Zweiter Papstbesuch in der Türkei nicht nur mit ökumenischer, sondern auch mit politischer Dimension?

1700 Jahre Konzil von Nicäa


Während Papst Franziskus in Südostasien weilt, gab der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel bekannt, daß ein gemeinsamer Besuch von Iznik für Ende Mai 2025 fixiert wurde.
Während Papst Franziskus in Südostasien weilt, gab der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel bekannt, daß ein gemeinsamer Besuch von Iznik für Ende Mai 2025 fixiert wurde.

(Rom) Nun ist es zwar nicht offi­zi­ell, aber fix: Papst Fran­zis­kus wird Ende Mai 2025 die Tür­kei besu­chen. Er scheint fest ent­schlos­sen, die­sen Pasto­ral­be­such nicht nur zu einer öku­me­ni­schen Rei­se machen zu wol­len, was ohne­hin all­ge­mein erwar­tet wür­de, son­dern ihm auch eine „poli­ti­sche Bedeu­tung mit mög­lichst histo­ri­scher Dimen­si­on“ geben zu wollen.

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Seit län­ge­rem ist der Wunsch von Fran­zis­kus bekannt, in die Tür­kei rei­sen zu wol­len und dafür das Geden­ken an das Kon­zil von Nicäa zum Anlaß zu neh­men, das vor 1700 Jah­ren als erstes öku­me­ni­sches Kon­zil der Kir­chen­ge­schich­te tagte.

Es war Bar­tho­lo­mä­us I., der Öku­me­ni­sche Patri­arch von Kon­stan­ti­no­pel, der die­se Absicht von Fran­zis­kus im ver­gan­ge­nen Mai bekannt­gab:

„Sei­ne Hei­lig­keit Papst Fran­zis­kus möch­te die­sen wich­ti­gen Jah­res­tag gemein­sam fei­ern und plant, in unser Land zu kom­men, um das Patri­ar­chat von Kon­stan­ti­no­pel zu besu­chen, und dann wer­den wir gemein­sam nach Nicäa, nach Iznik, zu einer wich­ti­gen histo­ri­schen Fei­er die­ses Jah­res­ta­ges wei­ter­rei­sen“, so der Patri­arch damals.

Seit 2014 ver­mu­ten Wis­sen­schaft­ler, in Kir­chen­rui­nen im Iznik-See den Ver­samm­lungs­ort des Kon­zils von Nicäa gefun­den zu haben. Soweit die öku­me­ni­sche Sei­te des Besuchs. Was aber beab­sich­tigt Fran­zis­kus, um der Rei­se auch „eine poli­ti­sche Bedeu­tung von histo­ri­scher Dimen­si­on“ zu geben, wie es ver­trau­lich in Rom heißt?

Im See von Iznik (Nicäa) sind die Fun­da­men­te einer Kir­che zu erken­nen, die als Ver­samm­lungs­ort des ersten Kon­zils der Kir­chen­ge­schich­te im Jahr 325 ver­mu­tet wird

Wäh­rend Fran­zis­kus, der in drei Mona­ten 88 Jah­re alt wird, gera­de in Süd­ost­asi­en und Ozea­ni­en die läng­ste Rei­se sei­nes Pon­ti­fi­kats absol­viert und dabei über­ra­schend viel Ener­gie an den Tag legt, war es wie­der­um sein öku­me­ni­scher „Bru­der“, der Patri­arch von Kon­stan­ti­no­pel, Bar­tho­lo­mä­us I., der das gemein­sa­me Pro­jekt zur Fei­er des 1700jährigen Kon­zils­ju­bi­lä­ums in der Tür­kei vorstellte.

Bar­tho­lo­mä­us kün­dig­te an, daß er zusam­men mit Franz­si­kus den Ter­min für Ende Mai fest­ge­legt habe. Was bis­lang nur als „Wunsch“ galt, wur­de dadurch zur gesi­cher­ten Pla­nung. Bar­tho­lo­mä­us sag­te noch mehr: Es wer­de sich um „ein denk­wür­di­ges Tref­fen aller christ­li­chen Kir­chen“ han­deln, die gemein­sam des ersten öku­me­ni­schen Kon­zils der Geschich­te geden­ken wer­den, das im Jahr 325 in Niz­äa, dem heu­ti­gen Iznik in der Tür­kei, stattfand.

Die „poli­ti­sche“ Dimen­si­on die­ser zwei­ten Tür­kei-Rei­se von Fran­zis­kus – die erste fand bereits im Novem­ber 2014 statt –, bleibt vor­erst unklar. Bekannt ist hin­ge­gen, daß die katho­li­sche und die ortho­do­xe Kir­che seit Jah­ren über einen gemein­sa­men Oster­ter­min ver­han­deln. Ein Durch­bruch ist bis­her aus­ge­blie­ben. Es wird als Ärger­nis emp­fun­den, daß die Chri­sten­heit nicht am sel­ben Tag im Jahr das Hoch­fest aller Hoch­fe­ste fei­ert, weil unter­schied­li­che Kalen­der ver­wen­det werden. 

Auf einem Pan­or­tho­do­xen Kon­zil haben sich die ortho­do­xen Bischö­fe grund­sätz­lich für einen ein­heit­li­chen Oster­ter­min mit den Katho­li­ken (und damit allen west­li­chen Chri­sten) aus­ge­spro­chen. Wie die­ser jedoch erreicht wer­den soll, dar­über gehen die Mei­nun­gen nach wie vor auseinander. 

Das kom­men­de Jahr spielt den Ver­ein­heit­li­chungs-Bestre­bun­gen in die Hän­de, denn das Jahr 2025, das Fran­zis­kus einer sie­ben­hun­dert­jäh­ri­gen katho­li­schen Tra­di­ti­on fol­gend zum Hei­li­gen Jahr erklärt hat, wird das Oster­fest von Katho­li­ken und Ortho­do­xen ganz ohne Eini­gung und unab­hän­gig von den ver­wen­de­ten Kalen­dern auf den­sel­ben Tag fal­len. Im Nor­mal­fall kann es eine Dif­fe­renz von bis zu fünf Wochen geben, doch für 2025 wur­de sowohl im Julia­ni­schen als auch im Gre­go­ria­ni­schen Kalen­der der 20. April für das Oster­fest errechnet.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​MiL (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Zur Gesund­heit des Pon­ti­fex Offb 13,3: „Einer sei­ner Köp­fe sah aus wie töd­lich ver­wun­det; aber die töd­li­che Wun­de wur­de geheilt. Und die gan­ze Erde sah dem Tier stau­nend nach.“

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