
Die zweite Sitzungsperiode der Synodalitätssynode rückt immer näher. Sie wird den kommenden Oktober beherrschen. Für Papst Franziskus – und mehr noch für Teile seines Hofstaates – ist die Synode die derzeit wichtigste Baustelle, denn die Kirche soll „synodal“ umgestaltet werden und zur „Synodalkirche“ werden. Aus diesem Zweck wurde aus der Bischofssynode, die ein Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils war, nur mehr „Synode“, an der selbst Laien teilnehmen dürfen. „Synodalität“, ein Wortneuschöpfung von Papst Franziskus, meint demnach vor allem eine Form von Demokratisierung, oder zumindest einen Schein davon. Nun haben die Synodenmacher jedoch ein Eigentor geschossen.
Offenbar wollte man in Rom so nahe am „Puls der Welt“ sein, daß man sich die diesjährige Fußball-EM, die Europameisterschaft der Eigentore, zum Vorbild nahm.
Papst Franziskus mag Synoden und vor diesen den Einsatz von Fragebögen und Umfragen. So wurde auf diese Weise gleich am Beginn seines Pontifikats die erste Familiensynode eingeleitet. Viele Rechtgläubige, Familienväter, Ehepaare, Gruppen, beteiligten sich und baten Rom, die überlieferte Moral- und Ehelehre zu verteidigen. Antwort erhielten sie keine, nicht einmal eine Empfangsbestätigung. Die Agenda war längst entschieden, noch bevor Kardinal Walter Kasper im Februar 2014 beim Kardinalskonsistorium im Namen von Franziskus das Wort ergreifen sollte, um den Paradigmenwechsel anzukündigen und zu bewerben.
Da es unter den versammelten Kardinälen Empörung und viel Widerstand gab, berief Franziskus seither einfach kein Kardinalskonsistorium mehr ein.
Nun sollte auch vor der zweiten Session der Synodalitätssynode wieder ein breites, quasi „demokratisches“ Element das bevorstehende Ereignis unterfüttern. Rom wollte die Stimmung zu den laufenden „Reformen“ sondieren. Die Antwort sollte natürlich die gewünschte sein.
So startete das Generalsekretariat der Synode, geleitet vom treuen Bergoglianer Mario Kardinal Grech, am 25. Juli bei X (Twitter) auf dem offiziellen Synoden-Account eine Umfrage in englischer Sprache. Die Frage lautete:
„Glauben Sie, daß die Synodalität ein Weg der Umkehr und Reform ist, der die Mission und die Beteiligung aller Getauften verbessern kann?“
Die Nutzer konnten mit ja oder nein antworten. Das Ergebnis fiel offensichtlich nicht so aus, wie es sich die Synodenmacher vorgestellt hatten. Innerhalb kurzer Zeit beteiligten sich immer mehr Menschen an der Abstimmung und das Resultat verschob sich immer mehr zu Ungunsten von Santa Marta.
Nach mehreren Stunden hatten 19,7 Prozent der Beteiligten mit „Ja“ geantwortet, 80,3 Prozent aber mit „Nein“: Nein, die Synodalität ist kein Weg der Umkehr und Reform, der die Mission der Kirche verbessern kann.
Nach weiteren Stunden und fünfmal so vielen abgegebenen Stimmen hatten die Nein-Stimmen einen Anteil von 87 Prozent erreicht, während die Ja-Stimmen auf 13 Prozent geschrumpft waren.
Damit hatten Kardinal Grech und seine Mitarbeiter offenbar nicht gerechnet und sahen dringenden Handlungsbedarf. Das Ergebnis der Umfrage wurde nicht etwa offiziell bekanntgegeben, sondern wurde gelöscht. Die ganze Umfrage auf X verschwand einfach, als noch keine 24 Stunden seit ihrer Veröffentlichung vergangen waren.
Mit dem Abstimmungsergebnis wurden die Synodalitätsträume also von der Realität eingeholt. Da aber nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde nicht der eingeschlagene Weg geändert, sondern die Umfrage geschlossen und gelöscht.
Auf dem X‑Account des Generalsekretariats der Synode findet sich keine Spur mehr davon, als hätte es sie nie gegeben. Durch Screenshots konnte jedoch alles dokumentiert werden. Das Internet vergißt bekanntlich nichts, auch nicht peinliche Situationen für Santa Marta.
Auf demselben X‑Account werden die Olympischen Sommerspiele in Paris weiterhin undifferenziert als „Spiele des Friedens“ gefeiert, als hätte es den „geistigen Terrorismus“ (Kardinal Müller) bei der Eröffnungsfeier nicht gegeben. Das Synodengeneralsekretariat scheint offenbar auf Verdrängungsmechanismen spezialisiert zu sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: X (Twitter) Screenshot
Jeder weiß, dass es bei dieser Synode um Ideologie geht, und zwar um eine nicht katholische Ideologie, die der Papst selbst in die Welt gesetzt hat und nun durchpeitschen möchte. Dass missliebige Umfrage-Ergebnisse vertuscht werden sollen, kann mich dabei nicht wirklich überraschen; in einer meiner Kolumnen habe ich deshalb schon vor Wochen die „Synode“ mit einem Parteitag in China verglichen, und sehe mich hier nur ein Mal mehr bestätigt. Leider! Andererseits: Das Synodensekretariat hat die Maske fallen lassen und bestätigt, was „Synodalität“ tatsächlich ist: ein Hohn auf die Kirche und den „Heiligen Geist“, der die „Synode“ ja angeblich „erleuchten“ soll.
Wie hältst du es mit der Wahrheit ?
Eine Blamage in dreifacher Hinsicht:
– die Chuzpe, überhaupt solch eine Meinungsumfrage zu starten
– die extreme Divergenz zwischen Erwartung und Ergebnis, Selbst- und Fremdwahrnehmung
(wenn Illusion und Ideologie auf „Realität“ trifft.)
– das peinliche Ergebnis „ungeschehen“ machen zu wollen, statt zu fragen, was zu ändern wäre!
(was Deo Gratias erst recht die unselige Aktion bekannt macht und ein Schlaglicht wirft auf die „Blase“, in der die Synodalen offenbar leben, und ihre Bereitschaft, zu manipulieren).
Ich muß gestehen, daß ich nicht unfroh bin über dieses „Schlaglicht“,
offenbart es doch, was für die Familiensynode vermutet wurde und m.E. auch für die Weltsynode zu befürchten ist:
das gewünschte Ergebnis steht im Voraus fest und wird mit scheindemokratischem Brimborium garniert durchgedrückt.
„Zuhören“ gilt solange, wie genehme Argumente kommen.
WER hört in der Kirche Kritikern zu und gibt ihnen eine Stimme ?
Auf deutsche Verhältnisse bezogen ist es wie ein Rückfall in feudalistische Verhältnisse:
Cujus Regio, eius Religio!
Wenn der Ortsbischof beschließt, Segensfeiern für homosexuelle Paare zuzulassen oder durchzuführen, wenn die Pride-Flaggen allüberall vor/ in den Kirchen christliche Symbole ersetzen, wohin kann sich der Gläubige wenden, der damit nicht einverstanden ist ?
Auswandern, umziehen, austreten ?