
(Rom/Caracas) Heute findet in Caracas die Seligsprechung des Dieners Gottes José Gregorio Hernández (1864–1919) statt. Papst Franziskus übermittelte dazu eine Videobotschaft, die dem schwer gebeutelten sozialistischen Regime von Staatspräsident Nicolas Maduro gelegen kommt.
Wie berichtet (siehe Seligsprechung bringt Heiligen Stuhl in politische Verlegenheit), sagte Kardinalstaatssekretär Parolin kurzfristig seine Teilnahme an den Seligsprechungsfeierlichkeiten ab. Kardinal Parolin sollte Papst Franziskus vertreten, weil er bis 2013 Apostolischer Nuntius in Venezuela war. Unter Verweis auf die angebliche Corona-Pandemie wurde vom Vatikan am Mittwoch die Teilnahme des Kardinalsstaatssekretärs abgesagt. Die heutige Zeremonie wird der derzeitige Apostolische Nuntius in Venezuela leiten.
Der wirkliche Grund für die Absage ist jedoch diplomatischer Natur. Es hatten sich die Hinweise verdichtetet, daß das unter Druck stehende sozialistische Regime versuchen will, die Feierlichkeiten zur Systemstabilisierung auszunützen. Der Kardinalstaatssekretär als oberster Diplomat des Heiligen Stuhls wollte Bilder vermeiden, die ihn an der Seite Maduros zeigen.
Weniger Rücksicht wurde vom Vatikan auf die venezolanischen Katholiken genommen. Die Ortskirche bekommt immer stärker die Repression des Regimes der „Bolivarischen Revolution“ zu spüren, doch Papst Franziskus schweigt dazu. Dabei hatten sich die venezolanischen Bischöfe sehr bemüht, ihn über die wirkliche Lage im Land zu informieren. Franziskus reagierte mit Umbesetzungen des Episkopats. Maduro sieht in Papst Franziskus, den er bereits dreimal im Vatikan besuchte, einen politischen Verbündeten.
Vom demokratischen Aufstieg zur sozialistischen Diktatur
Maduro ist nach Hugo Chavez der zweite venezolanische Staatspräsident des „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Chavez war 1999 demokratisch an die Macht gelangt. Seine Vereinigte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV, bis 2007 Bewegung für eine Fünfte Republik, MVR) konnte sich bei den Parlamentswahlen 2000 mit 44 Prozent der Wählerstimmen die absolute Mandatsmehrheit sichern. Nach wenigen Jahren des Realen Sozialismus begann der Stern des Regimes aufgrund einer seither anhaltenden Wirtschaftskrise schnell zu sinken. Die Parlamentswahlen von 2005 wurden von der Opposition wegen Behinderung und Repression boykottiert. Die Wahlbeteiligung brach auf nur mehr 25 Prozent ein. Bei den Parlamentswahlen 2010 kandidierte die Opposition, weshalb die Wahlbeteiligung wieder auf über 66 Prozent stieg. Beobachter gingen von einem sicheren Wahlsieg für die Opposition aus. Stattdessen hatte laut amtlichem Endergebnis der regierende PSUV mit 48,1 Prozent gegenüber dem Oppositionsbündnis mit 47,2 Prozent die Nase knapp vorne. Die Opposition sprach von massiver Wahlfälschung. Der Rückhalt des PSUV in der Bevölkerung schrumpfte in der Folge so schnell, daß die „Sozialisten des 21. Jahrhunderts“ keine Chance mehr haben sollten, auch nur annähernd eine Wahl zu gewinnen. Das Regime denkt aber nicht daran, das Feld freiwillig zu räumen. Stattdessen erfolgte der schrittweise Umbau des Staates in eine Diktatur, in dem eine immer stärkere Repression herrscht.
2015 stieg die Wahlbeteiligung auf 74 Prozent und brachte der Opposition mit 56 Prozent einen eindeutigen Wahlsieg. Dem Regime gelang es durch Wahlfälschung gerade noch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Opposition im Parlament zu verhindern. Darauf entmachtete Maduro im Handstreich das Parlament. Die 2020 von Maduro mit dem Segen von Papst Franziskus abgehaltenen Wahlen wurden zur Farce. Die wichtigsten Oppositionsgruppen waren von der Wahl faktisch ausgeschlossen. Maduro kontrolliert seither 92 Prozent aller Parlamentssitze.
Das heißt: Seit 2005 wurde die demokratische Ordnung durch Wahlbetrug untergraben. In einem zweiten Schritt wurde Venezuela ab 2015 in eine offene Diktatur umgebaut. Das Regime kann sich nur mehr dank des Gewaltmonopols und der Erdölvorkommen an der Macht halten, deren Ertrag an Länder wie die Türkei verkauft wird.
„Keine Interventionen von außen“
Während Kardinalstaatssekretär Parolin sich vom Regime fernhält, sandte Papst Franziskus gestern eine Videobotschaft an das venezolanische Volk, über die sich das Regime gefreut haben dürfte. Der Text der Botschaft wurde auf der Internetseite des Heiligen Stuhls in spanischer, italienischer und englischer Sprache veröffentlicht. Darin findet sich aber nicht jener improvisierte Zusatz, den Franziskus spontan zwischen dem vorletzten und letzten Absatz seiner vorbereiteten Rede einschob. Das Kirchenoberhaupt sagte:
„Ich bitte darum, daß wir gemeinsam das Venezuela wiederherstellen, in dem alle wissen, daß es paßt, in dem jeder eine Zukunft finden kann. Und ich bitte den Herrn, daß keine Intervention von außen daran hindert, diesen Weg der nationalen Einheit zu gehen.“
Das Regime der „Bolivarischen Revolution“ lebt seit Hugo Chavez vom Narrativ drohender Interventionen, wenn nicht sogar einer Invasion, durch die „Lakaien“ der „Oligarchen“ des benachbarten Kolumbien und das „Imperium“. Damit sind die USA gemeint. Die „Sozialisten des 21. Jahrhunderts“ versuchen die innere Solidarität der Venezolaner mit dem Regime durch die Betonung realer oder imaginärer Bedrohungen „von außen“ zu erreichen. Diese Strategie hat sich auch nach dem Wechsel von Chavez zu Maduro nicht geändert. Vielmehr wurde sie erweitert, indem das Regime der Opposition unterstellt, eine „fünfte Kolonne“ im Dienst der äußeren Feinde zu sein. Für die öffentliche Verbreitung dieser Behauptung sorgen die Massenmedien, die fast ausnahmslos im Dienst des Regimes stehen.
Siehe auch: Auf welcher Seite Papst Franziskus in Lateinamerika steht
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Nicholas Hall/Wikicommons
Der heilige Geist gibt der Kirche immer wieder eine Chance.
Wie wunderbar wäre es zum Beispiel gewesen dieser südamerikanische Papst haette sein Charisma seine Kenntnisse fuer eine Re Katholisierung dieses verlorenen weil marxistisch geprägten Kontinents genutzt.
So gehen Millionen von Seelen verloren von denen viele hätten gerettet werden können.
Welch eine Katastrophe.