(Rom) Am Samstag wurde Erzbischof Arthur Roche, der Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, von Papst Franziskus in Audienz empfangen. Was unscheinbar und wenig spektakulär scheint, weckt dennoch erhöhte Aufmerksamkeit. Die Kongregation wartet auf die Ernennung eines neuen Präfekten. Zudem gibt es im Bereich der Liturgie einige Baustellen, von denen einige streng geheimgehalten werden.
Msgr. Roche, inzwischen 71 Jahre alt, war Weihbischof von Westminster, dann Koadjutor und schließlich Bischof von Leeds in England. Im Juni 2012 berief ihn Papst Benedikt XVI. als Sekretär an die Gottesdienstkongregation und erhob ihn zum Titularerzbischof.
2014 wurde der von Benedikt XVI. ernannte Kardinalpräfekt dieses Dikasteriums von Papst Franziskus nach Spanien zurückgeschickt und überraschend Kardinal Robert Sarah zum Nachfolger ernannt. Kardinal Sarah, der der liturgischen Sensibilität von Benedikt XVI. nähersteht, fand keinen Zugang zum liturgisch wenig sensiblen Franziskus. Stattdessen wurde Msgr. Roche zum „Mann des Papstes“ an dieser Kongregation, der als einziger aus der Vor-Franziskus-Zeit übriggelassen wurde, nachdem auch der Untersekretär entbunden und durch einen überzeugten „Bugninianer“ ersetzt wurde. Msgr. Annibale Bugnini war der Baumeister der radikalen Liturgiereform von 1969.
Am vergangenen 20. Februar wurde der 75 Jahre alte Kardinal Sarah aus Altersgründen emeritiert. Ein Nachfolger wurde noch nicht ernannt. Mehrere Namen, ausnahmslos „Bugninianer“, sind im Gespräch. Zumindest indirekt dürfte am Samstag auch die Frage des künftigen Präfekten behandelt worden sein. Ein weiterer Aspekt wird die ungewöhnliche Visitation der Kongregation sein, die Franziskus mit der Emeritierung von Kardinal Sarah anordnete.
Da die Liturgie ein hochsensibler Bereich ist, in dem es wegen der Liturgiereformen von 1965 und 1969 zu Konflikten, Verwerfungen und Brüchen kam, herrscht in Teilen der Kirche besondere Aufmerksamkeit und Sorge, wenn Franziskus darin tätig wird. Dazu gehört auch eine Audienz für den interimistischen Leiter der Gottesdienstkongregation.
Das Vertrauen in die liturgischen Berater von Franziskus, darunter vor allem in den päpstlichen Hausliturgiker Andrea Grillo, der 2019 die Forderung erhob, den „Zugang zum überlieferten Ritus einzuschränken“, tendiert nicht nur in traditionsverbundenen Kreisen gegen null, sondern hält sich auch in konservativen Kreisen in Grenzen. Dazu trug in den vergangenen Jahren bei, daß Vertreter des päpstlichen Hofstaates in einem Ausmaß, das als überzogen wahrgenommen wurde, für päpstliche Entscheidungen in Anspruch nahmen, daß es sich dabei um „Überraschungen des [Heiligen] Geistes“ handle.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Media (Screenshot)