Flexible Bibelauslegung als Relativierung des Evangeliums

Ein kritischer Blick auf die Weihnachtsgrußbotschaft von Papst Franziskus an die Römische Kurie


Erwies sich Papst Franziskus in seiner Weihnachtsgrußbotschaft an die Römische Kurie als "Diener des Evangeliums"?
Erwies sich Papst Franziskus in seiner Weihnachtsgrußbotschaft an die Römische Kurie als "Diener des Evangeliums"?

Ein Gast­kom­men­tar von Hubert Hecker

Anzei­ge

In sei­ner Weih­nachts­an­spra­che an die Römi­sche Kurie schlägt Papst Fran­zis­kus wie­der mal auf den kon­ser­va­ti­ven Kir­chen­sek­tor ein. Das Ein­dre­schen gegen die Theo­lo­gie in tra­di­tio­nel­ler Aus­rich­tung ist seit eini­ger Zeit in meh­re­ren Papst­an­spra­chen fest­zu­stel­len. In die­sem Fall pole­mi­siert er gegen eine „Fixie­rung“ auf eine unfle­xi­ble Bibelauslegung.

Zunächst erläu­tert Fran­zis­kus sei­ne Über­le­gung mit dem abstrak­ten, für die Bibel unpas­sen­den Begriffs­paar Form und Sub­stanz: Es sei „ein Feh­ler, die Bot­schaft Jesu auf eine ein­zi­ge, all­zeit gül­ti­ge Form fest­le­gen zu wol­len. Die Form muss sich jedoch immer wie­der ver­än­dern kön­nen, damit die Sub­stanz die­sel­be bleibt.“ Heißt das, die Form etwa des Weih­nachts­evan­ge­li­ums, der Berg­pre­digt oder der Leh­re von Chri­sti Erlö­sungs­tod müss­te stän­dig ver­än­dert wer­den? Wie soll denn die Sub­stanz der Bot­schaft Jesu ohne deren Form ver­stan­den wer­den? Sol­che pom­pös-hoh­len Paro­len der Pro­gres­si­ven nach dem Mot­to: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu – sind wenig hilf­reich für den Auf­trag der Kir­che, das Evan­ge­li­um in Wahr­heit und Treue zu ver­kün­den. Sie füh­ren letzt­lich auf den (syn­oda­len) Irr­weg, ein ande­res Evan­ge­li­um als Grund­la­ge der Kir­che zu fabrizieren.

Im Anschluss an sei­nen Form-Sub­stanz-Ver­gleich fährt Fran­zis­kus rich­tig schwe­re kir­chen­theo­lo­gi­sche Geschüt­ze auf gegen die bibel- und glau­bens­treu­en Theo­lo­gen und Katho­li­ken:
„Die wah­re Häre­sie besteht nicht nur dar­in, ein ande­res Evan­ge­li­um zu pre­di­gen (vgl. Gal 1,9), wie Pau­lus sagt, son­dern auch dar­in, es nicht mehr in die jeweils aktu­el­le Spra­che und Kul­tur zu über­set­zen.“ Der Völ­ker­apo­stel Pau­lus habe „gera­de das getan“. Auch heu­te bedeu­te das Bewah­ren der Bot­schaft Chri­sti sie „leben­dig zu hal­ten und nicht, sie ein­zu­sper­ren“. Dem­nach wäre nicht das bibli­sche Evan­ge­li­um das wah­re, son­dern die aktua­li­sier­te, zeit­ge­mä­ße Fassung.

Die zentrale Anáthema-Behauptung von Franziskus

Wer das Evan­ge­li­um nicht in die jeweils zeit­ge­nös­si­sche Spra­che und Kul­tur über­set­ze, bege­he eine Häre­sie, wie wenn er ein ande­res Evan­ge­li­um pre­di­gen würde.

Aber hat Fran­zis­kus‘ Gewährs­mann Pau­lus wirk­lich das Evan­ge­li­um in die dama­li­ge Welt­kul­tur des Hel­le­nis­mus über­tra­gen? Hat der Völ­ker­apo­stel etwa in Athen den christ­li­chen Glau­ben an den einen Schöp­fer­gott und die Her­ab­kunft des einen gott­mensch­li­chen Erlö­sers in die grie­chisch-römi­sche Reli­gi­ons­kul­tur des Poly­the­is­mus und der mensch­li­chen Halb­göt­ter über­tra­gen – oder nicht gera­de den Gegen­satz zur Viel­göt­te­rei gepre­digt? Hat er die Leh­re von der leib­li­chen Auf­er­ste­hung Chri­sti und der Chri­sten an die damals herr­schen­de pla­to­ni­sche Auf­fas­sung ange­passt, nach der der Leib des Men­schen der Ker­ker für die See­le wäre? In Wahr­heit pre­dig­te er gegen alle alt­grie­chi­sche Ver­nunft die „Tor­heit“ der Auf­er­ste­hung des Flei­sches. In der Hafen­stadt Korinth waren die epi­ku­rei­sche Lust­phi­lo­so­phie und die sophi­sti­sche Pra­xis des ‚Alles ist erlaubt, wenn es mir Lust und Vor­tei­le bringt‘, weit ver­brei­tet. Hat nun Pau­lus die christ­li­che Leh­re an die heid­ni­sche Lebens­wirk­lich­keit ange­passt oder hat er die Pra­xis von Unzucht, Ehe­bruch, Ver­leum­dung, Dieb­stahl und Hab­gier scharf ver­ur­teilt (vgl. 1 Kor 6)?

Differential-Enkulturation ist der Weg des Christentums – auch für die heutige Zeit

Statt auf Anpas­sung muss­te die frü­he Kir­che auf Kon­fron­ta­ti­ons­kurs gehen gegen heid­nisch-anti­ke Unkul­tur, in der unge­bo­re­ne Kin­der abge­trie­ben und gebo­re­ne aus­ge­setzt wur­den, wo Jun­gen an Kna­ben­lieb­ha­ber aus­ge­lie­fert und Mäd­chen zur Pro­sti­tu­ti­on ver­kauft wur­den. Mit sei­ner kla­ren Bot­schaft konn­te die Kir­che die hel­le­ni­sti­sche Kul­tur umfor­men. Die christ­li­che Leh­re von der Gott­eben­bild­lich­keit aller Men­schen sowie ihrer Erlö­sung durch Jesus Chri­stus hat lang­fri­stig die hel­le­ni­sti­sche Kul­tur der mensch­li­chen Ungleich­heit und Skla­ve­rei über­wun­den. Der früh­christ­li­che Grund­satz lau­te­te eben: Prüfet alle kul­tu­rel­len Strö­mun­gen, ver­werft das Unchrist­lich-Unmo­ra­li­sche, aber behal­tet das Gute. Nach letz­te­rer Emp­feh­lung über­nahm Pau­lus die stoi­schen Grund­sät­ze des Natur­rechts (Den Hei­den ist das Gesetz ins Herz geschrie­ben….) und die Kir­chen­vä­ter for­mu­lier­ten mit Pla­tons Wahr­heits­leh­re christ­li­che Dog­men – gegen den sophi­sti­schen Relativismus.

Mit die­sen Aus­füh­run­gen ist jeden­falls klar geworden:

Die pau­scha­le päpst­li­che The­se, Pau­lus habe das (jüdi­sche) Evan­ge­li­um in die (hel­le­ni­sti­sche) Kul­tur der Anti­ke über­setzt, über­tra­gen, ist eben­so falsch wie sein Häre­sie-Fluch gegen alle, die die christ­li­che Leh­re nicht pau­schal an die jewei­li­ge zeit­gei­sti­ge Kul­tur anpas­sen wol­len. Denn Pau­lus, die Kir­chen­vä­ter, die spä­te­ren Ger­ma­nen- und Slaven­mis­sio­na­re und mit­tel­al­ter­li­chen Theo­lo­gen begeg­ne­ten den jewei­li­gen (Mis­si­ons-) Kul­tu­ren in selek­ti­ver Wei­se, indem sie dem Evan­ge­li­um wider­stre­ben­de Kul­tur­ten­den­zen wie etwa die Gewalt­be­reit­schaft der Ger­ma­nen zurück­dräng­ten, aber die bestehen­den Fröm­mig­keits­for­men auf den einen Schöp­fer­gott und Erlö­ser Jesus Chri­stus lenk­ten. Das Prin­zip der am Evan­ge­li­um ori­en­tier­te Dif­fe­ren­ti­al-Enkul­tu­ra­ti­on gilt auch für die heu­ti­ge Zeit.

Der Papst hin­ge­gen bestärkt mit sei­ner als kul­tu­rel­le Pau­schal-Anpas­sung ver­stan­de­nen Rede jene neu­heid­ni­schen Kräf­te, die anti­bi­bli­sche Trends der Gegen­wart in die Kir­che ein­füh­ren wollen:

  • Die Gen­der­fa­na­ti­ker von But­ler bis BDKJ wol­len die bibli­sche Leh­re von der Schöp­fung und bipo­la­ren Zuord­nung von Mann und Frau auf­he­ben in die geschlech­ter­flui­de Bezie­hungs­lo­sig­keit von poly­amo­ren Sozialkontakten.
  • Die liber­ta­ri­sche Phi­lo­so­phie der mensch­li­chen Auto­no­mie als tota­le Selbst­ge­setz­lich­keit ver­wirft bibli­sche Offen­ba­rung, Ori­en­tie­rung an der Hl. Schrift, kirch­li­che Gebo­te, Leh­re und Lehr­amt. Eine Anpas­sung an die­ses post­mo­der­ne Denk­sy­stem hie­ße die sui­zi­da­le Selbst­auf­lö­sung der bibel­fun­dier­ten Kir­che zu pro­pa­gie­ren und zu praktizieren.
  • Kann und darf die Kir­che das Evan­ge­li­um des Lebens „über­set­zen“ in die zeit­gei­sti­ge Strö­mung der abso­lu­ten Selbst­be­stim­mung, die eine anti­christ­li­che Kul­tur des Todes mit ver­meint­li­chen Rech­ten auf Abtrei­bung, Eutha­na­sie und Sui­zid­bei­hil­fe for­dert und fördert?

Die drei genann­ten Zeit­geist­strö­mun­gen ste­hen im Hin­ter­grund des Syn­oda­len Wegs, sind in des­sen Ori­en­tie­rungs­text ange­legt und wer­den ins­be­son­de­re von ZdK-Dele­gier­ten aggres­siv als alter­na­tiv­lo­se Reform­agen­da propagiert.

Die verbreitete Allerlösungslehre verfälscht die biblische Lehre

Gleich­zei­tig wer­den die glau­bens­treu­en Bischö­fe, Prie­ster und Lai­en in Häre­sie-Nähe gerückt, wenn sie dar­auf bestehen, die biblisch-kirch­li­che Leh­re unver­kürzt und unver­bo­gen gegen neu­heid­ni­sche Trends zu ver­tei­di­gen. Papst Fran­zis­kus selbst betei­ligt sich an der schon tief in die Kir­che ein­ge­drun­ge­nen Aus­höh­lung und Ver­kür­zung der bibli­schen Aus­sa­gen, indem er etwa die Aller­lö­sungs­leh­re pro­pa­giert. Durch die Stim­me sei­nes Inter­view­part­ners Scal­fa­ri ließ er ver­lau­ten, dass jeder Mensch unab­hän­gig von sei­nen Taten von Gott auf­ge­nom­men wer­de, falls er nur sei­nem Gewis­sen fol­ge. Doch wenn sub­jek­ti­ve Gewiss­hei­ten der Maß­stab von Erlö­sung wären, wür­den bibli­sche Wei­sun­gen und Leh­ren über­flüs­sig sein.

In der Bibel dage­gen heißt es durch­ge­hend, dass die Men­schen nach ihren Taten gerich­tet wer­den. Im Neu­en Testa­ment kommt an zwei Dut­zend Stel­len die Rede auf Lohn und Stra­fe, Aus­schluss, Zurück­wei­sung bis hin zum Abschei­den in die gott­fer­ne Fin­ster­nis. Die bibli­sche Leh­re von Got­tes Lie­be, Lang­mut und Barm­her­zig­keit wür­de zu einer lieb­lo­sen Unver­bind­lich­keit ver­kom­men, wenn mensch­li­che Bos­heit als Ableh­nung von Gott und sei­nen Wei­sun­gen letzt­end­lich kei­ne Fol­gen hät­te. Doch die Schrift­hin­wei­se von Got­tes Gericht und Gerech­tig­keit sind viel­fach ver­pönt und wer­den von pro­gres­si­ven Kir­chen­leu­ten – auch von Fran­zis­kus – als „Rigi­di­tät“ abge­kan­zelt. Denn sie stö­ren das vor­herr­schen­de Theo­lo­gen­kon­strukt vom all­gü­ti­gen Aller­lö­ser­gott. Oder man über­blen­det die bibli­sche Ver­dam­mung des Ver­rä­ters Judas z. B. mit einer fabu­lie­ren­den Kunst-Geschichte.

Von der Verkürzung der biblischen Lehrgeschichten …

Im Reli­gi­ons­un­ter­richt der Kor­re­la­ti­ons­di­dak­tik wer­den die Bibel­tex­te von Gericht und Aus­schluss prin­zi­pi­ell nicht behan­delt. Im Got­tes­dienst sind eini­ge in der Lese­jahr-Ord­nung vor­ge­se­hen, wer­den aber gewöhn­lich in der Pre­digt als unpas­sen­de oder pein­li­che Zumu­tung über­gan­gen oder ver­dreht. Die Peri­ko­pen­bü­cher bie­ten den Zele­bran­ten als Alter­na­ti­ve die Kurz­form der Tex­te an, bei der die stö­ren­den Pas­sa­gen ein­fach weg­ge­las­sen wer­den. Bei der Lesung zur Ein­set­zung der Eucha­ri­stie in 1 Kor 11 fällt der letz­te Satz vom unwür­di­gen Emp­fang als Gericht unter den Tisch. Die Kurz­form vom Evan­ge­li­um zum könig­li­chen Hoch­zeits­mahl Math 11 endet mit der Zwi­schen­pas­sa­ge: ‚Die Knech­te hol­ten (unge­la­de­ne) Hoch­zeits­gä­ste von der Stra­ße, Gute und Böse. Saal und Tische wur­den voll.‘ Das passt zur Aller­lö­sungs­leh­re. Unter­schla­gen wird der ori­gi­nal bibli­sche Peri­ko­pen­schluss: ‚Der König sprach zu einem Gast: Freund, war­um bist du her­ge­kom­men ohne hoch­zeit­li­ches Gewand? Er aber ver­stumm­te. Da sprach der König zu sei­nen Die­nern: Bin­det ihm die Hän­de und Füße und werft ihn in die Fin­ster­nis hin­aus. Da wird Heu­len und Zäh­ne­klap­pern sein. Denn vie­le sind beru­fen, aber weni­ge auserwählt.‘

Bei ande­ren bibli­schen Geschich­ten kann man den unpas­sen­den Schluss ein­fach nicht umge­hen – wie bei dem Gleich­nis von den klu­gen und törich­ten Jung­frau­en am drit­ten Advents­sonn­tag: Für die ver­spä­te­ten Lam­pen­trä­ge­rin­nen bleibt der Hoch­zeits­saal ver­schlos­sen. Der Bräu­ti­gam weist sie ab: „Ich ken­ne euch nicht!“

Die tra­di­tio­nel­le Aus­le­gungs­theo­lo­gie sieht in dem aus­rei­chen­den Vor­rat von Lam­pen­öl bei den klu­gen Frau­en die ste­ti­ge Ansamm­lung von geist­li­chem Rüst­zeug und auch guten Taten in lebens­zeit­li­cher Per­spek­ti­ve, wäh­rend die törich­ten Frau­en glau­ben, sich mit Lau­heit durchs christ­li­che Leben zu lavie­ren. Die Bot­schaft des Evan­ge­li­ums lau­tet, dass bei­de Lebens­hal­tun­gen am Schluss mit ent­spre­chen­den Kon­se­quen­zen rech­nen müssen.

… zum Konstrukt eines anderen Evangeliums

Die Zen­tral­re­dak­ti­on der Kir­chen­zei­tun­gen in der Ver­lags­grup­pe Bis­tums­pres­se für acht deut­sche Diö­ze­sen, auch für Bischof Bät­zings Bis­tum Lim­burg, macht in der Aus­ga­be zum 11. 12. 2022 kei­ne Anstren­gun­gen, den Sinn des Gleich­nis­ses zu ver­ste­hen. Sie stößt sich an dem anschei­nend rabia­ten, klein­li­chen und ver­meint­lich unmensch­li­chen Aus­schluss der törich­ten Jung­frau­en. Dass ihnen Licht und Lam­pen­öl aus­ge­gan­gen waren, lag doch vor allem an der elend lan­gen War­te­rei auf den Bräu­ti­gam! „Immer­hin gaben sie sich Mühe, ver­such­ten in der Nacht noch Öl zu bekom­men.“ Im Übri­gen sei­en doch alle Jung­frau­en pünkt­lich zum Treff­punkt erschie­nen. Wer zu spät kam, war allein der Bräutigam.

Wer­den mit der Aus­schluss-Geschich­te nicht wei­te­re Katho­li­ken von der Kir­che ver­prellt? Da muss ein neu­er Schluss­teil her mit einer inklu­si­ven Bot­schaft. Die Kir­chen­zei­tung fin­det ihn in einem moder­nen grie­chi­schen Roman, in dem Jesus die Schluss­pas­sa­ge anders, eben zeit­ge­mäß erzählt: „Der Bräu­ti­gam lässt die Tore öff­nen und die Jung­frau­en ein­tre­ten mit den Wor­ten: ‚Alle sol­len essen und trin­ken und fröh­lich sein. Lasst die gedan­ken­lo­sen Jung­frau­en her­ein­kom­men und sich die Füße waschen, denn sie sind weit gelaufen.‘“

Mit die­ser zeit­ge­mäß-popu­li­sti­schen Neu­kon­zep­ti­on einer bibli­schen Gleich­nis­ge­schich­te wird Fol­gen­des offenbar:

In der moder­nen Theo­lo­gie der Aller­lö­sungs­leh­re ist die ‚Häre­sie des ande­ren Evan­ge­li­ums‘ ange­legt.

Zu sol­chen toxi­schen Ergeb­nis­sen führt auch der päpst­li­che Pfad des Ein­schla­gens auf die „rigi­den“ kon­ser­va­ti­ven Geist­li­chen mit ihrer „unfle­xi­blen“ Bibel­aus­le­gung. Fran­zis­kus bezich­tigt die, die sich der Treue zum authen­ti­schen Bibel­wort ver­pflich­tet wis­sen, als Häre­ti­ker. Doch die Zei­ge­hand der fal­schen Beschul­di­gung zeigt mit drei Fin­gern auf ihn selbst: Er zieht sich das Gericht zu, wenn er die bibel- und glau­bens­treu­en Prie­ster und Katho­li­ken drang­sa­liert, aber jene Kräf­te för­dert, die die Kir­che in eine zeit­geist­na­he und bibel­fer­ne Wohl­fühl­or­ga­ni­sa­ti­on ver­wan­deln wol­len, in der nie­mand mit den Kon­se­quen­zen sei­nes Han­delns rech­nen müsste.

In den Nach­ru­fen von Papst Fran­zis­kus und Bischof Bät­zing ist der ver­stor­be­ne Papst em. Bene­dikt zutref­fend als „Die­ner des Evan­ge­li­ums“ gewür­digt wor­den. Aber ange­sichts der gegen­wär­ti­gen Ver­dre­hun­gen, Ver­fäl­schun­gen und Wahr­heits­re­la­ti­vie­run­gen der Offen­ba­rungs­schrift ist das Dik­tum unbe­dingt zu prä­zi­sie­ren: Bene­dikt war ein treu­er Die­ner des Evan­ge­li­ums, der die hl. Schrift logos- und wahr­heits­ge­mäß, unver­kürzt und unver­bo­gen aus­ge­legt und ver­kün­det hat. Gemes­sen an die­sem Maß­stab apo­sto­li­scher Schrift­treue kön­nen die oben­ge­nann­ten Spre­cher den Titel „Die­ner des Evan­ge­li­ums“ nicht für sich beanspruchen.

Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Über 1700 Jah­re hat­te die Kir­che eine Spra­che, die latei­ni­sche. !700 Jah­re war die Kir­che vor einer baby­lo­ni­schen Sprach­ver­wir­rung geschützt. Alle spra­chen die­sel­be Spra­che mit der­sel­ben Ter­mi­no­lo­gie. Wenn ich Eini­ge her­aus­stel­len soll, so ver­wei­se ich auf Hie­ro­ny­mus, Ambro­si­us, Augu­sti­nus, Gre­gor den Gro­ßen über Tho­mas von Aquin, Alber­tus magnus, Robert Bell­ar­min um nur Eini­ge zu nen­nen. Ben­dikt XVI ver­stand die Gro­ßen noch und Griff in sei­nem beein­drucken­den Werk immer wie­der mit Erfolg auf die­se gro­ßen Leh­rer der Kir­che zurück. Alle bemüh­ten sich um den­sel­ben latei­ni­schen Bibel­text. Es war und ist die gemein­sa­me Spra­che des Wor­tes Got­tes. Erst post­kon­zi­li­ar wur­de die gemein­sa­me Spra­che und damit auch die Grund­la­ge der Gemein­sam­keit auf­ge­ge­ben. Seit­dem ver­fällt die Kir­che. Ich habe gro­ße Sor­ge, dass die­se „Ent­wick­lung“ sich fort­setzt und die Leh­re häre­tisch wird.
    des Wortes

  2. „Gerech­tig­keit ohne Barm­her­zig­keit ist Grausamkeit
    Barm­her­zig­keit ohne Gerech­tig­keit ist die Mut­ter der Auflösung.“

    Tho­mas von Aquin

  3. Ari­sto­te­les spricht von For­ma und Mate­ria. Inso­fern ist Bezeich­nung Form und Sub­stanz von Papst Fran­zis­kus falsch. Es ist völ­lig rich­tig, dass die Grie­chen den mensch­li­chen Kör­per als Ker­ker für die See­le bezeich­nen, weil das mensch­li­che Dasein seit dem Sün­den­fall leid­be­haf­tet ist. Der mensch­li­che Kör­per wäre inso­fern nicht For­ma, wie Fran­zis­kus annimmt, son­dern Mate­ria, die sich durch gött­li­ches Ein­wir­ken (For­ma) ent­wickelt. Durch Chri­stus sind wir der Stein des Ansto­sses gewor­den, weil wir einen unwan­del­ba­ren Teil in uns tra­gen. Pla­to hat des­halb die Fra­ge gestellt, wie mit einem völ­lig Gerech­ten, wenn er auf der Erde (im Ker­ker) wan­delt, umge­gan­gen wür­de. Pla­tos Anwort ist eine pro­phe­ti­sche Vor­weg­nah­me der Lei­den Chri­sti. Der über­wäl­ti­gen­de Mis­si­ons­er­folg des Pau­lus wird durch den rich­ti­gen Kern der grie­chi­schen Phi­lo­so­phie ermög­licht. Des­halb ist die mit­tel­al­ter­li­che Phi­lo­so­phie eine idea­li­sti­sche. Man betrach­tet die Welt der Ideen (For­ma) als ursäch­lich für die mate­ri­el­le Welt. 

    Die bei­den Fehl­lei­tun­gen im Grie­chen­tum sind die Epi­ku­re­er und die Stoi­ker. Die Epi­ku­re­er sind ja schon im Text von Hubert Hecker behan­delt. Sie wol­len das Fleisch aus­le­ben und sind somit den Lin­ken der Gegen­wart wesens­gleich. Die ande­re Fehl­lei­tung sind die Stoi­ker. Sol­che fin­det man unter den histo­risch-kri­ti­schen Theo­lo­gen der Gegen­wart, die jeg­li­che sub­jek­ti­ve Betrach­tung, jeg­li­che inne­re Erre­gung aus­schlie­ssen, wenn sie die Welt betrach­ten. Die­se wol­len ein Den­ken ohne Seele. 

    Mir fiel zuletzt die Bibel­stel­le Jere­mia 30,24 auf: „Der glü­hen­de Zorn des Herrn hört nicht auf, bis er die Plä­ne sei­nes (Got­tes) Her­zens aus­ge­führt und voll­bracht hat. Am Ende der Tage wer­det ihr es klar erkennen.“ 

    Wir ste­hen am Ende der Tage. Wir kön­nen klar erken­nen, das vie­les in der Bibel prä­zi­se auf die heu­ti­ge Zeit zutrifft. Auch, wie Hubert Hecker schreibt, Bibel­tex­te von Gericht und Aus­schluss. Der Aus­schluss hat schon begon­nen. Die Frev­ler sind aus­ge­schlos­sen von Erkennt­nis. Sie kön­nen die ein­fach­sten Wider­sprü­che und Kor­re­la­tio­nen nicht mehr sehen. Sie wer­den immer ver­rück­ter und halt­lo­ser. Ande­rer­seits kön­nen ande­re end­lich klar ver­ste­hen, was den Gene­ra­tio­nen vor uns ver­bor­gen war.

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