(Rom) In den vergangenen drei Jahren bemühte sich der Heilige Stuhl um ein Treffen zwischen Chinas kommunistischem Machthaber Xi Jinping und Papst Franziskus. Auch im Vorfeld der Kasachstan-Reise gab es solche Bestrebungen. Die roten Herrscher in Peking winkten jedoch ab. Das ruft eine Parallele in Erinnerung: Während ein historisches Treffen von Franziskus angestrebt wird, wurde ein anderes von ihm abgesagt. Jahrelange Bemühungen des Heiligen Stuhls ein Treffen zwischen dem Papst und dem russisch-orthodoxen Patriarchen von Moskau zustande zu bringen, hatten 2016 Erfolg. Ein zweites Treffen war bereits fixiert, in diesem Fall war es aber Franziskus, der es absagte.
Philip Pullella, der Vatikan-Korrespondent von Reuters, bestätigte die jüngste Entwicklung in den vatikanisch-chinesischen Beziehungen:
„Der Vatikan hat China mitgeteilt, daß Papst Franziskus bereit sei, sich mit Präsident Xi Jinping zu treffen, als die beiden in der kasachischen Hauptstadt waren, aber Peking antwortete, daß es nicht genug Zeit für ein Treffen gebe, sagte eine vatikanische Quelle am Donnerstag.“
Die Quelle machte keine näheren Angaben darüber, so Pullella, wie oder wann der Vatikan an die Volksrepublik China herangetreten ist, mit der er „einen heiklen Dialog über den Status der katholischen Kirche in dem Land führt“.
Die chinesische Seite habe zu verstehen gegeben, so immer die ungenannte vatikanische Quelle, daß sie „die Geste zu schätzen wisse“. Die Terminplanung von Xi Jinping habe jedoch ein Treffen nicht erlaubt. Chinas kommunistischer Machthaber hielt sich am 14. September zeitgleich mit Franziskus in Nur-Sultan auf. Xi Jinping unternahm nach mehr als zweieinhalb Jahren (Corona) seine erste Auslandsreise. Zuerst deponierte er in der kasachischen Hauptstadt, daß die Volksrepublik China an einem „stabilen“ Kasachstan interessiert ist. Die Volksrepublik China ist nach Rußland der wichtigste Auslandspartner Kasachstans. Bei den Exporten ist China sogar der erste Adressat. Peking ist an zahlreichen kasachischen Erdöl- und Erdgas-Unternehmen beteiligt, zudem verlaufen die für China wichtigen Gaspipelines von Turkmenistan durch Kasachstan. Turkmenistan ist der größte Erdgaslieferant für Peking.
Philip Pullella vermerkte zu einem möglichen Treffen zwischen dem Papst und „Kaiser Xi“:
„Ein Treffen zwischen den beiden Männern, und sei es noch so kurz, wäre historisch gewesen.“
Historisch wäre auch ein Besuch des Papstes in Rußland, der seit Johannes Paul II. mit viel Geduld und Nachdruck angestrebt wurde. Franziskus schien die Früchte zu ernten, als es im Februar 2016 auf Kuba zu einer ersten Begegnung mit dem Moskauer Patriarchen kam. Aufgrund des Territorialprinzips, an dem die russisch-orthodoxe Kirche festhält, kommt dem Betreten russischen Bodens durch den Papst eine Bedeutung zu, an die grundsätzliche Fragen gekoppelt sind.
Auf die Frage nach einem Treffen mit Xi Jinping reagierte Franziskus gestern auf dem Rückflug von Nur-Sultan nach Rom kurz angebunden und sagte nur:
„Darüber weiß ich nichts“.
Am 13. September hatte Franziskus auf dem Flug nach Kasachstan betont:
„Ich bin immer bereit, nach China zu gehen.“
Die Verlängerung des 2018 zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China unterzeichneten Geheimabkommens über die Bischofsernennungen scheint seit Anfang September unter Dach und Fach zu sein. Die jüngsten Höflichkeiten der Sprecherin des chinesischen Außenministeriums Mao Ning am 14. September bestätigen dies. Mao Ning ist eine von mehreren Pressesprechern des Pekinger Außenamtes. Auf der täglichen Pressekonferenz sagte sie, angesprochen auf die Erklärung von Franziskus, zu einem China-Besuch bereit zu sein:
„Auch ich habe die entsprechenden Berichte zur Kenntnis genommen und schätze die Freundschaft und den guten Willen, den Papst Franziskus vermittelt. China und der Vatikan pflegen eine gute Kommunikation. Wir sind auch bereit, unseren Dialog und unsere Zusammenarbeit mit dem Vatikan fortzusetzen und den Prozeß der Verbesserung der Beziehungen aktiv voranzutreiben.“
Eine offizielle Bestätigung, daß das Geheimabkommen verlängert wurde, fehlt allerdings noch.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/fmprc.gov.cn (Screenshots)