(Rom) Wegen der zuletzt laut gewordenen Stimmen, Papst Franziskus solle den geplanten Irak-Besuch absagen, war heute die Aufmerksamkeit auf die Generalaudienz gerichtet. Da Franziskus beim Angelus am vergangenen Sonntag den Irak und seine Reise nicht erwähnte, erhielten Stimmen neue Nahrung, die sagten, der Vatikan plane eine Absage. Würde Franziskus bei der Generalaudienz den Irak auch nicht erwähnen, wäre es sicher, daß die für Freitag beabsichtigte Abreise nicht stattfinden werde. Doch Franziskus sprach heute am Ende der Generalaudienz über seinen Irak-Besuch.
Laut Tagesbulletin des vatikanischen Presseamtes bekräftigte Franziskus die Ziele seiner Reise:
„Übermorgen werde ich mich, so Gott will, für eine dreitägige Pilgerreise in den Irak begeben. Ich wollte schon lange das Volk treffen, das so sehr gelitten hat; dieser Kirche der Märtyrer im Land Abrahams begegnen. Zusammen mit den anderen religiösen Führern werden wir auch einen weiteren Schritt in der Brüderlichkeit unter den Gläubigen machen. Ich bitte Sie, diese apostolische Reise mit dem Gebet zu begleiten, damit sie bestmöglich stattfinden kann und die erwarteten Früchte bringt. Das irakische Volk erwartet uns; es erwartete den heiligen Johannes Paul II., dem verboten wurde, sich dorthin zu begeben. Man kann ein Volk nicht ein zweites Mal enttäuschen. Laßt uns beten, daß diese Reise gut stattfinden kann.“
Der Besuch der verfolgten Christen im Irak und „ein weiterer Schritt“ zur „Brüderlichkeit aller Menschen“ sind die beiden Ziele der Pastoralreise.
Der Hinweis auf Johannes Paul II. erstaunt allerdings gleich doppelt. Franziskus hätte sagen können, daß nach der Absage seines ursprünglich für Februar 2019 geplanten Irak-Besuchs, „ein Volk nicht ein zweites Mal enttäuscht“ werden könne. Stattdessen sprach er von Johannes Paul II., dem ein Besuch „verboten“ worden sei. Von einem solchen Verbot ist aber nichts bekannt.
Der polnische Papst hätte den Irak gerne Ende des vorigen Jahrtausends besucht. Die Reise kam aber nicht zustande, weil die Befürchtung überwog, Saddam Hussein könnte die Anwesenheit des Papstes für eine Imagekampagne zu eigenen Gunsten nützen. Mehr noch bestand die Sorge, daß der Eindruck entstehen könnte, der Papst würde die Diktatur Husseins durch seine Anwesenheit „segnen“.
„Verboten“ wurde Johannes Paul II. ein Besuch im Irak aber nicht. Oder weiß Franziskus dazu mehr? Oder sprach er einfach etwas salopp dahin, wie es schon öfter der Fall war?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)