Die Ernennung eines neuen Sekretärs

Der lange Schatten des Fernando Karadima


Die Kleruskongregation wird ab 1. Oktober über drei Sekretäre verfügen.
Die Kleruskongregation wird ab 1. Oktober über drei Sekretäre verfügen.

(Rom) Papst Fran­zis­kus ernann­te einen neu­en Sekre­tär der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on. Der Chi­le­ne gehör­te der Prie­ster­ver­ei­ni­gung von Fer­nan­do Kara­di­ma an.

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Im Tages­bul­le­tin des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes wur­de gestern mitgeteilt:

„Der Hei­li­ge Vater hat Hochw. Andrés Gabri­el Fer­ra­da Morei­ra, bis­her Offi­zi­al der­sel­ben Kon­gre­ga­ti­on, zum Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für den Kle­rus ernannt und ihm den erz­bi­schöf­li­chen Titu­lar­sitz von Tib­ur­nia über­tra­gen. Die Ernen­nung wird am 1. Okto­ber 2021 wirksam.“

Msgr. Fer­ra­da wur­de 1969 in Sant­ia­go de Chi­le gebo­ren und 1999 für sei­ne Hei­mat­diö­ze­se zum Prie­ster geweiht. Er setz­te sei­ne Stu­di­en in Rom fort, wo er 2006 an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na zum Dok­tor der Theo­lo­gie pro­mo­viert wurde.

Nicht erwähnt wird, daß Msgr. Fer­ra­da in Chi­le der Prie­ster­ver­ei­ni­gung von Fer­nan­do Kara­di­ma ange­hör­te. Der Fall Kara­di­ma erschüt­ter­te die Kir­che die­ses Lan­des bis ins Mark, als er 2010 als homo­se­xu­el­ler Miß­brauchs­tä­ter ent­larvt wur­de. Aus einem der bekann­te­sten Prie­ster des Lan­des war über Nacht einer der berüch­tigt­sten gewor­den. Kara­di­ma wur­de 2018 lai­siert und ist im ver­gan­ge­nen Juli hoch­be­tagt ver­stor­ben. Zu den Zög­lin­gen Kara­di­mas gehör­te Msgr. Juan Bar­ros Madrid, den Fran­zis­kus eben­falls zum Bischof ernannt hat­te. Meh­re­re Jah­re über­schat­te­te der Fall Bar­ros das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus in Chi­le. 2018 droh­te er zu einem inter­na­tio­na­len Fall zu wer­den, der das Anse­hen von Fran­zis­kus beschä­dig­te, von ihm jedoch über­wun­den wer­den konnte.

Mit Fer­ra­da erhält bereits der sech­ste Kara­di­ma-Zög­ling Bischofs­wür­den. Msgr. Fer­ra­da gehört zu einer Grup­pe von zehn Prie­stern der Kara­di­ma-Ver­ei­ni­gung, die sich 2010 von ihrem geist­li­chen Zieh­va­ter distan­zier­ten und sich von der Unión Sacer­do­tal del Sagra­do Cora­zón de Jesús, der von Kara­di­ma gelei­te­ten Prie­ster­ver­ei­ni­gung, trenn­ten. Zu die­ser Grup­pe, die sich distan­zier­te, gehör­te auch der Bru­der von Msgr. Fer­ra­da, nicht aber Msgr. Juan Barros.

Die Prie­ster­ver­ei­ni­gung des hei­lig­sten Her­zens Jesu war kei­ne Grün­dung Kara­di­mas. Er hat­te die­se bereits seit 1928 bestehen­de Ver­ei­ni­gung über­nom­men. Ihr gehör­ten bis Anfang 2010 gut 50 Prie­ster und fünf Bischö­fe an, die Kara­di­ma geformt hat­te. Die Ver­ei­ni­gung traf sich an jedem Mon­tag, dem „frei­en Tag“ der Prie­ster. Zunächst wur­den geist­li­che The­men bespro­chen, anschlie­ßend gab es ein gemein­sa­mes Abendessen.

Die nun auf vier Posi­tio­nen auf­ge­stock­te Füh­rungs­ebe­ne der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, sie besteht aus dem Prä­fek­ten und drei Sekre­tä­ren, wur­de von Papst Fran­zis­kus ernannt. 

Der mexi­ka­ni­sche Kuri­en­erz­bi­schof Jor­ge Car­los Patrón Wong wur­de im Sep­tem­ber 2013 zum Sekre­tär erkannt und ist für die Prie­ster­se­mi­na­re zustän­dig. Der fran­zö­si­sche Kuri­en­erz­bi­schof Joël Mer­cier wur­de 2015 zum Sekre­tär ernannt. Der süd­ko­rea­ni­sche Kuri­en­erz­bi­schof Laza­rus You Heung-sik ist seit Juni 2021 Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on. Am 1. Okto­ber wird Kuri­en­erz­bi­schof Andrés Fer­ra­da sei­ne Stel­le als drit­ter Sekre­tär antreten.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­s­ho)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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