
(Rom) Nun ist es zwar nicht offiziell, aber fix: Papst Franziskus wird Ende Mai 2025 die Türkei besuchen. Er scheint fest entschlossen, diesen Pastoralbesuch nicht nur zu einer ökumenischen Reise machen zu wollen, was ohnehin allgemein erwartet würde, sondern ihm auch eine „politische Bedeutung mit möglichst historischer Dimension“ geben zu wollen.
Seit längerem ist der Wunsch von Franziskus bekannt, in die Türkei reisen zu wollen und dafür das Gedenken an das Konzil von Nicäa zum Anlaß zu nehmen, das vor 1700 Jahren als erstes ökumenisches Konzil der Kirchengeschichte tagte.
Es war Bartholomäus I., der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, der diese Absicht von Franziskus im vergangenen Mai bekanntgab:
„Seine Heiligkeit Papst Franziskus möchte diesen wichtigen Jahrestag gemeinsam feiern und plant, in unser Land zu kommen, um das Patriarchat von Konstantinopel zu besuchen, und dann werden wir gemeinsam nach Nicäa, nach Iznik, zu einer wichtigen historischen Feier dieses Jahrestages weiterreisen“, so der Patriarch damals.
Seit 2014 vermuten Wissenschaftler, in Kirchenruinen im Iznik-See den Versammlungsort des Konzils von Nicäa gefunden zu haben. Soweit die ökumenische Seite des Besuchs. Was aber beabsichtigt Franziskus, um der Reise auch „eine politische Bedeutung von historischer Dimension“ zu geben, wie es vertraulich in Rom heißt?

Während Franziskus, der in drei Monaten 88 Jahre alt wird, gerade in Südostasien und Ozeanien die längste Reise seines Pontifikats absolviert und dabei überraschend viel Energie an den Tag legt, war es wiederum sein ökumenischer „Bruder“, der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., der das gemeinsame Projekt zur Feier des 1700jährigen Konzilsjubiläums in der Türkei vorstellte.
Bartholomäus kündigte an, daß er zusammen mit Franzsikus den Termin für Ende Mai festgelegt habe. Was bislang nur als „Wunsch“ galt, wurde dadurch zur gesicherten Planung. Bartholomäus sagte noch mehr: Es werde sich um „ein denkwürdiges Treffen aller christlichen Kirchen“ handeln, die gemeinsam des ersten ökumenischen Konzils der Geschichte gedenken werden, das im Jahr 325 in Nizäa, dem heutigen Iznik in der Türkei, stattfand.
Die „politische“ Dimension dieser zweiten Türkei-Reise von Franziskus – die erste fand bereits im November 2014 statt –, bleibt vorerst unklar. Bekannt ist hingegen, daß die katholische und die orthodoxe Kirche seit Jahren über einen gemeinsamen Ostertermin verhandeln. Ein Durchbruch ist bisher ausgeblieben. Es wird als Ärgernis empfunden, daß die Christenheit nicht am selben Tag im Jahr das Hochfest aller Hochfeste feiert, weil unterschiedliche Kalender verwendet werden.
Auf einem Panorthodoxen Konzil haben sich die orthodoxen Bischöfe grundsätzlich für einen einheitlichen Ostertermin mit den Katholiken (und damit allen westlichen Christen) ausgesprochen. Wie dieser jedoch erreicht werden soll, darüber gehen die Meinungen nach wie vor auseinander.
Das kommende Jahr spielt den Vereinheitlichungs-Bestrebungen in die Hände, denn das Jahr 2025, das Franziskus einer siebenhundertjährigen katholischen Tradition folgend zum Heiligen Jahr erklärt hat, wird das Osterfest von Katholiken und Orthodoxen ganz ohne Einigung und unabhängig von den verwendeten Kalendern auf denselben Tag fallen. Im Normalfall kann es eine Differenz von bis zu fünf Wochen geben, doch für 2025 wurde sowohl im Julianischen als auch im Gregorianischen Kalender der 20. April für das Osterfest errechnet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia/MiL (Screenshot)
Zur Gesundheit des Pontifex Offb 13,3: „Einer seiner Köpfe sah aus wie tödlich verwundet; aber die tödliche Wunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah dem Tier staunend nach.“