US-Jungpriester sind „selbstbewußt und konservativ“

New York Times: "In naher Zukunft könnte der liberale katholische Priester in den Vereinigten Staaten aussterben"


2024 wurden im Erzbistum Milwaukee neun Neupriester geweiht, so viele wie schon lange nicht mehr. Unter ihnen hörte sich die NYT-Journalistin Ruth Graham um.
2024 wurden im Erzbistum Milwaukee neun Neupriester geweiht, so viele wie schon lange nicht mehr. Unter ihnen hörte sich die NYT-Journalistin Ruth Graham um.

Die New York Times, das glo­ba­le Main­stream-Flagg­schiff, befaß­te sich wegen der jüngst erfolg­ten Prie­ster­wei­hen mit „Ame­ri­kas neu­en katho­li­schen Prie­stern“. Die­se sei­en „jung, selbst­be­wußt und konservativ“.

Das links­li­be­ra­le Haus­blatt des US-Estab­lish­ments erklärt die­se Ent­wick­lung wie folgt: 

„In einer Zeit, in der die Kir­che tief gespal­ten ist, leh­nen sich die neu­ge­weih­ten Prie­ster in ihrer Theo­lo­gie, Pra­xis und Poli­tik über­wie­gend nach rechts.“

Die Autorin des Arti­kels in der New York Times schau­te sich in den ver­gan­ge­nen Mona­ten unter ange­hen­den Neu­prie­stern um. Die­se jun­gen Män­ner, so Ruth Gra­ham nach einem Semi­nar-Besuch in Wis­con­sin im Mai, wür­den „bald Gehor­sam und Zöli­bat für den Rest ihres Lebens gelo­ben, und ihre Begei­ste­rung für die­se Zukunft war deut­lich spürbar“.

Die Jung­prie­ster sei­en selbst­be­wußt: Frü­her habe sich die Kir­che fast ent­schul­digt, „katho­lisch zu sein“, davon sei im jun­gen Kle­rus nichts mehr zu spü­ren. Die ange­hen­den Prie­ster, denen sie begeg­net sei, sei­en ent­schlos­sen, auch die Tei­le des katho­li­schen Glau­bens zu för­dern, „die in einer zuneh­mend feind­se­li­gen Welt fehl am Platz erschei­nen mögen“.

Ruth Gra­ham beschreibt die katho­li­sche Kir­che in den USA als „tief gespal­ten“, wo „die Trau­er über die seit Jahr­zehn­ten andau­ern­den Ent­hül­lun­gen des sexu­el­len Miß­brauchs durch Prie­ster anhält“. Die Män­ner, die Prie­ster wer­den, wür­den hin­ge­gen ein immer ein­heit­li­che­res Bild zei­gen: „Sie haben in einer über­wäl­ti­gen­den Mehr­heit eine kon­ser­va­ti­ve Hal­tung zu Theo­lo­gie, Lit­ur­gie und Politik.“

Ange­sicht des Ana­ly­se­an­sat­zes der Autorin liegt es nahe, daß sie Ant­wor­ten bei einem Sozio­lo­gen sucht, kon­kret bei Brad Verm­ur­len, außer­or­dent­li­cher Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­ty of St. Tho­mas in Hou­ston. Die Prie­ster, die seit 2010 in den USA geweiht wur­den, „sind ohne Fra­ge die kon­ser­va­tiv­ste Prie­ster­ko­hor­te, die wir seit lan­gem gese­hen haben“, so Verm­ur­len, der sei­ne aka­de­mi­sche Arbeit der Unter­su­chung „des Rechts­rucks“ in der US-Prie­ster­schaft ver­schrie­ben hat.

Ins­ge­samt, so Verm­ur­len, zei­gen sei­ne Erhe­bun­gen und die von Kol­le­gen, daß der Trend zu immer kon­ser­va­ti­ve­ren Posi­tio­nen unter den Neu­prie­stern bereits seit den 80er Jah­ren andaue­re. Jede neue Wel­le seit­her sei kon­ser­va­ti­ver als die vor­he­ri­ge. Als Bei­spie­le nennt der Sozio­lo­ge ihre Hal­tung gegen­über der Homo­se­xua­li­tät oder der Frauenordination.

Im Aus­land gebo­re­ne und nicht in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten auf­ge­wach­se­ne Prie­ster, die auch in den USA eine zuneh­men­de Rol­le spie­len, sei­en „weni­ger konservativ“.

Ruth Gra­ham sieht den glei­chen Trend am Werk, der sich in der poli­ti­schen Ein­schät­zung zei­ge: Fast alle nach 2020 geweih­ten Prie­ster bezeich­nen sich in poli­ti­scher Hin­sicht als gemä­ßigt oder kon­ser­va­tiv, aber kaum einer als „libe­ral“, was in den USA soviel wie pro­gres­siv oder links meint.

Dar­an wer­de ein „kras­ser Gegen­satz“ zu den Prie­stern deut­lich, die in den 1960er Jah­ren geweiht wurden:

Die New York Times befaß­te sich mit den Jung­prie­stern in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Amerika

„Damals bezeich­ne­te sich etwa die Hälf­te der Prie­ster als poli­tisch libe­ral und ein noch höhe­rer Anteil als theo­lo­gisch progressiv.“

Gra­ham zeigt sich besorgt: 

„Mit ande­ren Wor­ten: In naher Zukunft könn­te der libe­ra­le katho­li­sche Prie­ster in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten im Grun­de genom­men aussterben.“

Der anhal­ten­de Trend zu einem immer stär­ke­ren Kon­ser­va­tis­mus brin­ge die jun­ge Prie­ster­ge­ne­ra­ti­on „zuneh­mend in Kon­flikt mit der säku­la­ren Welt, die sich in Fra­gen von Geschlecht, Sexua­li­tät, Fort­pflan­zung und der Rol­le der Frau im all­ge­mei­nen nach links bewegt hat“, so die Autorin. Das wer­de Aus­wir­kun­gen in den Pfar­rei­en haben, da die Prie­ster dar­über ent­schei­den, wor­über gepre­digt wird, ob Mäd­chen als Mini­stran­ten die­nen oder Lai­en die Kom­mu­ni­on spen­den dürfen.

Ihre Ein­stel­lung „wird sich auch auf die ver­schie­de­nen Füh­rungs­ebe­nen der US-Kir­che aus­wir­ken, die in der gan­zen Welt bereits für ihren Kon­ser­va­tis­mus bekannt ist, und dem eher pasto­ra­len Ton von Papst Fran­zis­kus in bezug auf die Füh­rung entgegenwirken“.

In Anspie­lung auf die Ernen­nung­pra­xis von Papst Fran­zis­kus schreibt Graham: 

„Die­se Kluft wird sich noch ver­grö­ßern, wenn die der­zei­ti­gen Bischö­fe in den Ruhe­stand gehen oder sterben.“

Der Trend spieg­le eine umfas­sen­de kul­tu­rel­le Ver­än­de­rung wider: Lin­ke wür­den mehr auf Öko-Kult machen und „weni­ger Kin­der haben“, holt sich Gra­ham stramm lin­ke Bestä­ti­gung bei Micha­el Sean Win­ters, einem Kolum­ni­sten des pro­gres­si­ven Natio­nal Catho­lic Repor­ter.

Win­ters, der selbst in den 1980er Jah­ren eini­ge Jah­re im Semi­nar war, sich aber dann nicht wei­hen ließ, macht sich Sor­gen, daß „eini­ge kon­ser­va­ti­ve Prie­ster einen all­zu nost­al­gi­schen Blick auf die Ver­gan­gen­heit werfen“.

Barack Oba­ma sei der Prä­si­dent gewe­sen, der, bei­spiels­wei­se beim The­ma Homo­se­xua­li­tät, die gro­ße Ver­än­de­rung voll­zo­gen habe. Heu­te, 15 Jah­re spä­ter, kön­ne sich in den USA nie­mand mehr vor­stel­len, daß der Füh­rer der Demo­kra­ti­schen Par­tei nicht für Homo­se­xua­li­tät sein könn­te. Deren Zurück­wei­sung sei aber „ein zen­tra­ler Grund­satz unse­res Glau­bens“, der sich in der US-Kul­tur in den ver­gan­ge­nen Jah­ren dra­ma­tisch ver­än­dert habe, so ein Semi­na­rist, der vor kur­zem zum Prie­ster geweiht wur­de, zu Graham.

„Heut­zu­ta­ge wol­len jun­ge Men­schen Opfer brin­gen, sie wol­len etwas Gro­ßes mit ihrem Leben anfan­gen“, sag­te Luke Strand, 43 Jah­re alt und bis­her Beru­fungs­ver­ant­wort­li­cher der Erz­diö­ze­se Mil­wau­kee. Zwei sei­ner leib­li­chen Brü­der sind eben­falls Priester.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: sfs​.edu (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Ame­ri­ka ist flä­chen­deckend vom Hei­li­gen Geist erfaßt wor­den. Alle wich­ti­gen kon­ser­va­ti­ven Mei­nungs­ma­cher sind streng gläu­bi­ge Chri­sten, die weder Angst haben, noch Kom­pro­mis­se für ihren Glau­ben ein­ge­hen. Tucker Carl­son, Jor­dan Peter­son, Donald Trump hims­elf, 4‑Ster­ne-Ger­ne­ral Smith, Alex Jones, Bob Joy­ce (Elvis), Robert F.Kennedy Juni­or. Alle beten vor lau­fen­der Kame­ra. „Jesus Saves“, „the Lord comes back“, „God loves you“, oder der Gruss „God bless you“ sind gän­gi­ge All­tags­aus­drücke gewor­den. Die Distanz zwi­schen den Kon­fes­sio­nen ist weg­ge­fal­len. Egal ob Bap­ti­sten, Pfingst­ler oder Katho­li­ken. Alle hal­ten als christ­li­che Brü­der zusam­men. Die Katho­li­ken sind übri­gens all­ge­mein dafür bekannt, daß sie die ein­zi­gen sind, die nicht inten­siv die Bibel lesen. Es wird über­all davon gespro­chen, daß der Herr bald zurück­kommt und Gericht hält. Ame­ri­ka ist wie aus­ge­tauscht. Und wir haben den histo­ri­schen Moment, wo das ame­ri­ka­ni­sche Volk um und für einen got­tes­fürch­ti­gen Prä­si­den­ten betet. Gott hat ver­spro­chen, daß jedes Volk, daß um einen guten König betet, einen bekom­men wird. Nie­mand kann das aufhalten.

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