
Auf der Pressekonferenz des Glaubensdikasteriums, die gestern im Vatikan stattfand, um die Entscheidung des Heiligen Stuhls zu Medjugorje zu präsentieren, wurde nicht nur der herzegowinische Ort behandelt, sondern auch die Frage Garabandal aufgeworfen. Die Frage an Glaubenspräfekt Kardinal Victor Manuel Fernández stellte Antonio Pelayo (Vida Nueva): „Haben Sie irgendwelche Pläne, den Fall Garabandal in Spanien zu untersuchen, der ebenfalls sehr alt ist und der immer noch offen ist? Es gibt Gruppen, die aus Kanada, aus den Vereinigten Staaten kommen…“. Hier die Antwort von Tucho Fernández, dessen Glaubensdikasterium für die Untersuchung solcher Phänomene zuständig ist, der nicht nur zu Garabandal, sondern auch zu El Escorial Stellung bezog.
Garabandal
Garabandal, genauer San Sebastián de Garabandal, ist ein kleines Dorf mit knapp hundert Einwohnern in der nordspanischen Provinz Kantabrien. Das ist jene Gegend, die im Frühmittelalter nie von den Moslems erobert wurde und von der die Reconquista zur Befreiung Spaniens von den islamischen Eindringlingen ihren Ausgang nahm.
Zwischen 1961 und 1965 sollen hier vier Kindern im Alter zwischen 10 und 12 Jahren der Erzengel Michael und die Gottesmutter Maria erschienen sein. Der Erzengel bereitete, laut ihrer Schilderung, die vier Mädchen auf die Marienerscheinung vor, die am 2. Juli 1961, dem Fest Mariä Heimsuchung, stattgefunden habe. Bis zum 13. November 1965, dem letzten Ereignis, soll es zu zahllosen, die Rede ist von 2000, „Erscheinungen“ gekommen sein. Die Mädchen wurden Gegenstand zahlreicher ärztlicher Untersuchungen, Gegenstand von allerlei Experimenten und vielfacher Befragungen. Verschiedene Zeugen berichteten von Levitationen der Mädchen.
Diese erklärten, zwei Botschaften von der Gottesmutter Maria erhalten zu haben, eine direkt und eine indirekt durch den Erzengel Michael. Darin seien ihnen die die Ereignisse der Endzeit angekündigt worden: eine „Warnung“, ein „großes Wunder“ und „die große Strafe“, mit der die Wiederkunft von Jesus Christus einhergehen werde. Die Prophezeiungen von Garabandal lassen sich in einer „Warnung“ zusammenfassen. Es werde zu einem großen, weltweit sichtbaren „Wunder“ kommen, auf das eine „Strafe“ für die Menschheit folgen werde, für die Guten, um sie dadurch Gott näher zu bringen, für die Schlechten, um ihnen das Ende anzukündigen. Das Datum des Wunders ist nur Conchita González González, einem der vier Mädchen, bekannt, die es acht Tage vor den Ereignissen enthüllen werde.

Drei der vier Mädchen zogen später in die USA – Conchita Gonzàlez lebt in New York –, eines blieb in Spanien. Alle heirateten und bekamen Kinder. Mari Loli Mazón starb 2009 an einer Krankheit.
Die zahlreichen Untersuchungen erbrachten keine einheitlichen Ergebnisse.
Die kirchliche Hierarchie verhielt sich sehr zurückhaltend. Die Diözese Santander veröffentlichte am 2. November 1961 eine erste Erklärung, daß es „keine Beweise“ gibt, daß die genannten Ereignisse „als wahr und authentisch angesehen werden können“. Die drei Bischöfe von Santander, Msgr. Beitia, Msgr. Puchol und Msgr. Ciarda, die hintereinander von 1962 bis 1971 regierten) sprachen sich gegen einen übernatürlichen Charakter der Ereignisse aus. Letzterer untersagte Priestern jegliche Teilnahme an Garabandal und erklärte ein Verbot aller Publikationen über das Ereignis, die keine kirchliche Druckerlaubnis besitzen.
1987 ließ der damalige Bischof von Santander, Msgr. Juan Antonio del Val (1971–1992), den Fall Garabandal neu untersuchen und hob alle Verbote und Einschränkungen auf.
1992 erteilte die Glaubenskongregation unter der Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger dem neuen Bischof von Santander, Msgr. José Vilaplana, die Empfehlung, von der 1978 eingeführten Formel Non constat de supernaturalitate Gebrauch zu machen, die weder die Übernatürlichkeit noch ihr Gegenteil feststellt, sondern die Frage offen läßt mit der Formel, daß die Übernatürlichkeit „nicht erwiesen“ ist, bis ausreichende Klarheit herrscht, um ein definitives Urteil fällen zu können. Der damalige Erzbischof von Oviedo und damals auch Apostolischer Administrator von Santander, Msgr. Carlos Osoro, der später unter Papst Franziskus Erzbischof von Madrid und Kardinal wurde, berichtete 2007, er habe durch Garabandal Beispiele echter Bekehrungen erlebt.
Franziskus erhob zwei Frauen zu Dienerinnen Gottes, die stets die Echtheit von Garabandal verteidigt hatten: Marthe Robin (1902–1981) und Mutter Esperanza de Jesus (1893–1983).
El Escorial
Am 14. Juni 1981 erklärte Luz Amparo Cuevas Arteseros (1931–2012), eine einfache Frau, Analphabetin, die im Alter von drei Jahren Halbwaise wurde, Ehefrau und Mutter von sieben Kindern, daß ihr auf dem Anwesen Prado Nuevo in der Gemeinde El Escorial in der Nähe von Madrid, wo sie als Haushälterin arbeitete, die Gottesmutter Maria erschienen sei, die sich als „Schmerzensmutter“ vorgestellt habe. Cuevas wurde darauf als „Seherin von El Escorial“ bekannt. Die Erscheinungen wiederholten sich bis 2002 fast 400 Mal, wobei Cuevas auch „Botschaften“ erhielt. Laut ihren Angaben war der Sechsjährigen schon 1937 eine „schöne Frau“ erschienen, die ihr bei der Arbeit half, und die sie später als Gottesmutter erkannte. „Manifestationen“ habe sie seit November 1980 gehabt, wobei an ihr die Wundmale Christi aufgetreten seien. Die Gottesmutter habe ihr gegenüber den Wunsch geäußert, am Erscheinungsort eine Kapelle zu errichten und ein Heim für Obdachlose. Insgesamt lautet die Aufforderung, „Orte der Liebe und der Barmherzigkeit“ zu gründen, besonders für alte Menschen.

Beide Werke und noch weitere mehr wurden verwirklicht. Dazu gründete Cuevas mit Hilfe ihres Arbeitgebers vier Stiftungen, darunter zur Altenbetreuung. Junge Frauen übernehmen die Betreuung, aus denen später die Ordensgemeinschaft der Sühneschwestern der Schmerzensjungfrau (Hermanas Reparadoras de la Virgen de los Dolores, im deutschen Sprachraum als Schmerzensmutter bekannt) hervorgeht.
Anfang der 90er Jahre versuchten der sozialistische Bürgermeister, der Verwalter von Prado Nueva und der Ortspfarrer die um Cuevas entstandene Gebetsbewegung abzuwürgen, indem sie den Zugang zu Prado Nuevo sperren wollten. Der Pfarrer folgte dabei den Anweisungen des damaligen Erzbischofs von Madrid, Kardinal Vicente Enrique y Tarancón (1971–1983). Der Versuch scheiterte jedoch, als die Sozialisten bei den Kommunalwahlen das Bürgermeisteramt verloren, sodaß 1995 der Zugang wieder geöffnet wurde. Der Pfarrer wird später sein Bedauern über seine Beteiligung an dem Angriff gegen Cuevas Werk zum Ausdruck bringen.
Die Kirche verhielt sich insgesamt zurückhaltend. Bereits 1985 hatte der damalige Erzbischof von Madrid Msgr. Ángel Suquía Goicoechea (1983–1994) nach eingehenden Untersuchungen die bereits erwähnte dritte Formel Non constat de supernaturalitate gewählt, die zwar keinem negativen Urteil entsprach, aber auch erklärte, daß keine Übernatürlichkeit gesichert festgestellt werden konnte, kurzum, keine letztliche Entscheidung möglich sei. Kardinal Antonio Maria Rouco Varela (1994–2014) erlaubt 2006, anläßlich des 25. Jahrestages der ersten Marienerscheinung in Prado Nuevo eine Messe zu zelebrieren. 2009 erlaubt er die Meßzelebration an allen Samstagen und anderen von den Pilgern gewünschten Tagen. Anfang 2012 genehmigt Kardinal Rouco Varela auch den Bau der Kapelle, die laut Cuevas von der Gottesmutter 1981 gewünscht wurde.

Rund um das Phänomen gibt es massive Anfeindungen durch Kritiker und Kirchenfeinde, die den Vorwurf des Betrugs und „sektiererischen“ Verhaltens erhoben. Selbst die von Cuevas gewünschte Beisetzung in der Erscheinungskapelle wollte man verhindern. Cuevas stirbt am 17. August 2012. Ihre Totenmesse wird gleichzeitig die erste Messe, die in der neuerrichteten Kapelle zelebriert wird, in der sie auch begraben wird.
Die Antwort von Kardinal Tucho Fernández
Auf Garabandal angesprochen antwortet Kardinal Tucho Fernández gestern, daß es weder in diesem Fall noch in jenem von El Escorial „Elemente“ gebe, „die den Schluß zulassen, daß sie echt sind“. Der Heilige Stuhl halte daher am Status quo fest, der nur private Gottesdienste an den Orten der angeblichen Erscheinungen zuläßt.
Der Kardinal betonte, daß der Fall in der Vergangenheit untersucht wurde und daß festgestellt wurde, daß „es keinen Beweis für Übernatürlichkeit gibt“, mit anderen Worten, daß es keine ausreichenden Elemente gibt, um zu sagen, daß es sich um authentische Erscheinungen handelt. Er fügte sogleich hinzu, daß es ein offenes Urteil sei, daß „keine Übernatürlichkeit nachgewiesen ist“.
Tucho Fernández nahm dabei eine interessante Präzisierung vor, indem er ausführte, daß der Status quo für Garabandal und El Escorial nach den neuen Normen für das Verfahren zur Beurteilung mutmaßlicher übernatürlicher Phänomene der Einstufung Curatur, der dritten von fünf Einstufungen, entspreche. Zu „Curatur“ heißt es in den neuen Normen:
„Es werden mehrere oder bedeutende kritische Elemente festgestellt, aber gleichzeitig ist das Phänomen bereits weit verbreitet und es sind damit verbundene und nachweisbare geistliche Früchte vorhanden. Von einem Verbot, das das Volk Gottes verwirren könnte, wird in diesem Zusammenhang abgeraten. In jedem Fall wird der Diözesanbischof aufgefordert, dieses Phänomen nicht zu fördern, nach alternativen Ausdrucksformen von Frömmigkeit zu suchen und möglicherweise dessen geistliches und pastorales Profil neu auszurichten.“
In einem solchen Fall, so das Glaubensdikasterium, gelte ein gewisses Maß an Vorsicht. Der Kardinal ging aber nicht weiter auf Details ein und nannte auch keine problematischen Elemente, die zu seiner Entscheidung geführt haben. Er ermahnte vielmehr, daß der Vatikan in diesem Fall „keine öffentliche Verehrung oder irgendetwas, was mit diesen Botschaften und Erscheinungen zu tun hat, erlaubt, wohl aber die private Verehrung“. So ist es zum Beispiel erlaubt, wie Tucho Fernández ausführte, „zum Ort der Erscheinungen zu gehen, um dort zu beten, und anschließend in der Pfarrei die Messe zu besuchen“. Außerdem „können die zuständigen Ortsbischöfe die Entscheidung revidieren“, wenn sich die Umstände ändern sollten.
„Wir werden sehen, ob der jetzige Bischof etwas präzisieren will. Im Moment glaube ich nicht, daß er die Absicht hat, dies zu tun.“
Kardinal Fernández bezog sich dabei auf Msgr. Arturo Pablo Ros Murgadas, der im vergangenen Oktober von Papst Franziskus zum Bischof von Santander ernannt wurde.
Fernández fügte hinzu, daß für andere angebliche Erscheinungen, die in Spanien stattgefunden haben, insbesondere „die von El Escorial“, die gleichen Maßnahmen gelten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: virgendolorosaelescorial.com/MiL/Youtube (Screenshot)
Was ist mit Sievernich ?
In Sievernich gibt es keinen Seher, der die Authorität des Heiligen Geistes ausstrahlt.
Ich halte überhaupt nichts von Medjugorje. Im 34. Jahrgangsheft 4/2018 (https://www.fkth.online/abstract.html?a=2018_4_Hauke_262_de) der Vierteljahresschrift „Forum Katholische Theologie“ kommt der Autor Manfred Hauke auf den Seiten 262 bis 287 zu dem Analyseergebnis: Die Erscheinungen der Gospa in M. sind dämonisch gewirkt. Eine Kommission des Vatikans hatte lediglich die ersten 7 der über 50 000 Erscheinungen als echt beurteilt. Hauke hält aber selbst diese ersten 7 Erscheinungen für unecht bzw. dämonisch – und seine Begründung finde ich sehr überzeugend.
Wenn ich Herrn Nardi recht verstanden habe, geht er selbst mittlerweile auch von guten Früchten aus, die von Medjugorje ausgehen. Mich wundert das etwas. Ich persönlich mache einen weiten Bogen um Medjugorje An diesem Ort mischen sich Einflüsse wie echte katholische Frömmigkeit, Ungehorsam, Okultes, Freikirchliches und theologisch Fragwürdiges miteinander. Ich denke, der Geist der Pfingstgemeinden hat sich unter das katholische Volk gemischt. Natürlich gibt es dort auch Bekehrungen und einen unglaublichen Wohlfühlfaktor unter dem betenden Volk. Auch sprachen sich G. Amorth und Maria Simma dafür aus, neuerdings auch Herr Helmuth Lungenschmidt (‚Mein Sterbeerlebnis‘). Zudem sind Anhänger des sogenannten Buches der Wahrheit begeistert von Medjugorje
Medjugorje fühlt sich für mich nicht gut an.