No God No Religion


Papst Franziskus am vergangenen Donnerstag vor den Vertretern von Deloitte Global.
Papst Franziskus am vergangenen Donnerstag vor den Vertretern von Deloitte Global.

(Rom) Am Don­ners­tag emp­fing Papst Fran­zis­kus die Füh­rungs­ebe­ne von Deloit­te Glo­bal, der welt­größ­ten Gesell­schaft der Big Four unter den umsatz­stärk­sten Wirt­schafts­prü­fungs- und Stra­te­gie­be­ra­tungs­ge­sell­schaf­ten, in Audi­enz. Der Papst gab ihr drei Rat­schlä­ge mit, doch der zen­tral­ste Aspekt fehlte.

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Das Unter­neh­men mit Sitz in Lon­don zählt welt­weit rund 350.000 Mit­ar­bei­ter und erziel­te 2021 einen Umsatz von über 51 Mil­li­ar­den Euro. Die Dele­ga­ti­on wur­de vom Vor­stands­vor­sit­zen­den Punit Ren­jen ange­führt, der dem Papst die Arbeit des Unter­neh­mens vor­stell­te, das ein füh­ren­der Dienst­lei­ster des glo­ba­len Estab­lish­ments ist.

Sowohl die offi­zi­el­le Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls als auch der Osser­va­to­re Roma­no ver­öf­fent­lich­ten die Papst­an­spra­che voll­in­halt­lich. Dar­in sprach Fran­zis­kus gleich am Beginn den Schwer­punkt sei­ner Anspra­che aus:

„Die Mensch­heit ist glo­ba­li­siert und ver­netzt, aber Armut, Unge­rech­tig­keit und Ungleich­heit blei­ben bestehen.“

Das Kir­chen­ober­haupt erteil­te der Füh­rungs­rie­ge drei Rat­schlä­ge für eine „bewohn­ba­re­re, gerech­te­re und brü­der­li­che­re Welt“. Dabei for­der­te er unter ande­rem die Umset­zung einer „ganz­heit­li­chen Öko­lo­gie“, des zen­tra­len Schlag­wor­tes der Papst­en­zy­kli­ka Lau­da­to si’ von 2015; „kul­tu­rel­le Ver­ant­wor­tung“, das Haupt­stich­wort der Papst­en­zy­kli­ka Fra­tel­li tut­ti von 2020 und schließ­lich die Auf­wer­tung der „Diver­si­tät“, wozu es noch kein Papst­do­ku­ment gibt, auf das von ihm ver­wie­sen wurde.

Fran­zis­kus beton­te in sei­nen Aus­füh­run­gen zum letz­ten Punkt zwar „Bio­di­ver­si­tät“ und „Öko­sy­ste­me“, was aber nicht dar­über hin­weg­täu­schen kann, daß „Diver­si­tät“ ein lin­kes Keu­len­wort zur Umset­zung von gesell­schafts­po­li­ti­schen Expe­ri­men­ten ist, wie Fran­zis­kus ins­ge­samt mit sei­nen drei Rat­schlä­gen der poli­ti­schen Lin­ken und dem glo­ba­li­sti­schen Estab­lish­ment schmei­chel­te. Dazu gehö­ren wei­te­re Chif­fren wie „Kli­ma­wan­del“ und die Aus­sa­ge, daß in den ver­gan­ge­nen 15 Jah­ren „wei­ter­hin Dut­zen­de Mil­lio­nen von Men­schen gezwun­gen wur­den, ihr Land zu ver­las­sen“, ohne den Kon­text anzu­spre­chen, der Zusam­men­hän­ge erkenn­bar und Schluß­fol­ge­run­gen mög­lich machen würde.

Soweit so gut, oder auch nicht: Was an der Anspra­che jedoch am mei­sten auf­fällt, ist die Tat­sa­che, daß Fran­zis­kus an kei­ner Stel­le Jesus Chri­stus oder all­ge­mein Gott oder den Glau­ben erwähn­te. In der Anspra­che fin­det sich kein reli­giö­ser Hinweis.

Ist es das, was Fran­zis­kus meint, wenn er wie­der­holt for­der­te, daß „wir nicht mis­sio­nie­ren dür­fen“ – sor­ry –, daß „wir nicht Pro­se­ly­tis­mus betrei­ben dürfen“?

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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