Ist McCarrick verhandlungsunfähig?

Das verhinderte Aufräumen mit der Homo-Häresie


Papst Franziskus mit Kardinal Theodore McCarrick, dessen Anwälte verhindern wollen, daß er in Massachusetts vor Gericht gestellt wird.
Papst Franziskus mit Kardinal Theodore McCarrick, dessen Anwälte verhindern wollen, daß er in Massachusetts vor Gericht gestellt wird.

Die Anwäl­te von Theo­do­re McCar­ri­ck, „Onkel Ted“, dem aus dem Kle­ri­ker­stand ent­las­se­nen ehe­ma­li­gen Kar­di­nal, ver­su­chen zu ver­hin­dern, daß er vor Gericht gestellt wird, weil er bereits 92 Jah­re alt ist und auf­grund sei­ner Demenz nicht ver­hand­lungs­fä­hig sei.

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Die Rechts­an­wäl­te von Theo­do­re McCar­ri­ck, dem Papst Fran­zis­kus 2018 die Kar­di­nals­wür­de aberkann­te und den er 2019 aus dem Kle­ri­ker­stand ent­ließ und lai­sier­te, haben am Mon­tag einen Antrag auf Kla­ge­ab­wei­sung gestellt. McCar­ri­ck wird im kon­kre­ten Fall beschul­digt, ein Kind sexu­ell miß­braucht zu haben. Die Rechts­an­wäl­te beto­nen, daß der bis 2018 mäch­ti­ge US-Kar­di­nal an Demenz lei­de und nicht ver­hand­lungs­fä­hig sei.

McCar­ri­ck plä­dier­te im Sep­tem­ber 2021 auf „nicht schul­dig“ in dem Ver­fah­ren in Mas­sa­chu­setts. McCar­ri­ck soll im Juni 1974 als Prie­ster bei einer Hoch­zeits­fei­er im Wel­les­ley Col­lege einen Jugend­li­chen sexu­ell miß­braucht haben.

McCar­ri­ck sei von einem Pro­fes­sor für Psych­ia­trie und Ver­hal­tens­wis­sen­schaf­ten an der Johns Hop­kins Uni­ver­si­ty School of Medi­ci­ne unter­sucht wor­den, so die Rechts­an­wäl­te. Die­ser sei zum Schluß gelangt, daß der ehe­ma­li­ge Kar­di­nal und Bischof wahr­schein­lich auf­grund von Alz­hei­mer an Demenz leide.

„Er hat zwar ein begrenz­tes Ver­ständ­nis für das Straf­ver­fah­ren gegen ihn, aber auf­grund sei­ner fort­schrei­ten­den und irrepa­ra­blen kogni­ti­ven Defi­zi­te ist er nicht in der Lage, einen Anwalt sinn­voll zu kon­sul­tie­ren oder sei­ne eige­ne Ver­tei­di­gung wirk­sam zu unter­stüt­zen“, so McCar­ri­cks Anwäl­te. Zugleich beto­nen sie, daß McCar­ri­ck sei­ne Unschuld beteuert.

Die Staats­an­walt­schaft wird einen eige­nen Sach­ver­stän­di­gen beauf­tra­gen, um die Ver­hand­lungs­fä­hig­keit McCar­ri­cks festzustellen.

Ins­ge­samt lie­gen im Staat Mas­sa­chu­setts drei Fäl­le des homo­se­xu­el­len Miß­brauchs von Min­der­jäh­ri­gen durch McCar­ri­ck vor. Die Ver­jäh­rungs­frist gilt nur für die Zeit, in der McCar­ri­ck in die­sem Staat leb­te. Sobald der Haupt­wohn­sitz aus dem Staat ver­legt wird, ist die Ver­jäh­rungs­frist unter­bro­chen. Es kann daher in den genann­ten Fäl­len aus den 70er Jah­ren vor Gericht gestellt werden.

Das Opfer, das McCar­ri­ck zur Anzei­ge brach­te, sag­te 2021 vor der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de aus, daß McCar­ri­ck ein Freund der Fami­lie war und ihn als Kind zu miß­brau­chen begann. Die Staats­an­walt­schaft behaup­tet, McCar­ri­ck habe an Fami­li­en­tref­fen teil­ge­nom­men, sei mit der Fami­lie in den Urlaub gereist und das Opfer habe den Prie­ster „Onkel Ted“ genannt.

Die Staats­an­walt­schaft behaup­tet zudem, daß sich der homo­se­xu­el­le Miß­brauch über Jah­re fort­ge­setzt habe. Er sei zuletzt erfolgt, als der Jun­ge 16 Jah­re alt war und an der Hoch­zeits­fei­er sei­nes Bru­ders teilnahm.

McCar­ri­ck wur­de 1958 in New York vom homo­se­xu­el­len Erz­bi­schof Fran­cis Kar­di­nal Spell­man zum Prie­ster geweiht und mach­te im libe­ra­len, homo­phi­len Milieu in New York stei­le Kar­rie­re. 1969 ernann­te ihn Kar­di­nal Terence Coo­ke, Spell­mans Nach­fol­ger als Erz­bi­schof von New York, zu sei­nem per­sön­li­chen Sekre­tär. Coo­ke selbst war per­sön­li­cher Sekre­tär Spell­mans gewe­sen. 1977 ernann­te Paul VI. auf Coo­kes Wunsch hin McCar­ri­ck zu des­sen Weih­bi­schof. Von Coo­ke ist zwar nicht direkt bekannt, daß er homo­se­xu­ell war, doch spricht vie­les dafür. Er ver­dank­te sei­ne Kar­rie­re sei­nem Amts­vor­gän­ger Spell­man, des­sen Homo­se­xua­li­tät noto­risch war, und för­der­te in glei­cher Wei­se den homo­se­xu­el­len Päd­era­sten Theo­do­re McCar­ri­ck und ande­re Homo­se­xu­el­le, vor allem deren Ernen­nung zu Bischöfen.

1981 wur­de McCar­ri­ck von Johan­nes Paul II. zum ersten Bischof von Metu­chen ernannt, einer Diö­ze­se, die zur Kir­chen­pro­vinz Newark gehört. 1986 wur­de McCar­ri­ck selbst Erz­bi­schof von Newark und 2000 schließ­lich von Washing­ton, dem poli­ti­schen Zen­trum der „ein­zi­gen ver­blie­be­nen“ Weltmacht. 

Als Bene­dikt XVI. zum Papst gewählt wur­de, eme­ri­tier­te er McCar­ri­ck und beleg­te ihn auf­grund von Hin­wei­sen über ein laster­haf­tes Leben mit Sanktionen.

Die­se wur­den von Papst Fran­zis­kus 2013 wie­der auf­ge­ho­ben, der McCar­ri­ck zu sei­nem ein­fluß­reich­sten Bera­ter für die Bischofs­er­nen­nun­gen in den USA mach­te. Dies geschah, obwohl der dama­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA, Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, Fran­zis­kus im Juni 2013 aus­führ­lich über die McCar­ri­ck bela­sten­den Infor­ma­tio­nen in Kennt­nis gesetzt hat­te. Erst als sich 2017 ein ehe­ma­li­ger Mini­strant mel­de­te und behaup­te­te, als Jugend­li­cher von McCar­ri­ck begrapscht wor­den zu sein, und der inzwi­schen eme­ri­tier­te Msgr. Viganò eine Ankla­ge for­mu­lier­te, berich­te­te die New York Times über McCar­ri­cks Dop­pel­le­ben. Nun erst ergriff Fran­zis­kus Maß­nah­men, indem er McCar­ri­ck die Kar­di­nals­wür­de ent­zog und behaup­te­te, von allem nichts gewußt zu haben.

Als in den USA im Zuge die­ses Skan­dals eine Abrech­nung mit den Homo-Seil­schaf­ten und ein Auf­räu­men in der Kir­che droh­ten, zog Fran­zis­kus aber sofort wie­der die Hand­brem­se. Er blockier­te die Absich­ten der US-Bischofs­kon­fe­renz mit einem direk­ten Ver­bot. Gleich­zei­tig berief er für Febru­ar 2019 einen Anti-Miß­brauchs­gip­fel in den Vati­kan ein, bei dem er das Kunst­stück zustan­de brach­te, obwohl 80 Pro­zent der Miß­brauchs­fäl­le homo­se­xu­el­ler Natur sind, das Wort Homo­se­xua­li­tät nie in den Mund zu neh­men – und so zu tun, als stün­de die Homo­se­xua­li­tät in kei­nem, schon gar nicht in einem ursäch­li­chen Zusam­men­hang mit dem sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dal, der die Kir­che seit Jah­ren beutelt.

Seit­her steht der Vor­wurf gegen Fran­zis­kus im Raum, nicht nur Theo­do­re McCar­ri­ck geschützt zu haben, son­dern auch die Homo-Fron­de im US-Epi­sko­pat und den von ihr geschütz­ten homo­se­xu­el­len Kle­rus geret­tet zu haben. Als 1995 ein ande­rer von Kar­di­nal Coo­ke zum Weih­bi­schof von New York Beför­der­ter auf­grund von Homo- und Dro­gen­ex­zes­sen an AIDS starb, konn­te die Sache medi­al unter Kon­trol­le gehal­ten wer­den. Ganz anders war das beim McCar­ri­ck-Skan­dal, als es um sexu­el­len Miß­brauch Min­der­jäh­ri­ger ging. Nie stand es in der US-Kir­che für die Homo-Seil­schaf­ten mehr Spitz auf Knopf als im Som­mer und Herbst 2018. Es war Papst Fran­zis­kus, des­sen Pon­ti­fi­kat im Zei­chen der „Öff­nung“ gegen­über der Homo­se­xua­li­tät steht, der mit sei­ner gan­zen Macht­fül­le den in der US-Kir­che bevor­ste­hen­den Kampf gegen die Homo-Häre­sie verhinderte.

Wäh­rend Erz­bi­schof Viganò dis­kre­di­tiert wur­de, ver­sprach Fran­zis­kus gleich­zei­tig eine scho­nungs­lo­se Unter­su­chung, wie es zu McCar­ri­cks Auf­stieg und sei­nem unge­stör­ten Dop­pel­le­ben kom­men konn­te. Wie es sein konn­te, daß er sei­ne eige­nen Semi­na­ri­sten homo­se­xu­ell kor­rum­pier­te und den­noch im Amt blieb. Der Bericht wur­de nach der laut­star­ken Ankün­di­gung jedoch auf die lan­ge Bank gescho­ben und immer wei­ter ver­zö­gert. Als er schließ­lich im Novem­ber 2020 doch vor­ge­legt wur­de, war er in den ent­schei­den­den Punk­ten nichts­sa­gend und ging inmit­ten des alle Auf­merk­sam­keit auf sich zie­hen­den Coro­na-Thea­ters unter. Mehr noch: Fran­zis­kus schob die Schuld Johan­nes Paul II. zu, der gewußt habe, daß McCar­ri­ck zu Semi­na­ri­sten ins Bett stieg, und ihn den­noch auf Emp­feh­lung zum Bischof von Metu­chen ernann­te. Sein eige­nes Ver­hal­ten gegen­über McCar­ri­ck, dem er mehr Ein­fluß ein­räum­te als alle sei­ne Vor­gän­ger, erklär­te Fran­zis­kus nicht. Auch der Aspekt, daß McCar­ri­ck, ein talen­tier­ter Geld­be­sor­ger, sich vati­ka­ni­sches Wohl­wol­len regel­recht erkauft hat­te, wur­de nicht wei­ter thematisiert.

Die­se Heu­che­lei gab es schon ein­mal, als sich 2002 aus­ge­rech­net Kar­di­nal McCar­ri­ck zum Spre­cher der US-Bischö­fe für eine „Null-Tole­ranz-Poli­tik“ gegen kle­ri­ka­le Miß­brauchs­tä­ter machte.

Die Main­stream-Medi­en hat­ten längst das Inter­es­se am The­ma des „gefal­le­nen Kar­di­nals“ ver­lo­ren und an kri­ti­schen Fra­gen an Papst Fran­zis­kus waren sie ohne­hin nicht inter­es­siert. Schließ­lich erwar­tet man sich von ihm ver­schie­de­ne Para­dig­men­wech­sel, einen davon auch in Sachen Homosexualität.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Es mag sein, daß der 92jährige dement ist. In dem Alter ist eine welt­li­che Buße wahr­schein­lich auch ent­behr­lich, da er wohl in nicht in all­zu fer­ner Zeit vor einem ande­ren Rich­ter ste­hen wird.

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