(Addis Abeba) Das Massaker an Christen in Axum ist noch „schrecklicher“ als ursprünglich angenommen, wie Augenzeugen berichten.
Die Stadt Axum ist eines der bedeutendsten historischen und kulturellen Zentren Äthiopiens und war bis ins 10. Jahrhundert Hauptstadt des gleichnamigen christlichen Königreichs. Den ersten Hinweis auf die Christianisierung Ostafrikas findet sich bereits in der Apostelgeschichte, als der Apostel Philippus einen Mann aus Äthiopien bekehrte, wie ausdrücklich erwähnt wird.
Heute gehört die Stadt mit ihren rund 60.000 Einwohnern zur äthiopischen Region Tigray, die an Eritrea angrenzt. Axum ist die heilige Stadt der äthiopischen Christen, denn dort wird nach der Überlieferung der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche die Bundeslade aufbewahrt. Die Bibel berichtet, daß der Prophet Jeremia die Bundeslade aus Sicherheitsgründen versteckte. Sie überliefert aber nicht, wo dies genau geschah, und sagt auch nichts über ihren Verbleib. Laut den äthiopischen Christen wird sie in der alten Axumer Kathedrale St. Maria von Zion aufbewahrt. Die einstige Kathedrale gilt als ältestes und bedeutendstes Gotteshaus des Landes. Sie wurde im 4. Jahrhundert von Ezana, dem ersten christlichen König des Axumitischen Reiches, erbaut. Von den Königen von Axum, die bereits den Titel eines Negus Negesti, eines „Königs der Könige“, führten, ging im 10. Jahrhundert die äthiopische Kaiserwürde hervor, die Bestand hatte bis zum Sturz von Kaiser Hailé Selassié im Jahr 1974.
Die Region Tigray wird seit 1991 von der kommunistischen Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) beherrscht. Offiziell bekennt sie sich heute zum „Demokratischen Sozialismus“. Eine parlamentarische Opposition existiert faktisch nicht. Bei den Regionalwahlen im Herbst 2020 sicherte sich die TPLF im Stil kommunistischer Regime ein Ergebnis von 98,2 Prozent der Stimmen. Der international bekannteste TPLF-Vertreter ist der amtierende Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. Der Kommunist gehörte von 2005 bis 2018 der äthiopischen Bundesregierung an, zunächst als Gesundheitsminister, ab 2012 als Außenminister. Seit über einem Jahr spielt er mit der WHO eine unrühmliche Rolle in der Coronavirus-Krise.
2019 kam es zum Bruch zwischen der TPLF und ihren bisherigen marxistischen Bündnispartnern aus anderer Regionen, mit denen sie gemeinsam seit 28 Jahren Äthiopien regierte. Da die TPLF seither separatistische Ziele verfolgt, kam es 2020 zum bewaffneten Konflikt. Dabei spielen nicht ideologische, sondern ethnische Gründe eine zentrale Rolle. Beide Seiten unterhalten gute Beziehungen zur Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Zugleich beendete die äthiopische Bundesregierung den Konflikt mit Eritrea, das von einer kommunistischen Einheitspartei beherrscht wird, und unterzeichnete einen Friedensvertrag.
Am 15. Dezember marschierten äthiopische Truppen, unterstützt von Amhara-Milizen und eritreischen Verbänden, in die Region Tigray ein. Axum wurde vorwiegend von eritreischen Einheiten eingenommen, die dort ein schreckliches Massaker verübten. Die Soldaten, zumeist Muslime, massakrierten mehr als tausend Christen, Priester und Gläubige, die sich in und vor der alten Marienkathedrale versammelt hatten, um die Bundeslade zu schützen. Erst gegen Mitte Januar gelangten erste Nachrichten von dem Blutbad an die Weltöffentlichkeit. Die Rede war, daß bei dem Massaker mindestens tausend Menschen getötet wurden. Erst jetzt konnte das Ausmaß bestätigt werden. Das Massaker an unbewaffneten Christen, die ein Heiligtum schützen, wird mit der ideologischen Indoktrinierung der eritreischen Soldaten erklärt.
Ein äthiopisch-orthodoxer Diakon, der das Massaker überlebte und sich noch in Axum befindet, lieferte nun Associated Press (AP) einen Augenzeugenbericht. Die eritreischen Soldaten drangen, nachdem sie das Feuer auf die Menschen auf dem Platz vor der Kathedrale eröffnet hatten, in die Kirche ein und zerrten die Anwesenden, derer sie habhaft wurden, aus dem Gotteshaus und erschossen sie. Bei der Kathedrale fielen rund 800 Christen dem Massaker zum Opfer. „Dabei waren wir unbewaffnet“, so der Diakon. Der Universitätsdozent Getu Mak, der sich zum Zeitpunkt des Massakers in einem nahen Hotel befand, sagte. „Es war schrecklich: An jeder Straßenecke lagen Leichen“. AP zitiert noch einen dritten Zeugen namens Mekele: „Wie kann ich beschreiben, was passiert ist? So viele Tote!“
„Erst als die eritreischen Soldaten die Stadt verlassen hatten, konnten die Toten geborgen und bestattet werden. Wegen der Verwesung mußten wir sie in einem Massengrab in der Nähe der Kirche beisetzen“, so der Diakon.
Auch in den Nachbarorten rings um die Stadt seien „viele Menschen“ getötet worden, so der Diakon. Ihre Zahl gehe in die Tausende. Die Bundeslade aber blieb unangetastet. Ihr Wächter, ein orthodoxer Priester, der sich in der Kirche verschanzt hatte, wacht weiterhin.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi/Wikicommons
Sehr geehrter, lieber Herr Nardi,
danke, dass Sie und auch so etwas melden, nicht nur die boshafte Spinnerei des Westens, sondern uns Nachricht von anderen Christen, bzw. Märtyrern geben
Die Religion des Friedens zeigt wieder ihre Früchte.
Doch nein, sicher nur Einzelfälle, die nicht verallgemeinert werden dürfen. Also kein Grund zur Besorgnis…
Oh Herr, sei barmherzig! Mit den Toten und den Lebenden!