
Klerikerhumor gilt als eigene Kategorie des Humors. Klerikaler Spott ist immer beißend. Ein Beispiel lieferte Msgr. Ángel Luis Ríos Matos, der Bischof von Mayagüez in Puerto Rico, und nahm damit Kardinal Raymond Burke und den überlieferten Ritus ins Fadenkreuz.
Puerto Rico
Puerto Rico ist ein ungewöhnliches Land. 1493 wurde die Insel von den Spaniern entdeckt. 1511 entstand mit San Juan die erste spanische Siedlung und 1512 wurde dort das erste Bistum errichtet. 400 Jahre blieb die Insel spanisch, bis sie 1898 von den USA in einem Angriffskrieg einfach erobert wurde. Seither hat das Gebiet in der Größe von knapp mehr als 9000 Quadratkilometern den Status eines „Nichtinkorporierten US-amerikanischen Außengebiets“, kurzum einer Kolonie, ein Begriff, den man in den USA allerdings meidet. Der relevanteste Unterschied zum einst gigantischen britischen Kolonialsystem besteht darin, daß alle 3,2 Millionen Puertoricaner die Staatsbürgerschaft der USA besitzen, allerdings in den USA kein Mitbestimmungsrecht haben, also weder bei Wahlen, etwa den bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, stimmberechtigt noch im US-Parlament vertreten sind.
Die Mehrheit der Puertoricaner möchte den geltenden Status ändern und zum 51. US-Staat werden, was in den USA bisher aber auf keine Gegenliebe gestoßen ist. Regiert wird Puerto Rico von Pedro Pierluisi (Demokratische Partei), der sich in der Zeit der Pseudopandemie als Hardliner der Corona-Maßnahmen zeigte.
Puerto Rico und das Corona-Diktat
Puerto Rico ist auch das Land, in dem einer von sechs Bischöfen sich dem Corona-Diktat – zu Recht und mit gutem Grund – widersetzte. Er lehnte die Impf-Apartheid ab, die Gouverneur Pierluisi eingeführt hatte, ab, die aber von den anderen Bischöfen unterstützt wurde. Er nötigte seinen Priestern, Diakonen und kirchlichen Mitarbeitern keine Impfpflicht auf und ordnete nicht die Segregation von Ungeimpften als Parias in den Kirchen an.
Dieser mutige Kirchenmann war Msgr. Daniel Fernández Torres, Bischof von Arecibo. Obwohl er nur tat, was für einen guten Hirten aus Sorge um die ihm anvertrauten Menschen selbstverständlich sein sollte, intrigierten die anderen Bischöfe und wohl auch politische Behörden gegen den „Abweichler“. Da Papst Franziskus sich das fiktive Corona-Narrativ von Bill Gates zu eigen gemacht und den vatikanischen Angestellten die Impfpflicht aufgezwungen hatte, erklärt Santa Marta die väterliche Sorge des Bischofs von Arecibo zur Insubordination. Msgr. Fernández Torres wurde von Papst Franziskus kurzerhand einfach seines Amtes enthoben. Inoffiziell hieß es, wegen „Störung“ der Einheit und Harmonie in der Puertoricanischen Bischofskonferenz.
Bischof Daniel Fernández Torres „störte“ wohl insgesamt, wie seine Kritik an dem römischen Homo-Segnungs-Dokument Fiducia supplicans nahelegt, das er mit dem Worten tadelte: „Jesus hat sein Leben am Kreuz hingegeben, um die Sünde zu besiegen, nicht um sie zu segnen.“
Einer der Bischöfe, der die Impf-Apartheid mittrug und gegen seinen Mitbruder Fernández Torres intrigierte, war Msgr. Ángel Luis Ríos Matos. Er war 2020 von Papst Franziskus zum Bischof von Mayagüez ernannt worden. Msgr. Ríos Matos erlangte im Sommer 2021 internationale Bekanntheit, weil er als erster Bischof der Welt das traditionsfeindliche Motu proprio Traditionis custodes umsetzte. Innerhalb von nur 24 Stunden nach dem Bekanntwerden des Dokuments setzte er es schon rigoros um, indem er für seine Diözese Verbote gegen den überlieferten Ritus erließ, die in Traditionis custodes nicht einmal angedeutet sind. „So befehle und verfüge ich“, unterzeichnete Ríos Matos sein Dekret ganz in der Mentalität des damaligen Corona-Regimes.
Der Spott von Bischof Ríos Matos
Nun wurde Bischof Ríos Matos erneut auffällig. Am 7. September hielt er auf der zweiten Sitzung der Generalversammlung der Diözesansynode der Diözese Caguas (Puerto Rico) einen Vortrag, der dem Thema „theologische Aufklärung“ gewidmet war. Dabei sprach er darüber, „wie man Herausforderungen aus der pastoralen Erfahrung als Priester und jetzt als Bischof annimmt“. Die Synodensitzung wurde von der Diözese Caguas direkt auf Facebook übertragen.

Ein Punkt in der Rede von Bischof Ríos Matos war der „Klerikalismus“, ein Thema, das auch Papst Franziskus sehr wichtig ist. Hören wir den Bischof wörtlich:
„Eine der größten Sünden unserer heutigen Kirche ist der Klerikalismus. […] Der Klerikalismus – und das gilt für Priester und Laien gleichermaßen – wird sich in der Kleidung und den Spitzen manifestieren…“
Unter Berufung auf ein Zitat von Franziskus über „Großmutters Spitze“, von dem der Bischof nicht sagen konnte, wann oder zu wem der Papst es gesagt hat, fuhr Msgr. Ríos Matos fort, um auf „ironische“ Weise zu illustrieren, worauf sich das Zitat angeblich bezogen habe, indem er der Synodenversammlung ein Foto von Kardinal Raymond Burke zeigte, auf dem dieser mit Cappa Magna zu sehen ist:
„Schauen Sie, wie schön das ist. Oh, ich hätte sein Gesicht bedecken sollen … damit man ihn nicht erkennt … Nun! Sieh Dir das an … Sieh Dir diesen Kontrast an. Sieh Dir den Umhang an … Hast Du nicht so einen Umhang, Eusebio? [Eusebio Ramos Morales ist seit 2017 Bischof von Caguas.] Ich schlage Dir vor, Eusebio, daß Du Dir als Geschenk der Synode einen solchen Umhang anfertigen läßt. Und wenn er ihn nicht gebrauchen kann, wickeln wir ihn am Tag seines Todes darin ein. Ich werde 20 Pesos geben, Eusebio.“
Man beachte die Wortwahl desselben Bischofs, der sich vor den Synodalen von Caguas so „modern“, „demokratisch“ und bescheiden gab, aber in der Pseudopandemie und gegen den überlieferten Ritus mit den Worten auftrat: „Ich befehle und verfüge“.
Die Cappa Magna

Die Cappa Magna, „großer Umhang“, ist ein Mantel mit Mozzetta und Schleppe, die Kardinälen, Bischöfen und Prälaten vorbehalten ist. Sie symbolisiert die Jurisdiktionsgewalt, weshalb es üblich war, daß der Chor das „Ecce Sacerdos Magnus“ singt. Für die Schleppe ist ein Akolyth, der sogenannte Caudatario, verantwortlich. Es ist kein liturgisches Gewand für die Zelebration, aber eine Chorkleidung für die Teilnahme am Gottesdienst bzw. für die Einzugs- und Auszugsprozession eines Zelebranten im Prälatenrang. Auch in den Kardinalskonsistorien wurde sie getragen und umfaßt eine Kapuze, die bei Bußriten aufgesetzt wird. Für die Kardinäle ist die Farbe rot.
Die Cappa Magna wurde nie abgeschafft. Auch nach den aktuellen Bestimmungen kann sie bei besonderen Feierlichkeiten auch außerhalb Roms getragen werden, was aber nur mehr sehr wenige Kardinäle tun, wie beispielsweise Kardinal Antonio Cañizares Llovera, der von 2008 bis 2014 Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, dann bis 2022 Erzbischof von Valencia war; Albert Malcolm Ranjith, der 2005 bis 2009 Sekretär der Gottesdienstkongregation war und seither Erzbischof von Colombo auf Sri Lanka ist; Kardinal Michel Sabbah, von 1987 bis 2008 Lateinischer Patriarch von Jerusalem, oder Kardinal Franc Rodé, von 1997 bis 2004 Erzbischof von Laibach und dann bis 2011 Präfekt der römischen Ordenskongregation. Auch der im vergangenen Jahr verstorbene, von Franziskus übel behandelte Australier Kardinal George Pell, Erzbischof von Sydney und dann Präfekt des römischen Wirtschaftssekretariats, trug die Cappa Magna.
In Rom wird die Cappa Magna bei den päpstlichen Zelebrationen seit der Liturgiereform von 1969 nicht mehr verwendet, die Liturgiereform von 1969 stellt den Berechtigten das Tragen außerhalb Roms aber frei. „Demokratische“ Kleingeister können sich am „Pomp“, „Prunk“ und „Luxus“ der Cappa Magna endlos abreagieren.

Im überlieferten Ritus, der von der Neuregelung von 1969 zu unterscheiden ist – was Bischof Ríos Matos vielleicht nicht weiß, oder ihn aufgrund seiner Abneigung vielleicht auch gar nicht interessiert – ist das Tragen der Cappa Magna aber obligatorisch vorgeschrieben. Kardinal Burke trägt die Cappa Magna nicht nach persönlicher „Vorliebe“, sondern bei Zelebrationen im überlieferten Ritus und daher vorschriftsgemäß.
Die Feindschaft gegen den überlieferten Ritus ist groß, befeuert durch Franziskus, den regierenden Papst, höchstselbigst. Man gebe bei Google „Kardinal + Cappa Magna“ dann, dann erhält man, mit Wikipedia als Quelle, die faktenwidrige, bzw. in sich widersprüchliche Antwort: „Kardinal Burke trägt die Cappa magna entgegen den geltenden liturgischen Vorschriften weiterhin mit Hermelinbesatz, da in bestimmten Ausnahmefällen die Liturgie des Römischen Ritus in der Fassung der liturgischen Bücher der katholischen Kirche, die im Jahr 1962 in Geltung waren, gefeiert werden kann.“
So funktioniert feindselige Stimmungsmache: Sticheleien, Spott, Verdrehungen, Auslassungen bis hin zur Falschdarstellung. Bischöfe nicht ausgenommen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: ICRSS/Facebook/Wikicommons (Screenshots)