Kardinal Burke: Jeder hat die Pflicht, die Lüge in der Kirche zu bekämpfen

"Alarmierender Ausdruck der Kultur der Lüge und Verwirrung in der Kirche ist die Verwirrung über das Wesen der Kirche"


Kardinal Raymond Burke ist einer der profiliertesten Purpurträger. Unter Papst Franziskus hat er einen schweren Stand. Nun rief der Kardinal zum Kampf auf gegen "Lüge und Verwirrung in der Kirche".

(Rom) Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke ver­öf­fent­lich­te eine aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me wider die „Ver­wir­rung“ in der Kir­che. „Der beste Begriff, um den gegen­wär­ti­gen Zustand der Kir­che zu beschrei­ben, ist Ver­wir­rung, die ihren Ursprung in einem Man­gel an Respekt für die Wahr­heit hat.“ Jeder habe die Ver­pflich­tung gemäß sei­ner Beru­fung und sei­nen beson­de­ren Gaben, der Ver­wir­rung ent­ge­gen­zu­wir­ken und das Licht der Wahr­heit zu bezeu­gen, das „nur von Chri­stus kommt“. Das bedeu­te aktu­ell vor allem, zu bezeu­gen, daß man „nur durch die Tau­fe ein Kind Got­tes wird“, und „es nicht wahr ist, daß Gott eine Viel­zahl von Reli­gio­nen will“.

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Der Text des Kar­di­nals wur­de am 15. Febru­ar von La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na in eng­li­scher, ita­lie­ni­scher und spa­ni­scher Spra­che ver­öf­fent­licht. Die dar­in ent­hal­te­ne Kri­tik rich­tet sich gegen Hand­lun­gen von Papst Fran­zis­kus und sei­nes Umfel­des, ohne die­sen nament­lich zu nen­nen. Eben­so wen­det sich der Kar­di­nal gegen das von Fran­zis­kus in Abu Dha­bi unter­zeich­ne­te Doku­ment über die Brü­der­lich­keit aller Men­schen, das eben­so nicht expli­zit erwähnt wird. Fran­zis­kus hat­te in den ver­gan­ge­nen Wochen im Sin­ne die­ses Doku­ments eine Rei­he von Aus­sa­gen getä­tigt und Initia­ti­ven ergrif­fen (sie­he auch das Janu­ar-Video vom Papst).

Die Stellungnahme von Kardinal Raymond Burke

Die Ver­wir­rung habe ihren Ursprung, so Kar­di­nal Bur­ke, „in einem Man­gel an Respekt für die Wahr­heit oder in der Ver­leug­nung der Wahr­heit oder in dem Vor­wand, die Wahr­heit nicht zu ken­nen, oder in dem Ver­säum­nis, die bekann­te Wahr­heit zu erklären.“

Bei sei­ner Begeg­nung mit den Schrift­ge­lehr­ten und den Pha­ri­sä­ern beim Laub­hüt­ten­fest habe Jesus Chri­stus deut­lich von jenen gespro­chen, die Ver­wir­rung stif­ten, „indem sie sich wei­gern, die Wahr­heit anzu­er­ken­nen und die Wahr­heit zu sagen“.

„Ver­wir­rung ist das Werk des Bösen, wie Unser Herr selbst lehr­te, als er die­se Wor­te zu den Schrift­ge­lehr­ten und Pha­ri­sä­ern sprach: ‚War­um ver­steht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstan­de seid, mein Wort zu hören. Ihr habt den Teu­fel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater ver­langt. Er war ein Mör­der von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahr­heit; denn es ist kei­ne Wahr­heit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lüg­ner und ist der Vater der Lüge. Mir aber glaubt ihr nicht, weil ich die Wahr­heit sage. (Joh 8,43–45).

Die Kul­tur der Lüge und die damit ver­bun­de­ne Ver­wir­rung haben nichts mit Chri­stus und sei­ner Braut, der Kir­che, zu tun. Den­ken Sie an die War­nung unse­res Herrn in der Berg­pre­digt: ‚Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles ande­re stammt vom Bösen‘ (Mt 5,37).“

Dann führt der Kar­di­nal aus, war­um es wich­tig ist, über den gegen­wär­ti­gen Zustand der Kir­che nach­zu­den­ken, der von soviel Ver­wir­rung geprägt sei:

„Jeder von uns ist als leben­di­ges Glied des mysti­schen Lei­bes Chri­sti auf­ge­ru­fen, den guten Kampf gegen das Böse und den Bösen zu füh­ren und mit Chri­stus auf dem Weg des Guten, dem Weg Got­tes, zu blei­ben. Jeder von uns hat gemäß sei­ner Beru­fung im Leben und sei­nen beson­de­ren Gaben die Ver­pflich­tung, die Ver­wir­rung zu zer­streu­en und das Licht zu bezeu­gen, das nur von Chri­stus kommt, der für uns in der leben­di­gen Tra­di­ti­on der Kir­che lebt.

Es soll­te nicht über­ra­schen, daß im gegen­wär­ti­gen Zustand der Kir­che jene, die an der Wahr­heit fest­hal­ten, die der Tra­di­ti­on treu sind, als starr und tra­di­tio­na­li­stisch eti­ket­tiert wer­den, weil sie sich der vor­herr­schen­den Agen­da der Ver­wir­rung wider­set­zen. Die Ver­ur­sa­cher der Kul­tur der Lüge und Ver­wir­rung prä­sen­tie­ren sie als bedau­erns­wer­te, gei­stig min­der­be­mit­tel­te und kran­ke Men­schen, die einer Hei­lung bedürfen.

In Wirk­lich­keit wol­len wir nur eines, und das ist, wie der hei­li­ge Pau­lus am Ende sei­ner irdi­schen Tage erklä­ren zu kön­nen: ‚Denn ich wer­de nun­mehr geop­fert, und die Zeit mei­nes Auf­bruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf voll­endet, die Treue gehal­ten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerech­tig­keit bereit, den mir der Herr, der gerech­te Rich­ter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, son­dern allen, die sehn­süch­tig auf sein Erschei­nen war­ten‘ (2 Tim 4,6–8).

Aus Lie­be zu unse­rem Herrn und Sei­ner leben­di­gen Gegen­wart mit uns in der Kir­che kämp­fen wir für die Wahr­heit und das Licht, das er immer in unser Leben bringt.

Neben der Pflicht, die Lüge und die Ver­wir­rung in unse­rem täg­li­chen Leben zu bekämp­fen, haben wir als leben­di­ge Glie­der des Lei­bes Chri­sti die Pflicht, unse­ren Hir­ten unse­re Sor­ge um die Kir­che mit­zu­tei­len: dem Papst, den Bischö­fen und den Prie­stern, die die wich­tig­sten Mit­ar­bei­ter der Bischö­fe in der Obsor­ge für die Her­de Got­tes sind.“

Kar­di­nal Bur­ke zitiert dann den Canon 212 des Codex des Kir­chen­rechts über die Rech­te und Pflich­ten aller Gläubigen:

„Can. 212 — § 1. Was die geist­li­chen Hir­ten in Stell­ver­tre­tung Chri­sti als Leh­rer des Glau­bens erklä­ren oder als Lei­ter der Kir­che bestim­men, haben die Gläu­bi­gen im Bewußt­sein ihrer eige­nen Ver­ant­wor­tung in christ­li­chem Gehor­sam zu befolgen.

§ 2. Den Gläu­bi­gen ist es unbe­nom­men, ihre Anlie­gen, ins­be­son­de­re die geist­li­chen, und ihre Wün­sche den Hir­ten der Kir­che zu eröffnen.

§ 3. Ent­spre­chend ihrem Wis­sen, ihrer Zustän­dig­keit und ihrer her­vor­ra­gen­den Stel­lung haben sie das Recht und bis­wei­len sogar die Pflicht, ihre Mei­nung in dem, was das Wohl der Kir­che angeht, den geist­li­chen Hir­ten mit­zu­tei­len und sie unter Wah­rung der Unver­sehrt­heit des Glau­bens und der Sit­ten und der Ehr­furcht gegen­über den Hir­ten und unter Beach­tung des all­ge­mei­nen Nut­zens und der Wür­de der Per­so­nen den übri­gen Gläu­bi­gen kundzutun.“

„Die Quel­len von Canon 212 , die neu im Kodex des kano­ni­schen Rechts sind, sind die Leh­ren des Zwei­ten Öku­me­ni­schen Vati­ka­ni­schen Kon­zils, ins­be­son­de­re Nr. 37 der dog­ma­ti­schen Kon­sti­tu­ti­on Lumen Gen­ti­um über die Kir­che und Nr. 6 des Dekrets Apo­sto­li­cam Actuo­sitatem über das Apo­sto­lat der Laien.“

Der Kar­di­nal zeigt dann auf, daß die Lai­en geru­fen sind, ihre Sor­gen für das Wohl der Kir­che mit­zu­tei­len, und dies not­falls auch öffent­lich zu tun, wobei sie die von Chri­stus gestif­te­te Hier­ar­chie der Hir­ten und den Respekt die­sen gegen­über zu wah­ren haben. Zugleich bedau­ert er, daß „eini­ge“ in der Kir­che die­sen berech­tig­ten Aus­druck der Sor­ge von­sei­ten der Lai­en als Man­gel an Respekt gegen­über dem Hir­ten­amt betrachten.

„Ein alar­mie­ren­der Aus­druck der gegen­wär­ti­gen Kul­tur der Lüge und der Ver­wir­rung in der Kir­che ist die Ver­wir­rung über das Wesen der Kir­che und ihre Bezie­hung zur Welt. Heu­te hören wir immer öfter, daß alle Men­schen Kin­der Got­tes sind und daß Katho­li­ken sich gegen­über Men­schen ande­rer Reli­gio­nen und ohne Reli­gi­on ver­hal­ten müs­sen, als wären sie Kin­der Got­tes. Das ist eine fun­da­men­ta­le Lüge und Quel­le der schwer­wie­gend­sten Verwirrung.

Alle Men­schen sind nach dem Eben­bild Got­tes geschaf­fen, aber seit dem Fall unse­rer Stamm­eltern und dem dar­aus resul­tie­ren­den Erbe der Erb­sün­de kön­nen die Men­schen nur in Jesus Chri­stus, dem Gott Sohn, Kin­der Got­tes wer­den, den Gott Vater in die Welt gesandt hat, damit die Men­schen wie­der sei­ne Kin­der sein kön­nen durch den Glau­ben und  die Tau­fe. Nur durch das Sakra­ment der Tau­fe wer­den wir Kin­der Got­tes, Adop­tiv­kin­der Got­tes in Sei­nem ein­ge­bo­re­nen Sohn. In unse­ren Bezie­hun­gen zu Men­schen ande­rer Reli­gio­nen oder ohne Reli­gi­on müs­sen wir die­sen den Respekt zei­gen, der jenen gebührt, die nach dem Bild und Eben­bild Got­tes geschaf­fen wur­den, aber gleich­zei­tig müs­sen wir die Wahr­heit von der Erb­sün­de und der Recht­fer­ti­gung durch die Tau­fe bezeu­gen. Andern­falls hat die Mis­si­on Chri­sti, Sei­ne erlö­sen­de Inkar­na­ti­on und die Fort­set­zung Sei­ner Mis­si­on in der Kir­che kei­nen Sinn.

Es ist nicht wahr, daß Gott eine Viel­zahl von Reli­gio­nen will. Er sand­te Sei­nen ein­zi­gen Sohn in die Welt, um die Welt zu ret­ten. Jesus Chri­stus, der fleisch­ge­wor­de­ne Sohn Got­tes, ist der ein­zi­ge Ret­ter der Welt. In unse­ren Bezie­hun­gen zu ande­ren müs­sen wir immer die Wahr­heit über Chri­stus und die Kir­che bezeu­gen, damit die­je­ni­gen, die einer fal­schen Reli­gi­on fol­gen oder über­haupt kei­ne Reli­gi­on haben, die Gabe des Glau­bens erhal­ten und das Sakra­ment der Tau­fe suchen.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: NBQ

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4 Kommentare

  1. Wer hat denn die größ­te Ver­wir­rung in den letz­ten Jah­ren in der Kir­che zu ver­ant­wor­ten, wenn nicht Papst Fran­zis­kus sel­ber, der heu­te dies sagt und mor­gen das Gegen­teil. Heu­te pre­digt er gegen die Abtrei­bung und mor­gen beruft er eine Abtrei­bungs­be­für­wor­te­rin an die Päpst­li­che Aka­de­mie für das Leben.
    Der Papst ist nichts ande­res als ein Pero­nist, der alles mög­li­che gel­ten lässt, heu­te dies und mor­gen das Gegen­teil. Dann pre­digt er mal gegen die Heuch­ler, merkt aber nicht, dass er sel­ber einer der gröss­ten Heuch­ler ist. Es gibt Leu­te, die den Papst ent­schul­di­gen, er kön­ne ja nicht jede Per­son genau ken­nen, die er ein­setzt. Das mag ja sein, aber wenn er eine kla­re Linie hät­te und nicht sel­ber so ver­wor­ren wäre, wür­de das kaum pas­sie­ren. Offen­sicht­lich liebt er die Ver­wir­rung, um sei­ne libe­ra­le Agen­da bes­ser durch­set­zen zu kön­nen, denn dumm ist der Papst ja nicht.

  2. Vie­len Dank, sehr geehr­ter Mit­christ Bernd Weber, für die­se Dar­stel­lung des­sen, was lei­der zuneh­mend in der Kir­che statt­fin­det. Verwirrung.

  3. Allen sog. „Kon­ser­va­ti­ven“ sei eine Fra­ge gestellt :Wie hal­tet ihr es mit dem Kon­zil? Wer da her­umei­ert ent­larvt sich selbst.

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