Die Zukunft des „Neuen Menschen“: Die Herrschaft des Gott-Einen

Nicht nur Klaus Schwab: Atheismus, Freimaurerei, Illuminaten ...


Nicht nur Klaus Schwab ... Im Juli 2020 legte auch der Hochgradfreimaurer und Großmeister des neuen Illuminatenordens Giuliano Di Bernardo ein Buch vor mit Ideen, die sich jenen Schwabs vom Great Reset verblüffend ähneln. Da die Bücher zeitgleich erschienen, können sie nicht voneinander abgeschrieben haben: Speisen sie sich aber aus derselben Quelle?
Nicht nur Klaus Schwab ... Im Juli 2020 legte auch der Hochgradfreimaurer und Großmeister des neuen Illuminatenordens Giuliano Di Bernardo ein Buch vor mit Ideen, die sich jenen Schwabs vom Great Reset verblüffend ähneln. Da die Bücher zeitgleich erschienen, können sie nicht voneinander abgeschrieben haben: Speisen sie sich aber aus derselben Quelle?

Von P. Pao­lo M. Siano*

Anzei­ge

Giu­lia­no Di Ber­nar­do, Pro­fes­sor der Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­tät Tri­ent, war von 1990 bis 1993 Groß­mei­ster des Groß­ori­ents von Ita­li­en (GOI). Die Initia­ti­on erhielt er 1961 in der Bolo­gne­ser Loge „Risor­gi­men­to – 8. August“ (GOI). 1988, im Alter von erst 49 Jah­ren, wur­de er in den Ober­sten Rat des 33. und höch­sten Gra­des des Alten und Ange­nom­me­nen Schot­ti­schen Ritus (AASR) auf­ge­nom­men. Nach eini­gen Jah­ren ver­ließ er den Ober­sten Rat, 1993 auch den Groß­ori­ent und grün­de­te die Regu­lä­re Groß­lo­ge von Ita­li­en (GLRI), mit der er die ange­se­he­ne Aner­ken­nung der Lon­do­ner Frei­mau­re­rei erhielt, der Ver­ei­nig­ten Groß­lo­ge von Eng­land (UGLE) und ande­rer Groß­lo­gen des anglo­phi­len Bereichs.

2002 ver­läßt Di Ber­nar­do auch die Groß­lo­ge und die Frei­mau­re­rei, ohne auf­zu­hö­ren, ein Frei­mau­rer zu sein. In jenem Jahr grün­det er in Tri­ent eine neue initia­ti­sche Gesell­schaft, die Acca­de­mia degli Illu­mi­na­ti oder Illu­mi­na­ten­or­den oder Dignity Order mit Sitz in Wien. Der Orden hat Groß­prio­ra­te in Ita­li­en, der Ukrai­ne, der Slo­wa­kei und Ser­bi­en. Seit 2002 ist Di Ber­nar­do Groß­mei­ster die­ses Illu­mi­na­ten­or­dens („inter­na­tio­na­ler eso­te­ri­scher Orden“), der im Gegen­satz zur tra­di­tio­nel­len eng­li­schen Frei­mau­re­rei auch Frau­en zur Initia­ti­on und auch an der Spit­ze der Ver­ei­ni­gung zuläßt.

1996 ver­öf­fent­lich­te Di Ber­nar­do als Groß­mei­ster der Regu­lä­ren Groß­lo­ge von Ita­li­en das Buch „Der Wie­der­auf­bau des Tem­pels. Das frei­mau­re­ri­sche Pro­jekt für eine neue Uto­pie1, in dem er:

  • eine uni­ver­sel­le und frei­mau­re­ri­sche Ethik ver­tei­digt, die von der „abso­lu­ten Wahr­heit“ los­ge­löst ist (vgl. S. 50f);
  • die „Mystik“ der „jüdi­schen Kab­ba­la“ lobt (vgl. S. 12, 85–89);
  • die Hoff­nung auf die Wie­der­errich­tung der „Ein­heit mit Gott“, „zer­stört durch die Reli­gi­on“, und die Wie­der­her­stel­lung einer „Ein­heits­ras­se“, das Ende der Reli­gio­nen und eine ein­zi­ge ein­heit­li­che Reli­gio­si­tät, Kul­tur und Phi­lo­so­phie äußert (vgl. S. 90–92).
  • deut­lich macht, daß in frei­mau­re­ri­schen Ritua­len „Mystik“ steckt (vgl. S. 94).

Im Inter­view mit Gia­co­mo Ama­do­ri (Tages­zei­tung Libe­ro) im Febru­ar 2016 ant­wor­tet Giu­lia­no Di Ber­nar­do auf die Fra­ge „Sind Sie reli­gi­ös?“: „Ich war schon immer Athe­ist und Dar­wi­nist“. Aber wie konn­te er dann Grün­der und Groß­mei­ster der Regu­lä­ren Groß­lo­ge von Ita­li­en wer­den (1993–2002), ein­schließ­lich der Aner­ken­nung durch die Ver­ei­nig­te Groß­lo­ge von Eng­land, die kei­ne Athe­isten akzep­tiert (vgl. UGLE, Con­sti­tu­ti­ons, Lon­don 2020, S. X, 147)?

In sei­nem Buch „Phi­lo­so­phie der Frei­mau­re­rei und der Initia­ti­ons­tra­di­ti­on2 (Mar­si­lio Edi­to­ri, Vene­dig 2016 ) schreibt Di Ber­nar­do, daß er in Ita­li­en eini­ge Groß­mei­ster sieht, „die glück­li­cher­wei­se ver­geb­lich ver­su­chen, auf Lebens­zeit gewählt zu wer­den. Wie in der pro­fa­nen Welt wol­len sie den Thron König Salo­mos nicht ver­las­sen […]“ (S. 38).

Di Ber­nar­do: Die Zukunft des Homo sapiens

Im Arti­kel 8 der Kon­sti­tu­tio­nen des Dignity Order heißt es aber zum Groß­mei­ster: „Er bleibt im Amt, bis er sich ent­schließt, zurück­zu­tre­ten“. Im All­ge­mei­nen Regle­ment wird wie­der­holt, daß der Groß­mei­ster „im Amt bleibt, bis er selbst beschließt, sich zurück­zu­zie­hen“.

In die­sem Buch von 2016 lobt Di Ber­nar­do die Frei­mau­re­rei und auch den baye­ri­schen Illu­mi­natenorden3(vgl. S. 51f).

Dann, im Jahr 2020, ver­öf­fent­licht der Grün­der-Groß­mei­ster des neu­en Illu­mi­na­ten­or­dens, wie­der­um im Ver­lag Mar­si­lio in Vene­dig, das Buch „Die Zukunft des Homo sapi­ens4. Es ist ein beun­ru­hi­gen­des Buch wegen sei­ner Klar­heit, mit der es eine Zukunft skiz­ziert, die durch die fol­gen­den Fak­to­ren gekenn­zeich­net ist: auf­ge­klär­ter Athe­is­mus, chi­ne­si­sches Modell, dik­ta­to­ri­sche Welt­re­gie­rung des „Gott-Einen“ unter­stützt von sei­nem Rat der Wei­sen, vor­zugs­wei­se alles Illuminaten …

Laut Di Ber­nar­do sind alle Reli­gio­nen, auch die christ­li­che, mensch­li­che Erfin­dun­gen und wer­den ver­schwin­den, da die wirt­schaft­li­chen Zwecke, die sie her­vor­ge­bracht haben, nicht mehr gege­ben sein wer­den. In Zukunft wird die Wirt­schaft von der Regie­rung des „Gott-Einen“ fest­ge­legt und gelei­tet (vgl. S. 15f).

Eine Vor­weg­nah­me der zukünf­ti­gen Regie­rung des „Gott-Einen“ ist der Fall Chi­na, wo der Prä­si­dent auf Lebens­zeit gewählt ist, die sozia­le Kon­trol­le dank der 5G-Tech­no­lo­gie total ist, die Men­schen wegen der kon­fu­zia­ni­schen Ideo­lo­gie gehor­chen und jeder Wider­spruch bestraft wird ( vgl. S. 15f).

In Anleh­nung an die dar­wi­ni­sti­sche Evo­lu­ti­ons­theo­rie defi­niert Di Ber­nar­do den Men­schen als einen „ den­ken­den Affen“, der auch die Reli­gi­on erfun­den hat. Alle leben­den Orga­nis­men, ein­schließ­lich des Men­schen, stam­men aus einer ein­zi­gen „Urzel­le“ (vgl. S. 20).

Zu Beginn des 2. Kapi­tels „Die Geburt der Reli­gio­nen“ stellt Di Ber­nar­do fest, daß Krea­tio­nis­mus (Mensch = Geschöpf Got­tes) und Evo­lu­tio­nis­mus (Mensch = Pro­dukt der Evo­lu­ti­on) „bei­de sub­jek­tiv wah­re“ Kon­zep­te sind (S. 39). Di Ber­nar­do folgt dem athe­isti­schen Evo­lu­tio­nis­mus. Wie Marx glaubt auch er, daß die Öko­no­mie die „Struk­tur“, das heißt, der domi­nie­ren­de Fak­tor der Mensch­heits­ge­schich­te ist, wäh­rend die Kul­tur ihr „Über­bau“ ist (vgl. S. 49).

In Kapi­tel 3, „Das Stre­ben nach Glück“, erklärt der Groß­mei­ster, daß der Illu­mi­na­ten­or­den alle Vor­stel­lun­gen, ein­schließ­lich des Athe­is­mus, zuläßt und auch Frau­en ein­weiht. Die Frei­mau­re­rei und die Illu­mi­na­ten haben die­sel­be eso­te­ri­sche Grund­la­ge; die Illu­mi­na­ten sind wie die Frei­mau­rer Erben der alten orphi­schen und pytha­go­räi­schen Myste­ri­en (vgl. S. 86)

Das vier­te Kapi­tel „Die Zukunft der Mensch­heit“ ist wirk­lich beun­ru­hi­gend für all jene, die sich für Frei­heit und Demo­kra­tie inter­es­sie­ren. Ich zitie­re ver­schie­de­ne Pas­sa­gen des Groß­mei­sters Di Bernardo:

„Die Demo­kra­tie kann nicht die Regie­rungs­form sein, die dar­über ent­schei­det, wie der neue Mensch in Zukunft sein wird“ (S. 103).

Und wei­ter:

„Der Autor glaubt an Ethik und an sei­ne Fähig­keit, Men­schen um ein zukünf­ti­ges Pro­jekt zu ver­ei­nen, aber die­ses Pro­jekt, damit es das Gemein­wohl zum Aus­druck bringt, muß vor­ge­schrie­ben wer­den. Wenn es von einem demo­kra­ti­schen Staat nicht durch­ge­setzt wer­den kann, muß man sich woan­ders umse­hen. Ich glau­be, daß es nur eine Mög­lich­keit gibt, die durch einen ein­zi­gen Mann reprä­sen­tiert wird, den ich den „Einen“ nen­ne, der, unter­stützt von einer klei­nen Eli­te, die Welt regie­ren wird. Der, von dem wir hier spre­chen, ist nicht der Tyrann, den wir in der Geschich­te der Mensch­heit in sei­nen ver­schie­de­nen Erschei­nungs­for­men ken­nen­ge­lernt haben, vom Tyran­nen von Syra­kus bis zu Hit­ler. Der Eine ist ein Mann mit gro­ßem Cha­ris­ma, außer­ge­wöhn­li­chen intel­lek­tu­el­len Gaben und tie­fer Weis­heit“ (S. 103f).

Illu­mi­nat und Groß­mei­ster Giu­lia­no Di Bernardo

„Der ‚Eine‘ ent­steht jedoch nicht aus dem Nichts oder aus dem Geist des Jupi­ter. Sei­ne Ankunft muß von nun an von Men­schen von hoher Qua­li­tät vor­be­rei­tet wer­den, ohne Unter­schied von Geschlecht, Haut­far­be, Ras­se, Spra­che, Reli­gi­on und Kul­tur, die ich ‚Illu­mi­na­ten‘ nen­ne. Sie wer­den die histo­ri­schen und sozia­len Bedin­gun­gen schaf­fen, aus denen im rich­ti­gen Moment der­je­ni­ge her­vor­ge­hen wird, der zum ober­sten Füh­rer der Mensch­heit auf­stei­gen muß“ (S. 104).

„In der Zukunft der Mensch­heit, gera­de weil der Glo­ba­li­sie­rungs­pro­zeß zur Tota­li­tät ten­diert, wer­den Pan­de­mien nicht mehr die Aus­nah­me, son­dern die Regel sein. Das eigent­li­che Pro­blem wird also nicht dar­in bestehen, wie man sie ver­hin­dert, son­dern wie man sie kon­trol­liert. Damit ver­schiebt sich der Dis­kurs von der wis­sen­schaft­li­chen auf die poli­ti­sche Ebe­ne“ (S. 122).

„Die Covid-19-Pan­de­mie wur­de in Chi­na erzeugt und dann über den gan­zen Pla­ne­ten ver­brei­tet. Im Gegen­satz zu ande­ren Län­dern hat Chi­na sie trotz einer Bevöl­ke­rung von 1,4 Mil­li­ar­den Men­schen schnell unter Kon­trol­le gebracht und aus­ge­rot­tet. Wie ist das alles pas­siert? Die Ant­wort muß in der Kon­ver­genz von zwei Fak­to­ren gesucht wer­den: einer dik­ta­to­ri­schen Regie­rung und dem Glau­ben an den Kon­fu­zia­nis­mus. Der erste, durch die Aus­übung sozia­ler Kon­trol­le. Der zwei­te, durch die För­de­rung des Kon­sen­ses. Nur die Regie­rung des Einen kann die Hand­lun­gen des ein­zel­nen in der Gesell­schaft effek­tiv und voll­stän­dig kon­trol­lie­ren. Dafür ste­hen ihm lei­stungs­star­ke tech­no­lo­gi­sche Werk­zeu­ge wie künst­li­che Intel­li­genz und das 5G-Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz zur Ver­fü­gung. Covid-19 war eine Gele­gen­heit, uns Men­schen des Westens wis­sen zu las­sen, wie sozia­le Kon­trol­le in Chi­na aus­ge­übt wird“ (S. 122f).

„Kein Chi­ne­se ist auf die Idee gekom­men, im Namen sei­ner sub­jek­ti­ven und sozia­len Rech­te zu rebel­lie­ren. Zusam­men­fas­send läßt sich sagen, daß Chi­na den Völ­kern des Pla­ne­ten demon­striert, daß es weiß, wie man gegen­wär­ti­ge und zukünf­ti­ge Pan­de­mien kon­trol­liert und aus­rot­tet. Das chi­ne­si­sche Modell beginnt trotz der Kon­tro­ver­se, die es über die Bür­ger­rech­te ent­fes­selt hat, sich eine Bre­sche zu schla­gen und auch in die Köp­fe eini­ger Recht­schaf­fe­ner im Westen ein­zu­drin­gen. Die Alter­na­ti­ve zur sozia­len Ord­nung ist Unord­nung, die die Form von Revol­te oder Revo­lu­ti­on anneh­men kann. Die Angst vor Unord­nung brei­tet sich in den demo­kra­ti­schen Län­dern aus, die gegen Covid-19 kämp­fen, und bringt die Wider­sprü­che der Demo­kra­tie zum Vor­schein. […] Man hat Angst vor der Pan­de­mie, ist aber nicht bereit, eine sozia­le Kon­trol­le zu akzep­tie­ren, wie sie in Chi­na exi­stiert, die allein die ein­zig wirk­lich gül­ti­ge Reak­ti­on ist“ (S. 123f).

Nach Di Ber­nar­do wer­den die Reli­gio­nen ver­schwin­den, nicht aber die „eso­te­ri­schen Gesell­schaf­ten“, die aber Muta­tio­nen erfah­ren und deren eso­te­ri­sche Grund­la­ge vom „Gott-Einen“ über­nom­men wer­den (vgl. S. 133).

Auch die Ernäh­rung wird sich ändern: Die Glo­ba­li­sie­rung wird zu „einer ein­heit­li­chen, syn­the­ti­schen, schmack­haf­ten und sät­ti­gen­den Ernäh­rung füh­ren“ (S. 138). Wie am Ursprung wird der Mensch, „nur um zu über­le­ben“, essen (S. 138f). Di Ber­nar­do fügt hinzu:

„Es ist der Tri­umph des Mythos von der ewi­gen Wie­der­kehr. Wis­sen­schaft, Tech­no­lo­gie, Medi­zin, Künst­li­che Intel­li­genz, 5G-Kom­mu­ni­ka­ti­on sind Fak­to­ren, die zusam­men­ge­nom­men den Vor­marsch in Rich­tung Glo­ba­li­sie­rung unauf­halt­sam machen“ (S. 139).

Schließ­lich der „Epi­log“ (S. 141–147):

„Der glo­ba­li­sier­te Pla­net wird von einem ein­zi­gen Mann und einem Rat von Wei­sen regiert. […] Der Eine und der Rat der Wei­sen wer­den die abso­lu­te Macht haben. Folg­lich wer­den sie kei­ne ande­ren Mäch­te brau­chen, um die Welt zu regie­ren. Die abso­lu­te Macht des Einen wird ihn zu einem Gott machen. Die in der Ver­gan­gen­heit der Gott­heit zuge­schrie­be­nen Kräf­te gehö­ren jetzt ihm. Mit einem grund­le­gen­den Unter­schied. Der Gott der Reli­gio­nen (haupt­säch­lich mono­the­istisch) war ein mäch­ti­ges, aber erfun­de­nes Wesen. Mit sei­nen Attri­bu­ten hat er nicht in die Geschich­te der Mensch­heit ein­ge­grif­fen. Der Gott-Eine hin­ge­gen ist ein kon­kre­tes Wesen, das in der Geschich­te wirkt und das Schick­sal der Men­schen bestimmt. Nicht alle Men­schen wer­den Göt­ter sein, son­dern nur ein klei­ner Kreis. Die Kluft zwi­schen Göt­ter-Men­schen und Men­schen-Men­schen wird abgrund­tief sein“ (S. 144).

Der „Eine“ soll­te „ein Illu­mi­nat“ sein (S. 145), und daher „wäre es not­wen­dig, die Illu­mi­na­ten in den Mit­tel­punkt des Glo­ba­li­sie­rungs­pro­zes­ses zu stel­len, ihnen Auto­ri­tät und Macht bei der Bil­dung des engen Krei­ses von Göt­ter-Men­schen zu geben, der die Welt regie­ren wird“ (S. 145).

„Die durch­ge­führ­te Unter­su­chung zielt dar­auf ab, die Nebel zu besei­ti­gen, die die Zukunft der Mensch­heit umhül­len. Durch die Ver­ei­ni­gung der ver­schie­de­nen Fak­to­ren, aus denen sie besteht, wird die glo­ba­li­sier­te Gesell­schaft der Zukunft unter der tota­len Herr­schaft des Einen-Got­tes ste­hen, der vom Rat der Göt­ter-Men­schen unter­stützt wird. Ihre Macht wird unbe­grenzt sein. Sie wer­den die sozia­le Kon­trol­le über die gesam­te Mensch­heit aus­üben. Folg­lich wer­den sie nicht die Unter­stüt­zung reli­giö­ser Auto­ri­tä­ten brau­chen, wie es in der Ver­gan­gen­heit der Fall war“ (S. 146).

„Der Gott-Eine wird die tota­le Kon­trol­le über die Wis­sen­schaft und die Tech­no­lo­gie haben. […]. Die Mensch­heit wird inspi­riert von einer uni­ver­sel­len Ethik han­deln, die aus den Visio­nen von Bud­dha, Kon­fu­zi­us, eso­te­ri­schen Gesell­schaf­ten und der glo­ba­len Ethik der Reli­gio­nen besteht, alles Aus­druck einer prak­ti­schen Phi­lo­so­phie. Die Mensch­heit wird end­lich in einem Zustand der Har­mo­nie leben und Wohl­be­fin­den haben und glück­lich sein. Am Ende der Geschich­te, nach sie­ben Mil­lio­nen Jah­ren, hat sich der den­ken­de Affe zum Gott gemacht“ (S. 147).

Damit endet das Buch des Groß­mei­sters der Illu­mi­na­ten, oder „Dignity Order“, und damit endet auch die Demo­kra­tie, die man sicher glaubte.

Mir drängen sich einige Fragen auf

Ange­sichts eines so dik­ta­to­ri­schen und in gewis­sem Sin­ne pro-chi­ne­si­schen Pro­jekts: Wie ste­hen dazu

a) jene Frei­mau­rer, die öffent­lich die Wer­te von Demo­kra­tie und Frei­heit prei­sen, wie zum Bei­spiel die Ver­ei­nig­te Groß­lo­ge von Eng­land5, der Groß­ori­ent6 und der Schot­ti­sche Ritus der USA7?

b) die Geheim­dien­ste, zum Bei­spiel der ita­lie­ni­sche AISI (Nach­rich­ten­dienst und inne­re Sicher­heit), ehe­mals SISDE (Nach­rich­ten­dienst und demo­kra­ti­sche Sicherheit)?

Auf wel­che Wei­se sol­len die Illu­mi­na­ten, auf die sich der Groß­mei­ster Di Ber­nar­do bezieht, die Ankunft des „Gott-Einen“ vorbereiten?

Art. 1 der Ver­fas­sung der Ita­lie­ni­schen Repu­blik, der Di Ber­nar­do ange­hört, sagt: „Ita­li­en ist eine demo­kra­ti­sche, auf die Arbeit gegrün­de­te Repu­blik. Die ober­ste Sou­ve­rä­ni­tät gehört dem Volk, das sie in den For­men und inner­halb der Gren­zen der Ver­fas­sung aus­übt“. Art. 52 sagt: „Die Orga­ni­sa­ti­on der bewaff­ne­ten Macht rich­tet sich nach der demo­kra­ti­schen Ver­fas­sung der Republik“.

Mir scheint, daß die Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung des Illu­mi­na­ten-Pro­jekts einer abso­lu­ten und welt­wei­ten Regie­rung des „Gott-Einen“ unse­re Frei­heit und demo­kra­ti­sche Sicher­heit untergräbt.

*Pater Pao­lo Maria Sia­no gehört dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta (FFI) an; der pro­mo­vier­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker gilt als einer der besten katho­li­schen Ken­ner der Frei­mau­re­rei, der er meh­re­re Stan­dard­wer­ke und zahl­rei­che Auf­sät­ze gewid­met hat. Von Katho​li​sches​.info wur­de bis­her von ihm veröffentlicht:

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​Marsilio Editori/​Dignity Order (Screen­shots)


1 Giu­lia­no Di Ber­nar­do: La rico­stru­zi­o­ne del Tem­pio. Il pro­get­to masso­ni­co per una nuo­va uto­pia, Mar­si­lio Edi­to­re, Vene­dig, 1996.

2 Giu­lia­no Di Ber­nar­do: Filoso­fia del­la Massoneria e del­la tra­di­zio­ne ini­zia­ti­ca, Mar­si­lio Edi­to­re, Vene­dig, 2016.

3 Der Illu­mi­na­ten­or­den ist eine 1776 von Adam Weis­haupt in Ingol­stadt gegrün­de­te Geheim­ge­sell­schaft, die 1785 ver­bo­ten wurde.

4 Giu­lia­no Di Ber­nar­do: Il futu­ro di Homo sapi­ens, Mar­si­lio Edi­to­ri, Vene­dig 2020. Das Buch gelang­te im Juli in den Buch­han­del. Eben­falls im Juli 2020 erschien das Buch von Klaus Schwab und Thier­ry Mal­ler­et: Covid-19: The Gre­at Reset, Light­ning Source, Colo­gny 2020, das seit­her in meh­re­ren Spra­chen ver­öf­fent­licht wur­de, im Sep­tem­ber 2020 auch in deut­scher Spra­che. Klaus Schwab ist der Vor­sit­zen­de der Pri­vat­stif­tung Welt­wirt­schafts­fo­rum.

5 Die 1717 als Groß­lo­ge von Lon­don gegrün­de­te „Mut­ter aller Logen“ und Haupt der regu­lä­ren „eng­li­schen“ Freimaurerei.

6 Die 1773 gegrün­de­te irre­gu­lä­re „roma­ni­sche“ Freimaurerei.

7 Das 1801 in den USA gegrün­de­te, inter­na­tio­nal am wei­te­sten ver­brei­te­te Hoch­grad­sy­stem der Freimaurerei.

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