
(Paris) Am 31. August versammelten sich die Generaloberen der wichtigsten Ecclesia-Dei-Gemeinschaften im französischen Courtalain, um über das Motu proprio Traditionis custodes zu beraten. Als erste Konsequenz veröffentlichten sie heute ein Schreiben an die französischen Bischöfe.
Das Schreiben, auf das sich die Generaloberen verständigten, trägt das Datum des 31. August und die Unterschriften der zwölf anwesenden Oberen. Heute wurde er auf den Internetseiten verschiedener Gemeinschaften veröffentlicht, darunter auch des französischen Distrikts der Petrusbruderschaft.
Das Schreiben richtet sich an die Bischöfe von Frankreich „nach dem Motu proprio“. Dort suchen die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften den ersten, konkreten Dialog mit Vorbildcharakter für die Gesamtkirche, wie sie hoffen.
„Die unterzeichnenden Institute möchten vor allem ihre Liebe zur Kirche und ihre Treue zum Heiligen Vater bekräftigen. Diese kindliche Liebe ist heute von großem Leiden geprägt. Wir fühlen uns mißtrauisch beargwöhnt, ausgegrenzt, im Exil. Wir erkennen uns jedoch nicht in der Beschreibung des Begleitschreibens zum Motu proprio Traditionis custodes vom 16. Juli 2021 wieder.“
Und weiter:
„Wir betrachten uns überhaupt nicht als die ‚wahre Kirche‘. Im Gegenteil, wir sehen in der katholischen Kirche unsere Mutter, in der wir Heil und Glauben finden. Wir unterliegen treu der Jurisdiktion des Papstes und der Diözesanbischöfe, wie die guten Beziehungen in den Diözesen (und die unseren Mitgliedern anvertrauten Funktionen als Priesterräte, Archivare, Kanzler oder Beamte) und die Ergebnisse der kanonischen oder apostolischen Visitationen der vergangenen Jahre belegen. Wir bekräftigen unsere Zugehörigkeit zum Lehramt (einschließlich dem des Zweiten Vatikanischen Konzils und dem ihm folgenden) gemäß der katholischen Lehre von der gebührenden Zustimmung (vgl. insbesondere Lumen Gentium, Nr. 25, und den Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 891 und 892), wie die zahlreichen Studien und Doktorarbeiten einiger von uns in den letzten 33 Jahren belegen.“
Dann fragen die Generaloberen selbstkritisch, ob „Fehler gemacht wurden“.
„Wie jeder Christ sind wir bereit, um Vergebung zu bitten, wenn bei einem unserer Mitglieder ein Exzeß in der Sprache oder Mißachtung der Autorität“ aufgetreten sei. „Wir sind bereit, uns zu bekehren, wenn Parteilichkeit oder Stolz unsere Herzen verunreinigt haben.“
„Erfülle deine Gelübde gegenüber dem Allerhöchsten“ (Ps 49,14)
„Wir bitten um einen menschlichen und persönlichen Dialog, voller Vertrauen, fernab von Ideologien oder der Kälte behördlicher Anordnungen. (…) Wir möchten Ihnen von dem Leiden, den Dramen und der Traurigkeit so vieler Gläubigen auf der ganzen Welt erzählen, aber auch von Priestern, Ordensmännern und Ordensfrauen, die ihr Leben gegeben haben für das Wort der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
Ihnen wurde versprochen, daß alle Maßnahmen ergriffen werden, um die Identität ihrer Institute in der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche zu gewährleisten. (…)Die ersten Institute haben die kanonische Anerkennung des Heiligen Stuhls in voller Befolgung der traditionellen Glaubenspädagogik dankbar angenommen. insbesondere im liturgischen Bereich (auf der Grundlage des Protokolls der Vereinbarung vom 5. Mai 1988 zwischen Kardinal Ratzinger und Erzbischof Lefebvre). Diese feierliche Verpflichtung wurde im Motu proprio Ecclesia Dei vom 2. Juli 1988, und dann in unterschiedlicher Weise für jedes Institut, in ihren Errichtungsdekreten und in ihren endgültig genehmigten Konstitutionen ausgedrückt. Die Ordensmänner und ‑frauen sowie die Priester, die in unseren Instituten tätig sind, haben Gelübde abgelegt oder sich gemäß dieser Spezifikation verpflichtet.
Auf diese Weise haben sie im Vertrauen auf das Wort des Papstes ihr Leben Christus hingegeben, um der Kirche zu dienen. Diese Priester und Ordensleute haben der Kirche mit Hingabe und Selbstlosigkeit gedient. Können wir ihnen heute vorenthalten, wozu sie sich verpflichtet haben? Können wir ihnen das vorenthalten, was die Kirche ihnen durch den Mund der Päpste versprochen hat?“
Die Generaloberen setzten fort:
„Heute ist die Rede von apostolischen Disziplinarbesuchen für unsere Institute. Wir bitten um brüderliche Begegnungen, in denen wir erklären können, wer wir sind und die Gründe für unsere Verbundenheit mit bestimmten liturgischen Formen. Wir wollen vor allem einen wirklich humanen und barmherzigen Dialog.“
„Am 13. August bekräftigte der Heilige Vater, dass in liturgischen Angelegenheiten ‚Einheit nicht Einförmigkeit ist, sondern die vom Heiligen Geist geschaffene vielfältige Harmonie‘. Wir möchten unseren bescheidenen Beitrag zu dieser harmonischen und vielfältigen Einheit leisten, im Bewußtsein, daß, wie Sacrosanctum Concilium lehrt: ‚die Liturgie der Gipfel ist, zu dem das Handeln der Kirche strebt, und zugleich die Quelle, aus der alle ihre Tugend strömt‘ (SC, Nr. 10).
Mit Zuversicht wenden wir uns zuallererst an die Bischöfe von Frankreich, damit ein echter Dialog eröffnet und ein Mittler ernannt wird, der für uns das menschliche Gesicht dieses Dialogs sein wird. «Daher sind […] Urteile zu vermeiden, welche die Komplexität der verschiedenen Situationen nicht berücksichtigen. … Es geht darum, alle einzugliedern; man muss jedem Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben, damit er sich als Empfänger einer unverdienten, bedingungslosen und gegenleistungsfreien Barmherzigkeit empfindet.» ( Amoris Laetitia, Nr. 296–297).“
Unterzeichnet in Courtalain (Frankreich), am 31. August 2021
- Pater Andrzej Komorowski, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Petrus
- Mons. Gilles Wach, Generalprior des Instituts Christus König und Hohepriester
- Pater Luis Gabriel Barrero Zabaleta, Generaloberer des Institut du Bon Pasteur
- Pater Louis-Marie de Blignières, Generaloberer der Bruderschaft Saint Vincent Ferrier
- Pater Gerald Goesche, Generalpropst des Instituts St.-Philipp-Neri
- Pater Antonius Maria Mamsery, Generaloberer der Missionare vom Heiligen Kreuz
- Dom Louis-Marie de Geyer d’Orth, Abt der Abtei Sainte-Madeleine du Barroux
- Pater Emmanuel-Marie Le Fébure du Bus, Abt der Chorherren von Lagrasse
- Dom Marc Guillot, Abt der Abtei Sainte-Marie de la Garde
- Mutter Placide Devillers, Äbtissin der Abtei Notre-Dame de l’Annonciation in Le Barroux
- Mutter Faustine Bouchard, Priorin der Chorfrauen von Azille
- Mutter Madeleine-Marie, Oberin der Anbetungsschwestern des königlichen Herzens Jesu
Text: Giuseppe Nardi
Bild: fssp.fr (Screenshot)
Ein nutzloser, trauriger Bettelbrief. Die Männer der offiz. Kirche haben längst der Tradition und dem gesamten kath. Glauben den Krieg erklärt. Darum – genau darum – hat Erzbischof Lefebvre seine Unterschrift unter die erwähnte Vereinbarung vom 5.5.88 am Folgetag zurückgezogen…
Das war auch der Grund für die Anbiederungsversuche der offiziellen katholischen Kirche
an die Piusbruderschaft.
Gerade unter Franziskus hat mich das gewundert.
jetzt ist mir klar, man wollte die Piusbrüder nur deswegen wieder in die Einheit
mit Rom zurückholen, weil sie dann den Status der anderen Ecclesia Dei-Gemeinschaften
gehabt hätte.
Sie wäre dann auch von dem aktuellen Traditionis Custodes-Dekret betroffen gewesen.
Natürlich hätte sich die Piusbruderschaft dann wieder aus der Einheit mit Rom
verabschieden können. Aber geht das dann ohne Gesichtsverlust ?
Die Mainstreammedien hätten für die breite Masse den Rest erledigt.
Sie bekräftigen ihre Zugehörigkeit zum II. Vatikanischen Konzil. Somit versuchen sie, auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Das funktioniert bekanntlich nicht.
Diese Forumulierungen drücken sich um den Konfliktpunkt. Es ist auch sinnlos, wenn die Oberen das II. Vat., etwa Lumen gentium, zitieren. Es ist dazu ausgesprochen ärgerlich, daß sie AL zitieren.
Ich verstehe, daß die ehem. Ecclesia Dei – Gemeinschaften in einer prekären Lage sind. Die Beschwichtigung gegenüber jemandem, der ihnen aber sowieso übelgesonnen ist, wird nichts bringen. Im übrigen müssen sich auch diese Oberen die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Anordnungen von Papst Franziskus stellen. Ein Papst kann einfach nicht alles machen, was ihm beliebt – und schon gar nicht den Glauben und die Moral der Kirche bekämpfen.
Hier werden die Oberen um die fortitudo nicht herumkommen.
Man sollte den Vortrag von Dr. G. Hesse über Ecclesia Dei anhören. Das ist brandaktuell.
Der Fehler dieser Vereinigungen war, sich dem II. Vatikanischen Konzil auszuliefern und den NOM zu akzeptieren. Insofern hat Dr. Hesse mit seiner Behauptung Recht, das diese diese Gemeinschaften kein Werk der Kirche, sondern des Konzils sind. Der Vatikane sprach die Duldung aus, weil viele Gläubige einigen früheren Formen der Liturgie anhängen. So wird die von Papst Pius V kanonisierte Messe aller Zeiten gesehen, eine Frechheit.
Übrigens bei der Vereinbarung vom 05.05.1988 handelte es sich um das Protokoll einer Vereinbarung, dh. die Zusammenfassung dessen was man besprochen hatte, das war mitnichten eine beiderseitige Vereinbarung.
Und es war bezeichnenderweise Kardinal Ratzinger, der am Folgetag EB Marcel Lebfevre aufforderte, seine Irrtümer öffentlich zurückzunehmen, worauf dieser sofort seine Unterschrift zurückzog, da er wieder einmal betrogen werden sollte.
Es geht den ED Gemeinschaften jetzt wie der FSSPX in den Anfangszeiten, entweder man gehorcht Gott und dann muss man das II. Vatikanische Konzil und den NOM ablehnen.
Ein Weiter wird es nicht geben, das kann Christus nicht dulden.