(Rom) Der Umbau der Glaubenskongregation steht im ersten Halbjahr 2022 auf der Agenda von Papst Franziskus. Gestern wurde der Sekretär der Kongregation auf einen Bischofsstuhl in der Provinz wegbefördert. Die nächste Umbesetzung soll das Amt des Glaubenspräfekten betreffen. Die Tage von Kardinal Luis Ladaria Ferrer SJ sind gezählt.
Kurienerzbischof Giacomo Morandi war ein treuer Gefolgsmann des regierenden Papstes und diesem dennoch „unzureichend progressiv“. Er wurde gestern von Franziskus zum Bischof von Reggio Emilia und Guastalla in Norditalien ernannt.
Die Tage von Kardinal Luis Ladaria Ferrer SJ, dem Präfekten der Glaubenskongregation, gelten als gezählt. Der erste Jesuit der Kirchengeschichte, der das Amt des Glaubenspräfekten ausübt, geht auf seinen 78. Geburtstag zu und sein Mandat endet am kommenden 30. Juni.
Am 1. Juli 2017, als er noch Sekretär der Kongregation war, war er durch Ernennung von Franziskus nach der Entbindung von Kardinal Gerhard Müller zum Glaubenspräfekten aufgerückt. Auch er dient dem Papst seither ergeben, hinkt allerdings den progressiven Ansichten von Santa Marta hinterher. Franziskus bevorzugt jene, die sich nicht nur an seine Anweisungen halten, sondern diese mit „Kreativität“ und eigener Initiative umsetzen und weiterführen, wie es jüngst Kardinal Blase Cupich mit seinen Richtlinien zur Umsetzung des Motu proprio Traditionis custodes getan hat.
Die US-amerikanische Nachrichtenseite The Pillar, im vorigen Jahr von ehemaligen CNA-Mitarbeitern gegründet, nennt unter Berufung auf vatikanische Quellen, daß derzeit Erzbischof Charles Scicluna die besten Aussichten habe, Morandis und auch Ladarias Nachfolger zu werden.
„Eine Quelle beschrieb die Ernennung von Morandi als eine Möglichkeit, ‚Platz zu schaffen‘ für Scicluna, den derzeitigen Erzbischof von Malta, der als Sekretär in die Abteilung zurückkehren soll. Der Erzbischof ist seit 2018 stellvertretender Sekretär des Ministeriums.“
Msgr. Scicluna, der sich als Promotor Iustitiae unter Papst Benedikt XVI. als entschlossener Ermittler gegen Sexualmißbrauchsdelikte einen Namen gemacht hatte, war 2014 von Papst Franziskus zum Apostolischen Administrator und im Jahr darauf zum Erzbischof von Malta ernannt worden. Als solcher erwies sich Scicluna, ganz nach dem Geschmack von Franziskus, als eifriger Bergoglianer, der als einer der weltweit ersten Bischöfe das umstrittene nachsynodale Schreiben Amoris laetitia vom April 2016 umsetzte. 2018 war Scicluna im Auftrag des Papstes erfolgreich daran beteiligt, das chilenische Schlamassel um Bischof Barros Madrid aufzulösen, in das sich Franziskus manövriert hatte. Offensichtlich als Belohnung wurde Scicluna von Franziskus Ende 2018, zusätzlich zu seinem Hirtenamt als Erzbischof von Malta, als beigeordneter Sekretär an die Glaubenskongregation zurückgeholt. Ein residierender Diözesanbischof, der zugleich ein hohes Kurienamt innehat, ist eine ungewöhnliche Konstellation, die belegt, daß Msgr. Scicluna in Santa Marta hochgeschätzt ist.
The Pillar schreibt zu Scicluna:
„Dieselbe Quelle sagte eine Ankündigung von Sciclunas Rückkehr vor der halbjährlichen Plenarversammlung [der Kongregation] voraus, die nächste Woche beginnt. Der wahrscheinliche Nachfolger von Morandi, Scicluna, hat den Ruf eines versierten Kirchenrechtlers und ist dem Papst persönlich sehr zugetan.“
Beide Quellen, die von der US-amerikanischen Seite zitiert werden, äußerten die Annahme, daß mit der Ernennung Sciclunas zum Sekretär der Glaubenskongregation auch bereits die Nachfolge von Kardinal Ladaria entschieden werde. Kardinal Ladaria wird am kommenden 19. April sein 78. Lebensjahr vollenden und am 30. Juni sein fünfjähriges Mandat an der Spitze der Glaubenskongregation beenden. Letzterer Termin gilt als Stichtag für seine Emeritierung und die Ernennung des dritten Glaubenspräfekten des derzeitigen Pontifikats.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)