Schisma oder nicht Schisma? – Eine Diskussion

Bemerkungen zur Mäßigung und Klärung


Homo-Fahne in einem Pfarrzentrum: Christliche Symbole durch politische ersetzt.
Homo-Fahne in einem Pfarrzentrum: Christliche Symbole durch politische ersetzt!

Das Wort Schis­ma geht um wie ein Gespenst – ein Gespenst aus Deutsch­land. Nähern wir uns einem zwei­ten 1517 „mit gro­ßen Schrit­ten“ (Kar­di­nal Brand­mül­ler) oder ist alles „der Grö­ßen­ord­nung nach nur halb so wild“ (Leser­zu­schrift)? Was aber, wenn es wirk­lich kommt? Wie ist damit umzu­ge­hen, wie die Dis­kus­si­on zu füh­ren, um mög­li­cher­wei­se nicht über Nacht davon erwischt zu wer­den? Wir laden hier­mit ein, sich an die­ser Dis­kus­si­on zu betei­li­gen, um die Sach­ver­hal­te in ihrem rea­len Aus­maß abzu­stecken und in ihren Schat­tie­run­gen aus­zu­leuch­ten, aber auch, um nicht über­rascht zu wer­den. Heu­te ver­öf­fent­li­chen wir einen ersten Gast­bei­trag. Die Dis­kus­si­on ist eröffnet.

Das Schisma ist ein psychologisches

Anzei­ge

Ein Bei­trag von Cle­mens Vic­tor Oldendorf.

Die Ver­öf­fent­li­chung des nach­ste­hen­den Dis­kus­si­ons­bei­tra­ges wur­de auf kath​news​.de voll­stän­dig ver­wei­gert. Da sie hier nun inte­gral erfolgt, wur­de der Text leicht bear­bei­tet. Er möch­te die Debat­te ver­sach­li­chen und auf die­se Wei­se sowohl der sach­ge­rech­ten Ein­schät­zung der kir­chen­recht­li­chen Lage als auch dem Ver­ständ­nis und der kon­struk­ti­ven Auf­nah­me des jüng­sten Respon­sums der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on auf die Fra­ge nach der Mög­lich­keit, gleich­ge­schlecht­li­che Part­ner­schaf­ten zu seg­nen, dienen:

Gera­de als lang­jäh­ri­ger stän­di­ger Mit­ar­bei­ter des katho­li­schen Inter­net­por­tals Kath­news beob­ach­te­te ich in den letz­ten Wochen mit wach­sen­der Besorg­nis dort eine über­mä­ßig sich nie­der­schla­gen­de Prä­senz des The­mas der Seg­nung homo­se­xu­el­ler Part­ner­schaf­ten, die jüngst ein Respon­sum der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on aus­ge­schlos­sen hat­te und die dann rund um den ver­gan­ge­nen 10. Mai 2021 sozu­sa­gen erst recht an aller­dings ledig­lich hun­dert Orten in ganz Deutsch­land von Prie­stern und ande­ren Seel­sor­gern und Seel­sor­ge­rin­nen ange­bo­ten wur­de. Ganz so war es streng­ge­nom­men nicht, denn die Ein­la­dung rich­te­te sich an alle Paa­re, die aus unter­schied­li­chen Grün­den nicht kirch­lich hei­ra­ten kön­nen oder der­zeit noch nicht kirch­lich hei­ra­ten möch­ten, aber auch Bezie­hun­gen zwei­er Frau­en oder Män­ner konn­ten sich ange­spro­chen füh­len und zu die­sen Fei­ern kom­men. Ganz deut­lich möch­te ich vor­aus­schicken, dass auch ich klar und ein­deu­tig auf­sei­ten der Ant­wort bin, die die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on auf die ihr vor­ge­leg­te Zwei­fels­fra­ge (dubi­um) gege­ben hat, ob sol­che gleich­ge­schlecht­li­chen Part­ner­schaf­ten geseg­net wer­den können.

Die Kirche segnet überhaupt nur Sünder

Alle Men­schen, Jesus und Maria allein aus­ge­nom­men, sün­di­gen und sind Sün­der. Das ändert sich auch durch die Tau­fe und nach der Tau­fe nicht. Daher ist es selbst­ver­ständ­lich, dass die Kir­che alle Sün­de­rin­nen und Sün­der seg­net, da sie, wenn sie auch selbst hei­lig ist, auf Erden nur aus sol­chen besteht. Eben­so selbst­ver­ständ­lich ist es, dass es nie­mals die Sün­den sind, die Men­schen bege­hen, wel­che geseg­net wer­den. In die­sem Zusam­men­hang ist eine unschein­ba­re Anwei­sung plötz­lich sehr aus­sa­ge­kräf­tig, die die Kir­che stets den Beicht­vä­tern gege­ben hat. Wenn die sakra­men­ta­le Abso­lu­ti­on ver­wei­gert wer­den muss, was ein Prie­ster natür­lich nicht leicht­fer­tig und vor­schnell oder oft tut, dann soll dem Pöni­ten­ten, der gebeich­tet hat, den­noch der Segen erteilt wer­den. Dies dient zwar dem Schutz des Beicht­ge­heim­nis­ses, wozu der Per­sön­lich­keits­schutz des Beich­ten­den zählt, denn vie­le alte Beicht­stüh­le waren von außen inso­weit ein­seh­bar, dass die Ver­wei­ge­rung der Los­spre­chung ande­ren hät­te bekannt wer­den kön­nen, wenn jedes Kreuz­zei­chen ganz unter­bleibt. Ob aber der Prie­ster das Kreuz­zei­chen macht, um los­zu­spre­chen oder zu seg­nen und ob der­je­ni­ge, der gebeich­tet hat, sich bekreu­zigt, um die Abso­lu­ti­on oder den Segen zu emp­fan­gen, ist für die, die es auch nur zufäl­lig und ohne jede fal­sche Neu­gier­de mit­be­kom­men, nicht zu unter­schei­den. Und doch: Es ist dies kein vor­ge­täusch­tes Segens­zei­chen, nicht bloß die Fas­sa­de eines Segens. Die Kir­che seg­net also sogar den Sün­der, dem das not­wen­di­ge Min­dest­maß an Reue oder der Vor­satz fehlt, die glei­chen Sün­den nicht wie­der zu bege­hen. Die Kir­che seg­net den unbuß­fer­ti­gen Sün­der, der für die Ver­ge­bung sei­ner Sün­den noch nicht emp­fäng­lich ist.

Damit will ich kei­nes­wegs sagen, dass gleich­ge­schlecht­li­che Part­ner­schaf­ten doch geseg­net wer­den soll­ten oder könn­ten, son­dern nur ver­deut­li­chen, dass sie an sich nicht wegen der homo­se­xu­el­len Prak­ti­ken, die damit ver­bun­den sind oder sein kön­nen und die die Kir­che objek­tiv und ihrer Mate­rie nach als schwer sünd­haft ein­stuft, nicht geseg­net wer­den, son­dern wegen einer Ver­wechs­lungs­ge­fahr mit dem Ehe­sa­kra­ment und dem Braut­se­gen und weil es eine sakra­men­ta­le Ehe zwi­schen zwei Per­so­nen glei­chen Geschlechts tat­säch­lich und erst recht nicht geben kann.

Durch­aus denk­bar ist, dass die Kir­che bei der Beur­tei­lung der sub­jek­ti­ven Ebe­ne homo­se­xu­el­len Ver­hal­tens zu einer modi­fi­zier­ten Hal­tung über­geht, wie sie das bei Selbst­mör­dern getan hat oder wie Papst Fran­zis­kus es in der Fra­ge der Todes­stra­fe tut, wobei man sei­ne Begrün­dung dafür in ihrer Aus­drucks­wei­se kri­ti­sie­ren kann, da sie sich auch auf alle Ver­gan­gen­heit zurück­be­zieht. Eben­falls hat der Papst sich posi­tiv dafür aus­ge­spro­chen, von­sei­ten der Staa­ten Ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaf­ten für gleich­ge­schlecht­li­che Per­so­nen vor­zu­se­hen, um ihnen eine recht­li­che Aner­ken­nung und Absi­che­rung ihrer Situa­ti­on zu ermög­li­chen. Damit geht der regie­ren­de Hei­li­ge Vater ein­deu­tig über die Vor­ga­ben hin­aus, die die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on 2003 unter Kar­di­nal Ratz­in­ger als Prä­fek­ten in einem eige­nen Doku­ment, den Erwä­gun­gen zu den Ent­wür­fen einer recht­li­chen Aner­ken­nung der Lebens­ge­mein­schaf­ten zwi­schen homo­se­xu­el­len Per­so­nen (vati​can​.va), gege­ben hat. Fran­zis­kus for­dert die­se Ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten jeden­falls nicht nur als klei­ne­res Übel zur Ver­mei­dung der Öff­nung der Ehe für alle, son­dern bejaht sie im staat­li­chen Bereich als posi­tiv, wün­schens­wert und sogar als not­wen­dig, denn er sagt: „Wir brau­chen sie.“ Nach der Argu­men­ta­ti­on von 2003 ver­stößt das Insti­tut sol­cher Ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten bereits auf für Katho­li­ken nicht hin­nehm­ba­re Wei­se gegen Natur­recht, vgl. in die­sen Erwä­gun­gen beson­ders die Nrn. 5, 8 und 10. Papst Fran­zis­kus befür­wor­tet sie jetzt.

Doch zurück zur sakra­men­ta­len Ehe: Auch in ihr sind Sün­den – ein­schließ­lich schwe­rer sexu­el­ler Ver­feh­lun­gen – jeder­zeit mög­lich und kom­men vor, aber natür­lich sind nicht sie es, die geseg­net und damit auch nur indi­rekt von der Kir­che gut­ge­hei­ßen oder gebil­ligt werden.

Die Frage nach dem Eintritt des Schismas

Gero P. Weis­haupt hat auf Kath­news und auch bei nahe­zu allen ande­ren irgend­wie in Fra­ge kom­men­den deutsch- und fremd­sprach­li­chen katho­li­schen Medi­en in letz­ter Zeit gefühlt sei­ne gesam­te Ener­gie dar­auf ver­wen­det, bei den Befür­wor­tern und jeden­falls bei den Haupt­amt­li­chen und Geist­li­chen, die trotz römi­schen Ver­bots gleich­ge­schlecht­li­che Part­ner­schaf­ten geseg­net haben, die Ver­wirk­li­chung des Tat­be­stan­des des Schis­mas nach­zu­wei­sen. Wenn Pfar­rer Wolf­gang F. Rothe aus Mün­chen gleich­sam das media­le Gesicht der Befür­wor­ter der Segens­fei­ern war, hat Weis­haupt eil­fer­tig die Rol­le des kate­go­ri­schen Geg­ners über­nom­men. Bei bei­den Prie­stern wirkt die­ses Enga­ge­ment etwas skur­ril. Bei Rothe des­halb, weil er eigent­lich von frü­her her selbst einen kon­ser­va­ti­ven Ruf hat und auch jetzt noch in sei­nem gan­zen Auf­tre­ten und Äuße­ren einen kon­ser­va­ti­ven kle­ri­ka­len Habi­tus bei­be­hält. Mich selbst hat es erstaunt, dass er bei ARD und ZDF in der ersten Rei­he ste­hen woll­te, um die Seg­nun­gen vor der Öffent­lich­keit zu prä­sen­tie­ren, da er doch sicher ein­kal­ku­lie­ren muss­te, von frü­he­ren Weg­ge­fähr­ten, die ihn jetzt kri­ti­sie­ren, gezielt auf St. Pöl­ten 2004 ange­spro­chen zu wer­den, um es ganz zurück­hal­tend zu sagen.

Bei Gero P. Weis­haupt ist die Skur­ri­li­tät vor­der­grün­dig eine ande­re. Er weiß sehr wohl, dass der Tat­be­stand des Schis­mas, selbst wenn er vor­lie­gen soll­te, allein nicht genügt, solan­ge die zustän­di­gen Orts­bi­schö­fe sowie letzt­lich Rom und der Papst dies nicht ver­bind­lich feststellen.

Seinem Anliegen einen Bärendienst erwiesen

Von Anfang an hat Weis­haupt sich in der Fra­ge als kir­chen­recht­li­cher Rigo­rist her­vor­ge­tan. Sein Inter­view mit CNA Deutsch „Das ist kei­ne Erfin­dung des Kate­chis­mus“ (catho​lic​news​a​gen​cy​.com), von dem auch Über­set­zun­gen in spa­ni­scher und eng­li­scher Spra­che erschie­nen, hat ihm von kon­ser­va­ti­ver Sei­te begei­ster­te Zustim­mung und Applaus ein­ge­bracht, die er mit fast schon kind­li­cher Eupho­rie auch sicht­lich genos­sen hat. Mit sei­nen Spe­ku­la­tio­nen und Pro­gno­sen recht behal­ten hat er bis jetzt nicht und in kei­nem ein­zi­gen Punkt. Das schon von allem Anfang an, denn das von ihm ange­reg­te Moni­tum, mit dem Rom sei­ner Ansicht nach auf die Ankün­di­gung der Segens­fei­ern hät­te reagie­ren sol­len, kam nicht. Dass es nicht zufäl­lig unter­blie­ben war, konn­te man bei der Papst­an­spra­che zum Regi­na Cae­li vom 9. Mai 2021 deut­lich erken­nen, weil die The­ma­tik, unter die der Hei­li­ge Vater sei­ne Wor­te gestellt hat­te, er sprach über Lie­be und fal­sche Lie­ben (im Plu­ral!), es ihm leicht erlaubt hät­te, unter sei­nen Bei­spie­len auch Fehl‑, Zerr- und Schwund­for­men des mensch­li­chen Geschlechts­le­bens anzu­füh­ren. Er sprach über­haupt nicht über die Ehe oder über Sexua­li­tät und nicht ein­mal ansatz­wei­se über Homo­se­xua­li­tät oder die Kir­che in Deutschland.

Wenn Gero P. Weis­haupt sich jetzt auch freut, von Kar­di­nal Bur­ke Zustim­mung zu bekom­men (Kar­di­nal Bur­ke: Schis­ma ist in Deutsch­land ein­ge­tre­ten – kath­news), so ist es auch die­ser nicht, der in der Posi­ti­on wäre, den Ein­tritt des Schis­mas ver­bind­lich fest­zu­stel­len. Dass Bur­ke als Papst alle mög­li­chen und sogar sehr gegen­sätz­li­che Leu­te und Grup­pen exkom­mu­ni­zie­ren wür­de, kann ich mir leb­haft vor­stel­len. Für ihn gehört z. B. die Pius­bru­der­schaft laut jüng­ster Aus­sa­gen nicht zur Kir­che und das, obwohl Papst Fran­zis­kus ihren Prie­stern die Voll­macht zur Ehe­as­si­stenz ermög­licht hat und den Gläu­bi­gen, bei die­sen Prie­stern (auch aus römi­scher Sicht) gül­tig zu beich­ten. Zwar exi­stiert die Bru­der­schaft der­zeit for­mal­ka­no­ni­stisch viel­leicht nicht als Kör­per­schaft, Insti­tu­ti­on und Inkar­di­na­ti­ons­ver­band in der Kir­che, wird aber von Rom de fac­to als sol­che behan­delt. Sei­tens des argen­ti­ni­schen Staa­tes wird die Pius­bru­der­schaft auf Ver­an­las­sung des Pap­stes schon jetzt ganz offi­zi­ell wie eine Ordens­ge­mein­schaft diö­ze­sa­nen Rechts behan­delt. Bur­ke wür­de die­se Prie­ster­bru­der­schaft und alle Gläu­bi­gen, die ganz oder über­wie­gend bei ihr prak­ti­zie­ren, wohl ins­ge­samt exkom­mu­ni­zie­ren, selbst ohne neu­er­li­che Bischofs­wei­hen. Bei Fran­zis­kus hin­ge­gen ist davon aus­zu­ge­hen, dass er schon allein aus pasto­ra­len Grün­den dazu ver­gleichs­wei­se unkom­pli­ziert das Apo­sto­li­sche Man­dat ertei­len würde.

Auch wenn bei­de, Bur­ke und Weis­haupt, sich nicht nur in der gegen­ständ­li­chen Fra­ge der Seg­nun­gen homo­se­xu­el­ler Part­ner­schaf­ten als Ver­fech­ter des Natur­rechts füh­len, zei­gen sie in ihrer kir­chen­recht­li­chen Argu­men­ta­ti­on, wie for­ma­li­stisch und rechts­po­si­ti­vi­stisch sie vor­ge­hen. Bur­ke freut sich viel­leicht über­haupt ein­mal über ein Respon­sum nach sei­nem Geschmack, da er in sei­ner Eigen­schaft als Dubia-Kar­di­nal von Amo­ris lae­ti­tia immer noch auf Ant­wort wartet.

Dem Münch­ner Kano­ni­sten Elmar Güt­hoff ist zuzu­stim­men, der kürz­lich in der katho­li­schen Wochen­zei­tung Die Tages­post das posi­ti­ve Anlie­gen Weis­haupts, durch sei­nen Ein­satz in die­ser Sache den Glau­ben und die Ord­nung der Kir­che zu schüt­zen, durch­aus gewür­digt hat: Kir­chen­recht­ler zu Seg­nungs­fei­ern: Ver­stö­ße, kein Schis­ma | Die Tages­post (die​-tages​post​.de), dabei aber genau­so dar­auf hin­wies, dass bei der Bewer­tung der Moti­ve derer, die gleich­ge­schlecht­li­che Part­ner­schaf­ten geseg­net haben, nicht nur zu prü­fen ist, ob sie sich damit gegen die Ord­nung der Kir­che auf­leh­nen und dadurch von ihr tren­nen woll­ten, son­dern auch in Erwä­gung gezo­gen wer­den muss, dass sie damit red­li­che Moti­ve der Seel­sor­ge an homo­se­xu­ell emp­fin­den­den Gläu­bi­gen ver­fol­gen woll­ten, selbst wenn man per­sön­lich die dazu gewähl­te Form für falsch hält und die Seg­nung einer gleich­ge­schlecht­li­chen Part­ner­schaft, mit dem römi­schen Respon­sum über­ein­stim­mend, ablehnt. Dazu, auch sol­che Moti­ve bei den Befür­wor­tern in Betracht zu zie­hen, scheint Weis­haupt nicht nur nicht wil­lens zu sein, son­dern unfä­hig, und das stellt für mich sei­ne Fähig­keit zu juri­sti­scher Objek­ti­vi­tät zumin­dest gegen­über die­sem Pro­blem ins­ge­samt, womög­lich auch in ande­ren Berei­chen wie etwa Ehe­nich­tig­keits­pro­zes­sen, mit denen er in Köln befasst ist, in Frage.

Wenn all die von ihm irgend­wie gera­de­zu ersehn­ten Kon­se­quen­zen nach den Segens­fei­ern aus­blei­ben, dann ist dem Anlie­gen selbst in den Hin­sich­ten ein Bären­dienst erwie­sen, in denen er und ich ja voll­kom­men einer Mei­nung sind.

Wesent­lich kon­struk­ti­ver ist da die Argu­men­ta­ti­on und Begrün­dung, die der Gör­lit­zer Ober­hir­te, Bischof Wolf­gang Ipolt, gege­ben hat und die sich in ihrer Sub­stanz mit der von mir ver­tre­te­nen Posi­ti­on decken (Ipolt bekräf­tigt Ableh­nung von Seg­nung homo­se­xu­el­ler Part­ner­schaf­ten – katho​lisch​.de), wenn ich auch die Theo­lo­gie des Lei­bes, die er in die­sem Zusam­men­hang in Erin­ne­rung geru­fen hat und die auf Johan­nes Paul II. zurück­geht, auf­grund ihrer phä­no­me­no­lo­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen per­sön­lich selbst nicht für völ­lig unpro­ble­ma­tisch halte.

Dass Ipolt so schwer­wie­gen­de Sank­tio­nen gegen Prie­ster und ande­re Seel­sor­ger und Seel­sor­ge­rin­nen in sei­ner Diö­ze­se ergrif­fen hät­te, wie Weis­haupt sie vor­schlägt, ist bezeich­nen­der­wei­se nicht bekannt­ge­wor­den. Zuge­ge­be­ner­ma­ßen ent­zieht es sich aller­dings eben­so mei­ner Kennt­nis, ob es im Bis­tum Gör­litz über­haupt Orte gege­ben hat, wo sol­che Seg­nun­gen erfolgt sind.

Interkommunion beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt

Viel schwer­wie­gen­der als die ins­ge­samt doch sehr punk­tu­ell und über­schau­bar geblie­be­nen Ver­stö­ße gegen das Respon­sum zur Fra­ge der Seg­nun­gen homo­se­xu­el­ler Part­ner­schaf­ten (hun­dert Orte, die sich auf sie­ben­und­zwan­zig deut­sche Diö­ze­sen ver­tei­len, wobei eben nicht bekannt ist, ob tat­säch­lich in jedem Bis­tum sol­che Fei­ern statt­fan­den; vie­ler­orts eine Teil­nah­me, die die Orga­ni­sa­to­ren nicht als quan­ti­ta­ti­ven Erfolg wer­ten konn­ten) sind die Fäl­le der Inter­kom­mu­ni­on bezie­hungs­wei­se der Teil­nah­me von Katho­li­ken am evan­ge­li­schen Abend­mahl, die öffent­lich­keits­wirk­sam im Rah­men des Öku­me­ni­schen Kir­chen­ta­ges in Frank­furt am Main erfolgt sind. Auch hier sieht Weis­haupt wie­der­um das Schis­ma ver­wirk­licht (Rebel­li­on und Pro­vo­ka­ti­on in Frank­furt – kath­news), und ich füge hin­zu: Hier kann man unstrit­tig auch Merk­ma­le der Häre­sie erken­nen. Doch in die­sem Fall neh­me ich eben­falls nicht an, dass irgend­wel­che Sank­tio­nen vom Orts­bi­schof zu befürch­ten sind. Noch weni­ger sogar von Rom. Dies schät­ze ich des­halb so ein, weil bei der Wei­he des neu­en Bischofs von Chur, die vor nicht all­zu lan­ger Zeit statt­ge­fun­den und die der aus der Schweiz gebür­ti­ge Öku­me­ne-Kar­di­nal Kurt Koch als Haupt­kon­se­kra­tor, der eigens aus Rom anrei­ste, gespen­det hat, der neu­ge­weih­te Bischof höchst­per­sön­lich hoch­ran­gi­gen Pro­te­stan­ten die hei­li­ge Kom­mu­ni­on reich­te. Kar­di­nal Koch sag­te danach, er habe das nicht regi­striert, da er nach sei­nem eige­nen Kom­mu­nion­emp­fang in Dank­sa­gung ver­sun­ken gewe­sen sei, doch auch spä­ter ist nichts passiert.

Außer­dem erin­ne­re ich an das befremd­li­che Signal, das der Hei­li­ge Vater schon am 13. Novem­ber 2015 beim Besuch der stark deutsch gepräg­ten luthe­ri­schen Gemein­de von Rom aus­ge­sandt hat, indem er dem Pastor als Gast­ge­schenk ein Exem­plar des Mess­kel­ches mit Pate­ne über­reich­te: Papst über­reicht Luthe­ra­nern in Rom Abend­mahls­kelch als Gast­ge­schenk | Evan­ge­li­scher Bund (evan​ge​li​scher​-bund​.de), den er sonst immer katho­li­schen Bischö­fen schenkt, die er in ihren Diö­ze­sen besucht.

Abschlie­ßend möch­te ich an Gero P. Weis­haupt, mit dem ich in die­ser Ange­le­gen­heit sach­lich völ­lig einig bin, die Fra­ge rich­ten, ob er sich wirk­lich sicher ist, dass bei Katho­li­ken, die nicht ent­we­der sei­nem eige­nen kon­ser­va­ti­ven Lager ange­hö­ren oder stark tra­di­ti­ons­ori­en­tiert sind, also beim ganz nor­ma­len Durch­schnitts­ka­tho­li­ken, der Glau­be an das Wei­he­sa­kra­ment, an Trans­sub­stan­tia­ti­on und Real­prä­senz sowie an den Opfer­cha­rak­ter der Eucha­ri­stie und jeder hei­li­gen Mes­se denn wirk­lich immer noch als inhalt­lich intakt und in der per­sön­li­chen Glau­bens­zu­stim­mung leben­dig vor­aus­ge­setzt wer­den kön­nen. Wir ste­hen also nicht erst bei Inter­kom­mu­ni­on vor einem Pro­blem, und das Schis­ma besteht psy­cho­lo­gisch längst auch bei Kon­ser­va­ti­ven, die nicht mehr in der Lage sind, sich in die Posi­ti­on und Beweg­grün­de von Mit­ka­tho­li­ken zu ver­set­zen, die bestimm­te Din­ge anders sehen als sie selbst und die kirch­li­che Auto­ri­tät, auf deren Sei­te man sich fühlt.

Die­se ande­ren Gläu­bi­gen, die wohl längst die zah­len­mä­ßi­ge Mehr­heit bil­den, sind für sie nur noch Geg­ner, als Prie­ster nicht mehr Mit­brü­der, son­dern regel­recht Gegen­ka­tho­li­ken. Und Gero P. Weis­haupt kam mir in den letz­ten Wochen wie ein ner­vös-gereiz­ter Gegen-Rothe vor. So kann man nie­man­den über­zeu­gen, der nicht ohne­hin schon vor­her der eige­nen Mei­nung ist.

Bild: Leser­zu­sen­dung

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!