern. Auch beim Ver­tu­schen des Haupt­skan­dals im Skan­dal, der Tat­sa­che, daß unter den kirch­li­chen Miß­brauchs­fäl­len mehr als 80 Pro­zent homo­se­xu­el­le Miß­brauchs­fäl­le sind, stell­te sich O’Malley nicht gegen das dazu von Fran­zis­kus ver­häng­te Tabu. Auch der US-ame­ri­ka­ni­sche Pur­pur­trä­ger stell­te die schreck­li­chen Ereig­nis­se nicht in ihren tat­säch­li­chen Kon­text und sprach die gan­ze Wahr­heit aus. Der Tabu­bruch wür­de die Homo-Agen­da von Fran­zis­kus kon­ter­ka­rie­ren (sie­he auch Die Mas­ken fal­len: Der ange­kün­dig­te Para­dig­men­wech­sel zur Homo­se­xua­li­tät – Eine Chro­no­lo­gie und Der homo­phi­le Papst). Ein ver­gleich­ba­res Ver­hal­ten zeig­te O’Mal­ley im Zusam­men­hang mit Homo-Seg­nun­gen. Wäh­rend er die­se 2021 noch ent­schie­den öffent­lich ablehn­te, reagier­te er auf das umstrit­te­ne römi­sche Doku­ment Fidu­cia sup­pli­cans, mit dem Fran­zis­kus Homo-Seg­nun­gen erlaub­te, auf­fal­lend schweig­sam.

O’Malley voll­ende­te im ver­gan­ge­nen Juni sein 80. Lebens­jahr. So lan­ge hat­te ihn Fran­zis­kus ohne Pro­ble­me als Erz­bi­schof von Bos­ton im Amt belas­sen. Dem steht die Eme­ri­tie­rungs­po­li­tik in den Fäl­len von Bischö­fen gegen­über, die dem argen­ti­ni­schen Papst nicht zu Gesicht ste­hen und die er bei erst­be­ster Gele­gen­heit, meist sofort mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res, eme­ri­tiert. Im Juni ver­lor O’Malley auch sein Wahl­recht im Konklave.

Gestern sag­te Fran­zis­kus nun wört­lich im Zusam­men­hang mit dem Mißbrauchsskandal:

„Es gibt eine Abtei­lung im Vati­kan, nicht wahr. Es gibt eine Struk­tur, der Prä­si­dent ist jetzt ein kolum­bia­ni­scher Bischof für Miß­brauchs­fäl­le. Es gibt eine Kom­mis­si­on, die Kar­di­nal O’Mal­ley ins Leben geru­fen hat. Das funk­tio­niert! Und alle Din­ge wer­den im Vati­kan auf­ge­nom­men und diskutiert.“

Damit gab Fran­zis­kus bei­läu­fig bekannt, Kar­di­nal O’Malley als Vor­sit­zen­den der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on erset­zen zu wol­len. Zudem gab er auch des­sen Nach­fol­ger bekannt, oder fast. Fran­zis­kus sprach von einem „kolum­bia­ni­schen Bischof“. Damit ist Msgr. Luis Manu­el Alí Her­rera gemeint, der bereits Mit­glied der Kin­der­schutz­kom­mis­si­on ist und den er am 15. März 2024 zum Sekre­tär der Kom­mis­si­on ernannte.

Alí Her­rera wur­de 1967 in Bar­ran­quil­la in Kolum­bi­en gebo­ren. Nach sei­ner Aus­bil­dung am Prie­ster­se­mi­nar von Bogo­tá setz­te er sei­ne Stu­di­en an der römi­schen Jesui­ten­uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na in Theo­lo­gie und Psy­cho­lo­gie fort. 1992 wur­de er zum Prie­ster geweiht. Er war sowohl in der Pfarr- als auch in der Hoch­schul­seel­sor­ge tätig, bis ihn Fran­zis­kus 2015 zum Weih­bi­schof von Bogo­tá ernann­te. Alí Her­rera erhielt dafür – erstaun­lich sym­bol­träch­tig – jenes Titu­lar­bis­tum, das bis dahin der deut­sche Vati­kan­di­plo­mat Karl-Josef Rau­ber inne­hat­te, den Fran­zis­kus zum Kar­di­nal kre­ierte. Rau­ber spiel­te eine sehr zwei­fel­haf­te Rol­le im Zusam­men­hang mit homo­phi­len Bischofs­er­nen­nun­gen in Bel­gi­en und Luxem­burg, als er dort Apo­sto­li­scher Nun­ti­us war (sie­he auch: Brüg­ge in West­flan­dern: ein Bis­tum in Schnapp­at­mung).

Wie O’Malley gehört auch Alí Her­rera der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on unun­ter­bro­chen seit deren Errich­tung im Jahr 2014 an. Zum Zeit­punkt sei­ner Ernen­nung vor zehn Jah­ren war Alí Her­rera Direk­tor der Abtei­lung Psy­cho­lo­gie am Prie­ster­se­mi­nar von Bogo­tà, an dem er Pasto­ral­psy­cho­lo­gie lehr­te. Von 2021 bis Juli 2024 war Alí Her­rera Gene­ral­se­kre­tär der Kolum­bia­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Nun erwar­tet ihn in Rom eine neue Aufgabe.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Youtube/​Arquidiócesis de Bogo­tá (Screen­shot)

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