Der Heilige Stuhl unterzieht die Diözese Rom einer Rechnungsprüfung

"Diener, nicht Unternehmer sein"


Seit dem 5. Mai hat der Vatikan wieder einen Generalrevisor. Die Position war seit dem Rauswurf von Libero Milone vor vier Jahren nicht mehr besetzt worden.
Seit dem 5. Mai hat der Vatikan wieder einen Generalrevisor. Die Position war seit dem Rauswurf von Libero Milone vor vier Jahren nicht mehr besetzt worden.

(Rom) Die vom Hei­li­gen Stuhl ange­ord­ne­te Rech­nungs­prü­fung der Diö­ze­se Rom ist histo­risch bei­spiel­los. Dar­über berich­te­ten als erste nicht etwa die ita­lie­ni­schen Medi­en, son­dern CNA, der Pres­se­dienst von EWTN. Weder das Vika­ri­at Rom, gelei­tet von einem Kar­di­nal­vi­kar, der im Auf­trag des Pap­stes des­sen Bis­tum lei­tet, noch der Vati­kan haben bis­her die Rech­nungs­prü­fung bekannt­ge­ge­ben, die laut CNA-Infor­ma­tio­nen bereits seit April im Gan­ge ist.

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Unter­sucht wer­den die Immo­bi­li­en­ver­wal­tung, das Per­so­nal­we­sen, die Finanz­an­la­gen, kurz, ein Rundum-Programm.

„Die Diö­ze­se Rom ver­wal­tet mehr als 500 Kir­chen, dar­un­ter 330 Pfar­rei­en, und zahl­rei­che Ein­rich­tun­gen, dar­un­ter mehr als 100 öffent­li­che Ver­ei­ni­gun­gen von Gläu­bi­gen, und umfaßt etwa 1.000 Prie­ster“, so CNA.

Die Über­prü­fung fin­det unter der Lei­tung von Ales­san­dro Cas­si­nis-Righi­ni di San Gior­gio, dem ober­sten Wirt­schafts­prü­fer des Vati­kans, statt. Die Cas­si­nis ent­stam­men dem Patri­zi­at der Stadt Padua (See­re­pu­blik Vene­dig), der Namens­be­stand­teil der pie­mon­te­si­schen Baro­ne Righi­ni di San Gior­gio kam durch die Groß­mutter in die Fami­lie. Papst Fran­zis­kus hat­te ihn am ver­gan­ge­nen 5. Mai zum Gene­ral­re­vi­sor des Vati­kans ernannt. Die­se Funk­ti­on übte er inte­ri­mi­stisch bereits seit dem 19. Juni 2017 aus, als der erste Gene­ral­re­vi­sor in der Geschich­te des Hei­li­gen Stuhls, Libe­ro Milo­ne, unter wenig rühm­li­chen Umstän­den aus der Vati­kan­stadt ver­trie­ben wurde.

Das Amt des Gene­ral­re­vi­sors war von Papst Fran­zis­kus mit dem Motu pro­prio Fide­lis dis­pen­sa­tor et pru­dens am 24. Febru­ar 2014 geschaf­fen wor­den, als er zugleich das Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­at und den Wirt­schafts­rat errich­te­te, der vom deut­schen Kar­di­nal Rein­hard Marx gelei­tet wird.

Das Offi­ci­um Reco­gni­to­ris Gene­ra­lis, so die latei­ni­sche Bezeich­nung, das auch zwei Stell­ver­tre­ter umfaßt, die der­zeit aber nicht ernannt sind, arbei­tet als eigen­stän­di­ge Behör­de, die dem Papst wei­sungs­ge­bun­den ist und ihm direkt berich­tet. Es unter­brei­tet dem Kir­chen­ober­haupt jähr­lich eine Liste von beson­ders risi­ko­rei­chen Berei­chen der Vati­kan­ver­wal­tung. Gemeint sind Poten­tia­le zur Kosten­ein­spa­rung, aber auch mög­li­che Quel­len für Miß­wirt­schaft und Kor­rup­ti­on. Seit Febru­ar 2019 hat das Offi­ci­um Reco­gni­to­ris Gene­ra­lis nicht nur die Auf­ga­ben eines Rech­nungs­ho­fes, son­dern auch einer Anti-Kor­rup­ti­ons­be­hör­de. Mit den neu­en Sta­tu­ten wur­de das Über­ein­kom­men der Ver­ein­ten Natio­nen gegen Kor­rup­ti­on (UNCAC) umge­setzt, das vom Vati­kan rati­fi­ziert wurde.

Die Amts­zeit des Römers Cas­si­nis-Righi­ni geht vor­erst bis 2025. Wei­te­re Exper­ten, soge­nann­te Audi­to­ren, wur­den auf sei­nen Vor­schlag hin ernannt.

Laut CNA steht die Über­prü­fung der Diö­ze­se bereits im Zei­chen des Hei­li­gen Jah­res 2025. Das regu­lä­re „Jubel­jahr“ wur­de wegen sei­ner zahl­rei­chen Pro­jek­te, deren Vor­be­rei­tung bereits ange­lau­fen ist, als geeig­ne­ter Anlaß gese­hen, um eine gene­rel­le Wirt­schafts­prü­fung der Diö­ze­se durchzuführen.

Am 25. April weih­te Fran­zis­kus Neu­prie­ster für sei­ne Diö­ze­se. In sei­ner Pre­digt rief er die Prie­ster auf, Hir­ten und Die­ner und nicht „Unter­neh­mer“ zu sein. Der Papst erzähl­te, eine Geschich­te gehört zu haben, „die mich sehr bewegt hat“. Ein „sehr intel­li­gen­ter, sehr prak­tisch ver­an­lag­ter, sehr fähi­ger Prie­ster, der viel Ver­wal­tungs­ar­beit ver­schie­de­ner Art erle­dig­te und der mit dem Her­zen sehr an die­ser Auf­ga­be hing, hat eines Tages, als er sah, dass einer sei­ner Ange­stell­ten, ein älte­rer Mann, einen Feh­ler gemacht hat­te, die­sen zurecht­ge­wie­sen und raus­ge­wor­fen. Und die­ser alte Mann starb des­we­gen. Jener Mann war zum Prie­ster geweiht wor­den und ende­te als gna­den­lo­ser Unternehmer.“

Den Neu­prie­stern leg­te Fran­zis­kus daher nahe, „Die­ner als Hir­ten, nicht Unter­neh­mer“ zu sein. „Und hal­tet euch vom Geld fern!“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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2 Kommentare

  1. Miß­traut der Papst sich selbst? Wozu hat er sei­nen Vikar für das Bis­tum Rom? Ist nicht die Auf­ga­be des Vika­ren, täg­lich Rechen­schaft über das Bis­tum Rom abzu­ge­ben? War­um geschieht das nicht? Und nun?
    Es ist doch so, daß sich der Papst, inso­fern er wirk­lich Papst ist, kei­ne Zeit nimmt, für die eigent­li­chen Auf­ga­ben, die er hat. Er ist ja zunächst Bischof von Rom, es wäre also sei­ne urei­gen­ste Auf­ga­be, im Bis­tum Rom für Ord­nung zu sor­gen. Man kann eben als Chef nicht die unan­ge­neh­me Arbeit dem Bischofs­vi­kar über­las­sen und sonst bei Visi­ta­tio­nen, sich nur um die Armen küm­mern, Men­schen her­zen und poli­ti­sche Umstän­de anpran­gern. Man kann eben nicht die Bezirks­ver­wal­tun­gen für Rom attackie­ren, weil die Behör­den säu­mi­gen Woh­nungs­be­woh­nern auf­grund von Zah­lungs­rück­stän­den Strom und Was­ser abschal­ten und dann den Prä­fek­ten des Apo­sto­li­schen Poe­ni­ten­tia­ri­ats vor­schicken und dann ille­ga­le Aktio­nen täti­gen zu las­sen, wo man damit bei kir­chen­ei­ge­nen Immo­bi­li­en Mil­lio­nen von Euros aus der Bis­tums­kas­se raus­schmeißt! Das geht eben nicht! Und jetzt scheint das Bis­tum Rom in finan­zi­el­ler Schief­la­ge zu sein. Der Herr Berg­o­glio ver­hält sich eben wie David zu Uri­ja, es muß nun end­lich ihm ein­mal einer sagen: „Hai­ta ha isch!“ oder „Du bist der Mann, von dem ich rede!“
    Wann folgt Berg­o­glio dem dritt­höch­sten Kar­di­nal des C7-Rates, S. Em. Rein­hard Kar­di­nal Marx. Jetzt soll­te viel­leicht auch ein­mal der Vikar der Metro­po­li­tie Lati­um sei­nen Bischof von Rom brü­der­lich zurecht­wei­sen, oder wenn es nicht anders geht, zum Rück­tritt auf­for­dern. So eben, wie es am 2. August 1974 der Chef des Sta­bes, Gene­ral Alex­an­der Haig, im Wei­ßen Haus gegen­über Richard Nixon getan hat.

  2. „Den Neu­prie­stern leg­te Fran­zis­kus daher nahe, „Die­ner als Hir­ten, nicht Unter­neh­mer“ zu sein. „Und hal­tet euch vom Geld fern!“
    Beson­ders die Abschaf­fung der deut­schen Kir­chen­steu­er wür­de den deut­schen Bischö­fen auf ihrem Syn­oda­len Weg ein gro­ßes Pro­blem berei­ten. Ich kann nicht schrei­ben was ich den­ke aber ohne die deut­sche Kir­chen­steu­er könn­te vie­le Hei­li­ge Deutsch­lands im Him­mel ruhi­ger schlafen.
    Per Mari­am ad Christum.

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