Zehn Jahre eines verwirrenden, teils verstörenden Pontifikats

Cui bono?


Als alles begann: Inthronisation von Papst Franziskus am 19. März 2013
Als alles begann: Inthronisation von Papst Franziskus am 19. März 2013

Eini­ge Gedan­ken von Giu­sep­pe Nar­di zum zehn­ten Jah­res­tag der Erwäh­lung von Papst Franziskus

Anzei­ge

Das Pon­ti­fi­kat von Jor­ge Mario Berg­o­glio wird heu­te zehn Jah­re alt, doch Grund zum Fei­ern gibt es kei­nen. In die­sem Jahr­zehnt hat Papst Fran­zis­kus ein Trom­mel­feu­er an Reform­pro­zes­sen „ange­sto­ßen“, doch die Bilanz ist nicht hauch­dünn, son­dern negativ.

Fran­zis­kus war von soge­nann­ten „reform­ori­en­tier­ten“ Kräf­ten in der Kir­che als ihr Kan­di­dat auf den Stuhl Petri geho­ben wor­den. Ihm soll­te die Auf­ga­be zukom­men, die „restau­ra­ti­ve Pha­se“ des lan­gen Dop­pel­pon­ti­fi­kats von Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. zu been­den. Das war ein kir­chen­po­li­ti­sches Manö­ver, wie schnell klar wur­de, weil sei­ne Akteu­re (wie Kar­di­nal God­fried Dan­neels) und Mit­wis­ser (wie Austen Ive­reigh) vor Zufrie­den­heit über den gelun­ge­nen Coup fast geplatzt wären, wenn sie es nicht in die Welt hin­aus­po­saunt hätten.

Das paßt zu Fran­zis­kus, der sich nach dem „Phi­lo­so­phen“ (Johan­nes Paul II.) und dem „Theo­lo­gen“ als „Poli­ti­ker“ auf dem Papst­thron eta­blier­te. Damit ver­lie­ren immer­hin tief­ver­wur­zel­te Kli­schees ihre Bedeu­tung. Der viel­ge­schol­te­ne, da vor allem poli­tisch akti­ve Papst Juli­us II. (1503–1513) war an Bedeu­tung und Reich­wei­te zu Fran­zis­kus besten­falls ein Regionalakteur.

Was hat Franziskus erreicht, was nicht? 

Er hat Para­dig­men­wech­sel voll­zo­gen, wie er es bald nach sei­ner Wahl mehr oder weni­ger offen ankün­dig­te. In sei­nen kirch­li­chen Ent­schei­dun­gen ver­trat er eine pro­gres­si­ve Agen­da und war bemüht, die in ihn gesetz­ten Hoff­nun­gen sei­ner Wahl­hel­fer zu erfül­len. Eini­ge der Stich­wör­ter lau­ten Dezen­tra­li­sie­rung und Syn­oda­li­tät. Es gehört zu den zahl­rei­chen Para­do­xa, daß sein Pon­ti­fi­kat das zen­tra­li­stisch­ste der gan­zen Kir­chen­ge­schich­te ist. Als Jesu­it ist Fran­zis­kus der Über­zeu­gung, daß es not­falls einer har­ten Hand bedür­fe, um die „rich­ti­gen“ Schrit­te umzu­set­zen. Es erstaunt, wie still­schwei­gend die­ser radi­ka­le Zen­tra­lis­mus von sei­nen Unter­stüt­zern hin­ge­nom­men wird.

Ins­ge­samt hat die anfäng­li­che Eupho­rie pro­gres­si­ver Kir­chen­krei­se jedoch suk­zes­si­ve nach­ge­las­sen. Das liegt in der Natur ihres Den­kens: Dem ewi­gen Unru­he­stand geht es immer zu lang­sam und zu wenig weit. Das brach­te Sand ins Getrie­be und mün­de­te wie im Ver­hält­nis zur pro­gres­si­ven Mehr­heit der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in einer neu­en Distanz, die nun unmit­tel­bar vor dem Bruch steht. Dabei will man eigent­lich so ziem­lich das­sel­be. Des­halb darf in die­ser Unei­nig­keit durch­aus ein Wink der Vor­se­hung erkannt werden.

Jene, die Fran­zis­kus hofier­te und bedien­te, zeig­ten sich im Lau­fe des Pon­ti­fi­kats zuneh­mend reser­viert. Jene, die er bekämpft – die Ver­tre­ter der Tra­di­ti­on –, hal­ten stand, mehr als es erwar­tet wur­de. Es läuft nicht alles wie geplant.

Wer steht dann eigent­lich hin­ter dem regie­ren­den Papst? Die übli­chen Jubel­per­ser vom Dienst und die Tech­no­kra­ten, aber auch jene, man muß es sagen, denen die Gabe der Unter­schei­dung der Gei­ster nicht gera­de von Bedeu­tung scheint. Wer Bene­dikt XVI. zuju­bel­te und nun im glei­chen Brust­ton auch Fran­zis­kus, dürf­te etwas ver­paßt haben. Die Beam­ten an der Römi­schen Kurie sind damit nicht gemeint, denn deren Ver­trau­en hat sich Fran­zis­kus erfolg­reich ver­scherzt. Dafür den­ke ich an einen der bekann­te­sten Prie­ster im deut­schen Sprach­raum, der im katho­li­schen Rund­funk tätig ist. 

Die zahl­rei­chen Maß­nah­men von Fran­zis­kus spie­geln eine lan­ge Ket­te von Fehl­ent­schei­dun­gen wider (Aner­ken­nung von wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, Zweit­ehe; Auf­wei­chung der Kom­mu­ni­on­zu­las­sung: pro­te­stan­ti­sche Ehe­gat­ten, Homo­se­xu­el­le, Abtrei­bungs­po­li­ti­ker; Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät). Wer schon die über­lie­fer­te Glau­bens- und Moral­leh­re nicht als Maß­stab akzep­tiert, soll­te sich zumin­dest die Fra­ge nach dem Cui bono stel­len. Haben die Kir­che und ihre Glaub­wür­dig­keit einen Nut­zen dar­aus gezo­gen? Wenn ja, ver­steckt er sich gut.

Gescheiterte Brückenschläge

In der Außen­wir­kung ver­such­te Fran­zis­kus zunächst einen Brücken­schlag zu den Evan­ge­li­ka­len. Als die­ser spä­te­stens mit den Vor­wah­len für die US-Prä­si­dent­schafts­wah­len 2016 schei­ter­te, wie­der­hol­te er ihn zu den Luthe­ra­nern. Doch auch dort zei­gen sich kei­ne Ergeb­nis­se. Evan­ge­li­ka­le und Luthe­ra­ner lie­ßen sich zwar ger­ne mit Fran­zis­kus ablich­ten. Sie sahen dar­in aber mehr einen Tri­umph ihrer eige­nen Sache, als Bereit­schaft zu zei­gen, sich ernst­haft mit der kirch­li­chen Leh­re auseinanderzusetzen.

Die mit Nach­druck ver­folg­ten Bemü­hun­gen, ein Bünd­nis mit der radi­ka­len Lin­ken zustan­de zu brin­gen, hat­te auch dort kaum einen ande­ren Effekt. Von der „Papi­sti­schen Inter­na­tio­na­le“ als Nach­fol­ge­rin der Kom­mu­ni­sti­schen Inter­na­tio­na­le war die Rede und das Wall Street Jour­nal sah in Fran­zis­kus bereits den neu­en Anfüh­rer der glo­ba­len Lin­ken. Kom­mu­ni­sten aus ver­schie­de­nen Län­dern pil­ger­ten in den Vati­kan – wer hät­te sich das schließ­lich gedacht, ein­mal dort den roten Tep­pich aus­ge­rollt zu bekom­men –, doch damit war die Sache auch schon erle­digt. Einer der päpst­li­chen Freun­de, der San­di­nist Dani­el Orte­ga, ver­folgt inzwi­schen die Kir­che ganz offen und hält auch die diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen zum Hei­li­gen Stuhl für ver­zicht­bar. Ein Haupt­ak­ti­ons­feld des Pap­stes, gute Bezie­hun­gen zum kom­mu­ni­sti­schen Regime in Peking her­zu­stel­len, zei­tigt Ergeb­nis­se im Mil­li­me­ter­be­reich, und das nicht nur vorwärts.

Wo ist Franziskus also erfolgreich? 

In sei­ner Anpas­sung der Kir­che an die glo­ba­li­sti­sche Agen­da. In die­sem Bereich wur­den gro­ße Schrit­te unter­nom­men. Er führ­te die Kir­che auf Posi­tio­nen, von denen sich sei­ne Vor­gän­ger inhalt­lich, aber auch was die Ver­flech­tun­gen betrifft, bewußt fern­ge­hal­ten hat­ten. Die poli­ti­sche Agen­da der UNO für die Zeit­span­ne von 2015 bis 2030 wur­de mit Fran­zis­kus als Fest­red­ner beschlos­sen. Bei die­ser Gele­gen­heit konn­te er erst­mals als höch­ster Reli­gi­ons­ver­tre­ter der Welt auf­tre­ten. Eine Rol­le, die er durch­aus anstrebt. Im Gegen­zug erhielt die Agen­da nicht nur sei­nen reli­giö­sen Segen, son­dern den Papst gleich als Aus­hän­ge­schild, Wer­be­trä­ger und mora­li­sche Auto­ri­tät dazu. Fran­zis­kus stell­te sich an die Spit­ze der For­de­rung nach einem unein­ge­schränk­ten Migra­ti­ons­recht. Eben­so sprang er zum gewünsch­ten Zeit­punkt auf den Zug des Kli­ma­ge­schwät­zes auf und geht als Staats­ober­haupt mit den radi­kal­sten Coro­na-Maß­nah­men und als Ban­ner­trä­ger der Anti-Covid-19-Prä­pa­ra­te in die Geschich­te ein. Deren Zulas­sung, Bewer­bung und Durch­set­zung durch die Staa­ten, ein­schließ­lich der Impf­pflicht, offen­bart sich immer mehr als kon­zer­tier­tes Ver­bre­chen (Ver­öf­fent­li­chung der Pfi­zer-Doku­men­te in den USA und der Chat-Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Groß­bri­tan­ni­ens Gesund­heits­mi­ni­ster Han­cock und dem dama­li­gen Pre­mier­mi­ni­ster John­son zur Mani­pu­la­ti­on der öffent­li­chen Mei­nung), anders aus­ge­drückt: als ech­te Verschwörung.

Fran­zis­kus war es, der in der Coro­na-Kri­se – die fast ein Drit­tel sei­nes Pon­ti­fi­kats abdeck­te – ver­hin­der­te, daß die Kir­che den Men­schen nicht nur nahe ist, son­dern den ent­schei­den­den Kon­tra­punkt dar­stellt. So wur­de Coro­na für die Kir­che zur wohl größ­ten ver­paß­ten Chan­ce des ver­gan­ge­nen hal­ben Jahr­hun­derts. Die Schlie­ßung der Was­ser­becken in Lour­des, die Meß­ver­bo­te, die Ent­lee­rung der Weih­was­ser­becken und die Des­in­fi­zie­rung des Peters­do­mes, ein­schließ­lich der Con­fes­sio des Petrus­gra­bes, wer­den als dunk­le Schat­ten über die­sem Pon­ti­fi­kat hängenbleiben.

Am 19. März 2013 wur­de Papst Fran­zis­kus vom Kar­di­nal­de­kan der Fischer­ring angesteckt

Schließ­lich war es Fran­zis­kus, der den Wider­stand gegen die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der durch Abtrei­bung, das größ­te Mensch­heits­ver­bre­chen schlecht­hin, abschwäch­te, weil ihm die Annä­he­rung an ein­fluß­rei­che Abtrei­bungs­ver­fech­ter wich­ti­ger ist.

Vor allem steht er unum­strit­ten an der Welt­spit­ze in sei­ner Pro­pa­gie­rung einer „Brü­der­lich­keit aller Men­schen“. Der erste Tem­pel­kom­plex, der eine Moschee, eine Syn­ago­ge und eine Kir­che ver­bin­det, wur­de soeben in Abu Dha­bi fer­tig­ge­stellt und läu­tet eine neue Ära der Reli­gi­ons­ge­schich­te ein. Den Anstoß dazu gab die Unter­zeich­nung einer gemein­sa­men Erklä­rung mit dem Groß­i­mam von Al-Azhar im Febru­ar 2019. Der Text birgt die „Häre­sie aller Häre­si­en“ in sich. Der Preis für die päpst­li­che Brü­der­lich­keits­po­li­tik ist also hoch, viel zu hoch, wie gläu­bi­ge Katho­li­ken mei­nen. Vor­aus­set­zung für die­se Poli­tik ist, daß es letzt­lich des Frie­dens wegen egal sei, wel­cher Reli­gi­on man ange­hört. Egal wel­cher Reli­gi­on? Sagt der Papst? Das dahin­ter­ste­hen­de Pro­gramm wur­de von den Frei­mau­ern im 18. Jahr­hun­dert ent­wor­fen. In Beet­ho­vens Ode an die Freu­de klingt es an, wes­halb sie nicht von unge­fähr zur EU-Hym­ne erko­ren wur­de. Natür­lich kann man immer alles „rich­tig“ ver­ste­hen oder umdeu­ten. Die Ideen­ge­schich­te soll­te dabei aller­dings nicht ein­fach igno­riert wer­den. Das rächt sich. Fran­zis­kus ist es, der in sei­ner Enzy­kli­ka Fra­tel­li tut­ti den Drei­klang der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on, Frei­heit, Gleich­heit, Brü­der­lich­keit, sich pro­gram­ma­tisch zu eigen mach­te und eine „offe­ne Welt“ for­dert, was der „offe­nen Gesell­schaft“ eines Geor­ge Sor­os ver­blüf­fend nahe­kommt. Die­se Auf­lö­sung von Gren­zen und Ver­wir­rung von Begrif­fen nützt wem?

Wer also zufrie­den sein kann mit sei­nem Pon­ti­fi­kat, sind jene Kräf­te, die glo­bal den Ton ange­ben. Sei­ne Wider­stän­dig­keit im Ukrai­ne-Kon­flikt, ein­sei­tig dem Nar­ra­tiv der US-Regie­rung Biden zu fol­gen, wird ihm bis­her groß­zü­gig nach­ge­se­hen. Man beschränkt sich dar­auf, die Mit­schuld an der Eska­la­ti­on des Kon­flikts (der nicht erst seit einem Jahr, son­dern seit 2014 tobt), die Fran­zis­kus der NATO zuweist, zu ver­schwei­gen. Kri­tik an der US-Regie­rung mei­det der poli­tisch den­ken­de Papst eben­so wie Kri­tik an Putin oder der rus­si­schen Regie­rung. Fran­zis­kus will als Ver­mitt­ler auf­tre­ten kön­nen. In die­ser Fra­ge zeigt sich sein Wider­wil­le, sich an eine Posi­ti­on ket­ten zu las­sen, die nicht die sei­ne ist, und Frei­räu­me aus der Hand zu geben. Zu sei­nem zehn­ten Thron­ju­bi­lä­um scheint er im Ukrai­ne-Kon­flikt eine Frie­dens­in­itia­ti­ve Isra­els zu unter­stüt­zen. Jeden­falls ließ Tel Aviv der­glei­chen am Wochen­en­de wis­sen. Fran­zis­kus selbst wie­der­hol­te zur glei­chen Zeit sei­ne Bereit­schaft, nach Kiew wie nach Mos­kau zu rei­sen, aber nicht um zu ver­han­deln, son­dern um zu vermitteln.

Doch keh­ren wir vom poli­ti­schen Feld, auf dem sich Fran­zis­kus sicht­lich zu Hau­se fühlt, zu dem der Kir­che zurück.

Das Feindbild der Ära Bergoglio

Fran­zis­kus hat ein Feind­bild. Die­ses Feind­bild ist Pro­gres­si­ven gemein­sam. Dar­in fin­den sich er und sei­ne ein­sti­ge Anhän­ger­schaft heu­te noch am ehe­sten zusam­men, im Kampf gegen die über­lie­fer­te Mes­se und die Tra­di­ti­on. Das tra­di­tio­nel­le Seg­ment in der Kir­che ist zah­len­mä­ßig klein, so klein, daß man staunt, mit wel­cher Vehe­menz es, allen vor­an von San­ta Mar­ta, ver­folgt wird. Die Tra­di­ti­on ist jedoch der unge­lieb­te, weil uner­bitt­li­che Spie­gel, der den heu­ti­gen Kir­chen­ver­tre­tern vor­ge­hal­ten wird. Ihn zu zer­schla­gen ist daher gera­de­zu von exi­sten­ti­el­ler Bedeu­tung. Die vol­len Prie­ster­se­mi­na­re der Tra­di­ti­on sind nun­mal eine schrei­en­de Ankla­ge gegen die offen­sicht­li­che Frucht­lo­sig­keit des pro­gres­si­ven Hyper­ak­ti­vis­mus. Und sie bestä­ti­gen die Gewiß­heit, daß sich die Tra­di­ti­on lang­sam, aber ste­tig aus­brei­tet und auf ihren Moment wartet.

Fran­zis­kus zer­trüm­mer­te syste­ma­tisch alles, was vom Pon­ti­fi­kat Bene­dikts XVI. als wirk­lich bedeut­sam bezeich­net wer­den konn­te. Nichts ist davon übrig­ge­blie­ben, nicht Sum­morum Pon­ti­fi­cum, nicht die Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te pro mul­tis als „für vie­le“ anstatt „für alle“, nicht die Stär­kung des Eucha­ri­stie­ver­ständ­nis­ses und die Wie­der­ent­deckung der eucha­ri­sti­schen Anbe­tung, nicht die Wie­der­her­stel­lung des Prie­ster­bil­des nach dem Vor­bild des hei­li­gen Johan­nes Maria Vian­ney anstatt sei­ner Aus­rich­tung am kom­mu­ni­sti­schen Don Andrea Gal­lo oder am pädo­phi­len Don Loren­zo Milani. 

Die Zer­trüm­me­rung des Ordens der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta darf nicht ver­ges­sen wer­den, denn sie bil­det den Auf­takt zu jenem Feld­zug, der im Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des vor­erst sei­nen Höhe­punkt gefun­den hat.

Ver­tre­ter des päpst­li­chen Hof­staa­tes arg­wöh­nen, daß die „Reform­geg­ner“ in der Kir­che eine Front bil­den und Fran­zis­kus zum Rück­tritt drän­gen könn­ten, um die Hand­brem­se zu zie­hen und eine Kurs­kor­rek­tur zu erzwin­gen. Die­se Front gibt es aber nicht, und Fran­zis­kus läßt sich kir­chen­in­tern von nie­man­dem aus dem Amt drän­gen. Er will, wie er selbst aus­rei­chend erklär­te, „Pro­zes­se“ ansto­ßen, die „irrever­si­bel“ sein sol­len. Damit funk­tio­niert es aller­dings nicht immer wie gewünscht, andern­falls wäre es nicht not­wen­dig, lau­fend zu beto­nen, daß die Lit­ur­gie­re­form von 1969 „unum­kehr­bar“ sei. Bene­dikt XVI. gebührt das gro­ße Ver­dienst, durch sein Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum unmiß­ver­ständ­lich klar­ge­stellt zu haben, daß der über­lie­fer­te Ritus weder abge­schafft noch ver­bo­ten wer­den kann. Dar­an ändern weder das Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des etwas noch die häu­fi­gen Wie­der­ho­lun­gen, daß die Lit­ur­gie­re­form irrever­si­bel sei.

Fran­zis­kus wird jedoch, soviel steht fest, wei­ter­hin neue „Pro­zes­se“ ansto­ßen, in der Hoff­nung, daß sie nicht mehr rück­gän­gig gemacht wer­den kön­nen. Allein schon des­halb, weil es so vie­le sind, daß sich sei­ne Geg­ner nicht auf alle kon­zen­trie­ren kön­nen und ins­ge­samt Durch­ein­an­der und Ver­wir­rung ent­ste­hen. Er ist dies­be­züg­lich vom Hegel­schen Den­ken tief durch­drun­gen, das er – nimmt man sei­ne eige­nen Aus­sa­gen zusam­men – nicht durch Hegel, son­dern durch den Mar­xis­mus ver­mit­telt bekam.

Die homosexuelle Verbissenheit

Die sexu­el­le Beses­sen­heit der kirch­li­chen 68er, die Moral­leh­re zu zer­trüm­mern, mach­te Fran­zis­kus zu einem Haupt­be­tä­ti­gungs­feld. Vor­ehe­li­che Bezie­hun­gen, Pil­le, künst­li­che Befruch­tung, Leih­mut­ter­schaft sind durch ihn aus dem offi­zi­el­len Kir­chen­dis­kurs ver­schwun­den und die Homo­se­xua­li­tät ist zum schein­bar wich­tig­sten The­ma auf­ge­stie­gen. In kei­nem Bereich setz­te Fran­zis­kus mehr Initia­ti­ven als zur Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät. Da er das The­ma nicht direkt anspre­chen kann, sonst machen ihm die Gegen­spie­ler ein „ gro­ßes Casi­no“, wie er sei­ne Tak­tik 2015 sei­nem Ver­trau­ten Erz­bi­schof Bru­no For­te erklär­te, muß er auf Gesten aus­wei­chen. Die­se setzt er dafür umso üppi­ger. Die Wir­kung wird jedoch von kur­zer Dau­er sein. Wer ernst­haft glaubt, die Kir­che kön­ne mit Homo-Seg­nun­gen oder der­glei­chen punk­ten, lebt auf einem ande­ren Stern. Da liegt die Annah­me näher, daß hier Kir­chen­leu­te aus weit nied­ri­ge­ren, eigen­nüt­zi­gen Inter­es­sen han­deln. Die Homo-Häre­sie ist wie jede Häre­sie ein Gift.

Die Homo­se­xua­li­tät ist seit den 80er Jah­ren der Klas­si­ker der sexu­el­len Revo­lu­ti­on. AIDS wur­de zum gro­ßen Tür­öff­ner. Ein Umstand, der nach drei Jah­ren der insze­nier­ten Coro­na-Pan­de­mie viel­leicht noch ein­mal unter die Lupe genom­men wer­den soll­te. Fran­cis­cus dixit: Hete­ro­se­xu­el­le und Homo­se­xu­el­le sind alle „Kin­der Got­tes“. Die Homo­se­xu­el­len und Trans­se­xu­el­len, die Fran­zis­kus in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren zuge­führt wur­den, spre­chen eine kla­re Spra­che. Am schwer­sten wiegt, daß er für sich bei der Bekämp­fung des sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dals Glaub­wür­dig­keit bean­sprucht, aber die Homo­se­xua­li­tät, die für min­de­stens 80 Pro­zent der Miß­brauchs­fäl­le durch Kle­ri­ker ver­ant­wort­lich ist, eisern aus­klam­mert. Nein, Glaub­wür­dig­keit sieht anders aus. Und das ist grund­sätz­lich ein Pro­blem von Fran­zis­kus. Sei­ne form­lo­se, unge­zwun­ge­ne Art, die sein Mar­ken­zei­chen zur Gewin­nung von Sym­pa­thien ist, führt gleich­zei­tig zur Bana­li­sie­rung des Papst­am­tes, das in ihm von vie­len, die mit der Kir­che nicht eng ver­bun­den sind, nicht mehr wirk­lich ernst genom­men wird.

Bene­dikt XVI. warn­te vor der auf­zie­hen­den Gefahr, daß die Welt kei­ne Lehr­mei­ster mehr akzep­tiert, weil sie nicht mehr hören will. Fran­zis­kus geht auch hier den ein­fa­chen Weg: Er för­dert die­se Ent­wick­lung, indem er auf den Anspruch ver­zich­tet, die Welt zu leh­ren. Die Auto­ri­tät, leh­ren zu kön­nen, gab er selbst preis, indem er begriff­li­ches Cha­os erzeug­te und Ver­wir­rung stif­te­te. Ein bezeich­nen­des Bei­spiel ist sein Umgang mit der Sün­de. Die über­lie­fer­te Sün­den­leh­re igno­rier­te Fran­zis­kus und führ­te statt­des­sen neue Sün­den ein, wie die Umwelt­sün­de und die Mafia. Glei­ches gilt mit der Exkom­mu­ni­ka­ti­on, die, so der Ein­druck, für nie­man­den mehr gilt, außer für die Mafio­si. Damit unter­gräbt das amtie­ren­de Kir­chen­ober­haupt die mit sei­nem Amt ver­bun­de­ne Auto­ri­tät ganz ohne feind­li­ches Zutun äuße­rer Kräfte.

So bleibt auch nach zehn Jah­ren ein ver­wir­ren­des, häu­fig auch ver­stö­ren­des Bild eines Pon­ti­fi­kats der Selbst­de­mon­ta­ge, und über allem die bereits genann­te tra­gi­sche Fra­ge: Cui bono?

Fran­zis­kus zehn Jah­re spä­ter beim Ange­lus am 12. März 2023

Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

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8 Kommentare

  1. Nahe­zu jede Aus­sa­ge die­ses Man­nes, außer die­je­ni­gen bei denen es um die Unter­drückung und Ver­nich­tung der Tra­di­ti­on geht, sind so schwam­mig dass man eher einen Pud­ding an die Wand nageln kann.… das zieht sich seit 10 Jah­ren durch die­ses Pon­ti­fi­kat. Ein ande­rer Mann auf sei­nem Posten hät­te allei­ne schon beim syn­oda­len Weg rich­tig durch­ge­grif­fen. Aber der alte Mann auf dem Stuhl Petri hat unter Peron gelernt und das sagt alles. Jedem wohl kei­nem weh und ein aus­ge­such­ter Feind bekommt die vol­le Breit­sei­te ab. So geht Papst sein .… Eigent­lich ganz ein­fach oder????

  2. Es kommt wohl anders als von vie­len erhofft.…
    Der deut­sche Epi­sko­pat kauft mit den spru­deln­den Steu­er­ein­nah­men den Papst mit­samt den gan­zen Vati­ka­ni­schen Behörden.
    Geld regiert die Welt.…

  3. Wir haben jetzt eine zer­teil­te Kir­che, wie sie Fran­zis­kus I. vorschwebte.
    An ihrer Zer­stö­rung hat er einen ganz erheb­li­chen Anteil.

    • Es soll­te eigent­lich statt „zer­teil­te“ „zer­beul­te“ hei­ßen – aller­dings trifft bei­des zu.

  4. Dan­ke für die­se über­sicht­li­che Ana­ly­se! Hier sind vie­le wich­ti­ge Punk­te des gegen­wär­ti­gen Pon­ti­fi­kats zusammengefaßt.

    Die Fra­ge „Cui bono?“ legt nahe, daß der Plan von Fran­zis­kus und sei­ner Hin­ter­män­ner ein „bonum“ anstre­be. Hier liegt aber der Punkt der Kon­te­sta­ti­on. Wie, wenn es die­ses bonum im Bewußt­sein des Pap­stes gar nicht gibt? Sieht es nicht so aus, daß Fran­zis­kus aus lau­ter Res­sen­ti­ment tat­säch­lich eine rein nega­ti­ve Agen­da betreibt? Daß er das malum als malum anstrebt? 

    Bei der gespen­sti­schen Sze­ne, als Fran­zis­kus wäh­rend der „Pan­de­mie“ allei­ne am Peters­platz den Segen Urbi et orbi spen­de­te, wobei das Kru­zi­fix uner­klär­li­cher­wei­se im Regen stand und beschä­digt wur­de, kam dem Beob­ach­ter die Visi­on von Leo XIII. (13.10.1884) in den Sinn. Dort sag­te der Wider­sa­cher bekannt­lich zu Chri­stus: Ich kann dei­ne Kir­che zerstören.
    Ich weiß, daß es ver­schie­de­ne Ver­sio­nen die­ser Visi­on gibt. Der Kern ist aber, daß Dämo­nen auf Rom her­ab­kom­men. Und so sieht es aus:
    Mei­nes Erach­tens ver­birgt sich hin­ter dem gan­zen Aber­witz des Fran­zis­kus-Pon­ti­fi­kats, hin­ter dem unge­brem­sten Wort­schwall und den ambi­va­len­ten Gesten, das Werk des Durcheinanderbringers. 

    Daß ein Jesu­it, der ja die Unter­schei­dung der Gei­ster am sorg­fäl­tig­sten prak­ti­zie­ren soll, nach zehn Jah­ren immer noch nicht bemerkt haben soll­te, wel­chen geist­li­chen und zeit­li­chen Scha­den er anrich­tet, kann nur mit einem plan­vol­len und bewuß­ten Auf­stand gegen Gott selbst erklärt wer­den. Das Böse qua Böses wur­de ange­strebt. Und, wie wir sehen, auch erfolg­reich erreicht.

  5. Herz­li­chen Dank Herrn Nar­di für die­se aus­ge­zeich­ne­te Expertise.
    An die­sem bekann­ten Prie­ster im Rund­funk habe ich mich auch schon oft gerie­ben. Er ist weit­hin bera­tungs­re­si­stent und aut­ark, aber sein „Leip­zi­ger Aller­lei“ gefällt ihm wahr­lich selbst am besten; ein guter Viel­red­ner für fast jede Gele­gen­heit: immer besticht er durch pas­sen­de Sprü­che wobei er sicher­lich viel drauf hat.

  6. Vie­len Dank für die­sen Bericht!

    Lei­der gibt es Gott­ge­weih­te, die es
    nicht mer­ken wollen… 

    Wie Orden­ge­mein­schaf­ten, Familien
    wie in Chi­na durch Entscheidungen
    des Pap­stes zer­stört werden.

    Bei einer Hl. Mes­se im Fernsehen,
    bezeich­ne­te ein Abt ‚zum 10. Jährigen
    Jah­res­tag, den Papst als einen
    Pro­ph­ti­schen Mann.

    Man kann nur den Hei­li­gen Geist
    bitten.…

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