Das hat Benedikt XVI. nicht verdient

Kritische Analyse der Predigt von Papst Franziskus bei der Totenmesse für seinen Vorgänger


Die Predigt, die Papst Franziskus in der Totenmesse für seinen Vorgänger als Nachruf auf Benedikt XVI. hielt, verdient eine kritische Betrachtung.
Die Predigt, die Papst Franziskus in der Totenmesse für seinen Vorgänger als Nachruf auf Benedikt XVI. hielt, verdient eine kritische Betrachtung.

Von Amand Timmermans

Anzei­ge

Der in der Toten­mes­se für sei­nen Vor­gän­ger Bene­dikt XVI. am 5. Janu­ar von Papst Fran­zis­kus auf dem Peters­platz in Rom vor­ge­tra­ge­ne Text ist ein schä­bi­ges Lächer­lich­ma­chen von Papst Bene­dikt XVI. und zyni­sches Ver­hoh­ne­pie­peln der römisch-katho­li­schen Gläu­bi­gen. Zunächst: Papst Fran­zis­kus beherrscht kein Alt­grie­chisch und noch weni­ger die Koi­né, und auch nur sehr wenig Latein (das wur­de damals im chi­le­ni­schen Novi­zi­at nur mini­mal beigebracht).

Das heißt: Wich­ti­ge Pas­sa­gen die­ses Tex­tes und sei­ner Schlüs­sel­wör­ter wur­den von sei­nen „Freun­den“ und „Bera­tern“ hin­ein­ge­schrie­ben – und die haben es in sich. [Der Spra­che nach zu urtei­len, wur­de die Pre­digt vom päpst­li­chen Ghost­wri­ter Msgr. Vic­tor Manu­el Fernán­dez, heu­te Erz­bi­schof von La Pla­ta, ver­faßt, Anm. Giu­sep­pe Nardi.]

Die erste Pas­sa­ge ist auf den ersten Blick ziem­lich wirr: Mit viel Wort­ge­schwur­bel wer­den hier „die Hän­de“ bemüht, wobei es ein wenig rät­sel­haft von den „Hän­den Got­tes“ zu den von Nägeln durch­bohr­ten „Hän­den des Herrn“ (Chri­stus) und dann naht­los zu den „schwa­chen Hän­den der Apo­stel“ übergeht.

Chri­sto­lo­gisch wird en pas­sant kon­stru­iert, daß Gott (der Vater) mit sei­nen Hän­den Ver­ge­bung an Chri­stus wei­ter­gibt und Mit­ge­fühl und Hei­lung und Barm­her­zig­keit und neben­her auch noch Sal­bung und Segen. Und weil Jesus Chri­stus das alles aus den Hän­den sei­nes Vaters bekam, konn­te er sich „dann auch in die Hän­de sei­ner Brü­der und Schwe­stern geben“, also sei­ner Jünger.

Als wür­den sich dar­aus nicht schon genü­gend Fra­gen erge­ben, sag­te Fran­zis­kus wei­ter, daß sich Chri­stus gera­de dadurch vom Wil­len Got­tes „fein bear­bei­ten“ ließ (sic), wobei es um eine bar­ba­ri­sche Aus­peit­schung, ein fürch­ter­li­ches Kreuz­tra­gen und den Erstickungs­tod am Kreuz geht…

Wenn Papst Fran­zis­kus hier sagt, daß (der Herr) „in Offen­heit für die Gescheh­nis­se“ „die Kon­se­quen­zen und Schwie­rig­kei­ten des Evan­ge­li­ums“ auf sich nahm, wird hier mit Geschwätz der Akteur der Geschich­te, ja alles ver­wech­selt: Jesus Chri­stus ist der Men­schen­sohn, Gott, Logos, der Erlö­ser. Er ist die zen­tra­le Figur der Erlösungsgeschichte.

Dann folgt ein eben­so abrup­ter wie plan­lo­ser Über­gang von den ver­wun­de­ten Hän­den Chri­sti zu den (Hän­den des) Hir­ten und wei­ter zu jenen des Töp­fers und Jesa­ja 29,17.

Das ist wohl sar­do­nisch gemeint, spricht Jesa­ja (29,15–16) in den Ver­sen davor gera­de von den schwei­gen­den Rebel­len und Unter­mi­nie­rern des Glau­bens, die in Stil­le und ohne Auf­se­hen den Glau­ben demo­lie­ren. Da gibt die Cama­ril­la der Domus Santæ Martæ ein Lebens­zei­chen von sich…

Dann wird es erst recht ziem­lich wirr und hane­bü­chen: Da steht dann wirk­lich, daß er (Bene­dikt XVI.) sich so „in die schwa­chen Hän­de sei­ner Jün­ger“ legt, um …: „Nehmt und esst, nehmt und trinkt, das ist mein Leib…“ zu sagen. Was schon frü­her bei Papst Fran­zis­kus auf­fiel: Es war in der Ver­gan­gen­heit manch­mal schwie­rig zu ver­ste­hen, ob von ihm, Papst Fran­zis­kus, oder von Gott die Rede ist; in die­ser Pre­digt wur­de die­se Ver­wechs­lung auch noch auf Bene­dikt XVI. aus­ge­dehnt und zwi­schen die­sem und Jesus Chri­stus durch­ge­führt. Das ist gera­de­zu unmög­lich. Da dreht sich Bene­dikt XVI. im Gra­be um.

Es wird jedoch noch wilder: 

Da steht das Wort „syn­kat­aba­sis“. Das kommt in der Hei­li­gen Schrift sehr sel­ten vor, ein­mal in der Apo­stel­ge­schich­te. Und auch bei Kir­chen­vä­tern fin­det man es nur sel­ten (Lam­pe 1267). Es bedeu­tet, „zusam­men nach unten gehen, zusam­men in die Unter­welt (den Hades) gehen, nach unten nach­fol­gen, und auch (so bei Thukidides/​Septuaginta) „aus­lei­ten, den Aus­zug begleiten“.

Wir beten für einen Ver­stor­be­nen, daß der Herr ihm die ewi­ge Ruhe geben und das ewi­ge Licht ihm leuch­ten möge. Aber die Erlö­sung, das Auf­sto­ßen des Höllen(Hades)tors ist ein­ma­lig gesche­hen, und das durch Unse­ren Herrn Jesus Christus.

Und die­ser ver­quirl­te Unsinn steht da nicht soli­tär: Er kon­tra­stiert mit dem bei Jesui­ten wohl­be­kann­ten Ter­mi­nus „Epek­ta­sis“ (nach oben kom­men). Die­ser Begriff wur­de von den Apo­steln gebraucht, auch in der Patri­stik eini­ge Male (das unend­li­che Sich­aus­strecken zum Guten bei Gre­gor von Nys­sa), erschien aber pla­ka­tiv in der Todes­an­zei­ge des Pari­ser Jesui­ten und Kar­di­nals Jean Danié­lou, gestor­ben 1976 unter pikan­ten Umstän­den bei der stadt­be­kann­ten „Mimi“.

„Nach unten“ ver­sus „nach oben“. Zwei Bei­spie­le, und wer womit bedacht wurde.

Der näch­ste Absatz ist sehr wort­reich und blu­mig und beschreibt das Gegen­teil der har­schen Behand­lung der Fran­zis­ka­ner und Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Immakula­ta, der tra­di­ti­ons­freund­li­chen Gesell­schaf­ten und Orden, der treu­ka­tho­li­schen Lai­en und der Anhän­ger der alten ehr­wür­di­gen Lit­ur­gie. Da wer­den die Opfer noch ein­mal verhöhnt.

Es folgt demon­stra­tiv noch ein Ver­weis auf Papst Fran­zis­kus (aus Exsul­ta­te et gau­de­te), dann wird es echt thea­tra­lisch. Es wird zu der Sze­ne des Sta­bat Mater refe­riert, und dabei wer­den sal­ben­de Wor­te ver­wen­det – die­ses Mal, denn im Dezem­ber 2013 leg­te Papst Fran­zis­kus in der Domus Sanc­tæ Mar­tæ der Got­tes­mut­ter Maria blas­phe­mi­sche Beschimp­fun­gen gegen Gott und den Hei­li­gen Geist in den Mund – der tota­le reli­giö­se und mora­li­sche Bank­rott. Die Kreu­zi­gung­sze­ne scheint ihn tat­säch­lich zu irritieren.

Dann folgt wie­der viel wort­rei­ches Geschwätz mit sehr viel Öl zum Mas­sie­ren, um am Ende dann wirk­lich abscheu­lich höh­nisch zu rufen: „Bene­dikt, du treu­er Freund des Bräu­ti­gams…“. Das ist unter jedem Niveau.

Die hei­li­ge Kir­che ist der mysti­sche Leib Chri­sti und eine gott­ge­weih­te Frau ist tat­säch­lich „Braut“ im über­tra­ge­nen Sinn. Gott der Herr ist und bleibt aber gött­lich, wes­halb ein Mensch, so salopp es viel­leicht manch­mal wohl­mei­nend auch gebraucht wird, nicht „der Freund“ Got­tes sein kann, jeden­falls kann dies nicht ein Papst ernst­haft verlautbaren.

Wir kön­nen, wir müs­sen Ihn lie­ben mit all unse­rer Kraft, unse­rem Her­zen und Ver­stand. Aber „Freund­schaft“ ist da nicht im Spiel.

Da schim­mert die pue­ri­le, im LGBTQ-Milieu hof­fä­hi­ge Spra­che des jet­zi­gen Pon­ti­fi­kats durch.

Sum­ma sum­ma­rum: Das hat Papst Bene­dikt XVI. nicht verdient.

Aber: Von sei­nem Nach­fol­ger Fran­zis­kus war lei­der nichts ande­res zu erwarten.

Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)


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