Historische Überlegungen zum Moskauer Patriarchat (Teil 1)

Das Schisma der russischen Kirche von Konstantinopel und von Rom


Blick auf den Zarenpalast, die Verkündigungskathedrale, die Erzengel-Michael-Kathedrale und den Glockenturm von Iwan III.
Blick auf den Zarenpalast, die Verkündigungskathedrale, die Erzengel-Michael-Kathedrale und den Glockenturm von Iwan III.

Von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Die Anzie­hungs­kraft, die eini­ge poli­ti­sche und reli­giö­se Krei­se im Westen durch das Mos­kau­er Patri­ar­chat emp­fin­den, geht ein­her mit einer tief­grei­fen­den Unkennt­nis sei­ner Geschich­te. Wir wol­len ver­su­chen, die­se Lücke zu schließen.

Der grund­le­gen­de Aus­gangs­punkt ist das sieb­zehn­te öku­me­ni­sche Kon­zil der Kir­che, das 1439 unter Papst Eugen IV. in Flo­renz statt­fand.1 An der gro­ßen Ver­samm­lung nahm unter der Lei­tung von Kai­ser Johan­nes VIII. Paläo­lo­gus und Patri­arch Joseph II. mit sei­nem Kle­rus eine gro­ße Grup­pe von etwa 700 Per­so­nen aus Kon­stan­ti­no­pel teil. Mit dabei war auch der grie­chi­sche Mönch Isi­dor (1385–1463), Metro­po­lit von Kiew und der gan­zen Rus (Ruß­land). Der Metro­po­lit von Kiew, der nicht den Titel eines Patri­ar­chen trug, wur­de von Kon­stan­ti­no­pel ernannt, und die Stadt Mos­kau, die bis zum 15. Jahr­hun­dert kei­ne bedeu­ten­de Rol­le in der rus­si­schen Reli­gi­ons­ge­schich­te spiel­te, hing von ihm ab.

In Flo­renz fand ein gro­ßes Ereig­nis statt: Am 6. Juli 1439 wur­de das Dekret Lae­ten­tur Coeli et exul­tet ter­ra [Die Him­mel mögen erfreut wer­den und die Erde jub­le] unter­zeich­net, das das Gro­ße Schis­ma2 been­de­te, das 1054 die katho­li­sche Kir­che von Rom von der selbst­er­nann­ten „ortho­do­xen“ Kir­che von Kon­stan­ti­no­pel getrennt hat­te. Die päpst­li­che Bul­le ende­te mit fol­gen­der fei­er­li­chen dog­ma­ti­schen Defi­ni­ti­on, die vom byzan­ti­ni­schen Kai­ser, dem Patri­ar­chen von Kon­stan­ti­no­pel und den grie­chi­schen Vätern unter­zeich­net wurde:

„Eben­so defi­nie­ren wir, daß der hei­li­ge Apo­sto­li­sche Stuhl und der Römi­sche Papst den Pri­mat auf der gan­zen Welt hat und daß der Römi­sche Papst selbst der Nach­fol­ger des seli­gen Petrus, des Für­sten der Apo­stel, der wah­re Stell­ver­tre­ter Chri­sti, das Haupt der gan­zen Kir­che, Vater und Arzt aller Chri­sten ist, und daß unser Herr Jesus Chri­stus ihm in der Per­son des seli­gen Petrus die gan­ze Voll­macht über­tra­gen hat, die uni­ver­sa­le Kir­che zu wei­den, zu regie­ren und zu lei­ten, wie es auch in den Akten der öku­me­ni­schen Kon­zi­li­en und in den hei­li­gen Cano­nes bezeugt ist.„3

Es han­del­te sich um eine ech­te Rück­kehr zu den Quel­len. In der Tat gehen die Ursprün­ge der Rus auf die Tau­fe des hei­li­gen Wla­di­mir im Jahr 988 zurück, als Kon­stan­ti­no­pel noch mit Rom ver­eint war und der Kie­wer Staat Teil einer ein­zi­gen Res publi­ca chri­stia­na unter der Füh­rung des Pap­stes war. Johan­nes Paul II. sag­te am 5. Mai 1988, daß „die Tau­fe des hei­li­gen Wla­di­mir und der Kie­wer Rus vor ein­tau­send Jah­ren heu­te zu Recht als ein uner­meß­li­ches Geschenk Got­tes an alle Ost­sla­wen, ange­fan­gen beim ukrai­ni­schen und beim weiß­rus­si­schen Volk, betrach­tet wird. Selbst nach der Abspal­tung der Kir­che von Kon­stan­ti­no­pel betrach­te­ten die­se bei­den Völ­ker Rom als die allei­ni­ge Mut­ter der gesam­ten christ­li­chen Fami­lie. Genau aus die­sem Grund wich Isi­dor, Metro­po­lit von Kiew und der gesam­ten Rus, nicht von den authen­tisch­sten Tra­di­tio­nen sei­ner Kir­che ab, als er 1439 auf dem öku­me­ni­schen Kon­zil von Flo­renz das Dekret über die Uni­on zwi­schen der grie­chi­schen und der latei­ni­schen Kir­che unter­zeich­ne­te.“ 4

Am 18. Dezem­ber 1439 zeich­ne­te Eugen IV. das Enga­ge­ment des Kie­wer Erz­bi­schofs Isi­dor für die Ein­heit mit Rom mit dem Kar­di­nals­pur­pur aus. Nach Abschluß des Kon­zils schick­te der Papst Isi­dor als sei­nen Lega­ten nach Ruß­land zurück, um das Dekret von Flo­renz umzu­set­zen.5 In Kiew6 und sei­nen neun Suf­fra­gan­bis­tü­mern stieß Isi­dor auf kei­ne Schwie­rig­kei­ten, wohl aber in Mos­kau, wo die Uni­on von Fürst Was­si­li II. (Basi­li­us) (1415–1462) stark ange­fein­det wur­de. Bei sei­ner ersten Mes­se in der Him­mel­fahrts­ka­the­dra­le im Kreml am 19. März 1441 nann­te Isi­dor wäh­rend der lit­ur­gi­schen Gebe­te aus­drück­lich den Papst und ver­las das Uni­ons­de­kret, wobei er ein gro­ßes katho­li­sches Kreuz an der Spit­ze der Pro­zes­si­on trug. Außer­dem über­gab er Was­si­li ein Schrei­ben, in dem Eugen IV. ihn bat, die Aus­brei­tung des Katho­li­zi­tät in den rus­si­schen Gebie­ten zu unter­stüt­zen. Der Fürst von Mos­kau lehn­te jedoch die Beschlüs­se des Kon­zils von Flo­renz ab und ließ den Metro­po­li­ten ver­haf­ten. Isi­dor konn­te ent­kom­men und nach Rom flie­hen, wäh­rend Was­si­li den Bischof von Rja­san und Murom, Jonas [zu des­sen Diö­ze­se Mos­kau gehör­te], ohne Zustim­mung des Patri­ar­chen von Kon­stan­ti­no­pel zum neu­en Metro­po­li­ten von Ruß­land erhob und sich damit vom Patri­ar­chat von Kon­stan­ti­no­pel, das in die Ein­heit mit Rom zurück­ge­kehrt war, los­sag­te. Die­se poli­ti­sche Ent­schei­dung war der erste Schritt zur Auto­ke­pha­lie [natio­nal­kirch­li­che Eigen­stän­dig­keit] der rus­si­schen Kir­che, die auch noch heu­te unab­hän­gig von der grie­chi­schen Kir­che ist.

Isi­dor kehr­te nach Rom zurück und unter­nahm zwei Mis­sio­nen nach Kon­stan­ti­no­pel, die erste 1444 auf Geheiß von Eugen IV., die zwei­te im Auf­trag von Niko­laus V. im Dezem­ber 1452, am Vor­abend des Zusam­men­bruchs der Stadt. Am 28. Mai 1453 wur­de Kon­stan­ti­no­pel von den Tür­ken ange­grif­fen, das Byzan­ti­ni­sche Reich löste sich auf und die Hagia Sophia, die größ­te Kir­che des Ostens, wur­de in eine Moschee umge­wan­delt. Dies war nicht nur das Ende des Rei­ches, son­dern auch das Ende jenes Patri­ar­chats von Kon­stan­ti­no­pel, das sein Schick­sal mit dem des Byzan­ti­ni­schen Rei­ches ver­bin­den wollte.

In den Tagen der Bela­ge­rung gelang es Isi­dor von Kiew erneut auf wun­der­sa­me Wei­se, sich zu ret­ten und nach Rom zurück­zu­keh­ren. Papst Calix­tus III. ver­lieh ihm 1456 das Erz­bis­tum von Niko­sia und Pius II. 1458 das latei­ni­sche Patri­ar­chat von Kon­stan­ti­no­pel. Trotz die­ser Ämter, zu denen 1461 noch das des Dekans des hei­li­gen Kar­di­nals­kol­le­gi­ums hin­zu­kam, leb­te er in den letz­ten Jah­ren sei­nes Lebens in finan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten: Alle sei­ne Besitz­tü­mer waren für die Ver­tei­di­gung Kon­stan­ti­no­pels ver­wen­det wor­den, des­sen Fall ihn sehr schmerz­te. Die­ser Ver­fech­ter des Glau­bens und Ver­tei­di­ger des Vater­lan­des starb am 27. April 1463 in Rom und wur­de im Peters­dom bei­gesetzt, nicht weit vom Grab des Apo­stel­für­sten ent­fernt, für des­sen Pri­mat er sich vehe­ment ein­ge­setzt hat­te. Der schreck­li­che Ein­druck, den die Kata­stro­phe von Byzanz bei ihm hin­ter­las­sen hat­te, ist in einer Epi­stu­la lugu­bris et mole­sta (beschwer­li­cher Trau­er­brief, in: Pat­ro­lo­gia Grae­ca, XLIX, Sp. 944 ff) festgehalten.

Nach dem Fall von Kon­stan­ti­no­pel woll­te sich Mos­kau zum Erben von des­sen poli­ti­scher und reli­giö­ser Rol­le auf­schwin­gen. Die Hei­rat des Groß­für­sten von Mos­kau Iwan III. im Jahr 1472 mit Prin­zes­sin Sophia, der Nich­te des letz­ten ost­rö­mi­schen Kai­sers Kon­stan­tin XI. Paläo­lo­gus, der 1453 auf den Mau­ern Kon­stan­ti­no­pels gefal­len war, schien die­se Ent­schei­dung zu besiegeln.

Es war in den Jah­ren der Revol­te Mar­tin Luthers, als das Ver­ständ­nis von Mos­kau als dem „Drit­ten Rom“ vor­ge­bracht wur­de. Das Mani­fest die­ser Ideo­lo­gie war der Brief (1523) des Mönchs Phi­lo­theus aus dem Klo­ster Pskow an den Groß­für­sten von Mos­kau Was­si­li III. (Basi­li­us Iwa­no­witsch). In die­sem kur­zen theo­lo­gisch-poli­ti­schen Trak­tat inter­pre­tiert Phi­lo­theus die rus­si­sche Geschich­te als Plan der Vor­se­hung nach dem „Fall“ sowohl des ersten als auch des zwei­ten Roms. Das erste, das alte Rom, habe sich zwi­schen dem 9. und 10. Jahr­hun­dert vom rech­ten Glau­ben abge­wandt und sei­ne Vor­rech­te ein­ge­büßt; das zwei­te, Kon­stan­ti­no­pel, sei als gerech­te Ver­gel­tung für das Fest­hal­ten an der Uni­on mit Rom in die Hän­de der Tür­ken gefal­len. Ihre histo­ri­sche Rol­le soll­te von Mos­kau über­nom­men wer­den. Der rus­si­sche Mönch drück­te es so aus: „Die Kir­che des alten Roms ist durch die got­tes­lä­ster­li­che Häre­sie des Apol­li­na­ris gefal­len. Die Kir­chen­to­re des Zwei­ten Rom, der Stadt Kon­stan­tins, zer­bra­chen die Haga­ren­kel [Mus­li­me] mit Äxten und Bei­len“, wäh­rend der Groß­fürst von Mos­kau als „recht­gläu­big“ bezeich­net wur­de, „der auf der gan­zen Erde den Chri­sten der ein­zi­ge Zar und Zaum­hal­ter der hei­li­gen, gött­li­chen Altä­re der hei­li­gen öku­me­ni­schen, apo­sto­li­schen Kir­che ist. (…) Das ist das rus­si­sche Zaren­tum. Denn zwei Roms sind gefal­len, das drit­te steht, ein vier­tes aber wird nicht sein.“

Von da an ent­wickel­te sich in Ruß­land ein hef­ti­ger theo­lo­gi­scher und poli­ti­scher Haß gegen die römi­sche Kir­che und die abend­län­di­sche Chri­sten­heit. Mit Iwan IV. dem Schreck­li­chen (1530–1584) wur­de das ortho­do­xe Chri­sten­tum zu einer Art Natio­nal­re­li­gi­on. Ruß­land prä­sen­tier­te sich als das Hei­lig­tum des wah­ren Glau­bens, und der Mos­kau­er Kreml war die Festung, die den Grün­dungs­my­thos des Drit­ten Roms ver­kör­per­te. Unter sei­nem Nach­fol­ger Fjo­dor I. (1557–1598) wur­de 1589 das Patri­ar­chat von Mos­kau errich­tet, mit dem Ruß­land den Weg zur reli­giö­sen Auto­ke­pha­lie ein­schlug.7 Die Kon­sti­tu­ie­rung des Mos­kau­er Patri­ar­chats war sowohl der Ankunfts- als auch der Aus­gangs­punkt einer Apo­sta­sie, die nicht weni­ger schwer­wie­gend war als die von Mar­tin Luther. 

(Fort­set­zung folgt)

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.

Bücher von Prof. Rober­to de Mat­tei in deut­scher Über­set­zung und die Bücher von Mar­tin Mose­bach kön­nen Sie bei unse­rer Part­ner­buch­hand­lung beziehen.

Übersetzung/​Anmerkungen: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana


1 Das sieb­zehn­te öku­me­ni­sche Kon­zil tag­te ins­ge­samt von 1431 bis 1445. Es wur­de ursprüng­lich in Basel vor dem Hin­ter­grund der Hus­si­ten­krie­ge und der Tür­ken­ge­fahr ein­be­ru­fen, tag­te ab 1438 in Fer­ra­ra, schließ­lich wegen der Pest ab 1439 in Flo­renz, und ende­te in Rom.

2 Auch Mor­gend­län­di­sches Schis­ma oder Grie­chi­sches Schis­ma genannt.

3 Bulla unio­nis grae­corum, 6. Juli 1439, auf der Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls: „Item dif­fi­ni­mus sanc­tam apo­sto­li­cam sedem et Roma­num pon­ti­fi­cem in uni­ver­sum orbem tene­re pri­ma­tum, et ipsum pon­ti­fi­cem Roma­num suc­ces­sorem esse bea­ti Petri prin­ci­pis apo­sto­lorum et ver­um Chri­sti vica­ri­um toti­us­que eccle­siae caput et omni­um chri­stia­n­o­rum patrem ac doc­torem exi­ste­re, et ipsi in bea­to Petro pas­cen­di, regen­di ac guber­nan­di uni­ver­sa­lem eccle­si­am a domi­no nostro Iesu Chri­sto ple­nam pote­statem tra­di­tam esse, quem­ad­mo­dum eti­am in gestis oecu­me­ni­corum con­ci­li­o­rum et in sacris cano­ni­bus con­ti­netur“.

4 Anspra­che von Johan­nes Paul II. an die Teil­neh­mer eines Sym­po­si­ums über die sla­wisch-byzan­ti­ni­sche Chri­sten­heit, 5. Mai 1988.

5 Der Metro­po­lit von Kiew und ganz Ruß­land hat­te Kiew ver­las­sen müs­sen, weil es 1240 von den Mon­go­len erobert und zer­stört wur­de. Seit 1251 leb­te er meist in Now­go­rod am Ilmen­see (Nord­west­ruß­land) und Wla­di­mir (öst­lich von Mos­kau), wohin der Groß­fürst der Kie­wer Rus sei­nen Sitz ver­leg­te. 1299 wur­de der Sitz des Kie­wer Metro­po­li­ten offi­zi­ell nach Wla­di­mir, dann ab 1326 nach Mos­kau über­tra­gen, das der Groß­fürst kurz dar­auf zu sei­ner Resi­denz mach­te. Als Isi­dor nach Mos­kau zurück­kehr­te, war der Groß­fürst noch den Mon­go­len tri­but­pflich­tig, von denen er sich erst 1480 voll­stän­dig befrei­en konn­te. Der mit Rom unier­te Patri­arch von Kon­stan­ti­no­pel ernann­te nach der Abset­zung von Isi­dor von Kiew einen neu­en unier­ten Metro­po­li­ten von Kiew und der gan­zen Rus. Da der Groß­fürst von Mos­kau aber eigen­mäch­tig einen eige­nen, nicht-unier­ten Metro­po­li­ten ernannt hat­te, teil­te der Papst – durch die Uni­on von Ost- und West­kir­che legi­ti­miert – die Metro­po­lie Kiew ent­lang der Gren­ze zwi­schen Litau­en-Polen und dem Groß­für­sten­tum Mos­kau. Dadurch gab es den unier­ten Metro­po­li­ten von Kiew und der gan­zen Rus wie­der mit Sitz in Kiew für die Gebie­te der Rus, die unter katho­li­scher Herr­schaft stan­den, wäh­rend die neu­errich­te­te Metro­po­lie für das Mos­kau­er Reich nicht besetzt wer­den konn­te. Dort gab es dafür den rus­sisch-ortho­do­xen Metro­po­li­ten in Mos­kau, der sei­ner­seits den Anspruch erhob, der legi­ti­me Nach­fol­ger der alten Metro­po­li­ten von Kiew und der gan­zen Rus zu sein.

6 Die katho­li­schen Litau­er hat­ten Kiew und das Gebiet der west­li­chen Diö­ze­sen, die dem Metro­po­li­ten unter­stan­den, also den west­li­chen Teil der Rus, in der ersten Hälf­te des 14. Jhdts. von den Mon­go­len befreit. Kiew selbst gehör­te von 1362 bis 1654 zu Litau­en bzw. Litau­en-Polen. In die­sem Gebiet konn­te die Uni­on von 1439 durch­ge­setzt wer­den, wenn auch nicht ohne Wider­stand jenes Teils des ost­kirch­li­chen Kle­rus und der Gläu­bi­gen, die sich an Mos­kau hielten.

7 Einen aus­ge­zeich­ne­ten Ein­blick bie­tet Gio­van­ni Code­vil­la: Chie­sa e Impe­ro in Rus­sia. Dal­la Rus’ di Kiev alla Federa­zio­ne rus­sa (Kir­che und Reich in Ruß­land. Von der Kie­wer Rus zur Rus­si­schen Föde­ra­ti­on), Jaca Book, Mai­land 2012.

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2 Kommentare

  1. Ich emp­feh­le dem Autor drin­gend sich die wah­re Geschich­te des Mos­kau­er Patri­ar­chats und der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che befas­sen, die der berühm­te­sten Kreml-Kri­ti­ker der Sowjet­uni­on dem Oppo­stio­nel­len Sol­sche­ni­zyn aus sei­ner Per­spek­ti­ve ver­fasst hat, sich sei­ne Sicht zu die­sem The­ma durch­zu­le­sen. Er war selbst ein tief­gläu­bi­ger ortho­do­xer CHrist. Und auch er war der Mei­nung, dass das rus­sisch ortho­do­xe Chri­sten­tum in einer tie­fen Kri­se sich zum Zeit­punkt der Okto­ber­re­vo­lu­ti­on im Jah­re der 1917 war.
    Sei­ne Ver­si­on unter­schie­det sich gra­vie­rend von der Ver­si­on des Autors auf die­ser Seite.
    Etwa bis Mit­te des 17. Jahr­hun­derts war das rus­sisch ortho­do­xe Chri­sten­tum des Mos­kau­er Patri­ar­chats aber auf dem rich­ti­gen theo­lo­gi­schen Weg. Dann beschlos­sen die Staats­män­ner neue Refor­men. Von da an ging es mit der rus­sisch ortho­do­xen Kir­che steil berg­ab. Übri­gens die­se Refor­men von damals wur­den auch im Kie­wer Patri­ar­chat 1 zu 1 umge­setzt und die­se sind bis heu­te noch im Kie­wer Patri­ar­chat in Kraft (das sich von Mos­kau längst abge­spal­ten und unab­hän­gig gemacht hat).

  2. Das ist tat­säch­lich auch für Histo­ri­ker ein wert­vol­ler Arti­kel, zeigt er doch was das eigent­li­che Pro­blem in der Ortho­do­xie ist. Der Herr­scher des Lan­des ist fak­tisch das Ober­haupt der jewei­li­gen Kir­che und gilt als unfehl­bar, selbst wenn er nicht ein­mal getauft ist, wie Selens­kij. aus der Sicht der Rus­sisch-Ortho­do­xen Kir­che war daher der Auf­tritt von Volo­do­mir Selens­kij in der Kathe­dra­le von Kiew ein Sakri­leg son­der­glei­chen und hat zu jener Ver­här­tung und Ver­bit­te­rung inner­halb der rus­si­schen Ortho­do­xie geführt, die wir nun auf den Schlacht­fel­dern in der Ost-Okrai­ne täg­lich erleben.
    Im Lich­te von Fati­ma soll­te daher die Katho­li­sche Kir­che nicht mehr die Über­win­dung des Kom­mu­nis­mus – er ist immer noch in zumin­dest fünf Län­dern Staats­dok­trin (VR Chi­na, Nord­ko­rea, Viet­nam, Laos, Kuba) – son­dern in der Über­win­dung des ortho­do­xen Irr­tums des Cae­sar­opa­pis­mus, der schon im Bil­der­streit (Eiko­no­klas­mos) ver­hee­rend war und immer wie­der Län­der dazu geneigt hat, sich eige­ne staats­treue auto­ke­pha­le Kir­che zu schaf­fen, wie eben auch die Ukrai­ne, Russ­land, Bela­rus, Rumä­ni­en. Die­se zer­fa­sern lei­der all­zu­häu­fig in sek­ten­ähn­li­che Struk­tu­ren, wor­in sich Fun­da­men­ta­lis­mus und Fana­tis­mus aus­brei­ten und den Gedan­ken an Hei­li­ge Krie­ge oder zu Bür­ger­krie­gen füh­ren, wie teil­wei­se auch im Liba­non gesche­hen ist.
    Histo­risch ist ohne den Cae­sar­opa­pis­mus, der gera­de im Rus­si­schen Zaren­reich einen Höhe­punkt gehabt hat auch ein Grund dafür, dass sich die ortho­do­xen Chri­sten spä­ter doch recht ein­fach der kom­mu­ni­sti­schen Par­tei unter­wor­fen haben – der Staats­len­ker muß ja in irgend­ei­ner Wei­se von Gott an die­sem Platz ste­hen, das hat ja Gott zuge­las­sen und wenn es sogar ein Jude oder Mus­lim ist.

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