Petrusbruderschaft muß das Erzbistum Dijon verlassen

Besteht ein Zusammenhang mit den römischen Plänen zur Einschränkung von Summorum Pontificum?


Die Kirche über dem Geburtshaus des heilige Benhard von Clairvaux in Fontaines-les-Dijon wird von der Petrusbruderschaft betreut. Nun entschied der Erzbischofs, daß sie seine Diözese verlassen müssen.
Die Kirche über dem Geburtshaus des heiligen Bernhard von Clairvaux in Fontaine-lès-Dijon wird von der Petrusbruderschaft betreut. Nun entschied der Erzbischof, daß sie seine Diözese verlassen muß.

(Paris) Die Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus (FSSP) muß das Erz­bis­tum Dijon in Frank­reich zum 1. Sep­tem­ber ver­las­sen. Eine ent­spre­chen­de Ent­schei­dung des Diö­ze­san­bi­schofs sorgt für Ent­set­zen bei den betrof­fe­nen Gläu­bi­gen. Sind das bereits erste vor­aus­ei­len­de Aus­wir­kun­gen der ange­kün­dig­ten Ein­schrän­kun­gen des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum durch Rom?

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Seit bald 24 Jah­ren wir­ken Prie­ster der Petrus­bru­der­schaft im Erz­bis­tum Dijon und dem Depar­te­ment Côte-d’Or. Nun müs­sen sie die­sen Teil der ein­sti­gen Frei­graf­schaft Bur­gund ver­las­sen. Meh­re­re hun­dert Gläu­bi­ge wer­den ab dem Spät­som­mer ihrer Prie­ster beraubt sein. Der­zeit sind zwei jun­ge Petrus­brü­der in der Nie­der­las­sung tätig, die wöchent­lich zwölf Mes­sen zele­brie­ren, die Sakra­men­te ver­wal­ten, Kin­der- und Erwach­se­nen­ka­te­che­sen hal­ten, Kran­ken­be­su­che abstat­ten, kurz­um ein brei­tes Apo­sto­lat entfalten.

Der zustän­di­ge Haus­obe­re der Petrus­bru­der­schaft, Pater Roch Per­rel, beklagt in sei­ner Mit­tei­lung an die Gläu­bi­gen, daß Erz­bi­schof Roland Min­ner­ath das Apo­sto­lat „mit einem Feder­strich“, „ohne Rück­spra­che“ und ohne Anga­be von Grün­den besei­ti­gen will.

Pater Benoît Paul-Joseph, der Distrikts­obe­re des fran­zö­si­schen Distrikts, ersuch­te Erz­bi­schof Min­ner­ath um ein klä­ren­des Gespräch, da des­sen abrup­te Ent­schei­dung in der Petrus­bru­der­schaft und unter den Gläu­bi­gen „Unver­ständ­nis“ aus­lö­ste und „uns zutiefst unge­recht erscheint“, so Pater Per­rel. Eine Reak­ti­on des Erz­bi­schofs ist bis­her nicht bekannt.

Die Petrus­bru­der­schaft betreut im Erz­bis­tum Dijon die Basi­li­ka Fon­taine-lès-Dijon, die im 19. Jahr­hun­dert über dem Geburts­ort des hei­li­gen Bern­hard von Clairvaux errich­tet wur­de. Auf dem Hügel hat­ten sei­ne Eltern, Tes­ze­lin Rufus, ein Gefolgs­mann des Her­zogs von Bur­gund, und sei­ne Frau Aleth von Mont­bard eine Burg errich­tet. Dort wur­den Bern­hard (1090) und sei­ne fünf Brü­der und eine Schwe­ster gebo­ren. Als Bern­hard das Klo­ster Clairvaux grün­de­te, gehör­ten sein Vater und alle sei­ne Brü­der dem Grün­dungs­kon­vent an. Die Mut­ter, die Brü­der Ger­hard und Nivard und die Schwe­ster Hum­ber­ga, eine Bene­dik­ti­ne­rin, wur­den seliggesprochen.

Erzbischof Minnerath

Erz­bi­schof Roland Min­ner­ath gehört nicht zu den Ober­hir­ten, die von Papst Fran­zis­kus ernannt wur­den. Er lei­tet das Erz­bis­tum Dijon bereits seit 2004. Der größ­te Teil des Zeit­rau­mes, seit die Petrus­bru­der­schaft in der Erz­diö­ze­se wirkt, fällt unter sein Episkopat. 

Erz­bi­schof Roland Min­ner­ath von Dijon

Erz­bi­schof Min­ner­ath stammt aus Saar­ge­münd in Deutschloth­rin­gen, stu­dier­te in Straß­burg, an der Gre­go­ria­na in Rom und an der Sor­bon­ne in Paris, wur­de in Theo­lo­gie, Ver­wal­tungs­wis­sen­schaf­ten und Kir­chen­recht pro­mo­viert und absol­vier­te auch ein Stu­di­um der Geschich­te. 1978 erfolg­te sei­ne Prie­ster­wei­he für das Bis­tum Straß­burg. Kurz dar­auf trat er in den diplo­ma­ti­schen Dienst des Hei­li­gen Stuhls und war unter ande­rem im vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at tätig.

1989 wur­de er Pro­fes­sor für Kir­chen­ge­schich­te und Rechts­be­zie­hun­gen zwi­schen Kir­che und Staat an der Katho­li­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Straß­burg. Zugleich war er Con­sul­tor des vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­ats, wur­de als Mit­glied in die Inter­na­tio­na­le Theo­lo­gen­kom­mis­si­on beru­fen und zum Mit­glied der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten ernannt. Zudem ist er Mit­glied des gemisch­ten Komi­tees für den theo­lo­gi­schen Dia­log zwi­schen Katho­li­ken und Orthodoxen.

Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie, an der Msgr. Min­ner­ath die Funk­ti­on eines Aka­de­mie­rats aus­übt, ist Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, einer der eng­sten Ver­trau­ten von Papst Fran­zis­kus und des­sen „poli­ti­scher Arm“. Msgr. Sanchez Sor­on­do gilt als Archi­tekt des päpst­li­chen Kur­ses, die Kir­che in den Gleich­schritt mit der UNO zu füh­ren, was er 2017 wie folgt aus­drück­te: „Die Mensch­heit erlebt einen magi­schen Moment: Erst­mals stim­men das Lehr­amt des Pap­stes und das Lehr­amt der UNO überein“.

Msgr. Min­ner­ath ist Autor zahl­rei­cher Publi­ka­tio­nen zu histo­ri­schen, sozi­al­ethi­schen und kir­chen­recht­li­chen Fra­gen, beson­ders zu den Bezie­hun­gen zwi­schen Kir­che und Staat.

Im März 2004 ernann­te ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Erz­bi­schof von Dijon. Seit 2007 ist er Rit­ter der fran­zö­si­schen Ehren­le­gi­on.

Die Erzeugung einer prekären Lage

Die betrof­fe­nen Gläu­bi­gen wer­den durch die Ent­schei­dung des Erz­bi­schofs in eine pre­kä­re Lage gebracht. Ohne die Petrus­brü­der wer­den sie auf „ein oder zwei“ Diö­ze­san­prie­ster ange­wie­sen sein, deren Mög­lich­kei­ten beschränkt sind, da sie eige­ne Pfar­rei­en und Meß­or­te zu betreu­en haben.

Das Wap­pen der Petrusbruderschaft

Pater Per­rel rief die Gläu­bi­gen auf, „Ihre Not mit den geeig­ne­ten Mit­teln kund­zu­tun, um eine fried­li­che Lösung zum Woh­le aller zu fin­den“. In die­sem Sin­ne äußer­te sich bereits die Asso­cia­ti­on des Amis de la Basi­li­que de Fon­taine-lès-Dijon.

Die Feind­se­lig­keit bestimm­ter Kir­chen­krei­se gegen den über­lie­fer­ten Ritus, die Tra­di­ti­on und die ihr ver­pflich­te­ten Gemein­schaf­ten konn­te nie über­wun­den, unter Papst Bene­dikt XVI. aller­dings zurück­ge­drängt wer­den. Unter Papst Fran­zis­kus wen­de­te sich das Blatt wie­der. Der Fra­ge­bo­gen der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zur Umset­zung des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum wur­de von der Mehr­heit der fran­zö­si­schen Bischö­fe nega­tiv beantwortet.

Da vor kur­zem bekannt wur­de, daß der Hei­li­ge Stuhl Sum­morum Pon­ti­fi­cumneu inter­pre­tie­ren“ will, was erheb­li­che Ein­schrän­kun­gen bedeu­ten soll, frag­te sich Moni­ka Rhein­schmitt, die Vor­sit­zen­de von Pro Mis­sa Triden­ti­na, bereits, ob es einen vor­aus­ei­len­den Zusam­men­hang zwi­schen den römi­schen Absich­ten und der Ent­schei­dung in Dijon gibt. Die römi­schen Plä­ne sol­len auch dar­auf abzie­len, die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten „Vati­ca­num-II-kon­form“ zu machen.

Msgr. Atha­na­si­us Schnei­der, Weih­bi­schof von Ast­a­na, kom­men­tier­te im Inter­net das Bekannt­wer­den der Ent­schei­dung von Dijon mit deut­li­chen Worten:

„Die Wahr­heit wird tri­um­phie­ren, weil die über­lie­fer­te latei­ni­sche Lit­ur­gie der Mes­se auf voll­stän­dig­ste und schön­ste Wei­se die Wahr­heit des Glau­bens aus­drückt und ein Werk Got­tes ist, und Gott auch über eini­ge Kir­chen­ver­tre­ter tri­um­phie­ren wird, die heu­te in der Kir­che mäch­tig sind.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​Riposte catholique/fssp.org (Screen­shot)

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