Zu Summorum Pontificum nicht vollendete Tatsachen abwarten

Der Geist der Feindseligkeit gegen den überlieferten Ritus


Der derzeitige Entwurf ist gegenüber dem ursprünglichen entschärft: Der Wille zur Einschränkung ist aber da.
Der derzeitige Entwurf ist gegenüber dem ursprünglichen entschärft: Der Wille zur Einschränkung ist aber da.

(Rom) Die Absicht von Papst Fran­zis­kus, das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum neu zu inter­pre­tie­ren, wur­de von der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen US-Zeit­schrift The Rem­nant bestä­tigt. Damit soll vor allem die Zele­bra­ti­on in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus durch den Diö­ze­san­kle­rus ein­ge­schränkt wer­den. „Hoch­ran­gi­ge“ Ver­tre­ter der Hier­ar­chie bestä­tig­ten dem Rem­nant, daß das ent­spre­chen­de Doku­ment der­zeit von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on geprüft wird. Dabei han­delt es sich bereits um den drit­ten Ent­wurf, was auf eine unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Ent­schei­dung hin­deu­tet. Tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Ver­ei­ni­gun­gen und Gläu­bi­ge wer­den auf­ge­ru­fen nicht voll­ende­te Tat­sa­chen abzu­war­ten, son­dern sich an Rom zu wen­den, um Ein­schrän­kun­gen zu verhindern.

Anzei­ge

Unter­stützt wird die ein­schrän­ken­de Neu­in­ter­pre­ta­ti­on nicht nur von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin, son­dern laut Rem­nant auch von Kar­di­nal Marc Ouel­let, dem Prä­fek­ten der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on. Die Initia­ti­ve gehe aller­dings „höchst­wahr­schein­lich“ von der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on aus, in der durch die im Febru­ar erfolg­te Eme­ri­tie­rung von Kar­di­nal Robert Sarah nun umge­setzt wer­den soll, was offen­bar schon län­ger geplant war. Laut Rem­nant wur­de Msgr. Aure­lio Gar­cía Mací­as am 27. Mai von Papst Fran­zis­kus zum Unter­se­kre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on und Titu­lar­bi­schof von Rot­don ernannt mit dem Auf­trag, die­se beab­sich­tig­te Neu­in­ter­pre­ta­ti­on umzusetzen.

Msgr. Gar­cía Mací­as wur­de 1992 für das Erz­bis­tum Val­la­do­lid zum Prie­ster geweiht. Nach einer Zeit in der Pfarr­seel­sor­ge wur­de er Spi­ri­tu­al am erz­bi­schöf­li­chen Prie­ster­se­mi­nar und ab 1997 bischöf­li­cher Dele­gat für die Lit­ur­gie. Nach wei­ter­füh­ren­den Stu­di­en wur­de er 2005 am Päpst­li­chen Athe­nae­um San­t’An­sel­mo in Rom in Lit­ur­gie­wis­sen­schaf­ten pro­mo­viert. Papst Bene­dikt XVI. ernann­te ihn 2010 zum Con­sul­tor der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on. Ein Jahr spä­ter wur­de er auch Regens des Prie­ster­se­mi­nars von Val­la­do­lid. 2015 erfolg­te sei­ne Beru­fung als Amts­lei­ter an die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on nach Rom. Zugleich über­nahm er Lehr­auf­trä­ge in San­t’An­sel­mo und an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät San­ta Cro­ce des Opus Dei.

Der ursprüngliche Entwurf

Der erste Ent­wurf habe eine Alters­be­gren­zung vor­ge­se­hen, ähn­lich jener von Paul VI., der mit einem Indult älte­ren Prie­stern wei­ter­hin die Zele­bra­ti­on im über­lie­fer­ten Ritus erlaubt hat­te. Im der­zei­ti­gen drit­ten Ent­wurf dür­fen Gemein­schaf­ten und Diö­ze­san­prie­ster, die bereits im über­lie­fer­ten Ritus zele­brie­ren, das auch wei­ter­hin tun. Diö­ze­san­prie­ster, die erst mit der Zele­bra­ti­on begin­nen möch­ten, sol­len dies aller­dings künf­tig nur mehr mit einer Geneh­mi­gung tun dürfen.

Der Ent­wurf sieht zudem vor, daß die Zustän­dig­keit für die Gemein­schaf­ten und Fra­gen des über­lie­fer­ten Ritus von der Vier­ten Sek­ti­on der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zur Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on ver­scho­ben wird. Papst Fran­zis­kus hat­te erst 2019 die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei auf­ge­löst und als Vier­te Sek­ti­on in die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on integriert.

Im ursprüng­li­chen Ent­wurf war die Über­tra­gung der Zustän­dig­kei­ten an die Ordens­kon­gre­ga­ti­on vor­ge­se­hen. Die­se gilt unter der Lei­tung von Prä­fekt João Kar­di­nal Bráz de Aviz und Sekre­tär Erz­bi­schof José Rodrí­guez Car­bal­lo OFM als der Tra­di­ti­on wenig gewo­gen. Die Zer­trüm­me­rung des Ordens der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta ist leb­haft in Erin­ne­rung. Eben­so die Instruk­ti­on Cor orans von 2018, die kon­tem­pla­ti­ve Frau­en­klö­ster in grö­ße­re Föde­ra­tio­nen zwingt und wei­te­re Ein­grif­fe vor­sieht, die dem kon­tem­pla­ti­ven Leben fremd sind (sie­he dazu Die „Sowje­ti­sie­rung“ der Klö­ster).

Laut dem Rem­nant soll Msgr. Gar­cía Mací­as die Auf­ga­ben über­neh­men, die von 1988 bis 2019 von den Sekre­tä­ren der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei Camil­le Perl, Msgr. Mario Mari­ni und Msgr. Gui­do Poz­zo aus­ge­übt wur­den, aller­dings in der insti­tu­tio­nell abge­speck­ten Form, wie sie seit 2019 an der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on gehand­habt werden.

2020 führ­te die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on unter den Diö­ze­san­bi­schö­fen welt­weit mit einem ten­den­ziö­sen Fra­ge­bo­gen eine Bestands­auf­nah­me zur Umset­zung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum durch. Andrea Gril­lo, der Haus­lit­ur­gi­ker des Pap­stes, zeig­te sich begei­stert. Ein Grund zur Sor­ge, wie durch die nun bekannt­wer­den­den Details der römi­schen Ent­wür­fe bestä­tigt wird. Nicht ein­mal ein Drit­tel der Bischö­fe ant­wor­te­te auf den Fra­ge­bo­gen. Von die­sen gab die Hälf­te eine posi­ti­ve oder neu­tra­le Ant­wort ab, was im Umkehr­schluß heißt, daß die ande­re Hälf­te nega­tiv ant­wor­te­te (sie­he Frank­reichs Bischofs­kon­fe­renz beur­teilt Sum­morum Pon­ti­fi­cum nega­tiv). Den­noch, so die all­ge­mei­ne Schluß­fol­ge­rung, habe sich dadurch gezeigt, daß der über­lie­fer­te Ritus in brei­ter Form Wur­zeln geschla­gen hat.

Details zum ursprüng­li­chen und dem der­zeit geprüf­ten Ent­wurf zei­gen im Ver­gleich, daß eine Ent­schär­fung statt­fand. Der erste Ent­wurf läßt eine Feind­se­lig­keit gegen den über­lie­fer­ten Ritus erken­nen, der 50 Jah­re nach der Lit­ur­gie­re­form noch immer leben­dig ist. Grund­sätz­lich stört die Absicht, Sum­morum Pon­ti­fi­cum ein­schrän­ken zu wol­len, die auch im drit­ten Ent­wurf erkenn­bar ist.

Anregung zum Handeln

Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Sei­te Paix lit­ur­gi­que kün­dig­te am Mon­tag Wider­stand gegen eine mög­li­che Ein­schrän­kung des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum an. The Rem­nant for­der­te gestern dazu auf, nicht erst voll­ende­te Tat­sa­chen abzu­war­ten, son­dern jetzt aktiv zu wer­den und Rom anzu­spre­chen, um eine Ein­schrän­kung abzu­wen­den. Dazu ver­öf­fent­lich­te die US-Publi­ka­ti­on die Anschrif­ten der zustän­di­gen römi­schen Stellen:

Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re:
Email: cdf@​cfaith.​va

Post­an­schrift:
Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re
Palaz­zo del­la Con­gre­ga­zio­ne per la Dottri­na del­la Fede
00120 Cit­tà del Vaticano

Jene, die dem Hei­li­gen Vater, Papst Fran­zis­kus, schrei­ben möch­ten, um respekt­voll ihre Besorg­nis über mög­li­che Ein­schrän­kun­gen des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. zum Aus­druck zu brin­gen, kön­nen dies unter die­ser Adres­se tun:

Post­an­schrift:
Sua San­ti­tà Papa Fran­ces­co
Domus San­ta Mar­ta
00120 Cit­tà del Vaticano

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: New Lit­ur­gi­cal Movement

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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