(Naypyidaw) Gestern wurde in Myanmar (Birma) das christliche Dorf Chaung Yoe in der Region Sagaing zum dritten Mal in etwas mehr als einem Jahr angegriffen. Soldaten verwüsteten die örtliche Kirche und setzten einige Fahrzeuge in Brand, während die Bewohner aus dem Ort flohen. In den vergangenen Wochen kam es auch in dem überwiegend christlichen Unionsstaat Chin täglich zu Zusammenstößen zwischen Armeetruppen und örtlichen Milizen, die Teil des Widerstands sind.
Gestern kam es zu einem der schlimmsten Bombardements seit Ausbruch des Bürgerkriegs nach dem Putsch vom 1. Februar 2021. Bislang wurden 80 Leichen geborgen, doch viele weitere sind zerfetzt und schwer identifizierbar, wie lokale Zeugen berichten. Unter den Verletzten befinden sich Dutzende von Frauen und Kindern, die das traditionelle birmanische Neujahrsfest feierten. Die Putschregierung gab zu, einen Angriff mit einem Militärjet und einem Kampfhubschrauber durchgeführt zu haben.
Der Sprecher der Armee, General Zaw Min Tun, bestätigte in einem Interview mit den staatlichen Medien die Verantwortung der Militärjunta: Die Luftwaffe habe das Dorf Pa Zi Gyi in der Gemeinde Kanbalu im Landesinneren der Region Sagaing angegriffen, weil sich dort ein Verwaltungszentrum der Volksverteidigungskräfte (PDF) der Exilregierung befinde, zu denen einige der Milizen gehören, die den Widerstand der angegriffenen Volksgruppen bilden und die das Militär der Putschregierung als terroristische Gruppen bezeichnet.
Die PDF, die vor zwei Jahren nach der Machtübernahme durch die Armee gegründet wurden, sind der bewaffnete Flügel der Nationalen Einheitsregierung (NUG) im Exil, der sich hauptsächlich aus ehemaligen Abgeordneten der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) zusammensetzt, der Partei von Aung San Suu Kyi, die von 2016 bis zum Putsch Ministerpräsidentin Myanmars war. Sie wurde von den Putschisten abgesetzt und inhaftiert. 1990 war ihr der Sacharow-, 1991 der Friedensnobelpreis verliehen worden.
Augenzeugen berichteten, daß sich unter den Opfern zahlreiche Frauen, ältere Menschen und Kinder befanden, die während der Zeremonie, die mit den Feierlichkeiten des Thingyan, des traditionellen birmesischen Neujahrsfestes, zusammenfiel, Essensgaben entgegennahmen. Die Dorfvorsteher waren in einem Hauptgebäude versammelt, während viele Kinder im Alter von zwei oder drei Jahren in der Nähe standen. Ein Militärflugzeug warf zwei Bomben direkt auf die Menge. Dann kam ein Kampfhubschrauber und eröffnete das Feuer auf sie, wobei eine große Zahl von Zivilisten verletzt und getötet wurde, so Augenzeugen, die von AsiaNews zitiert wurden. Das Flugzeug kehrte dann zurück, um jene zu treffen, die den Versuch unternahmen, die Toten und Verwundeten zu bergen. Videos und Fotos, die von Überlebenden im Internet veröffentlicht wurden, zeigen zerstückelte Leichen und brennende Gebäude.
Im Moment ist es laut Augenzeugen schwierig, die genaue Zahl der Toten zu ermitteln, da viele Leichen regelrecht zerfetzt wurden: „Einige Leichen waren kopflos, und einige Köpfe waren körperlos. Es gibt keine Möglichkeit festzustellen, zu wem die Leichen gehören. Über das ganze Gelände liegen fingergroße Körperteile. Man kann kaum vermeiden, auf sie zu treten.“ Die Zahl der Toten könnte auf rund 100 steigen.
Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Turk, zeigte sich „entsetzt“ und wies darauf hin, daß bei der Zeremonie Schüler in traditioneller und Alltagskleidung anwesend waren:
„Trotz der eindeutigen rechtlichen Verpflichtung des Militärs, Zivilisten bei der Durchführung von Feindseligkeiten zu schützen, wurden die einschlägigen Normen des internationalen Rechts in eklatanter Weise mißachtet. Es gibt hinreichende Gründe für die Annahme, daß das Militär und mit dem Militär verbundene Milizen für ein extrem breites Spektrum an Menschenrechtsverletzungen und Mißbrauch verantwortlich sind, von denen einige Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen darstellen könnten.“
Vom 1. Februar 2021 bis Januar dieses Jahres hat die birmanische Putschjunta in verschiedenen Gebieten des Landes mindestens 600 Bombenangriffe auf Dörfer durchgeführt, die von den gegnerischen Kräften kontrolliert werden. Die Putschregierung wurde in der Vergangenheit von Rußland und der Volksrepublik China mit Waffen beliefert.
Chin ist einer von 15 Unionsstaaten Myanmars. Er grenzt im Norden und Westen an Indien sowie in einem kleinen Grenzabschnitt auch an Bangladesch. Während der Großteil der birmanischen Bevölkerung buddhistisch ist, sind mehr als 85 Prozent der Einwohner Chins Christen. An den Nordosten von Chin grenzt Sagaing, das ein Zentrum des Widerstandes gegen die Putschregierung ist. Dort sind etwa sieben Prozent der Bewohner Christen, darunter auch mehrere tausend Bayingyi, das sind katholische Nachfahren von Portugiesen und einheimischen Frauen.
Seit dem Militärputsch wurden im Unionsstaat Kayah zahlreiche Kirchen angegriffen. Dieser liegt im Osten des Landes und grenzt an Thailand. Fast die Hälfte der Einwohner dort sind Christen, die andere Hälfte Buddhisten.
Die katholischen Bischöfe des Landes, angeführt von Kardinal Charles Maung Bo, dem Erzbischof von Yangon (Rangun), versuchen als Friedensstifter zu vermitteln. Dabei richten sich ihre Friedensappelle an alle bewaffneten Parteien, die Militärputschisten und den bewaffneten Widerstand.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews
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Rom beherrschte das jüdische Volk, es fühlte sich von ihm unterdrückt, so wagte es den Volksaufstand, der 70 von Rom niederschlagen wurde.Wer nun im Neuen Testament oder anderen Texten nach Spuren einer Unterstützung des jüdischen Kampfes gegen diese Fremdherrschaft von Christen sucht, wird enttäuscht werden. Nicht nur Paulus erkannte die römische Obrigkeit an und forderte zum Gehorsam die Christen auf. Meines Wissens versteht sich die Kirche in diesem Land als eine Opposition zu der neuen durch einen Putsch an die Macht gekommene Militärregierung. Ziviler Widerstand würde geleistet. Auch wenn man sich dann von der militanten Opposition abgrenzt, wirkt man dann doch mit ihr gegen die neue Regierung. Meine Fragen: Könnte die neue Regierung nun nicht doch eine legitime Obrigkeit sein, da jede von Gott ist und nicht nur die demokratisch regierende? Besteht nicht die Gefahr, so statt das Evangeliums die westliche Demokratie zu verkünden, für sie sich zu engagieren? Paulus agitierte in Rom nicht gegen die Römische Fremdherrschaft, gegen die Unterdrückung seines Volkes.Ihm und nicht nur ihm war das Evangelium wichtiger! Und würde nicht eine Anerkennung der neuen Miltärregierung und der Versuch, dann mäßigend auf sie einzuwirken, auch humamitär gedacht sinnvoller sein als eine Fundamentaloppositionß
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