(Rom) Der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, und der Generalrelator der Synodalitätssynode, Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, haben den Bischöfen auf der ganzen Welt geschrieben und ihnen versichert, daß die Bischofssynode über die Synodalität nicht durch „vorgefertigte Ergebnisse“ manipuliert werde. Wie glaubhaft ist die Beteuerung?
Der Vorwurf wurde gleich nach den schlechten Erfahrungen mit der ersten Bischofssynode unter Papst Franziskus erhoben. Dreizehn Kardinäle schrieben deshalb am Beginn der zweiten Familiensynode im Oktober 2015 einen Brief an Franziskus, mit dem sie gegen „vorgefertigte Ergebnisse“ protestierten. Der Papst reagierte empört und sprach von einer „konspirativen Hermeneutik“, was in die weltliche Sprache übersetzt wohl so etwas wie „Verschwörungstheorie“ meinte. Ein Begriff, der 1967 als politische Totschlagvokabel erfunden wurde, als zu viele US-Amerikaner Zweifel an der offiziellen These zur Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy hegten.
In Wirklichkeit hatten die ranghohen Kritiker aus dem Kardinalskollegium ins Schwarze getroffen. Einige manipulative Elemente konnten zu dieser Zeit schon nicht mehr korrigiert werden, etwa die einseitige Zusammensetzung der Synodalen. Auch Franziskus hatte aus der ersten Familiensynode gelernt und seine Ernennungspolitik entsprechend adaptiert. Zu den eklatanten Fällen gehörte der Ausschluß von Kardinal Raymond Burke, der in der ersten Familiensynode nolens volens zum Wortführer der Verteidiger der überlieferten kirchlichen Moral- und Ehelehre geworden war. Franziskus setzte ihn einfach vor die Tür und enthauptete damit die Gegenseite. Auch strukturelle Veränderungen wurden nicht mehr rückgängig gemacht, etwa die einseitige Informationspolitik zur Synode. Die Synodenarbeit findet unter Franziskus, entgegen der früheren Praxis, unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Dafür wird vom Synodensekretariat täglich eine Pressekonferenz abgehalten. Zu dieser wurden aber nur Vertreter einer bestimmten Richtung eingeladen. Die Presse bekam damit nur eine Seite vorgesetzt und mußte dadurch ein verzerrtes Bild der Synode gewinnen. Die Verteidiger der überlieferten Lehre, die Franziskus nicht ganz verhindern konne, kamen zwar in der Synode zu Wort, nach außen hin aber nicht.
Die auf die Familiensynoden folgenden Synoden über die Jugend und über den Amazonas bestätigten die Befürchtungen.
Der Vorwurf einer ferngelenkten Synode wurde nach dem Tod von Benedikt XVI. erneut laut, als der Vatikanist Sandro Magister bekanntgab, daß der soeben verstorbene Kardinal George Pell der Autor einer Denkschrift war, die im Frühjahr 2022 unter den Kardinälen verteilt wurde. Darin erhob er auch den schweren Vorwurf der Synodenmanipulation.
Nun reagierten das Generalsekretariat der Bischofssynode und der Generalrelator für die stattfindende Synodalitätssynode. In einem Schreiben an alle Diözesanbischöfe weisen die Kardinäle Grech und Hollerich den Vorwurf zurück und beteuern, daß niemand „vorgefertigte Ergebnisse“ beabsichtige.
Plausibel klingt das nicht, denn die Fakten sehen anders aus. Allein die Tatsache, daß vier namhafte Kardinäle keine Antwort auf ihre Dubia (Zweifel) zum nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia der Familiensynode erhielten, spricht Bände. Unter ihnen befand sich auch Kardinal Burke, der zuvor von der Synodenarbeit durch päpstlichen Entscheid ferngehalten wurde.
Auch die Ermahnung durch die Kardinäle Grech und Hollerich, niemand beabsichtige „andere Themen“ in die Synode einzuschleusen, kann wenig Glaubwürdigkeit beanspruchen. Alle bisherigen Synoden zeigten das Gegenteil. Es waren immer dem Papst nahestehende Personen, die andere Themen einzuschleusen versuchten: mehrfach bereits die Anerkennung der Homosexualität, die Kommunion für alle, die Aufweichung des sakramentalen Priestertums usw. Anders ausgedrückt, das Einschleusen erfolgte jeweils von oben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: synod.va (Screenshots)