Chur hat einen neuen Bischof – Weihbischof Eleganti emeritiert

Der Übergangs-Brückenbauer im Bündner Rheintal


Msgr. Joseph Bonnemain ist der neue Bischof von Chur.
Msgr. Joseph Bonnemain ist der neue Bischof von Chur.

(Rom) Msgr. Mari­an Ele­gan­ti, der Weih­bi­schof von Chur, wur­de heu­te von Papst Fran­zis­kus eme­ri­tiert. Zugleich gab der Hei­li­ge Stuhl die Ernen­nung des neu­en Bischofs von Chur bekannt. Das Bis­tum ist seit Jahr­zehn­ten tief gespalten.

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Der Bene­dik­ti­ner Msgr. Ele­gan­ti hat­te 2019, obwohl damals erst 63 Jah­re alt, Papst Fran­zis­kus im Zuge der Eme­ri­tie­rung von Bischof Vitus Huon­der sei­nen Rück­tritt ange­bo­ten. Wäh­rend der Bischofs­stuhl von Chur vakant war, beließ Fran­zis­kus den ehe­ma­li­gen Abt der Bene­dik­ti­ner­ab­tei St. Otmars­berg im Amt. Mit der heu­te erfolg­ten Ernen­nung eines neu­en Diö­ze­san­bi­schofs nahm der Papst aber das Rück­tritts­an­ge­bot Ele­gan­tis an.

Die Diö­ze­se Chur ist das älte­ste und größ­te Bis­tum der Schweiz. Seit Ende der 80er Jah­re tobt ein Kampf um die Kon­trol­le der Diö­ze­se. Des­halb bat Bischof Johan­nes Von­der­ach (1962–1990) gegen Ende sei­nes Epi­sko­pats um einen Bischof-Koad­ju­tor mit Nach­fol­ge­recht. Die­ser wur­de ihm 1988 in der Per­son von Wolf­gang Haas gewährt. Der Wider­stand gegen Msgr. Haas war so stark, daß er 1997 in das eigens dafür errich­te­te Erz­bis­tum Vaduz weg­be­för­dert wur­de. Das Für­sten­tum Liech­ten­stein hat­te bis dahin zum Bis­tum Chur gehört. Der Kon­flikt flamm­te bei jeder Neu­be­set­zung erneut auf. Durch das Zusam­men­wir­ken von kir­chen­fer­nen Medi­en und pro­gres­si­ven Kir­chen­krei­sen wur­de a prio­ri ein Nega­tiv­bild der Bischö­fe gezeich­net und die Ent­fal­tung ihres Wir­kens stark beeinträchtigt.

1999 war Mari­an Ele­gan­ti zum Abt der Mis­si­ons­be­ne­dik­ti­ner von Uznach gewählt wor­den.  2010 ernann­te ihn Papst Bene­dikt XVI. auf Wunsch von Bischof Vitus Huon­der zum Weih­bi­schof von Chur. Unter ande­rem wirk­te Ele­gan­ti als Regens des Chu­rer Prie­ster­se­mi­nars und Bischofs­vi­kar für die Ordens­leu­te. Kir­chen­fer­ne Medi­en und pro­gres­si­ve Kir­chen­krei­se setz­ten die bei­den Bischö­fe wie­der­holt unter Druck und stell­ten sie öffent­lich an den Pranger.

Wegen sol­cher Unstim­mig­kei­ten in der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz rund um die von Papst Fran­zis­kus für Okto­ber 2018 ein­be­ru­fe­ne Jugend­syn­ode leg­te Msgr. Ele­gan­ti 2018 sein Amt als Jugend­bi­schof der Schweiz nie­der. Er hat­te der Syn­oden­re­gie vor­ge­wor­fen, daß „Wider­sprüch­lich­keit kei­ne Signa­tur des Hei­li­gen Gei­stes“ sei.

Der Weih­bi­schof von Chur übte 2019 schar­fe Kri­tik an dem Abu-Dha­bi-Doku­ment über die „Brü­der­lich­keit aller Men­schen“, das Papst Fran­zis­kus mit dem Groß­i­mam von al-Azhar in den Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­ten unter­zeich­ne­te und das vom öster­rei­chi­schen Phi­lo­so­phen Joseph Sei­fert als die „Häre­sie aller Häre­si­en“ bezeich­net wurde. 

Msgr. Mari­an Ele­gan­ti: Der Bene­dik­ti­ner war bis heu­te Weih­bi­schof von Chur

Zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia tätig­te Ele­gan­ti kri­ti­sche Anmer­kun­gen zur Ver­tei­di­gung von Ehe und Fami­lie. Als erster und bis­her ein­zi­ger Schwei­zer Bischof unter­zeich­ne­te er das Bekennt­nis zu den unver­äu­ßer­li­chen Wahr­hei­ten des Ehe­sa­kra­ments, das von Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der und ande­ren kasa­chi­schen Bischö­fen zum Jah­res­en­de 2017 vor­ge­legt wor­den war. 

Im Zuge der soge­nann­ten Coro­na-Pan­de­mie stell­te er eine geist­li­che Dimen­si­on zu den Ereig­nis­sen her und rief zu Buße und Umkehr auf. Bereits Anfang März 2020 bezog er mit kla­ren Wor­ten Stel­lung und zog sich damit hef­ti­ge Kri­tik auf sich, weil bestimm­te Mei­nun­gen kaum mehr gedul­det wer­den. Er kri­ti­sier­te, daß die Ant­wort der Kir­che auf die Coro­na-Kri­se sich weit­ge­hend in Hygie­ne­vor­schrif­ten erschöp­fe, was einer „Kapi­tu­la­ti­on“ gleich­kom­me. Eben­so beton­te er, daß der Kom­mu­nion­emp­fang kei­ne Ansteckungs­ge­fahr dar­stel­len kön­ne. Mit ihren Bestim­mun­gen zur hei­li­gen Kom­mu­ni­on wür­den die Bischö­fe sagen, daß der Emp­fang des Lei­bes Chri­sti krank­ma­chen könne. 

Den Schwei­zer Bischö­fen war es jedoch wich­ti­ger, am Gleich­schritt mit der Regie­rung fest­zu­hal­ten. Selbst Bischö­fe aus der benach­bar­ten Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ging auf Distanz zu Msgr. Ele­gan­ti. Der Apo­sto­li­sche Admi­ni­stra­tor von Chur, Msgr. Peter Bürcher, erteil­te Ele­gan­ti in Sachen Coro­na­vi­rus ein fak­ti­sches Sprech­ver­bot mit der Begrün­dung, der Weih­bi­schof wür­de „bei den Gläu­bi­gen und in der Öffent­lich­keit Ver­wir­rung“ stif­ten. Das offi­zi­el­le Coro­na-Nar­ra­tiv, von dem man weiß, daß es von den mei­sten Regie­run­gen ver­tre­ten wird, von dem man aber nicht weiß, wer es erfun­den hat, durf­te nicht gestört werden. 

Der neuer Bischof von Chur

Fast zwei Jah­re nach der Eme­ri­tie­rung von Bischof Vitus Huon­der ernann­te Papst Fran­zis­kus heu­te einen neu­en Bischof von Chur. Die Ernen­nung des Ober­hir­ten eines so alten Bis­tums erfolgt nach Eigen­recht. Dem­nach hät­te Papst Fran­zis­kus dem Dom­ka­pi­tel einen Drei­er­vor­schlag über­mit­teln und die 22 Dom­her­ren dar­aus den neu­en Bischof wäh­len sol­len. Im Novem­ber 2020 ver­zich­te­te das Dom­ka­pi­tel jedoch auf die­ses Vor­recht, da man sich auf kei­nen Kan­di­da­ten eini­gen konn­te. Damit ermög­lich­te es Fran­zis­kus, wie in den neue­ren Bis­tü­mern, selbst die Ent­schei­dung zu tref­fen, die auf Joseph Maria Bonn­emain, Prie­ster des Opus Dei und selbst Mit­glied des Dom­ka­pi­tels, fiel.

Damit bevor­zug­te der Papst eine Über­gangs­lö­sung, da Msgr. Bonn­emain 72 Jah­re alt ist und bereits in drei Jah­ren sei­nen Rück­tritt anbie­ten muß. Auch für den Fall, daß der Papst ihn über die kano­ni­sche Alters­gren­ze hin­aus im Amt belas­sen soll­te, dürf­te sei­ne Amts­zeit abseh­bar höch­stens fünf Jah­re dauern.

Bonn­emain ist der Sohn eines Schwei­zers aus dem Kan­ton Jura und einer Kata­la­nin, wes­halb er in Bar­ce­lo­na gebo­ren wur­de. In Zürich stu­dier­te er Medi­zin und anschlie­ßend in Rom Phi­lo­so­phie und Theo­lo­gie. 1978 wur­de er für das Opus Dei, heu­te eine Per­so­nal­prä­la­tur, zum Prie­ster geweiht. An der Uni­ver­si­tät Navar­ra absol­vier­te er ein Stu­di­um des Kir­chen­rechts und wirk­te seit 1981 als Kir­chen­rich­ter für das Bis­tum Chur. Von 1983 bis 1992 war er Mit­glied der Dele­ga­ti­on des Hei­li­gen Stuhls bei der WHO in Genf. 2002 berief ihn die Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz zum Sekre­tär der Kom­mis­si­on für sexu­el­len Miß­brauch. Seit 2003 war er Mit­glied des Chu­rer Dom­ka­pi­tels. Er wirk­te zuletzt unter ande­rem als Offi­zi­al des Bis­tums und Krankenhausseelsorger.

Das Bis­tum Chur ist welt­weit die ein­zi­ge Diö­ze­se, die über einen eige­nen Bischofs­vi­kar für die Ange­le­gen­heit des über­lie­fer­ten Ritus ver­fügt. Die­se Auf­ga­be wird seit Juni 2015 von P. Mar­tin Ramm von der Petrus­bru­der­schaft wahrgenommen.

Bis zur Inthro­ni­sa­ti­on des neu­en Bischofs wird die Diö­ze­se vom Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tor Msgr. Bürcher gelei­tet. Die­ser gab bekannt, daß er den Ter­min für die Bischofs­wei­he und die Amts­ein­füh­rung ehest­mög­lich ankün­di­gen werde.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Chur ist das zweit­äl­te­ste Bis­tum der Schweiz, das um ein paar Jah­re älte­re ist Sit­ten (Sedunum), frü­her Octo­du­rus (die heu­ti­ge Stadt Martigny.

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