Liebe Brüder und Schwestern,
das Gebet ist Dialog mit Gott. Jedes Geschöpf „spricht“ in gewissem Sinn mit Gott. Beim Menschen wird das Gebet zum Wort, zur Bitte, zum Lobgesang. Die Heilige Schrift lehrt uns, alles ins Wort zu bringen und mitunter auch mit kühnen Worten zu beten – nichts soll ausgespart werden, schon gar nicht Leid und Schmerz.
Die erste Form des menschlichen Betens besteht im Sprechen. »Das mündliche Gebet gehört unverzichtbar zum christlichen Leben« (KKK, 2701). Das Beten mit den Lippen ist stets möglich, während die Gefühle nicht immer gewiss sind, die Gnaden des Gebets nicht immer geschenkt werden. So dürfen wir das mündliche Gebet nicht geringschätzen, sei es ein Flüstern oder das gemeinschaftliche Beten. Die Worte, die wir sprechen, nehmen uns bei der Hand. Sie können die schläfrigen Herzen aufrütteln und die Gefühle wecken, deren Erinnerung in uns verblasst ist. Es gibt Worte, von denen wir sicher sein können, dass sie die Bitten an Gott richten, die er hören möchte. Darüber lässt uns Jesus nicht im Ungewissen. Er sagt: „Wenn ihr betet, so sprecht“ (Lk 11,2), und lehrt das Vaterunser.
Herzlich grüße ich die Brüder und Schwestern deutscher Sprache. Das mündliche Gebet hilft uns, im Beten treu und beharrlich zu sein, vor allem dann, wenn wir Momente der Leere erfahren. Der Heilige Geist leite uns im Gebet und im Leben nach dem Wort Gottes.
Bild: Vatican.va (Screenshot)