Helmut Golowitsch, An der Seite des Volkes – Südtiroler Priester im Faschismus

Aus der Geschichte lernen


Da die deutsche Schule in Südtirol vom italienischen Staat verboten worden war, wurden die Kinder in Geheimschulen, den "Katakombenschulen", in Privathäusern, Hütten, Ställen notdürftig unterrichtet, vielfach organisiert mit Hilfe der Ortspriester und mutiger junger Hilfslehrerinnen.
Da die deutsche Schule in Südtirol vom italienischen Staat verboten worden war, wurden die Kinder in Geheimschulen, den "Katakombenschulen", in Privathäusern, Hütten, Ställen notdürftig unterrichtet, vielfach organisiert mit Hilfe der Ortspriester und mutiger junger Hilfslehrerinnen.

Von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Dr. Hel­mut Golo­witsch ist in Theo­rie und Pra­xis einer der bedeu­tend­sten öster­rei­chi­schen Süd­ti­rol­spe­zia­li­sten. Er ist für zahl­rei­che ein­schlä­gi­ge Publi­ka­tio­nen, beson­ders für eine rezen­te Tri­lo­gie über die von ihm kri­tisch beur­teil­te Rol­le der Repu­blik Öster­reich gegen­über Süd­ti­rol nach 1945 bekannt. Er leg­te letz­tes Jahr einen peni­bel recher­chier­ten und span­nend geschrie­be­nen Band über die Situa­ti­on des Süd­ti­ro­ler Kle­rus und des kirch­li­chen Lebens in den Jah­ren nach der ita­lie­ni­schen Beset­zung Süd­ti­rols (1918) und der Anne­xi­on (1920) bis zum Vor­abend des Zwei­ten Welt­krie­ges vor. Golo­witsch behan­delt die bru­ta­le Ita­lia­ni­sie­rungs­po­li­tik, die Aus­wir­kun­gen der Macht­er­grei­fung der Faschi­sten im Jahr 1922 und die kirch­li­che Reak­ti­on auf Pfarr‑, Diö­ze­san- und Welt­ebe­ne detail­reich. Aus dem Süd­ti­ro­ler Kle­rus gab es zum Buch schon eini­ge posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen. Die­ses The­ma ist wegen sei­ner zahl­rei­chen Impli­ka­tio­nen auch für Nicht-Spe­zia­li­sten von Interesse.

Die Vorgänge

In einem Lon­do­ner Geheim­ver­trag im Jahr 1915 erhielt Ita­li­en für sei­nen Kriegs­ein­tritt auf Sei­ten der Alli­ier­ten ent­ge­gen der 1914 pro­kla­mier­ten Neu­tra­li­tät (als Mit­glied im „Drei­bund“ mit Öster­reich-Ungarn und dem Deut­schen Reich) unter ande­rem das süd­lich des Bren­ners gele­ge­ne mehr­heit­lich deut­sche Süd­ti­rol (samt fünf ladi­ni­schen Tal­schaf­ten) und das mehr­heit­lich ita­lie­ni­sche Welsch­ti­rol (Tren­ti­no) ver­spro­chen. Ita­li­en ver­lang­te über die „natür­li­chen“ Gren­zen hin­aus (Bren­ner bzw. Was­ser­schei­de zwi­schen Drau und Rienz am Tob­la­cher Feld) sechs wei­te­re Gemein­den öst­lich der Was­ser­schei­de. Nach Kriegs­en­de mar­schier­ten ita­lie­ni­sche Trup­pen in die­se Gebie­te ein. Sofort began­nen har­te Italianisierungsmaßnahmen.

Hel­mut Golo­witschs neu­es Buch: „An der Sei­te des Volkes“

Die könig­li­che Regie­rung schaff­te 1923 in der Lex Gen­ti­le den deut­schen Schul­un­ter­richt, somit auch den in deut­scher Spra­che gehal­te­nen Reli­gi­ons­un­ter­richt ab und ver­bot dann auch den deutsch­spra­chi­gen Reli­gi­ons­un­ter­richt in den Pfar­ren. Die Kir­che ver­tei­dig­te die Kate­che­se in der Mut­ter­spra­che als Natur­recht. Die teil­wei­se ter­ri­to­ri­al zustän­di­gen Brix­ner Fürst­bi­schö­fe Johan­nes Raffl und Johan­nes Geisler unter­stütz­ten die­se Posi­ti­on. Der eben­falls ter­ri­to­ri­al zustän­di­ge Tri­en­ter Fürst­bi­schof Cele­sti­no End­ri­ci, ein natio­nal gesinn­ter Ita­lie­ner, war schwach und ambi­va­lent, setz­te sich aber dann doch für die deut­schen Prie­ster ein (415). Papst Pius XI., ohne­hin kein Freund der Faschi­sten, erwies sich beson­ders ab dem Abschluß des Kon­kor­dats 1929 als mora­li­sche Stüt­ze der Minderheit.

Einer der bedeu­tend­sten im Buch vor­ge­stell­ten Prie­ster ist der aus Prissian/​Tisens stam­men­de Kano­ni­kus Micha­el Gam­per (1885–1956), der sich beson­ders um die „Kata­kom­ben­schu­len“ ver­dient mach­te. Sein Por­trait bil­det die Ein­band­il­lu­stra­ti­on. Gam­per war der Autor der unter dem Deck­na­men Atha­na­si­us ver­faß­ten Schrift Die See­len­not eines bedräng­ten Vol­kes (1927), die von der „natio­na­len und reli­giö­sen Unter­drückung in Süd­ti­rol“ han­del­te. Gemäß der Buch­be­spre­chung des ehe­ma­li­gen Süd­ti­ro­ler Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Dr. Franz Pahl habe Dr. Golo­witsch die Initia­ti­ve für das vor­lie­gen­de Buch durch die­se Bro­schü­re gewonnen. –

Golo­witsch bringt vie­le Geschich­ten von Ver­haf­tun­gen, Beschlag­nah­mun­gen und Ver­trei­bun­gen von Prie­stern, Ordens­leu­ten und Lai­en. Die ita­lie­ni­sche Justiz war schnell mit der Inhaf­tie­rung oppo­si­tio­nel­ler Per­so­nen. In eini­gen Fäl­len kam es zur Ver­ban­nung auf ein­sa­me Mittelmeerinseln.

Ein beson­ders grel­les Bei­spiel für die Bru­ta­li­tät der neu­en Her­ren, das auch einen Bezug zur zeit­glei­chen Kir­chen­ver­fol­gung in Mexi­ko her­stellt, ist dieses:

Im Jahr 1928 wur­de das Wai­sen­haus der Ter­ti­ar­schwe­stern in Bri­xen beschlag­nahmt, die Wai­sen­kin­der wur­den auf die Stra­ße gesetzt und die Schwe­stern ver­trie­ben. Golo­witsch bringt einen Aus­schnitt aus dem in Inns­bruck erschei­nen­den Tiro­ler Anzei­ger vom 29. August 1928:

„Heu­te, da das letz­te Kind aus dem Hau­se geführt wor­den ist, hat sich noch eine ergrei­fen­de Sze­ne abge­spielt. Mit den Wai­sen­kin­dern und Schwe­stern ist auch der Herr­gott aus­ge­zo­gen. Das Aller­hei­lig­ste, um das sich die Kin­der tag­täg­lich zum Gebet für ihre Wohl­tä­ter ver­sam­melt haben, wur­de aus der Haus­ka­pel­le fort­ge­tra­gen und das ewi­ge Licht aus­ge­löscht. Die Schwe­stern, die dem Aller­hei­lig­sten bei die­sem trau­ri­gen Aus­zu­ge das Gelei­te gaben, bra­chen in Schluch­zen aus und auch der Prie­ster, der das Aller­hei­lig­ste fort­trug, konn­te der Bewe­gung nicht mehr Herr wer­den. So gesche­hen nicht in Mexi­ko, son­dern in der Bischofs­stadt Bri­xen des hei­li­gen Lan­des Tirol im Jah­re 6 der faschi­sti­schen Zeit­rech­nung“ (174).

Die­se auf­schluß­rei­che Notiz aus der Zei­tung zeigt, daß im Öster­reich des Jah­res 1928 die Kir­chen­ver­fol­gung durch die Frei­mau­rer-Regie­rung in Mexi­ko wohl­be­kannt war. Daß Vor­gän­ge, wie in der Notiz beschrie­ben, im katho­lisch gepräg­ten Ita­li­en mög­lich waren, war für Tirol und Öster­reich offen­sicht­lich ein Schock.

Der Vatikan und die faschistische Regierung

Im Jahr 1929 schlos­sen der Hei­li­ge Stuhl und die ita­lie­ni­sche Regie­rung ein Kon­kor­dat und regel­ten den Sta­tus der Vati­kan­stadt in den soge­nann­ten „Late­ran­ver­trä­gen“. Das Kon­kor­dat sah – aller­dings in schwa­chen Wor­ten for­mu­lier­te – Schutz­be­stim­mun­gen für natio­na­le Min­der­hei­ten vor.

Golo­witsch erwähnt die Fle­xi­bi­li­tät der faschi­sti­schen Tak­tik unter den neu­en Umständen:

„Nach dem Abschluss des Kon­kor­dats ent­deck­ten faschi­sti­sche Funk­tio­nä­re plötz­lich den Bereich der Reli­gi­ons­aus­übung als Betä­ti­gungs­feld für die faschi­sti­sche Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on ‚Bal­il­la‘, um auch dort in Süd­ti­rol gegen­über den deut­schen Jugend­li­chen domi­nie­rend auf­zu­tre­ten“ (357).1

Die Unter­zeich­nung der Late­ran­ver­trä­ge (1929) zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem faschi­stisch regier­ten König­reich Ita­li­en (rechts im Bild, sit­zend, Beni­to Mussolini).

Im Jahr 1931 ver­füg­te die Regie­rung trotz des Kon­kor­da­tes die Auf­lö­sung aller nicht­fa­schi­sti­schen Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen, auch der katho­li­schen, und die Beschlag­nah­me des Ver­mö­gens (359ff). Papst Pius XI. unter­zeich­ne­te am 4. Juli 1931 ein Rund­schrei­ben, in dem er die Ver­göt­te­rung des Staa­tes in heid­ni­schem Sin­ne und des­sen Über­grif­fe auf die natür­li­chen Rech­te der Fami­lie und die über­na­tür­li­chen Rech­te der Kir­che ver­ur­teil­te (364). Die­se Initia­ti­ve half nur begrenzt. Immer­hin ließ man die Katho­li­sche Akti­on mit ihren Ver­ei­nen leben, schloß sie aber von der Gestal­tung des öffent­li­chen Lebens aus.

Die Drang­sa­lie­run­gen gin­gen wei­ter, bis es dann 1939 zum Abkom­men zwi­schen dem Deut­schen Reich und Ita­li­en über die Aus­sied­lung oder die Assi­mi­lie­rung der Süd­ti­ro­ler (die soge­nann­te „Opti­on“) und zum Aus­bruch des Welt­krie­ges und der Beset­zung Ita­li­ens (1943) durch die Wehr­macht kam.

Relevanz der Thematik: nur auf den ersten Blick ein lokales Problem

In der Süd­ti­rol­pro­ble­ma­tik wer­den schlag­licht­ar­tig eini­ge geschicht­li­che Pro­ble­me bzw. Lebens­lü­gen sicht­bar. Zunächst die Lüge des Risor­gi­men­to: Die „Eini­gung“ Ita­li­ens ist weder Natur­ge­setz noch gött­li­ches Gebot. Es bleibt frag­lich, ob alle ver­ei­nig­ten Pro­vin­zen wirk­lich zu Ita­li­en gehö­ren woll­ten. Bezeich­nen­der­wei­se mach­te Ita­li­en kei­ne Volks­ab­stim­mung in Welsch­ti­rol (Tiro­lo meri­dio­na­le bzw. Tren­ti­no), in Süd­ti­rol ohne­hin nicht. Ob die andern­orts durch­ge­führ­ten Volks­ab­stim­mun­gen kor­rekt ver­lie­fen, wis­sen wir nach Golo­witsch nicht. Die welt­an­schau­li­chen Prä­mis­sen der „Eini­gung“ Ita­li­ens sind pro­ble­ma­tisch. Hier waren groß­teils anti­ka­tho­li­sche und anti­habs­bur­gi­sche Geheim­ge­sell­schaf­ten am Werk, Frei­mau­rer und Car­bo­na­ri, in der Per­son Gio­suè Car­duc­cis auch ein Sata­nist (der sich nach Aus­kunft von Kar­di­nal Ange­lo Coma­stri aller­dings am Ende sei­nes Lebens mit Gott und der Kir­che ver­söhnt habe).

Ver­bann­te kamen häu­fig auf die Mit­tel­meer­in­sel Lipa­ri, damals noch kein Urlaubs­pa­ra­dies, son­dern malariaverseucht

Der 1861 gegrün­de­te neue ita­lie­ni­sche Staat, der 1870 den Kir­chen­staat über­fiel und den Papst zum Gefan­ge­nen des Vati­kans mach­te, hat­te, wie ein­gangs gesagt, kei­ne Skru­pel, gegen ter­ri­to­ria­le Zuge­ständ­nis­se Öster­reich-Ungarn den Krieg zu erklären.

Der Frie­dens­ver­trag von St. Ger­main war eine Lüge. Man bekommt den Ein­druck, daß die Sie­ger­mäch­te mit ihren Frie­dens­dik­ta­ten wei­te­re Kala­mi­tä­ten direkt beabsichtigten.

Der Faschis­mus, der im Jahr 1922 mit dem Wohl­wol­len des Königs die Macht ergriff, ist eine Lüge, eine Mischung aus Staats­all­macht, Sozia­lis­mus und Chau­vi­nis­mus. Die bru­ta­le Ita­lia­ni­sie­rungs­po­li­tik ist eine Lüge. Prä­si­dent Wil­sons Vier­zehn Punk­te gal­ten aber bekannt­lich nicht für jedes Volk. Die Bei­be­hal­tung der Unrechts­gren­zen von 1919 durch die Sie­ger­mäch­te des II. Welt­kriegs ist eine Lüge.2

Öster­reich war nach dem ersten Welt­krieg auf die Zustim­mung Ita­li­ens, einer Sie­ger­macht, zur Völ­ker­bund­an­lei­he ange­wie­sen und somit im Dilem­ma (436). Danach war Ita­li­en der ein­zi­ge, zeit­wei­li­ge, Schutz gegen­über dem natio­nal­so­zia­li­sti­schen Deutsch­land (443). Die öster­rei­chi­sche Regie­rung opfer­te gemäß der ein­gangs erwähn­ten Tri­lo­gie von Dr. Golo­witsch nach 1945 Süd­ti­rol ande­ren Prioritäten.

Noch etwas kann man aus dem Buch ler­nen: Nur der Faschis­mus ist der Faschis­mus. Die­se kon­kre­te ita­lie­ni­sche Bewe­gung benann­te sich so und ver­wen­de­te das Likt­oren­bün­del, fascis, mit dem Beil als ihr Sym­bol. Es ist lügen­haft und ver­wir­rend, wenn „lin­ke“ und glo­ba­li­sti­sche Pro­pa­gan­da allen mög­li­chen uner­wünsch­ten poli­ti­schen Rich­tun­gen, auch christ­li­chen, das Eti­kett „Faschis­mus“ aufdrückt.

Resümee

Für Katho­li­ken ist rele­vant, daß sich im ita­lie­ni­schen Faschis­mus eine Feind­schaft gegen Glau­ben, Kir­che und Natur­recht mani­fe­stiert, die u. a. vom Risor­gi­men­to vor­be­rei­tet wor­den war. Ande­rer­seits hat­te die­se Feind­schaft nicht die­sel­be ideo­lo­gi­sche Aus­rich­tung und nicht die­sel­ben mör­de­ri­schen Aus­ma­ße wie der Bol­sche­wis­mus. Inter­es­san­ter­wei­se genießt der Faschis­mus in Ita­li­en immer noch eine gewis­se Wert­schät­zung, wie man am bis heu­te ste­hen­den, mit einer fre­chen Inschrift ver­se­he­nen „Sie­ges­denk­mal“ in Bozen ohne wei­te­res erken­nen kann.3

Die Faschi­sten bekämpf­ten die Tiro­ler Herz-Jesu-Ver­eh­rung. Die Tiro­ler Land­stän­de mach­ten 1796 ange­sichts der Gefahr der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­ons­ar­meen ein Gelöb­nis zum Hei­lig­sten Her­zen Jesu. Für fran­zö­si­sche wie ita­lie­ni­sche Ein­dring­lin­ge in Tirol war die Herz-Jesu-Ver­eh­rung zugleich ein obsku­ran­ti­sti­sches Ärger­nis aus „vor­auf­ge­klär­ten“ Zei­ten, ein Sym­bol des Wider­stan­des gegen ihre Anma­ßung und mög­li­cher­wei­se ein Appell an das Gewis­sen der katho­lisch erzo­ge­nen Revo­lu­tio­nä­re. Golo­witsch beschreibt, wie die Herz-Jesu-Fröm­mig­keit, in Tirol beson­ders durch die spek­ta­ku­lä­ren Feu­er auf den Berg­gip­feln dar­ge­stellt, tat­säch­lich ein Bestand­teil des Wider­stan­des gegen die natio­na­li­sti­schen und frei­mau­re­risch (47) inspi­rier­ten Anma­ßun­gen des Okku­pan­ten war. Hät­ten die euro­päi­schen Völ­ker am Beginn des 20. Jahr­hun­derts das Hei­lig­ste Herz Jesu und das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens ange­mes­sen ver­ehrt und für ihr Han­deln die ent­spre­chen­den Kon­se­quen­zen gezo­gen, wäre es nicht zur Kata­stro­phe des Krie­ges und so vie­ler Unge­rech­tig­kei­ten gekommen.

All­jähr­lich wer­den in ganz Tirol zum Herz-Jesu-Fest Berg­feu­er ent­zün­det. Bis auf die höch­sten Gip­fel im Hoch­ge­bir­ge steigt die Jugend. 

Und schließ­lich:

Da der deutsch­spra­chi­ge Kle­rus in der Coro­na-Insze­nie­rung mit weni­gen Aus­nah­men nicht „an der Sei­te des Vol­kes“ stand, könn­te er von der Lek­tü­re des Wer­kes pro­fi­tie­ren und sich an den Süd­ti­ro­ler Got­tes­män­nern, die „Hel­fer, Trö­ster und Ver­tei­di­ger“ (91) waren, ein Bei­spiel nehmen. –

Dank und Aner­ken­nung dem Autor für sein detail­rei­ches, span­nend geschrie­be­nes und erbau­li­ches Werk sowie für die per­sön­lich erteil­ten Auskünfte.

Dank geht auch an Herrn Georg Dat­ten­böck vom Süd­ti­ro­ler Infor­ma­ti­ons­dienst für vie­le Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zur Geschich­te Süd­ti­rols und Welsch­ti­rols. Sei­nem Rund­schrei­ben ver­dankt sich die Kennt­nis des vor­lie­gen­den Werks.

Hel­mut Golo­witsch, An der Sei­te des Vol­kes – Süd­ti­ro­ler Geist­li­che unter dem Faschis­mus 1918 – 1939, Effekt! GmbH, Neu­markt, Süd­ti­rol, Ita­li­en; 1. Auf­la­ge Novem­ber 2022 (geför­dert mit freund­li­cher Unter­stüt­zung durch die Auto­no­me Pro­vinz Bozen-Süd­ti­rol), 474 S.; Vor­wor­te von P. Chri­stoph Wald­ner OT, Lan­des­ku­rat des Süd­ti­ro­ler Schüt­zen­bun­des, und Kapi­tu­lar-Kano­ni­kus Dr. habil. Johann Enichl­mayr; zahl­rei­che Abbil­dun­gen, Regi­ster, Über­sichts­kar­te zu den Ereig­nis­sen. (Der Ver­lag und der Autor bedan­ken sich bei der Histo­ri­ke­rin Dr. Mar­ga­reth Lun für das auf­merk­sa­me Lek­to­rat und Korrektorat.)

*Wolf­ram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Kate­chist, Pro-Lifer, Stu­di­um in Inns­bruck, Kon­tak­te nach Süd­ti­rol, etli­che Aufenthalte

Bild: Tirol24/​MiL (Screen­shots)


1 Golo­witsch berich­tet zur Illu­stra­ti­on den unan­ge­mel­de­ten Ein­zug einer Grup­pe von Schul­kin­dern von Tisens und Pris­si­an „mit ihren Leh­rern unter Vor­an­tritt einer kostü­mier­ten ‚Balilla‘-Abteilung bei­der­lei Geschlech­tes mit ihrer Fah­ne in die Pfarr­kir­che“ von Tisens (358). Wie in Ita­li­en mög­li­cher­wei­se üblich, kamen die Mani­fe­st­an­ten zu spät und stör­ten damit die Mes­se. Es folg­ten die Bit­te des Zele­bran­ten, Koope­ra­tor Albert Weger, nicht zu stö­ren und die fre­che Ant­wort eines ita­lie­ni­schen Leh­rers, sodann faschi­sti­sche Kampf­ru­fe in den näch­sten Tagen gegen das Pfarr­haus und eine Beschwer­de des Schul­am­tes an das Ordi­na­ri­at in Tri­ent über den anti­na­tio­nal geson­ne­nen Pfarrer (!).

2 Die ita­lie­ni­sche Behand­lung der Min­der­heit nach 1945 blieb sehr schlecht. Gegen­über den Frei­heits­kämp­fern, die in der Herz-Jesu-Nacht 1961 aus­schließ­lich Infra­struk­tur angrif­fen und kei­ne Men­schen­le­ben, erwies sich Ita­li­en als Fol­ter­staat. Groß­zü­gig­keit gegen­über Unter­wor­fe­nen (auch im Gefol­ge inner­ita­lie­ni­scher Kämp­fe) gehört nach der Aus­kunft von Dr. Golo­witsch nicht zur ita­lie­ni­schen Tradition.

3 Die von Golo­witsch bei­gebrach­ten Illu­stra­tio­nen zei­gen, daß der Faschis­mus eine bom­ba­sti­sche, ja ope­ret­ten­haf­te Kom­po­nen­te hat, die ihn, hät­te er nicht für vie­le Men­schen Ver­ban­nung, Fol­ter und Tod gefor­dert, als komisch erschei­nen lie­ße. Das faschi­sti­sche Pathos wirkt auf uns lächer­lich, zumal das faschi­sti­sche Ita­li­en mili­tä­risch prak­tisch über­all ver­sagt hat und nur bei der Unter­drückung der bäu­er­li­chen Bevöl­ke­rung Süd­ti­rols erfolg­reich war. Cara­bi­nie­ri, die in Bau­ern­hö­fe aus­schwär­men, um den Schul­kin­dern pfarr­li­che Teil­nah­me­be­stä­ti­gun­gen am pri­va­ten Reli­gi­ons­un­ter­richt in den Pfarr­häu­sern weg­zu­neh­men (335), sind ein jäm­mer­li­cher Anblick. Cara­bi­nie­ri und Finan­zie­ri (Finanz­wa­che), die Ver­haf­te­te bei Ver­hö­ren ver­prü­geln und tage­lang ohne Ver­pfle­gung ein­sper­ren, ein grauenhafter.

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!