
(Buenos Aires) Als Msgr. Jorge Mario Bergoglio Erzbischof von Buenos Aires war, schickte er mögliche Fälle von Besessenheit zum Priester Carlos Alberto Mancuso. Dies enthüllte Papst Franziskus in dem jüngst erschienenen Buch „Exorzisten gegen Satan“ des Vatikanisten Fabio Marchese Ragona, das ein Interview mit dem amtierenden Kirchenoberhaupt enthält. Carlos Alberto Mancuso, der bekannteste Exorzist Argentiniens, ist am vergangenen Montag im Alter von 89 Jahren verstorben, wie seine Heimatdiözese La Plata bekanntgab.
Um genau zu sein, war Mancuso, obwohl jede der 64 argentinischen Diözesen einen Exorzisten haben sollte, der einzige Priester Argentiniens, von dem man wußte, daß er als Exorzist wirkt. Mancuso hatte bereits in seinem 2017 veröffentlichten Buch geschrieben, daß Papst Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires Fälle möglicher Besessenheit zu ihm schickte. Nun wurde diese Angabe von Franziskus selbst bestätigt.
Mehr als 30 Jahre war Mancuso, Jahrgang 1934, Pfarrer der Pfarrei San José. Auch nach seiner Pensionierung aufgrund der kirchenrechtlichen Bestimmungen, die ihn nicht zu überzeugen schienen, blieb er mit neuen Aufgaben seelsorgerisch tätig, war Gast in Fernsehsendungen und wurde als Experte für „Grenzphänomene“ hinzugezogen.
Mancuso legte Wert auf die Feststellung, daß bei allen Veränderungen, die in der Kirche stattgefunden hatten, das Ritual des Exorzismus intakt geblieben war. Die Gebete und Riten, die in ihrer heutigen Fassung im wesentlichen im 17. Jahrhundert entstanden waren, „entsprechen im Kern jenen, die bereits im Mittelalter gesprochen“ wurden.
Der in La Plata geborene und dort ausgebildete und inkardinierte Priester war später Kaplan des Colegio Corazón Eucarístico de Jesús. Er war auch Beichtvater des Karmeliterklosters, des Priesterseminars San José Major und weiterer Einrichtungen sowie Domherr an der Kathedrale. Bis zuletzt spendete er im Auftrag des Erzbischofs die Firmung.
Er war bekannt dafür, sich um Besessene oder solche, die sich für besessen hielten, zu kümmern, aber auch um Menschen, die sich in einer geistlichen Krise befanden. Sein Mentor war der bis 2019 regierende Erzbischof von La Plata, Msgr. Hector Ruben Aguer.
So wurde Mancuso von zahllosen Katholiken aus verschiedenen Teilen des Landes aufgesucht, und viele erklärten, durch den von ihm durchgeführten Exorzismus vom Bösen befreit worden zu sein.
Er selbst gab sich in öffentlichen Stellungnahmen zurückhaltender. In einem Interview mit El Dia sagte er, daß 90 Prozent aller Menschen, die zu ihm kommen, weil sie denken, von Dämonen besessen zu sein, es in Wirklichkeit nicht sind. Seine „schwierigste Aufgabe“ sah Mancuso darin, „die Ursache des Problems“ zu erkennen und entsprechende Entscheidungen zu treffen.
Vom Exorzismus seien Heilungen zu unterscheiden, wie er betonte. Letztere konnten oft durch Gebet und Handauflegen erreicht werden.
Ein Beispiel, das er nannte, war ein 22 Tage altes Neugeborenes aus Buenos Aires, das mit Mukoviszidose zu ihm gebracht wurde, die „mit Medikamenten bisher nicht in den Griff zu bekommen war. Nach meinen Worten hustete das Kind in der Nacht, erbrach, ließ alles Böse in sich heraus und wachte am nächsten Tag als gesundes Kind auf“.
Mancuso war am 8. Juli 1962 im Priesterseminar von San José zum Priester geweiht worden. Bis zu seiner mit Vollendung des 75. Lebensjahres verordneten Pensionierung wirkte er 47 Jahre in der Pfarrseelsorge.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL